Bewegung
Kennt ihr
Demos? Nicht die Probierschnipsel großer Videospiele, sondern die kreativen Kunstwerke, in denen begabte Programmierer etwa aus Millionen Würfeln und Pyramiden abstrakte Plastiken formen. Ein ganzer Ozean besteht in Bound aus diesen Würfeln; Böden und Mauern sind daraus gebaut. Dreht man die Kamera in eine Wand, löst sie sich in noch kleinere Figuren auf. Die Objekte sind ständig in Bewegung, fließen ineinander, entstehen, lösen sich auf. Es ist faszinierend, diesem Spiel der digitalen Elemente zuzusehen.
Kraft
Noch mehr bin ich allerdings von der Hauptfigur gefesselt, einer Prinzessin, die auf Geheiß ihrer Mutter aus dem Palast geschickt wird, um das Monster zu beseitigen, das ihre Welt zerstört. Die Figuren sprechen keine bekannte
Aus geometrischen Figuren baut Plastic fantasievolle Schauplätze.
Sprache, nur Untertitel liegen über einer Art dunklem Wind, wenn sich die gesichtslosen Charaktere unterhalten.
Aber Worte sind ohnehin nicht die Sprache, mit der Bound kommuniziert. Denn während erst wenige, dann schnelle Klaviertasten den ständigen Fluss der Umgebung untermalen, tanzt die Prinzessin über Plattformen – buchstäblich. Ausdrucksstark lehnt sie sich gegen eine Mauer, während sie sich einen schmalen Sims am Rand eines Abgrunds entlang tastet. Hält man beim Springen die richtige Schultertaste gedrückt, flattern farbige Bänder um ihren Körper. Anstatt sich nur zu ducken, dreht sie sich auf dem Boden. Und spätestens, als das verhaltene Klavier schließlich von einem tiefen synthetischen Bass getragen wurde, tanzte die Prinzessin durch die schönste Demo der gerade zu Ende gegangenen E3!
Wortlose Flucht
Für Bound hat Plastic eine Choreografie von Michal Adam Goral, getanzt von Maria Odod aufgenommen und der Protagonistin als interaktives Bewegungsspektrum verliehen. Man kann, muss aber nicht tanzen. Tut man es, verleiht es Bound einen Zauber, den ich in dieser Form in noch keinem Spiel erlebt habe. Die Entwickler zitieren zudem
Blickfang ist aber nicht die Kulisse, sondern der Ausdruckstanz der Protagonistin.
moderne Stilrichtungen wie den Neoplastizismus und Suprematismus als Inspirationen für die grafische Gestaltung der Welt. Wenn man so will, ist ihr Bound ein lebendiges Kunstwerk...
... das Spiel erzählt aber auch eine Geschichte. Ich kann noch nicht sagen, worum diese sich genau drehen wird, allerdings gibt es zwischen den zwei Abschnitten der E3-Demo eine Szene, die scheinbar nicht in der Kunstwelt stattfindet: Plötzlich finde ich mich in einem schwarzen Raum wieder, vor mir die bekannten, diesmal aber ruhenden Würfel und Pyramiden. Und sie formen ein ganz anderes Bild als bisher, denn aus ihnen setzt sich die Momentaufnahme zweier Kinder zusammen, die an einem Tisch einem Elternteil gegenüber sitzen. Ein Hinweis darauf, dass das Tanzen nur die Flucht in eine Traumwelt ist?