Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht10.06.2016, Mathias Oertel
Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht

Vorschau: Die Bauklötze erwachen

Seit nunmehr elf Jahren arbeiten die Briten von Traveller’s Tales an Lego-Spielen. Und vor allem in den letzten Jahren haben die lange stagnierenden Action-Adventure, in denen hochrangige Filmlizenzen auf die dänischen Bauklötze treffen, wieder Fortschritte gemacht. Mit Lego Star Wars – Das Erwachen der Macht soll die Erfolgsserie fortgesetzt werden. Wir hatten Gelegenheit, ein paar Abschnitte zu spielen.

Der Kreis schließt sich

Es ist schon ein Weilchen her, dass sich Traveller's Tales mit Star Wars beschäftigt hat. 2011, um genau zu sein. Die Klonkriege waren damals das Thema. Und davor waren es die Jahre 2005 bzw. 2006, in denen man mit Lego Star Wars (mit den Episoden 1 bis 3)und der Fortsetzung, die sich um die klassische Trilogie drehte, den Grundstein für den bis heute anhaltenden Erfolg der Bauklotz-Spiele legte. Und oberflächlich betrachtet hat sich in den zig Spielen, die seitdem erschienen sind, kaum etwas verändert. Noch immer ist man mit virtuellen Versionen der putzigen Plastikfiguren unterwegs, um in von den jeweiligen Filmen inspirierten Abschnitten die Umgebung in ihre Kunstoffeinzelteile zu zerlegen, kleine Schalterrätsel zu lösen sowie Gegner zu bekämpfen. Dazu kommt ein bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. das erste Lego Batman, zielsicherer Humor, der meist albern, aber auch ab und an sehr feingeistig die Originalszenen persifliert – quasi eine Mischung aus Weird Al Yankovic, Monty Python und den Zucker-Brüdern, die sich u.a. mit Die nackte Kanone einen Namen gemacht haben.

Mitunter wurden Kameraeinstellungen 1:1 übernommen. Man kann aber nie sicher sein, wann der bekannte Humor der Lego-Spiele zuschlägt.
Viele Elemente haben bis heute Bestand. Doch wo Anakin, Obi-Wan oder Qui-Gon bei ihren Lego-Anfängen als Stummfilmstars agierten, haben die Lego-Spiele spätestens mit Dimensions, Jurassic World und Marvel’s Avengers eine neue akustische Qualität erreicht. Denn hier wurden höchst erfolgreich der visuelle Humor mit originalen Sprachsamples aus dem Film in Einklang gebracht. Und das wird bei diesem Lego-Spektakel mit der Unterstützung von Disney/Lucasfilm auf eine weitere Stufe gehievt. Nicht nur, dass man wie teilweise höchst akkurat den Kamerafahrten folgt, die Meisterregisseur J.J.Abrams inszenierte. Für die Szenen, bei denen es keine akustische Vorlage aus dem Film gab, hat man sowohl die englischen Schauspieler als auch die deutschen Synchronsprecher ins Studio gezerrt, um ein authentisches Klangerlebnis aufzubieten. Und das zahlt sich aus: Daisy Ridley, Jon Boyega oder Oscar Isaac z.B. sorgen ebenso wie Harrison Ford dafür, dass man keinen Unterschied zwischen den Sprachsamples aus dem Original und den neuen Szenen bemerkt.

Erweitertes Erwachen

Rey, Finn und BB-8 machen auch als Bauklötze eine gute Figur.
Und es musste viel neues Material eingespielt werden. Denn Traveller's Tales hat nicht nur die bekannte Handlung des Filmes ergänzt, sondern bietet zahlreiche zusätzliche Abschnitte, die über den Film hinausgehen und teilweise eine Brücke zu Episode 6 schlagen. So wird man hier z.B. Zeuge, wie Han Solo die Rathtar gefangen hat, die im "Erwachen" von Rey aus Versehen freigelassen werden, oder hilft als Poe Dameron, Admiral Ackbar aus den Händen der First Order zu befreien. Auf den Sony-Systemen erfährt man darüber hinaus in einer exklusiven Mission, wie C-3PO zu dem roten Arm kam, mit dem er anfangs in Episode 7 zu sehen ist. Mit dem bereits angekündigten Season Pass wird man nicht nur Zugriff auf neue Figuren (darunter auch klassische Helden und Antagonisten aus den ersten sechs Episoden) bekommen, sondern auch noch drei weitere spielbare Episoden erhalten. Doch auch ohne diese kostenpflichtigen Inhalte dürfte Lego Star Wars wie die anderen Bauklotz-Spiele gut zehn bis zwölf Stunden in Anspruch nehmen - natürlich noch mehr, wenn man ausnahmslose alle Geheimnisse, Goldsteine und Miniaturmodell-Teile finden möchte.

