E3-Vorschau: Gran Turismo Sport (Rennspiel)

von Michael Krosta



Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
18.10.2017
18.10.2017
18.10.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Das vertraute Gefühl

Das sind alles nette Extras, aber in einem Rennspiel will ich in erster Linie weder meine künstlerische Ader oder Fotografie-Fähigkeiten ausleben noch Nachhilfe in Geschichte bekommen oder mir schicke Promo-Videos anschauen. Hier will ich vor allem eins: Selbst Gas geben, mich ans Limit heran tasten und dabei packende Duelle in Kombination mit einer glaubhaften Fahrphysik erleben! Yamauchi betonte in seiner Präsentation, trotz des neuen Schwerpunkts auf eSports mit GT Sports keinen Hardcore-Simulator abliefern zu wollen. Es gehe nicht primär darum, den Wagen mit aggressiven Manövern über den Kurs zu peitschen und sich auf einen anstrengenden Kampf gegen Maschine sowie die wirkenden Kräfte einzulassen. Stattdessen soll sich das Fahren sehr natürlich und rund anfühlen, nicht aber zwingend schwer. Dabei verlässt sich Yamauchi auf seine Erfahrungen als Rennfahrer: Seiner Meinung nach müssen Rennsimulationen nicht zwingend schwierig sein, um Realismus abzubilden. Im Gegenteil, denn laut des Polyphony-Chefs sind gut abgestimmte Rennwagen einfacher zu fahren als man vielleicht denkt.

Der Fuhrpark wird in vier Klassen eingeteilt.
Der Fuhrpark wird in vier Klassen eingeteilt: Neben Serienwagen warten im Fuhrpark auch Renngeschosse, Prototypen und Fantasie-Modelle.
Heißt das jetzt, dass sie Fahrphysik bei GT Sport entschärft wird und das Fahren zugänglicher wird? Nach ersten Testfahrten auf der virtuellen Nordschleife fühlte sich das Fahren im PlaySeat mit einem Thrustmaster-Lenkrad einerseits vertraut, andererseits aber auch etwas „freundlicher“ an. Selbst ohne Fahrhilfen lagen Kraftpakete wie der BMW Z4 GT3 oder der Ferrari 458 Italia meist wie ein Brett auf der Straße – im Gegensatz zu einem Forza Motorsport oder Assetto Corsa hat man hier zumindest im Arcade-Modus deutlich weniger mit ausbrechenden Hecks zu kämpfen. Das muss nicht unbedingt negativ sein: Ich bevorzuge im direkten Vergleich zwar weiterhin die erstklassige Fahrphysik von Assetto Corsa, die zusammen mit dem fantastischen Force Feedback neben dem PC nach ersten Probefahrten auch auf der PS4 einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, aber GT Sport macht ebenfalls eine gute Figur hinter dem Steuer. Die überarbeiteten Bildschirmanzeigen tragen ihren Teil dazu bei: So wird die Darstellung der Streckenkarte beim Fahren aus der Motorhauben- und Stoßstangenansicht jetzt z.B. zentral zwischen Tacho und Drehzahlmesser eingebettet – sehr angenehm!

Ein altes Problem

Das Starterfeld wächst, aber die KI bleibt auch beim jüngsten Ableger ein Problemkind innerhalb der Reihe.
Das Starterfeld wächst, aber die KI bleibt auch beim jüngsten Ableger ein Problemkind innerhalb der Reihe.
Hinsichtlich der KI präsentiert sich das Renngeschehen derzeit noch erschreckend schwach: Schon im Vorgänger war das merkwürdige Verhalten der anderen Fahrer ein großer Kritikpunkt. Dort zog das Feld in den meisten Fällen zunächst uneinholbar davon, um dann in der zweiten Hälfte plötzlich mit angezogener Handbremse weiterzufahren. Hier scheint man jetzt den umgekehrten Weg zu wählen: Relativ schnell konnte ich mich in den Rennen durch das Feld pflügen und an die Spitze setzen. Doch sobald ich in Führung war, lösten die Verfolger offenbar ihre Handbremse und hingen mir dank des auffällige Gummiband ständig am Heck. Ein Sieg wird damit zu sehr zu einer reinen Glückssache und man darf sich auf den letzten Metern absolut keinen Fehler mehr erlauben, denn sonst schießen die Konkurrenten doch noch mit einem Geschwindigkeitsüberschuss an einem vorbei. Wie sehr sich die KI den Fahrleistungen des Spielers anpasst, zeigte auch der Blick auf die Rundenzeiten anderer Event-Teilnehmer: Diese waren in identischen Fahrzeugen zwar mitunter 20 bis 30 Sekunden langsamer unterwegs, kämpften dank des Gummibands aber unter nahezu identischen Voraussetzungen am Ende genauso um den Sieg wie wesentlich flottere Piloten. Kein Wunder, dass man den Fokus hier lieber auf Mehrspieler-Duelle legen will, denn mit solchen KI-Routinen verlieren Solo-Fahrten komplett ihren Reiz. Immerhin: Das Starterfeld wird ausgebaut und auf der Nordschleife musste ich mich mit 19 KI-Piloten messen. Das wirkt angesichts eines Project Cars mit seinen über 40 Fahrzeugen auf der Strecke zwar immer noch vergleichsweise wenig, ist aber zumindest ein Fortschritt gegenüber dem Vorgänger.
 

AUSBLICK



Meine Vorfreude auf GT Sports hat angesichts der auffälligen Gummiband-KI und schwächelnden Technik mit ihren Performance-Problemen und angestaubter Kulisse zwar einen kleinen Dämpfer bekommen. Aber sollte Kazunori Yamauchi seine eSport-Visionen zusammen mit der FIA tatsächlich so umsetzen können, wäre dies ein großer Schritt für den virtuellen und kompetitiven Motorsport auf Konsolen. Die Fahrphysik wirkt zwar etwas zugänglicher, weil sich die Boliden gefühlt leichter beherrschen lassen. Aber das herrliche Gefühl, wenn man mit hoch gezüchteten Sportwagen durch die Grüne Hölle oder über andere Pisten brettert, bleibt auch bei diesem GT-Ableger erhalten. Trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, dass sich das Team bei Polyphony Digital zu sehr auf die Umsetzung von Nebensächlichkeiten wie die umfangreichen Foto-Werkzeuge konzentriert und sich dort in Details verliert, anstatt sich auf das Kernelement „Rennenfahren“ sowie eine eindrucksvolle Technik zu fokussieren. Mit fehlender Dynamik bei Wetter und Tageszeiten wirkt das Spiel stellenweise sogar wie ein Rückschritt! Auf der PS3 brauchte Gran Turismo keine ernsthafte Konkurrenz zu fürchten, denn die Mitbewerber erstarkten auf anderen Plattformen. Jetzt sieht es anders aus: Da Project Cars durchaus eindrucksvoll vorgelegt hat und sich mit Assetto Corsa eine potenzielle Top-Simulation im Anmarsch befindet, muss Yamauchi noch einige PS aus dem Entwickungs-Motor zaubern, um mit GT Sport in dieser Klasse mitfahren und einen weiteren Meilenstein im Rennspiel-Genre abliefern zu können.   

Einschätzung: gut

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Kommentare

Easy Lee schrieb am
Tutorials und Multiplayer, aber kein Herzstück aka Karriere mehr? Nimmt man hier die kurzfristige Absatzbremse zum Zwecke der langfristigen Blödkonditionierung der Spieler in Kauf?
schrieb am