Vorschau: Red Dead Redemption 2 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
05.11.2019
26.10.2018
26.10.2018
Erhältlich: Digital (Epic Games Store, Steam)
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Stalker und Warnschüsse

Wir erkunden in Spielen meist Kulissen, Ausrüstung und Statistiken, aber viel zu selten das weite Feld der Psyche. Ich will das noch nicht zu hoch einstufen. Denn natürlich habe ich nur eine Stunde gespielt und es bleibt abzuwarten, wie sich diese Begegnungen auf lange Sicht anfühlen - ob es automatische Routinen gibt, die auch in I Am ALive auf Dauer zu erkennen waren. Aber es gab noch zwei weitere interessante Szenen, die angenehm unberechenbar ausgepielt wurden, zumal Rockstar lobenswerter Weise auf jegliche visuelle Spoiler zu Freund und Feind verzichtet: Ein Sheriff war irgendwann genervt davon, dass ich ihm hinterher laufe. Obwohl ich ihn immer freundlich grüßte, wurde er mit mir als "Stalker" im Nacken ungehalten. Als ich dann etwas pampig erwiderte, blieb er stehen, ebenfalls die Hand am Revolver.

Schussgefechte gehen nahtlos in Nahkämpfe über.
Schussgefechte gehen nahtlos in Nahkämpfe über.
Sehr schön ist auch die Funktion des Warnschusses, der mit erhobener Waffe sichtbar anders ausgeführt wird als gewöhnliche Ballerei: Man kann seine Winchester also nicht nur auf Bewohner richten, die dann natürlich aggressiv werden oder fliehen. Man kann auch einen Schuss in die Luft abfeuern, der als explizite Warnung dient und so manchen besoffenen Rüpel vielleicht in die Flucht schlägt. Als ich das beim Vorbeireiten zweier fluchender Cowboys mal ausprobierte, waren die allerdings weniger eingeschüchtert, drehten um und ballerten mich fast umgehend aus dem Sattel. Gerade diese situative Spannung durch unberechenbare Reaktionen gefiel mir nach dem Anspielen von Red Dead Redemption 2 bisher am besten.

Kritik im Heuhaufen

Auf die vielen anderen lobenswerten Aspekte, wobei neben der filmreifen Inszenierung des Gang-Alltags mit über 20 Charakteren vor allem die bemerkenswerte Hingabe für Kleinigkeiten zu nennen ist: vom kontinuierlichen Bartwuchs über das Waffenreinigen bis hin zur Auswirkung der Kleidung je nach Witterung oder der Veränderung der eigenen Statur je nach Essen. Hinzu kommen die
Je nachdem wo und wie ihr agiert, können sich Quests ergeben oder Situationen eskalieren.
Je nachdem wo und wie ihr agiert, können sich Quests ergeben oder Situationen eskalieren.
angenehm dynamischen Gefechte, in denen Projektilfeuer aus der Distanz ähnlich flüssig in Prügeleien überleitet wie in Uncharted 4, wobei das Verhalten der KI noch abzuwarten bleibt. Cool ist jedenfalls, dass ich vor einem Gefecht das Kommando übernehmen und damit den Stil für meine Begleiter vorgeben kann - also eher lautlos oder auf die harte Tour zu infiltrieren. Ich kann die Führung auch an einen Kumpel übergeben, der je nach Charakter eine andere Taktik anwendet. Auf all das gehe ich konkreter im Test ein.

Ist denn gar nichts negativ aufgefallen? Doch. Es wirkt etwas plump, wenn man in der Wildnis verfolgt wird, mit dem bereits feuernden Banditen im Nacken zu seinem Lager galoppiert und die Situation nicht ausgespielt, sondern überblendet wird - es folgt eine Ladephase und man betritt das Lager ohne einen Verfolger, der plötzlich verschwunden ist, während Wachen aus dem Dickicht grüßen. Das hätte man eleganter lösen können, auch wenn man das Versteck laut Story nicht preisgeben darf. Außerdem kann man zwar von Klapperschlangen vergiftet werden, aber in der Stadt beim Apotheker jedes Heilmittel, nur kein Gegengift kaufen, obwohl das logisch wäre und es in der Vitrine sogar beworben wird; schade ist auch, dass man den Experten für Tinkturen hinter der Theke nicht über L2 auf seine Vergiftung ansprechen kann. Aber das ist angesichts der Größe dieses Abenteuers Kritik im Heuhaufen.


