Vorschau: Zurück ins Tolkien-Reich
Starkes Fundament
2014 sorgte Mittelerde: Mordors Schatten für eine angenehme Überraschung, an deren Faszination vor allem das innovative Nemesis-System einen großen Anteil hatte. Was liegt da näher, als auf diesem starken Fundament aufzubauen? Entsprechend wirken viele Elemente auf Kenner des Vorgängers vertraut, wenn man erneut Einblicke in die Uruk-Gesellschaft sowie die Beziehungen und Rollenverteilungen der einzelnen Krieger erhält, die alle über individuelle Stärken und Schwächen sowie ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügen. Und genau wie damals kann man die hierarchischen Strukturen einmal mehr beeinflussen und sich so bestimmte Facetten der Geschichte unter der eigenen Regie zusammenschmieden. Hier geht man sogar noch einen Schritt weiter, denn die Interaktionen beschränken sich nicht länger nur auf die einzelnen Krieger, sondern die gesamte Spielwelt. Im Zentrum stehen dabei die Festungen, mit deren Einnahme man gleichzeitig über das dazugehörige Territorium herrscht.
Viele Wege führen in den Thronsaal
Bei den Kämpfen spürt man erneut gewisse Parallelen zu den Batman-Spielen von Rocksteady, wenn man mit leichten und schweren Schlägen austeilt, Attacken ausweicht oder auf die Konter per Tastendruck lauert. Inmitten der Massenschlachten wirkt das Geschehen allerdings einen Tick chaotischer und damit unübersichtlicher als bei den Prügeleien des Fledermaus-Helden. Allerdings wird die Rollenspiel-Komponente durch das neue Gear-System nach oben geschraubt, denn mittlerweile lassen sich nicht nur die Fähigkeiten des Helden, sondern auch dessen Ausrüstung verbessern. So hinterlassen z.B. manche besiegte Gegner hochwertigere Waffen oder stärkere Rüstungen.
Hilfreiche Unterstützung
Darüber hinaus hat man noch ein paar weitere Asse im Ärmel, die das Überleben auf dem Schlachtfeld etwas einfacher gestalten: So kann man sich z.B. einen Bodyguard zuweisen lassen, der auch auf Zuruf zu Hilfe eilt. Oder man schickt verbündete Truppen „undercover“ zu den Overlords, um diese zu stürzen. Das Versklaven von Gegnern ist ebenfalls wieder möglich – umgekehrt können allerdings auch die eigenen Leute in Gefangenschaft geraten. Darüber hinaus gibt es wandelnde Heilpakete – z.B. in Form von Bogenschützen, mit deren Niedermetzeln man seine Lebensenergie regenerieren kann. Ist die Schlacht gewonnen, darf man nicht nur Umbaumaßnahmen vornehmen, sondern bestimmt auch einen neuen Herrscher aus den eigenen Reihen als neuen Overlord für die jüngst eingenommene Festung – die perfekte Belohnung für treue und kompetente Mitstreiter! Ein Sieg ist aber nur dann langfristig wertvoll, wenn die anschließende Verteidigung des Territoriums gelingt. Denn es besteht immer die Gefahr, dass die Orks zum Gegenangriff blasen und dabei die Festung sogar wieder zurückerobern.
Offene Fragen in offener Welt
Von der offenen Welt gab es im Rahmen der Demo leider noch nicht viel zu sehen. Daher lässt es sich noch nicht abschätzen, ob Monolith motivierende Erkundungsreize schaffen kann oder lieber den einfachen Weg wählt und Mittelerde mit überflüssigem Sammelkram zukleistert. Ein ebenso großes Fragezeichen steht noch hinter der Geschichte: Das Nemesis-System liefert zwar nette kleine Handlungsstränge, doch das große Ganze ist ebenfalls von Bedeutung – insbesondere deshalb, um zu erfahren, wie sich die Handlung rund um die Auseinandersetzung mit Sauron in den Kanon von Der Hobbit und Der Herr der Ringe einfügt.
Ausblick
Bei Mittelerde: Schatten des Krieges machen Monolith und Warner dort weiter, wo man bei Mordors Schatten aufgehört hat: Im Fokus steht erneut das Nemesis-System, das zusammen mit der stärkeren Einbindung von Rollenspiel-Elementen um einige interessante Facetten erweitert wird. Allerdings leidet man bei der Erstürmung von Festungen angesichts der zahlreichen Möglichkeiten fast schon unter einer Qual der Wahl und wird von Perks sowie alternativen Routen oder Optionen regelrecht erschlagen. Allerdings sei gesagt, dass der gespielte Abschnitt bereits mitten im Spiel angesiedelt war und zu Demo-Zwecken viele Fähigkeiten freigeschaltet wurden. Das Gefühl der Massenschlachten wird prima eingefangen und weckt sofort Erinnerungen an die epischen Vorlagen aus den Kinofilmen, garniert mit den lässigen Sprüchen der aufwändig gestalteten Orks und Uruks. Das Kampfsystem mit seiner Anlehnung an die Batman-Titel der Rocksteady Studios fühlt sich ebenfalls gut an, obwohl mir das Gekloppe manchmal etwas zu unübersichtlich und chaotisch erscheint. Zudem bleiben weiter viele Fragen offen, die wir uns schon bei der ersten Vorschau gestellt haben: Wie wird sich die Story entfalten und in den bisherigen Kanon einfügen? Was hat die offene Welt zu bieten? Und wird die prozedurale Generierung von Gegnern und Festungen auf Dauer für genügend Abwechslung sorgen? Bisher hinterlässt Schatten des Krieges angesichts der vielen Möglichkeiten und wuchtigen Inszenierung einen überzeugenden Eindruck, der hoffentlich auch beim Gesamtwerk erhalten bleibt.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.