The Incredible Adventures of Van Helsing 313.05.2015, Mathias Oertel
The Incredible Adventures of Van Helsing 3

Vorschau: Das Beste zum Schluss?

Unabhängig muss nicht planlos heißen. Diesen Grundsatz unterstreicht das ungarische Indie-Team von Neocore jedes Jahr aufs Neue: In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht man im Frühsommer einen frischen Teil der als Trilogie ausgelegten Incredible Adventures of Van Helsing. Kommt das Beste zum Schluss? Wir haben vorab mit zwei Klassen die Monster in die Verdammnis geschickt.

Alles beim Alten?

Sowohl bei der Präsentation als auch beim Spielen von The Incredible Adventures of Van Helsing 3 (VH3) wurde eines klar: Mechanisch hält Neocore (Deathtrap, King Arthur) an dem fest, was die Vorgänger auszeichnete. Man findet sich sehr schnell mit dem durchdachten Kampfsystem zurecht, bei dem sich Spezialfähigkeiten aufladen und kombinieren lassen. Wie gehabt erfindet man das Hack&Slay-Rad nicht neu, sondern erweitert es nur um interessante Feinheiten, wobei die im Vergleich zu z.B. Diablo 3 langsamere Lauf- und damit Spielgeschwindigkeit im Zusammenhang mit den Kämpfen sowie dem temporären Verbessern einzelner Fähigkeiten immer wieder interessante Tempo-Wechsel ermöglicht.

Unzertrennlich: Van Helsing und seine vorlaute Geister-Begleitung Katarina.
Und natürlich bleibt es auch dabei, dass die Geist-Begleitung Katarina nicht nur eine schmückende Rolle hat, sondern mit ihren aktiven und passiven Kampffähigkeiten weiterhin ein integraler Bestandteil von Van Helsings Angriffsrepertoire sowie Charakterentwicklung ist. Neu ist allerdings, dass es mittlerweile Ausrüstung gibt, die nur Katarina anlegen darf. Es wird auch ein erzählerischer Fokus auf sie gelegt. Man soll einiges über ihre Vergangenheit sowie ihre Verbundenheit zum Van-Helsing-Clan erfahren. Doch auch wenn sich einige Abschnitte inhaltlich um sie drehen, wird es dennoch nicht möglich sein, den vorlauten Geist selbst zu steuern - schade.

Alles bleibt anders

Im Gegensatz zum Vorgänger, der den Import und die Weiterentwicklung von Figuren aus Teil 1 ermöglichte, startet man hier bei Null - obwohl die Geschichte direkt an Teil 2 anschließt. Dennoch wird die Zeit, die man in die bisher erschienenen Episoden investiert hat, nicht umsonst gewesen sein: Es sind Boni vorgesehen, wenn man bereits in Borgovia unterwegs war - welche das sind, wollte Neocore noch nicht sagen. Der Grund für den Neubeginn der Charakterentwicklung dürfte vor allem in den sechs neuen Klassen zu finden sein, die sich bis auf eine Ausnahme nicht mit denen der Vorgänger in Verbindung bringen ließen, die zudem im schlimmsten Fall beim Maximallevel von 30 liegen. Auch

Die Kulisse wurde für den letzten Teil der Trilogie nochmals überarbeitet.
die besser aufgeräumten und strukturierten Bildschirme der üppigen Fähigkeiten-Bäume sind ein Anhaltspunkt dafür, dass ein charakterlicher Neuanfang die vermutlich beste Entscheidung darstellt.

Spielbar in der Vorschau-Version waren der "Protektor" und der "Elementalist". Der eine (Protektor) ist ein schwer gepanzerter Nahkämpfer, den ich so gar nicht mit dem Fedora-Hut und Mantel tragenden Protagonisten des ersten Teiles  in Verbindung bringen kann. Auch der fragile Elementalist, der nur einen Bruchteil dessen einstecken kann, was der mit seiner Panzerung leicht an einen Space Marine erinnernde Schwertschwinger verträgt, ist nicht der Monsterjäger wie man ihn kennt. Stattdessen wirkt es so, als ob Neocore versucht, mit den neuen Klassen den Weg ins "klassische" Hack&Slay zu finden. Dementsprechend scheinen auch der Umbralist (eine Stealth-Klasse) sowie der Phlogistonier (Nahkämpfer mit Exoskelett) Varianten konventioneller Action-Rollenspiel-Klassen zu sein.