Obwohl Traveller's Tales scheinbar unverrückbar an einigen Grundprinzipien wie fehlendem Online-Mehrspieler-Modus festhält, hat man mit den bereits angesprochenen letzten Lego-Spielen auch stets neue mechanische Neuerungen eingebaut. Diese fallen manchmal zwar etwas kleiner aus als man es sich wünschen würde, wenn es z.B. um komplexere Rätsel geht. Dennoch sorgen diese dafür, dass sich diese Titel gleichermaßen bekannt wie frisch anfühlen. Und auch hier bildet Das Erwachen der Macht keine Ausnahme, wobei das neue so genannte „Multibuild-System“ tatsächlich auch hilft, um die starren Rätselstrukturen etwas aufzubrechen. Man kann nun nicht nur an einer festgelegten Position etwas bauen, sondern zwischen verschiedenen Positionen wählen - die allerdings immer noch vorgegeben sind, freies Bauen ist nicht möglich. Je nachdem, wo man etwas errichtet, kann dies unterschiedliche Auswirkung haben, neue Wege öffnen oder auch ein Gefecht stark verkürzen. Zudem wird man auch nicht zwangsläufig zu einer Entscheidung gezwungen: Häufig kann man seinen Bau wieder zerstören und an anderer Position neu errichten.

Neue Kampfdynamik

Die Raumschiff-Kämpfe werden elegant in Szene gesetzt.
Auch bei den zwangsläufigen Kämpfen hat sich einiges getan. Zum einen wird man in besonders intensiven Blastergefechten die Umgebung als Deckung nutzen können. Zum anderen nutzen auch die Gegner Bauoptionen, so dass man sich nicht wundern sollte, wenn die Sturmtruppen der Neuen Ordnung sich ein paar Klötzchen schnappen und etwas errichten, um Nachschub oder Artillerieschläge anzufordern. Besonderes Augenmerk wird auch auf dynamische Raumschiffkämpfe gelegt. Als ich z.B. mit Rey den Falken über Jakku jagte, dabei zuerst auf einem vorgegebenen Weg die angreifenden Tie-Fighter in ihre Kunstoffteile zerlegte und schließlich weitgehend frei (aber natürlich innerhalb eines vorgegebenen Areals) über den Wüstenplaneten zischen durfte, legte sich ein Lächeln auf mein Fan-Gesicht: Hier kam abermals das Beste aus zwei Welten zusammen - sympathisches Bauklotz-Design und schicke Action mit viel Star-Wars-Flair.

Dass der Schwierigkeitsgrad sich immer noch vornehmlich an jüngere Spieler richtet, nehme ich dabei wie eh und je in Kauf. Denn oben drauf kredenzt Traveller's Tales erneut einen Fortschritt in visueller Hinsicht. Die PS4-Version, die wir spielen konnten, hinterlässt mit ihrer Mischung aus realistischen und Lego-Objekten sowie den Effekten oder den Spuren, die BB-8 in den Sand rollt, einen stimmungsvollen Eindruck. Und selbstverständlich folgen die Briten auch im neuen Star-Wars-Abenteuer der Vorgabe des dänischen Lizenzgebers, dass alles, was im Spiel aus Legos gebaut wird, auch in der Realität aus den Plastiksteinen hergestellt werden könnte.

Ausblick

Auch nach elf Jahren geht Traveller's Tales die Kreativität nicht aus. Natürlich kann man sich nach all der Zeit beklagen, dass auch mit Das Erwachen der Macht das Fundament aus Levelerforschung, zu leichten Rätseln, Zerstörung von Legoobjekten, Bauen sowie Kampf weitgehend unverändert bleibt. Doch dabei könnte man schnell vergessen, dass es im Drumherum in den letzten Jahren bei den Lego-Spielen einige Änderungen und Verbesserungen gab, von denen auch Rey, Finn, BB-8 & Co profitieren. Angetrieben vom unnachahmlichen Humor sorgen die Original-Sprachsamples zu den bekannten, aber verfremdeten Szenen immer wieder mindestens für ein Schmunzeln. Und da man sich inhaltlich nicht nur an der Filmvorlage entlang hangelt, sondern auch zahlreiche zwischen Episode 6 und 7 liegende Missionen erlebt, kommen auch die neuen Mechaniken besser zur Geltung. Das Multibuild-System dürfte genauso wie die neuen Deckungsgefechte und die schick in Szene gesetzten Kämpfe mit Raumschiffen wie dem Millenium Falken zwar nicht dafür sorgen, dass der traditionell eher niedrige Schwierigkeitsgrad nennenswerte Änderungen erfährt. Dennoch freue ich mich riesig darauf, mit BB-8, Kylo Ren und den anderen Star-Wars-Figuren durch die hinsichtlich der visuellen Qualität nochmals verbesserten Kulissen zu jagen und Bauklotzbauten zu zerkloppen.

Einschätzung: gut

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