E3-Vorschau: Halo Wars 2 (Taktik & Strategie)

von Mathias Oertel



Halo Wars 2 (Taktik & Strategie) von Microsoft
Oberflächliches Kampfgetümmel
Publisher: Microsoft
Release:
21.02.2017
21.02.2017
Erhältlich: Entwicklerseite, Einzelhandel
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Spielinfo Bilder Videos
Für das nächstes Jahr erscheinende Halo Wars 2 hat sich Microsoft mit Creative Assembly einen erfahrenen Entwickler ins Boot geholt, um das Erbe der Ensemble Studios anzutreten. Wir haben die Multiplayer-Beta gespielt und verraten in der Vorschau, ob die Total-War-Macher der Konsolenstrategie ihren Stempel aufdrücken können.

Halo Wars? 2?

Ehrlich? Das ist die Fortsetzung, auf die man bislang sieben Jahre warten musste? Dafür, dass quasi eineinhalb Konsolengenerationen zwischen dem ersten ambitionierten Strategie-Abstecher in die Welt von Cortana und dem Master Chief liegen, hat sich nur wenig in visueller Hinsicht getan. Sicher: Es dauert noch bis nächstes Jahr zur Veröffentlichung. Und im Mehrspieler-Modus ist es nicht ungewöhnlich, Grafikdetails zu reduzieren, um ein möglichst lagfreies Spielerlebnis zu ermöglichen. Doch wenn man nur flüchtig hinschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass hier ein HD-Remaster des letzten Spiels der Ensemble Studios läuft. Und das ist mir zu wenig. Natürlich ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kampagne über die Inszenierung sowie hoffentlich auch mit einer für Offline-Gefechte optimierten Kulisse einen besseren Eindruck hinterlässt. Und Halo Wars 2 kann natürlich versuchen, den Beweis dafür abzuliefern, dass Kulisse nicht alles ist.

Die Gefechte werden effektvoll in Szene gesetzt.
Die Gefechte werden effektvoll in Szene gesetzt.
Doch auch mechanisch hat sich nicht viel getan. Creative Assembly und 343 Industries haben genau wie Ensemble, aber auch einige andere Studios in der Vergangenheit Schwierigkeiten, Echtzeit-Strategie und Pad-Spielweise unter einen harmonischen Hut zu bringen. Denn dass dieses Genre seinen Ursprung auf dem PC hat, merkt man immer noch an der Handhabung. Vor allem in Krisensituationen, die in der Mehrspieler-Beta zwangsläufig auf einen warten, wenn man die 2-gegen-2-Duelle startet, bei denen man eine Materialschlacht um Rohstoffe, Bauplätze und vor allem Kontrollpunkte erlebt, hat man viel zu tun. Einheiten müssen ausgewählt und zu ihrem nächsten Ziel geschickt bzw. die nächste Angriffsorder oder der Befehl zum Einsetzen von Spezialfähigkeiten gegeben werden. Man muss Rohstoffvorkommen erschließen und sie abbauen – teils „manuell“ von den Truppen; komfortabler geht es mit den Förderstationen, die man an seine Basis andockt. Und nebenbei muss man seine Truppen ausheben, neue Techniken und Upgrades erforschen oder sein Hauptquartier verbessern – was wieder neue Optionen nach sich zieht. Auch beim Deathmatch ist eine Kenntnis der Klickwege wichtig, um den Kontrahenten effektiv in Schach halten zu können. Die Windows-10-Version von Halo Wars 2 dürfte naturgemäß weniger Probleme mit den Kontrollmechaniken haben.

Die gute alte Zeit

Das Halo-Universum wird überzeugend wiedergegeben.
Das Halo-Universum wird überzeugend wiedergegeben.
Das Spielgefühl wiederum erinnert in vielerlei Hinsicht an den Vorgänger, der wiederum in der Tradition klassischer "Action-Strategie" à la Command & Conquer steht, die auch hier immer wieder über das Schlachtfeld weht. Das Problem: Auch am PC scheint Echtzeit-Strategie trotz moderner Bestrebungen sowie einer optimalen Kontrolle mit Maus und Tastatur ihren Zenit überschritten zu haben – auch unter Einbeziehung zweifellos gelungener Projekte von Blizzard oder Creative Assembly. Doch auf Konsole, wo das auf nur oberflächliche taktische Sperenzchen ausgerichtete Getümmel nicht nur mit einem antiquiert wirkenden Beigeschmack, sondern auch Kontrollproblemen ausgestattet ist, braucht es mehr als nur Nostalgie-Flair und eine zweifellos gut umgesetzte Halo-Spielwelt. Natürlich macht Halo Wars 2 im Rahmen seiner Möglichkeiten viel aus seiner Situation.