 

AUSBLICK



Von Red Dead Redemption 2 erwarte ich nicht weniger als ein ausgezeichnetes Erlebnis, das kreative Zeichen in offenen Welten setzt. Ob Rockstar die Konkurrenz überflügeln und künftige Titel inspirieren kann, lässt sich nach einer Stunde natürlich noch nicht sagen. Eines steht fest: Am Ende wird weder die wunderbare Kulisse noch die enorme Fülle an Möglichkeiten entscheidend sein, denn das bieten viele Spiele, sondern die Regie im weitesten Sinne. Inwiefern kann man das Freiheitsgefühl, das Dasein als Revolverheld sowie Gang-Mitglied und damit den Charakter des Wilden Westens abbilden? Wie wirken sich Ehre und Entscheidungen aus, die diesmal größere Konsequenzen haben sollen? Was schon frühzeitig fasziniert, ist die neue situative Spannung. In der Unberechenbarkeit und Dynamik einzelner Begegnungen, die bisher in wenigen Spielen wie I Am Alive abgebildet wurden, liegt für mich die große Stärke dieses Abenteuers. In zig Spielen kann man große Welten erkunden, sammeln, craften oder sonstwie an der Oberfläche interagieren, aber das weite Feld der Psyche wird zu selten beschritten. Ich bin gespannt, ob sich diese Faszination auch nach zehn oder zwanzig Stunden hält. Wenn man den ersten Teil kennt, wird man auch die spielmechanischen Fortschritte zu schätzen wissen, vom Warnschuss oder der Jagd bis zur Interaktion in vielen alltäglichen Bereichen. Und es ist sehr gut, dass Rockstar in der Visualisierung nicht nur auf überflüssiges Klimbim und Hilfen verzichtet, sondern diese komplett abschaltbar macht. Wenn ich Arthur Morgan spiele, will ich so frei wie möglich sein - Red Dead Redemption 2 könnte dem "Code of the West" sehr nahe kommen. Ich freu mich auf die finale Version und hör bis dahin weiter Colter Wall zur Einstimmung.
Von Red Dead Redemption 2 erwarte ich nicht weniger als ein ausgezeichnetes Erlebnis, das kreative Zeichen in offenen Welten setzt. Ob Rockstar die Konkurrenz überflügeln und künftige Titel inspirieren kann, lässt sich nach einer Stunde natürlich noch nicht sagen. Eines steht fest: Am Ende wird weder die wunderbare Kulisse noch die enorme Fülle an Möglichkeiten entscheidend sein, denn das bieten viele Spiele, sondern die Regie im weitesten Sinne. Inwiefern kann man das Freiheitsgefühl, das Dasein als Revolverheld sowie Gang-Mitglied und damit den Charakter des Wilden Westens abbilden? Wie wirken sich Ehre und Entscheidungen aus, die diesmal größere Konsequenzen haben sollen? Was schon frühzeitig fasziniert, ist die neue situative Spannung. In der Unberechenbarkeit und Dynamik einzelner Begegnungen, die bisher in wenigen Spielen wie I Am Alive abgebildet wurden, liegt für mich die große Stärke dieses Abenteuers. In zig Spielen kann man große Welten erkunden, sammeln, craften oder sonstwie an der Oberfläche interagieren, aber das weite Feld der Psyche wird zu selten beschritten. Ich bin gespannt, ob sich diese Faszination auch nach zehn oder zwanzig Stunden hält. Wenn man den ersten Teil kennt, wird man auch die spielmechanischen Fortschritte zu schätzen wissen, vom Warnschuss oder der Jagd bis zur Interaktion in vielen alltäglichen Bereichen. Und es ist sehr gut, dass Rockstar in der Visualisierung nicht nur auf überflüssiges Klimbim und Hilfen verzichtet, sondern diese komplett abschaltbar macht. Wenn ich Arthur Morgan spiele, will ich so frei wie möglich sein - Red Dead Redemption 2 könnte dem "Code of the West" sehr nahe kommen. Ich freu mich auf die finale Version und hör bis dahin weiter Colter Wall zur Einstimmung.

Einschätzung: sehr gut/ Fit4Hit

(Zur Einstimmung auf das Spiel werden wir euch nächste Woche eine historische "Einführung in den Wilden Westen" anbieten, die die amerikanische Geschichte des 19. Jahrhunderts sowie die Entstehung des "Code of the West" und der "Gunslinger" beleuchtet. Anm.d.Red.)
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Kommentare

JunkieXXL schrieb am
ZackeZells hat geschrieben: ?25.10.2018 14:12 Nach dem Feierabend noch schnell die Tiefkühltruhe mit TK-Pizzen und andrem schnell zu zubereitendem vollstopfen - zwei/drei Stunden ein Nickerchen machen, Stöpsel am Telefon ziehen, Klingel ausstellen und um 0.00uhr loszocken - vor Montag Morgen werde ich keinen Fuss vor die Tür setzen :banane:
Guter Mann! :D
johndoe1904612 schrieb am
Na hoffentlich wird das hier auf den Amateur Konsolen getestet und nicht auf den ProX-Gedöns. Das dürfte ja den Großteil nicht betreffen.
Stalkingwolf schrieb am
ZackeZells hat geschrieben: ?25.10.2018 14:33 Wenn das Spiel fesselt - habe ich keine 5 Minuten ;)
d.h du ist die TK Pizza kalt? :mrgreen:
Scorplian schrieb am
Ich hab mir die Vorschau mal durchgelesen und dabei fiel mir etwas auf.
Wenn Jörg etwas gut empfindet, empfinde ich selbiges meistens als egal oder sogar schlecht :lol:
Ich weiß das RDR2 deutlich mehr bieten wird, aber die Vorschau hier lässt mich schon fast davor abschrecken... besonders beim kurzen minimalen Vergleich mit Uncharted :?
Der Jörg ist einfach ein gaaaaanz anderer Gamer als ich :lol:
schrieb am