Elex04.08.2015, Marcel Kleffmann
Elex

Vorschau: Science-Fantasy mit Drogen & Jetpack

Nach Gothic und Risen versucht Piranha Bytes mit dem Open-World-Action-Rollenspiel Elex (ab 9,55€ bei kaufen) einen Neuanfang. Statt Mittelalter-Fantasy oder Piraten geht es diesmal in eine postapokalyptische Science-Fiction-Welt, die düsterer und komplexer ausfallen soll. Fantasy-Elemente wie z.B. Magie soll es trotzdem geben. Auf der gamescom stellten die Entwickler ihr neues Projekt und den Begriff "Science-Fantasy" vor.

SciFi ohne Aliens und Fantasy mit Schwertern

Elex spielt auf dem erdähnlichen Planeten Magellan, der durch einen Meteoriteneinschlag schwer verwüstet wurde. Die einst blühende und technologisch fortgeschrittene Zivilisation auf Magellan wurde beinahe vollständig ausgelöscht. Die Zeit verging und während die Natur langsam die besiedelten Areale zurückerobert, kämpfen die wenigen Überlebenden um die Vormachtstellung und die verbliebenen Artefakte. Als die ersten bewegten Bilder dieser fremden, aber vertraut wirkenden Welt über den Bildschirm flimmerten, fühlte ich mich sofort an S.T.A.L.K.E.R. erinnert. Denn abgesehen von gigantischen Bauwerken und seltsamen Maschinen ähneln vor allem die Atmosphäre und die Farbgebung an einen Besuch der Zone rund um Tschernobyl. Allerdings war das gezeigte Gebiet nur ein kleiner Teil des mehrere Klimazonen umfassenden Kontinents. Björn Pankratz (Game Director) fügte hinzu, dass sie das Projekt seit acht Jahren im Hinterkopf hätten und zählte dann Dune, Outcast, Mass Effect, Witcher und Halo als Inspirationsquellen auf.

Nein! Das ist kein Screenshot aus STALKER, sondern ein Bild aus der postapokalyptischen Science-Fantasy-Welt von Elex. Um den Eindruck einer glaubhaften Welt zu untermauern, soll das Inventar und das Menü direkt ins Spiel eingebaut werden (à la Projektion wie bei Dead Space). Zugleich will man auf Zwischensequenzen verzichten.
Neben der Zerstörung brachte der Meteorit noch etwas mit und zwar den Stoff "Elex". Durchaus vergleichbar mit dem Tiberum aus Command & Conquer verändert Elex alles und lässt beispielsweise die Tierwelt mutieren. Zudem beeinflusst es die humanoiden Charaktere. Ist man z.B. dem Elex längere Zeit ausgesetzt, verkümmern schrittweise die Emotionen und der "Konsument" wird zu einem gefühlslosen Roboter. Elex ist vielmehr eine mächtige Ressource, eine Wunderdroge, ein Zahlungsmittel und zugleich der Ausgangspunkt für die Fraktionen in der Spielwelt.

Drogen, Abhängige und Banditen

Die Art und Weise des Umgangs mit dem Element formte mit der Zeit mehrere Fraktionen. Da wären zunächst die Berserker, die mittelalterliche Waffen wie Schwerter (Einhänder, Zweihänder) oder Schilde verwenden und Elex dazu nutzen, um magische Vorteile zu erhalten. Dann gibt es die Kleriker, die sich vollkommen von dem Stoff distanzieren und die Outlaws bzw. Banditen. Letztere könnten dem Mad-Max-Universum entsprungen sein, versuchen aber mit selbst zusammengebastelter High-Tech-Ausrüstung zu überleben.

Fantasy und Science-Fiction verschmelzen auf dem erdähnlichen Planeten Magellan.
Zu diesen drei Fraktionen gesellen sich die Albs, die täglich Elex konsumieren sowie mit Plasmawaffen und Drohnen auf technologischen Fortschritt und Rationalität bei Entscheidungen setzen.

Jede der vier Fraktionen verfügt über eigene Motivationen, Hintergründe, Technologien, Stile etc. und als Spieler darf man sich für eine Fraktion entscheiden. Die Auswahl ist wichtig, denn je nach Fraktion werden unterschiedliche Fähigkeiten, Aufgaben, Quests und Co. zugänglich. Schließt man sich z.B. den Berserkern an, wird man wohl mit Schwertern oder Pfeil und Bogen kämpfen, während man bei den Albs oder Outlaws zu Plasmawaffen greifen darf.

Diese durchaus ungewohnte Mischung aus Fantasy und Science-Fiction soll sich ebenfalls auf die Kämpfe auswirken, denn ein Pfeil kann gegen einen gepanzerten Robotergegner nicht wirklich viel anrichten. Hier würden dann Elex bzw. entsprechende Waffenmodifikationen ins Spiel kommen.

Apropos Alb-Fraktion: Der Spieler-Charakter war einmal ein Alb-General und stürzte mit seinem Flieger auf dem Kontinent ab. Ohne seine tägliche Ration Elex entwickelt der Charakter langsam seine Menschlichkeit wieder - und ja, der Protagonist wird diesmal einen Namen haben. Die Geschichte ist auf einen männlichen Helden zugeschnitten. Weibliche Charaktere sind nicht spielbar - dennoch soll es viele Frauen in wichtigen Rollen auf Magellan geben.

"Der Protagonist hat einen Namen"

Mit diesem namhaften Protagonisten wird man zunächst einen kleinen Tutorial-Bereich durchqueren und sich danach vollkommen frei und ohne Ladezeiten in der Welt bewegen dürfen. Die Gegner passen sich nicht automatisch der Stufe des Spielers an. Will man zu Beginn gleich einen hochstufigen Feind angreifen, so ist das möglich. Jedoch würde der Kampf dann entweder sehr lange dauern oder mit dem schnellen Ableben des Charakters enden.

