Die Rückkehr nach Hause
Wenn Diktatoren ihrem Volk zusetzen, wird die "Agentur" eingeschaltet - quasi das politische Gegenstück zu den "Men In Black". Die Ein-Mann-Armee Rico Rodriguez braucht nur einen "triftigen Grund" (Just Cause), um einen Guerrilla-Krieg anzuzetteln. Das Ergebnis bislang: Der fiktive südamerikanische Inselstaat San Esperito wurde ebenso befreit wie die südostpazifische Gegenstück von Panau. Für seinen neuen Auftrag verschlägt es ihn nach Hause. Seine Heimat, das mediterrane Medici (wie in den bisherigen Teilen ein fiktiver Inselstaat) leidet unter der brutalen Gewalt von General Di Ravello. Und das bedeutet: Rico beginnt einen Feldzug gegen den Diktator, bei dem es Chaos regnen wird und ein Sturm der Zerstörung durch das Land zieht, auf dessen Schwingen Rico mit seinem Wingsuit wie ein mit Speed gedopter Racheengel gleitet. Das ist zumindest die Theorie.
Just Cause 3 zelebriert laute Zerstörung.
In der Praxis konnte ich zwar Zeuge von Chaos und Zerstörung werden. Doch so elegant, wie Rico in den bisherigen Trailern zwischen den Bewegungszuständen wechselt, habe ich es bis zum Ende der gut zwei Stunden langen Spielsession im Vorfeld der E3 nicht hin bekommen. Von Zeit zu Zeit gab es zwar diese Momente der Adrenalin spendenden Glückseligkeit, wenn man aus einem auf Höchstgeschwindigkeit laufenden Sportwagen auf die Motorhaube klettert, mit einem Knopfdruck den Para-Gleitschirm ausfährt, mit dem mechanischen Enterhaken nochmals Schwung holt, dann mit einem weiteren Knopfdruck in den Wingsuit-Modus schaltet und die Landschaft unter sich vorbeiziehen sieht, bevor man sich elegant an einen Hubschrauber hängt und diesen dann mit einer Sprengladung in die Luft jagt. Aber es gab auch genug Momente, in denen ich unsanft mit dem Boden, Gebäuden, Fahrzeugen, Brücken oder Antennenmasten kollidierte, was natürlich weitaus weniger elegant aussieht.
Explosiver Stunt-Spielplatz
Es warten 600 Quadratkilomter darauf, entdeckt zu werden.
Wie bei den bisherigen Serien-Ablegern gibt es keine Begrenzung. Die gut 1000 Quadratkilometer große Inselwelt ist offen und bietet einem vielseitige Unterhaltung. Vermutlich wird man durch Gegneransammlungen temporäre Probleme vorfinden, an denen man nicht so einfach vorbeikommt oder für die man besondere Fähigkeiten benötigt, die erst im Lauf der Zeit freigeschaltet werden. Doch in der Theorie wird man von Anfang an überall hingehen können. Vorrangiges Ziel ist natürlich die Befreiung der einzelnen Gebiete. Dies passiert, indem man Di Ravellos Infrastruktur schwächt: Lautsprecher müssen ebenso deaktiviert werden wie Projektoren oder Poster, die allesamt die Propaganda des Generals wie Pest verbreiten. Man kann Gefängnisse befreien, die örtlichen Gesetzeshüter in den Vorruhestand schicken, Funkmasten sabotieren, Militär-Anlagen ausschalten usw. Je mehr Chaos man anrichtet, umso mehr Rebellen schließen sich der Sache an, so dass man sich schließlich sogar aus den Kämpfen zurückziehen und an die nächste Zerstörung machen kann, während man zusieht, wie die Truppen miteinander kämpfen.
Bis zu drei Waffen kann man jederzeit mit sich führen, wobei man auch Schießprügel der Feinde aufnehmen darf, die dann auch per Abwurf angefordert werden können - wie auch alle bis dato freigeschalteten Fahrzeuge, die in Sekundenschnell an der gewünschte Stelle mit einem Container und Konfetti fallen gelassen werden. Und ausgehend von der bisher in Medici verbrachten Zeit gibt es verdammt viel freizuspielen. Ich hoffe nur, dass Avalanche das alles wie bei den Vorgängern in einen vernünftigen Kontext bringen und auch erzählerisch motivieren kann. Klar möchte ich irgendwann im Spiel auch die (fiktive) Edelkarosse mit 700 PS fahren, die an italienische Luxus-Sportwagen erinnert. Doch ich möchte auf dem Weg dorthin nicht mit "Sammle 100 Federn" oder ähnlichen Sperenzchen konfrontiert werden. Offene Welt: Super! Tu, was dir Spaß macht: Gerne doch! Genieße die Freiheit: Lasse ich mir nicht zweimal sagen! Aber es darf nicht zum Selbstzweck verkommen.