Vorschau: Regenschirm mit Löchern
Fühlt sich an wie Resi, schmeckt aber nicht so
Ich habe mir vorgenommen, das Wort Resident Evil einmal komplett außen vor zu lassen und unverblümt den Team-Shooter Umbrella Corps als das wahrzunehmen, was es sein will: Ein Team-Shooter mit Zombies als dritte Fraktion. Das hat aber nicht geklappt. Karten, Zombies und Symbole erinnern einen nicht nur permanent an die Hauptspielreihe, sie wirken sogar, als hätte man alle Bauten, Texturen-Assets und Zombies aus älteren Teilen genommen und diese für das Spiel genutzt. Einerseits sorgt das gerade im Singleplayer für ein wohliges Gefühl, andererseits schwebt dennoch der große Name wie ein Damoklesschwert über dem Spiel – denn es wird bei weitem nicht der Marke gerecht. Aber das habe ich nach dem ersten Trailer ohnehin nicht erwartet.
Standard Modi mit schwacher Steuerung
Der Schnelldurchlauf der Multi-Missionen beinhaltete das Abklappern bekannter Modi. In Drei-gegen-drei-Partien muss man nach einem Abschuss Datenpakete aufsammeln (Kill Confirmed), den Spieler mit der Aktentasche jagen, wobei die „Bombe“ nach dem Ableben zum nächsten Spieler wandert, fünf Aktentaschen sammeln, Punkte sichern (Domination), ein quasi
Die Kamera schwirrt in der Third-Person-Ansicht zu nah am Körper, das Deckungssystem schreit in einem türkisen Durcheinander immer wieder: „Hier kannst du in hin!“, die Respawn-Punkte sind oftmals aufgrund der Fülle an aktiven Zombies so gesetzt, dass man direkt vor den Füßen der Gegner erwacht. Ab und zu klettert man auf ein Auto, statt davor Deckung zu suchen und statt an einer Häuserkante in Deckung zu gehen, läuft man in der Hitze des Gefechts auf einmal fünf Meter weiter an der Kante vorbei zu einem Zaun, der von allen Seiten beballert werden kann. Zudem wirken die grundsätzlichen Dreh- und Zielbewegungen sehr behäbig – ein Umstand, der in Resident Evil klappt, aber zu einem Multiplayer-Shooter nicht so passen will. All das wird man in den Menüs noch hoffentlich umstellen können.
Ein Hauch von Rainbow Six Siege
Die kleinen Karten sind grafisch nicht wirklich die Wucht, dafür hat man diverse Ebenen, Lüftungsschächte und begehbare Dächer eingebaut, was zumindest dem Spielverlauf etwas Würze verleiht. Und es macht gerade bei den One-Life-Matches durchaus Laune, sich abzusprechen, den Gegner geschlossen zu umwandern, um ihm in den Rücken zu fallen. Das wird mit wahllos zugelosten Spielern über ein Taktikrad gelöst, mit dem man sich vor dem Start einer Partie absprechen kann. Da Rainbow Six: Siege diese situative Spannung mit nur einem Leben wieder en vogue über den Laufsteg peitscht, verwundert es nicht, dass auch in dieser rudimentären Version ("One-Life-Matches") ohne Schutzmauern, Geiseln und ferngesteuerte Kameras trotzdem Spaß aufkommt. Das liegt vor allem an dem auf dem Rücken montierten Zombie-Jammer. Trifft man bei einem Ferngefecht den Jammer, so kann der Spieler trotz anschließender Deckung ins Gras beißen, stürzen sich doch alle Zombies auf ihn. Anders herum kann man mit einem funktionierenden Jammer zwischen den Zombies herumschleichen und diese als wandelnde Ziele nutzen. Und nicht selten wurden Spieler in unseren Partien von den Zombies getötet. Auch die Explosionszeit der Granaten wurde mit Bedacht gewählt, hat man doch hier ausreichend Zeit zu flüchten, wobei man auch den Explosionsradius stets sehen kann. Wie das Balancing mit den unterschiedlichen Waffen auch mit Hinblick auf den kostenpflichtigen Skin-DLC mit zusätzlichen Schießeisen aussehen wird, bleibt abzuwarten.
Knallharte „Kampagne“
Ausblick
Umbrella Corps ist im Grunde genommen eine Mod, die Capcom-Entwickler aus einer Laune heraus gestartet haben und jetzt für 30 Euro-Titel auf die Server schubsen. So wundert es nicht, dass man ältere Assets zu einem teambasierten Shooter zusammenmixt, gängige Multiplayer-Modi anbietet und das Ganze mit einem angesagten "One-Life-Prinzip" abrundet. Leider steuern sich die Söldner schwammig, die Deckungsmechanik ist eher ausbaufähig, das Spielgeschehen aufgrund der dritten Fraktion sehr hektisch. Dennoch muss man festhalten, dass das Kartendesign schlüssig erscheint, die One-Life-Partien durchaus ihren Reiz haben und die Singleplayer-Tour (die den Namen Kampagne nicht wirklich verdient) trotz der wiederaufgebrühten Multiplayer-Modi und –Karten solide unterhalten kann. Diese positiven Aspekte heben den Team-Shooter nach dem ernüchternden Ersteindruck gerade noch auf ein befriedigendes Niveau.
Einschätzung: befriedigend
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