Wie bei vorherigen Spielen aus dem Hause Piranha Bytes sollen die Nicht-Spieler-Charaktere nicht nur eine eigene Meinung haben, sondern einem glaubwürdigen Tagesablauf nachgehen.
Generell soll alles, was man in der Spielwelt macht, also welche Entscheidungen man in Dialogen trifft, welche Gegner man tötet und mit wem man sich anlegt, einen Einfluss auf die eigene Reputation haben und damit den Fortgang der Geschichte verändern. Der Ruf bestimmt zugleich, wie die NPCs reagieren. Konkreter wurden die Entwickler, wie in vielen Bereichen bei der Präsentation nicht. Es hieß nur, dass ein etwaiger Begleiter (nur ein NPC kann den Helden begleiten) sich bei bestimmten Entscheidungen vom Spieler lossagen könnte.

Bessere und anspruchsvollere Kämpfe

Die präsentierten (kurzen) Kampfszenen wirken wie eine Mischung aus Risen und The Witcher. Gesteuert wird der Protagonist mit dem unbekannten Namen aus der Verfolgerperspektive und man kann jederzeit zwischen Fern- und Nahkampf umschalten. Zunächst wurde der an einem Raptor erinnernde und ziemlich verfaulte Greif mit einer Plasmawaffe aus der Ferne beschossen, bevor es im Nahkampf mit einem Schwert zur Sache ging.

Konzeptbild des Greif-Gegners.
Um gegnerischen Angriffen zu entgehen, wurden Ausweichrollen eingesetzt - diese Art des Ausweichens soll aber im Gegensatz zu Risen 3 längst nicht mehr so mächtig sein, schließlich vereinfachte dieses Element den Risen-Kampf zu sehr.

Ansonsten versprechen die Entwickler, dass es eine größere Waffenauswahl geben und sich der Spielstil je nach Waffe verändern soll. Gegner wird man übrigens als Fokusziel setzen können, um die Kämpfe besser kontrollieren zu können. Alles in allem soll Elex - gerade in Kontrast zu Risen - schwieriger und herausfordernder ausfallen. Der Schwierigkeitsgrad wird angezogen, soll jedoch nicht in den Bereich von Dark Souls vordringen - auf den Vergleich reagierte Björn Pankratz übrigens ziemlich allergisch.

Ein Jetpack?

Einen großen Einfluss - vor allem auf die Kämpfe - dürfte das Jetpack haben, das der Protagonist auf dem Rücken geschnallt hat. Mit dem Jetpack, das nur kurze Zeit aktiviert werden kann, soll es möglich sein, jeden Winkel auf der Karte zu erreichen. Derzeit sieht es so aus, dass man es auch in den Kämpfen einsetzen kann - wobei das bisher nicht in Stein gemeißelt ist. Schließlich könnte ein Jetpack im Kampf gegen einen Gegner, der nur über Nahkampffertigkeiten verfügt, ziemlich übermächtig sein, während ein Roboter den fliegenden Spieler mit einer Raketensalve leicht abschießen könnte.

Allgemeine Charaktersache

Im Bereich der Charakterentwicklung soll es keine Stufenbeschränkung geben. Bei Level-Ups durch gesammelte Erfahrung werden die Attribute verbessert und Skills sowie Perks freigeschaltet - konkrete Beispiele wurden nicht genannt.

Konzeptbild: Ein Langschwertträger in einer Festung voller Metallteile.
Prinzipiell soll man es sich so vorstellen, dass man mit "Lernpunkten" zu einem Trainer geht und dort dann ausgebildet wird. Ähnlichkeiten mit Risen oder Gothic seien laut Björn Pankratz in dem Bereich durchaus vorhanden. Insgesamt schätzt der Game Director übrigens, dass Elex knapp 70 Stunden Spielzeit bieten wird.

Das Action-Rollenspiel wird in Zusammenarbeit mit Publisher Nordic Games produziert, jedoch soll die gesamte kreative Freiheit bei Piranha Bytes liegen. Elex soll im 4. Quartal 2016 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen. Alle Versionen entstehen direkt bei den Entwicklern, die nicht für die vergeigte Konsolen-Umsetzung von Risen 3 verantwortlich waren. Nur die Enhanced Edition von Risen 3 für PS4 stammt von den Essenern.

Ausblick

Elex nach der (viel zu kurzen) Präsentation auf der gamescom einzuschätzen, ist wahrlich nicht leicht, weil viele Details zur Charakter-Entwicklung, zum Story-Fortgang, zu den moralischen Entscheidungen und zum Kampfsystem kaum beleuchtet wurden. Dennoch hinterließ die aufwändig gestaltete Spielwelt bereits einen positiven Eindruck und lädt zum Erkunden ein. Die Einführung des Jetpacks zum Ausbau der Bewegungsmöglichkeiten, die Steigerung der Komplexität und die Anhebung des Schwierigkeitsgrades (der Kämpfe) im Vergleich zu Risen klingen ebenfalls vielversprechend. Daher überzeugt mich Elex bisher mehr als jeder der Risen-Teile und das ist hauptsächlich der Vision der Spielwelt zu verdanken. Aber es bleibt abzuwarten, inwiefern die gewöhnungsbedürftige Vermischung von Fantasy und Science-Fiction funktioniert, ob das Jetpack nicht eine Spur zu mächtig ist und wie man die Balance in einem Kampfsystem mit Schwertern, Bögen und Plasmawaffen sicherstellen will.

Einschätzung: gut

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