Einzig der Bounty Hunter und der Constructor, die an den Arkanmechaniker bzw. den Standard-Van-Helsing erinnern, hätten auch aus dem Vorgänger kommen können. Allerdings wurden sie insofern angepasst, dass sie den Steampunk-Ansatz von Teil 2 hinter sich lassen und mittlerweile in eine Welt passen, die sich am ehesten als eine industrielle Revolution beschreiben lässt, die von einem wahnsinnigen Wissenschaftler angestoßen und umgesetzt wurde.

Für jeden Geschmack

Ausgehend von den Unterschieden, die schon bei den zwei bislang spielbaren Klassen zu spüren sind, scheint Neocore eine Figur für nahezu jede bevorzugte Hack&Slay-Spielweise anbieten zu können, wobei das serientypische Credo "Weglaufen ist manchmal das Beste" immer noch Bestand hat. Wie schon beim Vorgänger scheint man einen gelungenen Kompromiss aus dem Beibehalten bewährter Elemente, dem Verfeinern von Mechaniken sowie dem Hinzufügen neuer Komponenten gefunden zu haben. Die unterirdische Höhle z.B. dient zwar immer noch als Sammel- und Knotenpunkt, von dem aus man sich überall hin teleportieren, aber auch die beliebten Tower-Defense-Minispiele starten darf. Aber sie ist

Schließt man einen Controller an, wird die Benutzerführung angepasst und gibt einen Ausblick auf die Versionen für PS4 sowie One.
größer geworden und bietet damit noch mehr Möglichkeiten, die Ausrüstung Van Helsings zu verbessern oder zu modifizieren. Zudem kann man sowohl bei der Hauptmission als auch bei den zahlreichen Nebenaufgaben immer wieder kleine Entscheidungen treffen. Diese haben zwar nur punktuell und temporär Auswirkungen, doch je nach Auswahl kann es zu haarsträubenden Situationen oder humorvollen Auflösungen kommen. In dem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Entwickler bei den Anspielungen auf Pop-Kultur und weiteren Easter Eggs nochmals aufgestockt haben. Bereits in den Abschnitten, die in der Vorschau-Version zur Verfügung standen, können aufmerksame Spieler über haufenweise Hinweise u.a. auf Alien stoßen.

Man wird häufiger als in den Vorgängern mit Entscheidungen konfrontiert.
Was ebenfalls per Zufall aufgefallen ist: Die PC-Version lässt sich per Pad steuern. Nicht nur das: Wird ein entsprechendes Kontrollgerät angeschlossen, wird auch die Darstellung der wichtigsten Menüs (Inventar, Charakterentwicklung) angepasst. Das wiederum ist eine weitere Bestätigung für das, was uns die Verantwortlichen von Neocore bereits bei der Präsentation auf Nachfrage versichert haben: Es werden Konsolenversionen der Trilogie auf PS4 und One erscheinen. Allerdings wollte man noch keine Auskünfte über eventuelle Zeitexklusivität, einen Termin bzw. darüber geben, ob alle Teile einzeln oder als Gesamtpaket erscheinen. Nachdem ich die Monsterjäger nicht nur mit der weiterhin sehr guten Maus/Tastatur-Variante, sondern auch mit der etwas gewöhnungsbedürftigen (da überbelegten) Pad-Steuerung auf die Feinde gehetzt habe, muss ich den Verantwortlichen ein Kompliment machen: Die Hatz auf die fantasievoll designten Gegner sowie die in einem ordentlichen Verhältnis ausgeschüttete Beute steht den Teufelsjagden aus dem Hause Blizzard kaum nach.

Ausblick

In der vorliegenden Version waren zwar nur zwei von sechs Figuren in drei großräumigen Abschnitten spielbar. Doch wenn die übrigen vier Charaktere ähnlich variantenreich sind, dürfte ein schöner Abschluss der Trilogie ins Haus stehen. Am stabilen Kampffundament hat Neocore nur noch Feinschliff betrieben, dafür aber noch mehr Anspielungen auf Pop-Kultur eingebaut. Auch die schicken Kulissen samt opulenter Effekte sowie die kosmetische Überarbeitung überladener Menüs aus den Vorgängern sind lobenswert. Und es wurde Zeit in die Steuerung per Controller investiert, die einen kleinen Ausblick auf die Konsolen-Versionen gibt, deren Entwicklung uns von Neocore bestätigt wurde. Man kann gespannt sein, wie die Erzählung um den eigenwilligen Monsterjäger und seine Geister-Begleitung Katarina zu Ende gebracht wird. Es ist zwar schade, dass die mühsam aufgepäppelten Charaktere der Vorgänger nicht importiert werden können. Doch spätestens mit dem dritten Teil der Hack&Slay-Serie dürfte Van Helsing seinen Geheimtipp-Status verlieren.

Einschätzung:
gut

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