Call of Duty: Black Ops 308.08.2015, Jan Wöbbeking

Vorschau: Humanoide Kriegsführung

Das nenne ich eine ungewöhnliche Call-of-Duty-Präsentation: Als Activision uns in Köln den Story-Modus von Black Ops 3 vorstellte, fiel in den Spielszenen nicht ein einziger Schuss. Handfester ging es danach im Multiplayer zur Sache, bei dem die futuristischen Gadgets und Implantate des Jahres 2065 zum Einsatz kamen.

Implantate und humanoide Roboter

Statt Gefechten schlug Treyarch bei der Story-Präsentation also eher leise Töne an. Bedrückend war die Stimmung trotzdem, schließlich traf das Duo amerikanischer Protagonisten in einem improvisierten Militär-Lager in Kairo ein. Nachdem sie aus der U-Bahn gestiegen und einige Treppen hinauf geschritten sind, sehen sie neben Munitionsvorräten auch einige Verwundete, die den humanoiden Kampfrobotern der NRC offenbar stark unterlegen sind. Der Spieler ist aber hauptsächlich dort, um jemanden zu verhören, der offenbar etwas über den Kontaktabbruch zu einer wichtigen CIA-Basis in Singapur weiß. Sogar das zur Rettung losgeschickte Team ist verschollen, also werden weitere Agenten zur Ermittlung auf die Reise geschickt. Die Demo endete kurz vor einem Angriff der NRC auf das Lager. Statt die Action zu zeigen, wurden paar Infos über die futuristische Welt präsentiert. 40 Jahre nachdem Raul Menendez die komplette Drohnenflotte der USA gehackt hat, wurde als Reaktion auf die unbemannte Gefahr aus der Luft das so genannte Directed Energy Air Defense System (DEAD) eingerichtet.

VR war gestern...
Es kann durch lasergenaue Erfassung des Luftverkehrs fast jegliche Bedrohung vom Himmel holen und basiert laut den Entwicklern auf durchaus wahrscheinlich Prognosen heutiger Militärforschung. Da Luftschläge also beinahe wirkungslos werden, rückt der Soldat wieder in den Vordergrund der Kriegsführung – unterstützt von allerlei Gadgets, künstlichen Gliedmaßen, humanoiden Robotern und Implantaten, die zum Teil sogar direkt mit dem Hirn verbunden sind. Auch hier hält sich Activision offenbar an die Prognosen der Wissenschaft.

Der Zeit voraus

Erste Schritte sind in all diesen Bereichen schließlich auch in der realen Welt bereits getan. Als Undercover-Kämpfer hat der Spieler natürlich Zugriff auf Technik und Mittel, die der öffentlich bekannten schon eine kleinen Schritt voraus ist. Ähnlich wie in Metal Gear Solid soll ein „Safe-House“ als Basis dienen, in der man seine Hightech-Ausrüstung in allen Feinheiten aufmotzen und modifizieren kann – inklusive Geschlechtsumwandlung für diejenigen, die mit einer Agentin spielen möchten. Außerdem findet an dort jede Menge taktische Informationen über die anstehenden Missionen sowie eine Wiki zu allen Feinheiten des Spiels und der Serie. Die Level-Struktur soll diesmal deutlich offener gestaltete sein. Statt wie früher einfach Zielpunkte abzuklappern, sei man jetzt selbst mehr dafür verantwortlich, wie man die Aufträge im Detail spielt.

Schnelle Reaktionen können nach wie vor nicht schaden.
Eines dieser Gadgets konnte ich bereits in meinen ersten Mehrspieler-Matches ausprobieren. Da ich mich für einen Kampfroboter entschieden habe, konnte ich ab und zu den Arm in eine Art Minigun verwandeln, mit der ich einige Gegner ordentlich unter Druck gesetzt habe. All zu lange klappte das allerdings nicht, denn das grundlegende hektische Spielgefühl ähnelt trotz vieler kleiner Änderungen nach wie vor den Vorgängern. Dazu gehören in erster Linie die blitzschnellen Kills, Tode und Respawns im Sekundentakt. Mit Hilfe der Power-Slides gelangte ich schnell und präzise in Deckungen, die Schubdüsen „verhungern“ dagegen gefühlt ziemlich schnell, wenn man sie mit den Exemplaren aus Halo oder Planetside 2 vergleicht – allerdings sind hier natürlich auch die Karten viel kleiner. Wandläufe sind ähnlich wie bei Titanfall ebenfalls möglich.

