Wings of Saint Nazaire22.07.2014, Benjamin Schmädig
Wings of Saint Nazaire

Vorschau: Die Renaissance des Sprites

Die Renaissance des Weltraums: Neben verschiedenen Independent-Künstlern sind auch galaktische Legenden wie Chris Roberts und David Braben in die unendlichen Weiten zurückgekehrt – einen Retroflash namens Wings of Nazaire hatte ich dennoch nicht erwartet. Denn hier fliegen keine dreidimensionalen Raumschiffe durchs All, sondern zweidimensionale Pappaufsteller. Und das sieht fantastisch aus!

Klar, spritzig... Sprites?

Nie haben Raumkämpfe in einer Pixelgalaxie so gut ausgesehen: Die schweren Flügel der Hangartür schieben sich langsam ineinander und geben den Blick auf die enge Startrampe frei – man denke an Kampfstern Galactica. Die orangefarbene Beleuchtung bricht durch den Staub der schmutzigen Cockpitscheibe, dann wird das Schiff ins All geschossen. Laser blitzen rechts und links, feindliche Triebwerke dienen als Leuchtfeuer, bis die Gegner in grellen Explosionen auseinanderfallen.

Moderne Effekte bereichern die altmodische Technologie, bei der Raumschiffe durch zweidimensionale "Fotos" dargestellt werden, so genannte Sprites. Dabei wird jedes Schiff aus unterschiedlichen Positionen "abgelichtet", damit das Spiel immer jenen Schnappschuss darstellen kann, den der Spieler aus seiner aktuellen Position machen könnte.

Ergänzt werden die zweidimensionalen Bilder durch Trägerschiffe, die als 3D-Modelle im All schweben. Und die Mischung ist traumhaft! Mit technischem Einfallsreichtum und kreativem Auge erschuf das drei Mann starke Team,

Kostenloser Probeflug

Die Alpha-Demo steht auf der offiziellen Webseite zum Download zur Verfügung . das noch nicht einmal einen Namen trägt, eine Demo, die neben Schwergewichten wie Star Citizen und Elite: Dangerous ins Auge sticht. "Wir finden es einfach interessant, eine 20 Jahre alte Technologie auszupacken und mit einer modernen Engine wie Unity3D anzuwenden." Das erinnere an die Demo-Szene , an "die Lust, etwas Besonderes zu machen." So beschreibt es Jan Simon, der sich die Zeit genommen hat, uns sein Spiel vorzustellen.

Massenschlachten

Denn noch sind viele Fragen offen. Noch ist Wings of Saint Nazaire nur der erste Schritt eines Hobbyprojekts, an dem Programmierer Simon, Designer Howard Day sowie Komponist Daniel Hoffman in ihrer Freizeit arbeiten. Eine frühe Alphaversion zeigt, was sie bisher geschaffen haben:

Mit zweidimensionalen Raumschiffen und modernen Effekten entstehen fulminante Bilder.
schnelle Raumschlachten mit Dutzenden, Hunderten oder mehr Schiffen. Denn während das Erstellen der Abbilder dreidimensionaler Modelle einen zusätzlichen Arbeitsschritt bedeutet, können sie anschließend eine große Anzahl zweidimensionaler Schiffe gleichzeitig darstellen.

Wie im erklärten Vorbild Wing Commander wähle ich in der Demo zwischen verschiedenen Waffen oder feuere aus allen Rohren. Im fertigen Spiel soll ich die Energiezufuhr von Waffen, Schilden und Antrieb regeln dürfen. Jetzt schon drehe ich das Schiff zur Seite oder rolle es Elite-ähnlich um die Längsachse – viel mehr ist in der kurzen Demo allerdings nicht drin. Sie blickt in ein Universum, das erst entstehen muss. Insofern gleicht sie dem Raumkampfmodul des aktuellen Star Citizen.

Von der Tiger's Claw zur Saint Nazaire

Tatsächlich überlegt das Trio gerade, was aus der eindrucksvollen Demo werden soll. Eine Kampagne für Solisten soll es geben, mit einer Geschichte, an der die Entwickler noch feilen. Vielleicht wird sie in Comicschnipseln erzählt, vielleicht klickt man sich wie in einem Adventure durch Ereignisse an Bord des Trägerschiffs Saint Nazaire. Die Missionen sollen offiziellen Bildern nach auch auf Planetenoberflächen und laut Simon über mehrere Wegpunkte führen, um die Spannung vor einem Kampf gemächlich zu steigern. Der Programmierer skizziert "diese leisen Momente zu Beginn einer Mission, die Anspannung, der Funkverkehr der Flügelmänner, der Weg in die Schlacht..."

Ideen auf Papier

Selbst ob das Spiel kostenlos oder zu einem für Independentspiele üblichen Preis erscheint, ist offen. Das Team erwägt laut offizieller Webseite auch eine Schwarmfinanzierung, will sich aber erst später dazu äußern. Gegenwärtig arbeitet es am Netzcode der Onlinescharmützel. Und obwohl auch die längst nicht durchgeplant sind: Den Kampf Jeder-gegen-Jeden soll es ebenso geben wie Teamgefechte. Capture-the-Flag-Varianten sind laut Simon ebenfalls im Gespräch.

Die Entwickler denken zudem über einen MOBA-ähnlichen Modus nach, in dem die Teams gegnerische Großraumschiffe zerstören müssen. Auf dem Weg dorthin würden sie Wellen kleiner Jäger abwehren und größere Schiffe zerstören, die wie die Türme eines MOBA als schwer besiegbare Hindernisse im Weg stehen. Ein interessanter Ansatz – wenn auch bisher nur "Ideen auf dem Papier", wie es Simon formuliert.

Ausblick

Ich wollte schreiben, man könne das "kleine" Wings of Saint Nazaire gar nicht mit dem "großen" Star Citizen vergleichen. Dabei sind sich die frühen Demos der Weltraumabenteuer erstaunlich ähnlich: In beiden kämpfe ich in Endlosschleife gegen immer gleicher Gegner, während das fertige Spiel kaum erkennbar ist. Wo Chris Roberts mit einer umfassenden Flugphysik überzeugt, begeistern mich die Hobbyentwickler mit einer kreativen Spielfreude – staunend versinke ich in ihrem fantasievollen Weltall. Und genau das ist der Punkt: Wings of Saint Nazaire ist nicht nur eine beeindruckende Tech-Demo. Es hat eine Seele. Hoffentlich verrennen sich Jan Simon und sein Team nicht in großen Ambitionen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich ihre Hommage an Roberts' ureigenes Wing Commander entwickelt!

Einschätzung: gut

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