Ghost Recon Wildlands11.08.2016, Jan Wöbbeking

Vorschau: Kooperativer Abenteuerspielplatz?

Ubisoft will uns wieder einmal die Wahl überlassen: Im taktischen Koop-Shooter Ghost Recon Wildlands (ab 13,42€ bei kaufen) bestimmt der Spieler, auf welchem Wege, wie leise und mit Hilfe welcher Missionen er die offen gestalteten Gebiete in Bolivien destabilisieren möchte. Wir haben uns in Jeep und Helikopter geschwungen, um ein paar böse Buben des Kartells zu jagen.

Temporeiche Action im wilden Bolivien

Nach dem im Jahr 2024 spielenden Ableger Future Soldier geht es für Wildlands zurück in die Gegenwart. Als das Kokain-Kartell Santa Blanca zu viel Einfluss erhält und dessen Ausbreitung über die Grenzen Boliviens hinaus droht, kommt die von Tom Clancy erdachte Spezialeinheit ins Spiel. Sie operiert traditionell in etwas größerem Rahmen als in Rainbow-Six-Spielen, das offene bergige Areal des neuen Teils soll aber alle Flächenrekorde bisheriger Ubisoft-Titel sprengen. Bis zu drei Mitspieler können in den Missionen mitkämpfen oder werden von KI-Söldnern ersetzt. Auch wir haben uns zu viert mit anderen Spielern in eine Mission gestürzt. In ihr wechselte sich eine kurze Planungsphase meist mit einem schnellen Überfall oder wilden Schießereien ab.

Die gemeinsame Jagd hat begonnen.
Auf den ersten Blick wirkt die in einer neuen hauseigenen Engine entwickelte Kulisse ein wenig unsauber: Immer wieder begegneten uns in der felsigen Wüsten- und Steppenlandschaft noch Schnittstellenfehler,  Bildraten-Einbrüche oder etwas holprige Laufanimationen. Auch die kräftige Farbpalette sorgt zunächst eher für einen etwas künstlicheres Aussehen, das ein wenig an die alte Konsolengeneration erinnert.Das Gesamtbild vermittelt aber trotzdem einen glaubwürdigen Eindruck einer wilden Einöde mit verstreuten Dörfchen und Drogenküchen - vor allem, wenn man erst einmal mit einem Hubschrauber abhebt und die beeindruckend weite Kulisse aus der Luft zu Gesicht bekommt.

Ausflug zu viert

Dann ergibt sich trotz der Mängel im Detail ein hübsches und homogenes Gesamtbild. Vehikel wie Pickup-Trucks, Dünen-Buggies oder Dirt Bikes spielen in der weitläufigen Welt eine wichtige Rolle und kamen auch in unserer Mission immer wieder zum Einsatz. Während Ubisofts E3-Pressekonferenz wirkten mir die Spielszenen noch zu hektisch, um wirklich die Spannung einer glaubwürdig inszenierten Jagd auf Drogenbanden aufzubauen – zumal die Gegner damals zu leicht überrumpelt wurden.

Auch dichte Wälder gehören zu den im Spiel vertretenen Biomen.
Im Koop-Durchgang sorgte das vorherrschende Tempo aber für spaßige Minuten mit viel Dynamik, weil man sich mehr auf die Absprache konzentrierte - und sich auch die Schießereien nicht immer wie geplant entwickelten. Die Mission hing mit der Jagd auf „El Pozolero“ zusammen. Unter Anleitung unserer Squad-Leiterin von Ubisoft schlichen wir uns z.B. über einen Hügel an ein gut bewachtes Camp heran. Zunächst wurde das Areal mit Hilfe einer Drohne ausgekundschaftet, um die Wachen auf den Türmen und der darunterliegenden Mauer zu markieren. Auf Kommando schalteten wir per Scharfschützengewehr gleichzeitig mehrere Wachen aus, damit unser Überfall nicht auffliegt.