Die Gefechte sind einem Schere-Stein-Papier-Prinzip unterworfen. Infanterie ist anfällig gegen Bodenfahrzeuge, diese sind vor allem durch Luftstreitkräfte gefährdet. Jene wiederum müssen hauptsächlich vor Infanteristen Angst haben. Dementsprechend verspricht es am meisten Erfolg, wenn man das Eintopfprinzip anwendet: Von allem ein bisschen was reinschmeißen – am Ende kommt schon was Schmackhaftes (sprich: Effektives) dabei raus. Nimmt man noch die Helden hinzu, die sich nicht zwangsläufig an dieses Anfälligkeitsdreieck halten müssen, kommt es zu durchaus interessanten Gefechten. Aber es bleibt auch vieles oberflächlich. Erschwerend kommt hinzu, dass mit gerade mal einer Karte, nur einem Spielmodus und zwei Völkern kaum Platz für Experimente ermöglicht wird. Immerhin: Die Truppentypen scheinen von der Balance recht ausgewogen: Nachdem ich mich an die Steuerung usw. gewöhnt hatte, kam es mit meinem Spielpartner zu spannenden Partien gegen die ebenfalls zu zweit antretenden Feinde - auch wenn große taktische Finessen ebenso fehlen wie beim Vorgänger. Immerhin besteht berechtigte Hoffnung, dass dieses Manko durch eine schick inszenierte Kampagne wettgemacht werden kann. Und das würde mir als Konsolen-Stratege dann beinahe schon reichen...

 

AUSBLICK



Natürlich ist mir bewusst, dass die inhaltlich stark eingeschränkte Mehrspieler-Beta mit ihren zwei Spielmodi keinen Eindruck vom Umfang des fertigen Spiels oder gar der Kampagne liefern kann, sondern nur an der Oberfläche kratzt. Doch das, was mir hier im Kern geboten wird, ist unter dem Strich nur wenig mehr als ein aufgehübschtes sowie leicht optimiertes Halo Wars – mit ähnlichen Problemen. Denn obwohl die Spielgeschwindigkeit hier wie dort im Vergleich zu anderen „modernen“ Strategiespielen bereits entschleunigt wurde, hat man mit dem Pad in den actionreichen sowie abseits der Spezialfähigkeiten kaum taktische Finessen bietenden Gefechten alle Hände voll zu tun. Das Schere-Stein-Papier-Prinzip funktioniert ordentlich, die sich darüber hinweg setzenden Helden samt Spezialfähigkeiten wurden gut integriert. Doch auch wenn die zahlreichen Aufrüstungsoptionen und Ausbaustufen der Basen einige Spezialisierungen und damit taktische Sperenzchen erlauben, deutet sich für mich jetzt schon an, dass ich zur Veröffentlichung nur selten den Mehrspielermodus aktivieren und mich stattdessen auf die Kampagne konzentrieren werde. Denn auch 343 und Creative Assembly haben bislang nicht den Schlüssel für optimal sowie effektiv kontrollierbare Pad-Strategie gefunden.

Einschätzung:
befriedigend

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Kommentare

Beli Sar schrieb am
Echtzeitstrategie und Gamepad....das passt für mich einfach nicht so recht zusammen; ist nunmal ein Genre für den PC!
"Erschwerend kommt hinzu, dass mit gerade mal einer Karte, nur einem Spielmodus und zwei Völkern kaum Platz für Experimente ermöglicht wird." Weiß man schon wiieviele Völker und Spielmodi es am Ende geben wird - 2 Völker wären ja nur ein schlechter Scherz!?
Ich würde mir eine Fortsetzung von EA´s "Die Schlacht um Mittelerde 2" wünschen. Die Völker forderten tw. höchst unterschiedliche Spielweisen. Das gab dem Spiel deutlich mehr Tiefe, als es bei einem reinen Schere-Stein-Papier Prinzip der Fall wäre!
EllieJoel schrieb am
Deckt sich in etwa mit meinen Erfahrungen. Bin doch schwer ernüchternd nach der Ankündigung. Da man bei MS auch nicht viel wert auf SP Kampagnen legt erwarte ich dort auch nicht viel. Also ich bleibe bei Starcraft 2 :)
Easy Lee schrieb am
Für mich steht und fällt es mit potentiellen Mikrotransaktionen - sind welche drin, bin ich raus. Ansonsten habe ich nichts gegen eine moderate Weiterentwicklung. Das Grundgerüst ist prima.
Zirpende_Grille schrieb am
Solange die Kampagne ähnlich genial oder noch besser wird wie die des Vorgängers, ist mir alles egal. Von mir aus könnte man die Ressourcen des Mehrspielers komplett in den Singleplayer stecken. Wenn ich RTS im Multiplayer spielen will, dann spiele ich wie der Rest der Welt auch SC2...
schrieb am