Neue Spezis

Neuerdings kann man vor dem Match einen von neun Spezialisten auswählen, der bestimmte Extras, Waffen und Fähigkeiten mitbrigt. Der von mir ausgewählte Kampfroboter „Reaper“ kann sich neben der bereits erwähnten Minigun z.B. in das neurale Interface seines Gegners hacken, um ihm ein paar Doppelgänger von mir vorzugaukeln. Der Nomad verpasst sich dagegen kurz vor dem Tod eine Injektion, welche die Energie auffüllt und schickt seinem Gegenüber einen lästigen Schwarm von Mini-Drohnen entgegen. Donnie Walsh (Callsign Ruin) wiederum setzt als Spezialwaffe eine Schockwelle mit Umgebungsschaden ein und kann sich kurzzeitig schneller bewegen. Auch das Punkteverdienen für den Scorestreak lässt sich auf Wunsch beschleunigen, und zwar in der Rolle von Zhen Zhen aka Seraph. Alle Spezialisten besitzen auch eine kleine Hintergrundgeschichte zu ihren Biographien, ihrer Persönlichkeit und ihren Eigenschaften. Bei einer Runde Hardpoint, in der Punkte erobert und gehalten werden müssen, wurden die vielen kleinen Abkürzungen und Seitenwege intensiv genutzt.

Runter mit dir!
Meine Abstecher durch einen gefluteten Tunnel nebst Teich endeten schnell mit einer Kugel im Rücken. In einer verfallenen Radarstation gab es viele kleine Schlupflöcher und Ecken an denen sich schnelle Schusswechsel abspielten. Obwohl die Detailfülle ein wenig gestiegen ist und alles serientypisch in flüssigen 60 Bildern pro Sekunde animiert ist, wirkten die Kulissen nach wie vor etwas unbelebt. Auch jeweils eine Runde Kill Confirmed und Team Deathmatch fühlten sich vertraut an.

Ausblick

Da es in der Präsentation des Story-Modus keinerlei Action zu sehen gab, lässt sich natürlich schwer einschätzen, wie stark die versprochenen, weitläufigeren und freieren Missionen sich auf den Einzelspieler-Part auswirken. Die Ausgangslage der Geschichte mit auf heutiger Forschung aufbauender Technik gefällt mir zumindest gut. Vermutlich wird die Kampagne wieder die typischen Black-Ops-Kapriolen mit abenteuerlichen Wendungen bieten. Der Multiplayer fühlte sich trotz all der Änderungen relativ ähnlich an wie in älteren Teilen. Auch grafisch hielt sich der Sprung nach vorne in Grenzen, obgleich die Charaktere aus der Nähe mit all ihren Poren und Härchen relativ detailreich aussahen und es im Mehrspieler wieder die gewohnt sauberen 60 Bilder pro Sekunde gab. Sie wurden allerdings erneut mit etwas statisch wirkenden Kulissen erkauft; diesmal laufen Single- und Multiplayer übrigens mit der exakt gleichen Engine. Wenn man sich besser auf die zahlreichen Gadgets und Fähigkeiten eingestellt hat, könnte das natürlich noch stärkere Auswirkungen aufs Spielgefühl haben. Wer die typischen blitzschnellen Duelle auf kleinen Maps lieb gewonnen hat, wird also vermutlich wieder gut bedient werden. Call of Duty: Black Ops 3 erscheint am 6. November 2015 für PlayStation 4, Xbox One und PC.

Einschätzung: gut

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