Komplexe Gadgets
Marcus ist quasi ein virtuelles und nicht ganz so gewaltfreies Gegenstück zu Edward Snowden: Nachdem er sich der technisch bewanderten Widerstands-Gruppe DedSec angeschlossen hat, kämpft er gegen ctOS 2.0 - ein fortgeschrittenes und nicht gerade die Bürgerrechte respektierendes Überwachungssystem. Der Einstieg in meinen ersten Hacker-Ausflug gestaltet sich komplizierter als erwartet: Mit Steuerkreuz und Schultertasten lassen sich allerlei Menüs öffnen und technische Tricksereien starten. Dazu kommt ein praktisches Scanner-Bild, welches per Klick auf den rechten Stick Gegner und hackbare Elektronik sichtbar macht. Ich hoffe, dass man auf Dauer besser in die Bedienung hineinkommt, inmitten des Messetrubels wirkte die Belegung manchmal verwirrend. Andererseits ist es schön, dass Ubisoft die Mechaniken offenbar intensiv ins Spieldesign integrieren will.
Gewalt, Schleicherei oder Tricks - oft soll dem Spieler die Entscheidung überlassen werden.
Bevor ich mich auf dem Weg zur bei Touristen beliebten Bay-Area mache, lasse ich an einem Turm erstmal die Drohne starten, verschaffe mir einen kurzen Überblick über die Landschaft, welche das reale Vorbild bereits recht idyllisch und realgetreu einfängt. Nach einem Hack an der Turmspitze erfahre ich, dass sich eine konkurrierende Hacker-Gang in Lagerhäusern am Hafen herumtreibt. Als ich mit einem geklauten Zweirad am Hafen ankomme, markiere ich erst einmal mittels Drohne die Gegner – danach kommt der zweite Helfer-Winzling zum Einsatz. Das kleine ferngesteuerte Fahrzeug kann hüpfen und wird nicht vom Wachhund entdeckt „Er kann ihn nicht wittern“, erklärt mir der präsentierende Ubisoft-Mitarbeiter. Inkonsequent allerdings, dass ihn das laute Surren des Motors nicht aufschreckt.
Angriff der "Smombies"
Nachdem der kleine Helfer die Tür geknackt hat, legt Marcus persönlich los. Mit seinen etwas agileren Kletter-Bewegungen überwindet er ein paar Kisten, hinter denen ich einen Wachmann ablenken soll. Besonders gut gefällt mir die Verwandlung anderer Personen in eine Smartphone-Zombie: Nach meinem Einklinken spielt sein Handy verrückt und mein Opfer glotzt gebannt auf das kleine Kästchen – fast wie sämtliche Wartenden an einer Hamburger U-Bahnhaltestelle. Also schicke ich ihn in Ruhe mit dem Taser schlafen.
Mehr Akrobatik, mehr Spaß?
Wer möchte, kann laut den Entwicklern so komplett ohne Kill durch die Story gelangen. Als ein paar am Hafen relaxende Passanten meine Attacke bemerken, ergreifen sie zum Glück nur die Flucht, statt den Wachmann um die Ecke zu alarmieren. In solchen Situationen kann man aber auch Pech haben und eine Petze erwischen. Als ich auf eine Wachhund treffe, denke ich leider nicht an den Taser, drücke intuitiv die Kreistaste für den Takedown und erwürge ihn mit einem Nahkampf-Kill – armes Tier! Nachdem ich schließlich in den finalen Computer eingedrungen bin, wird der Erfolg postwendend in der App verkündet, wodurch DedSec mehr begeisterte Follower gewinnt. Laden sie sich die App herunter, lässt sich ihre Rechenleistung für die kommenden Sabotage-Aktionen mitnutzen.
Die etwas andere Fernsteuerung
Im virtuellen San Francisco und Randgebieten wie dem Silicon Valley lässt sich auf Wunsch die Bord-Elektronik sämtlicher Fahrzeuge korrumpieren und fernsteuern. Da man in Verfolgungsjagden meist keine Zeit für ausgefeilte Manöver hat, gibt es eine Art Schnellzugriff, bei dem das Vehikel sofort nach rechts ausschert. So kann man vermutlich intuitiv flott den Weg blockieren, wenn man die Technik erst einmal verinnerlicht hat.
An diversen Orten der Stadt darf man Marcus neu einkleiden.
Nachdem ich ein wenig damit herumgespielt habe, rollt mir am Pier ein Gabelstapler entgegen, auf dessen hochgefahrenen Zinken lässig die Figur eines Entwicklers im Schneidersitz auf mich wartet. Er ist nahtlos in mein Spiel eingestiegen und nimmt mich mit auf einen Koop-Mission, in der wir erneut nach kurzer Drohnen-Auskundschaftung einiger Wohnhäuser ein paar Wachen hinterrücks mit Stealth-Kills meucheln. Ein paar weitere Patrouillen werden durch einen Stromschlag ausgeschaltet, als sie in die Nähe einer von uns präparierten Kurzschluss-Mine tapsen. Bei den letzten Gegnern brechen wir noch einmal eine Schießerei vom Zaun, in der schließlich einige Verbündete der Gegner mit Autos dazustoßen. In vielen Missionen soll der Spieler ganz nach Vorlieben lautlos oder mit Hilfe von Kämpfen vorgehen können. Viel Gewalt könne allerdings auch entsprechende Follower anziehen, die man vielleicht gar nicht haben wolle. Passend zur Wahlfreiheit lassen sich auch die Upgrades entsprechend eigener Vorlieben in drei Kategorien aufleveln: Schleichen, Aggressivität oder trickreiches Vorgehen.