Unerwartete Einmischung

Soweit so gut, doch als wir uns den Hang herunter arbeiteten, kam es bereits zu unerwarteten Situationen, die Improvisation erforderten. Ich hatte mich z.B. ein Stückchen weiter östlich auf die Lauer gelegt und war erfolgreich an einem gut verschanzten Wachposten vorbeigeschlichen. Nicht gerechnet hatte ich mit einem angriffslustigen Anwohner, der mich plötzlich aus dem Hinterhalt erschoss. Laut meiner Team-Leiterin kann so etwas überall passieren, wenn örtliche Gangs nicht gut auf den Spieler zu sprechen sind und einen Angriff bemerken. Ziel des Spiels ist es schließlich, die großen Areale zu destabilisieren, die von allerlei KI-Figuren mit eigenem Willen und Tagesablauf bevölkert werden. Auf welchem Weg man welche Missionen angeht, sei dem Spieler überlassen. Das Grundprinzip scheint also durchaus starke Ähnlichkeiten zu den actionlastigen Titeln Mad Max und Homefront: the Revolution zu besitzen – oder natürlich zu hauseigenen Open-World-Serien.

Es ist angerichtet...
Nachdem mich ein Mitspieler wiederbelebt hatte, ging es weiter den Hang hinunter, um ein paar weitere Wachen aus der Entfernung zu erledigen oder lautlos von hinten zu überraschen. Zu guter Letzt eskalierte die Situation im Haus noch in einer schnellen Schießerei, in der wir uns durch einige Räume arbeiteten und schließlich noch ein Mitspieler niedergestreckt wurde.  „Ich bin am hinteren Eingang“, „laufe die Treppe hoch“, „schnappe mir die Infos“ – durch das ständige Absprechen konnten wir die Gegner gut in die Zange nehmen, deren Verhalten im alarmierten Zustand deutlich besser zur taktisch angehauchten Action passte als im Trailer. Theoretisch sollen sich viele Missionen auch komplett lautlos angehen lassen, indem man sich einfach an den Wachen vorbei zu wichtigen Laptops schleicht und meuchelt.

Spuck’s aus!

In unserer Runde kam es aber früher oder später stets zu einem Schusswechsel – so auch als wir ein anderes kleineres Anwesen überfielen. Hier hatten wir schnell einige verschanzte Gegner ausgeschaltet, während unsere zu verhörende Zielperson die Beine in die Hand nahm und wieder eingefangen werden musste. Als wir ihn vor einer Tankstelle eingekesselt hatten, stand statt tödlicher Gewalt also Einschüchterung auf dem Programm. Statt uns einen Namen der Person zu nennen, die mutmaßlich für das Kartell Leichen verschwinden lässt, spuckte der Verhörte lediglich einen Ort aus. Also hüpften wir einfach in einen herumstehenden Jeep und lieferten uns noch eine zünftige Verfolgungsjagd nebst Schießerei mit ein paar seiner Kollegen.

Ausblick

Wer hätte das gedacht: In der ersten Präsentationen wirkte Ghost Recon: Wildlands auf mich noch zu hektisch für einen echten Taktik-Shooter, zumal die etwas tumb agierenden Gegner nicht gerade die Illusion erzeugten, es mit gefährlichen Drogenbanden zu tun zu haben. Im kooperativen Zusammenspiel entwickelte der Ausflug aber doch noch eine guten Spielfluss. Zum Open-World-Konzept passten unsere Überfälle auf diverse Anwesen bereits recht gut. Der taktische Part beschränkte sich zwar meist auf eine kurze Planungsphase, bei der wir per Drohne aus der Luft die Lage peilten und die kritischsten Wachen leise aus dem Weg räumten. Die darauf folgenden Schießereien waren aber eine spaßige Angelegenheit, in denen Absprache auch beim spontanen Zugriff Vorteile verschafft. Zudem entstand ein interessantes Abenteuer-Gefühl. Hoffentlich bekommt die Grafik noch mehr Feinschliff, denn trotz schöner Panoramen wirkt die Kulisse aus der Nähe noch unrund – gerade im Vergleich zur ansehnlichen Konkurrenz aus eigenem Hause.  Außerdem stellt sich natürlich die Frage, inwieweit der Solo-Spaß leidet, wenn man auf KI-Kameraden angewiesen ist. Auch wie dann die Befehlsstrukturen aussehen, lautet eine weitere Frage, die Ubisoft Paris spätestens zum geplanten Start am 7. März beantworten muss. Seit meinem ersten Koop-Ausflug freue ich mich aber schon auf mehr gemeinsame Überfälle! Ghost Recon Wildlands ist für PC, PlayStation 4 und Xbox One in Arbeit.

Einschätzung: gut

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