Vorschau: Kämpferische Stunde mit 2B
Kein Plan
Während der etwa 45 bis 60 Minuten dauernden Demo gab es zwar vertonte Zwischensequenzen, doch über die grundlegende Dramaturgie von Nier Automata wird ein Mantel des Schweigens gehüllt. Man weiß, dass der Vorgänger einige tausend Jahre in der Vergangenheit liegt und dass die Fantasywelt, in der Nier spielt, irgendwie zum Drakengard-Universum gehört. Wieso es einen Krieg gibt, in dem man in der Rolle der nur leicht bekleideten Androidin 2B gegen andere Maschinen kämpft, wird nicht erklärt. Doch darüber bin ich nicht traurig. Die Geschichte ist das Letzte, um das ich mir bei Nier Automata Sorgen mache. Denn immerhin kehren mit Serienschöpfer Taro Yoko, dem Produzenten Yosuke Saito sowie Komponist Keiichi Okabe drei Schlüsselfiguren hinter den Kulissen zurück, die für eine hohe erzählerische Qualität und eine stimmungsvolle Atmosphäre bürgen dürften.
Sauber, schnell, schick
Die Kombination von Schießen und Nahkampf ist zwar kein neues Konzept, da auch schon Devil May Cry und natürlich Bayonetta mit diesen Elementen für Begeisterung gesorgt haben. Doch nur selten war die Verbindung beider Angriffsarten so harmonisch, waren die Übergänge so nahtlos – und das, obwohl man beim Schießen quasi auf Twinstick-Kontrollen setzt. Sprich: Ballern und Bewegung laufen unabhängig voneinander. Das ergibt spätestens dann Sinn, wenn sich die Kameraposition dynamisch bzw. aus dramaturgischen Gründen ändert, was ebenfalls ein Element ist, das man aus dem Vorgänger kennt. Immer wieder wird z.B. in eine seitwärts scrollende Ansicht geschaltet. Neu sind allerdings die Vogelperspektiven, in denen sich Nier Automata wie eine durch Nahkampf angereicherte Version eines Shmup spielt. Langer Rede, kurzer Sinn: Die hochdynamischen Kämpfe machen einen Heidenspaß, fordern bei Bossen das gesamte Können ab und werden hoffentlich in der finalen Version durch unterschiedliche Bewaffnungen und neue Fähigkeiten zusätzlich aufgewertet.
Speicherplatz-Mangel
Auch die Hub-Welten, in denen man sich sammelt, ausruht, neu ausrüstet, ggf. Unterhaltungen führt etc. glänzen vorerst durch Abwesenheit – was eventuell damit zusammenhängt, dass man die Geschichte als Überraschung belassen möchte. Dafür jedoch zeigt sich die Kulisse von ihrer ausgereiften Seite und lässt die kruden sowie mitunter vorsintflutlichen Eindrücke des Vorgängers vergessen. Die Action profitiert von jederzeit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, während die Umgebung mit ihren metallenen Fabrikstrukturen eine hoffnungslose Stimmung ausstrahlt, die als idealer Hintergrund für die Auseinandersetzungen mit teilweise Bildschirm füllenden Gegnern genutzt wird. Und von Zeit zu Zeit darf man sogar Panoramen genießen, die an Enslaved erinnern, ein weiteres stimmungsvolles Endzeit-Abenteuer.
Ausblick
Als bekannt wurde, dass Platinum Games für und zusammen mit Square Enix an der Fortsetzung zu Nier arbeitet, konnte ich meine Freude kaum zügeln. Und nachdem ich nun erstmals die Androidin 2B durch Gefechte führen durfte, kann ich den März kaum erwarten. Zwar lässt sich derzeit noch absolut nichts über Dramaturgie und Geschichte sagen. Doch wenn Nier Automata hier ähnlich aufgestellt ist wie der in dieser Hinsicht hervorragende und bewegende Vorgänger, könnte das Action-Rollenspiel zum ersten großen Geheimtipp des Jahres werden. Denn sowohl Kampfsystem als auch vor allem die jederzeit mit 60 Bildern laufende und damit die Action unterstützende Kulisse hinterlassen einen richtig guten Eindruck. Da vor allem Letzteres bei Nier eine mittlere Enttäuschung und damit hauptverantwortlich dafür war, dass das Action-Rollenspiel kaum Beachtung fand, scheint Platinum auf dem richtigen Weg zu sein.
Einschätzung: gut
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