Star Wars Battlefront 220.10.2017, Michael Krosta

Vorschau: Das Imperium schlägt (wieder) zurück

Neben mehr Inhalten für die Mehrspieler-Schlachten vermissten viele Spieler zum Start von Star Wars Battlefront vor allem eine Kampagne für Solisten. Genau das wollen Electronic Arts und DICE jetzt ändern: Nicht nur der Multiplayer wird massiv aufgebohrt, sondern man hat auch das Motive-Studio auf einen Story-Modus angesetzt, in dem die imperiale Seite des Sternenkrieges betrachtet wird. Wir konnten bereits die ersten Missionen anspielen und uns ein Bild von der Kampagne machen...

Der Weg in die Freiheit

Hmmm, dumm gelaufen: Während sich das Imperium auf die alles entscheidende Schlacht um Endor vorbereitet, um die Rebellion mit dem zweiten Todesstern endgültig zu vernichten, sitzt Iden Versio in einer Gefängniszelle an Bord eines Rebellen-Kreuzers fest. Überlaufen? Das kommt für die imperiale Kämpferin und Teil der Special Forces trotz des verlockenden Angebots am Ende des Verhörs nicht in Frage, bei dem auch die siegessicheren Rebellen-Offiziere eine dunklere Seite zeigen. Warum auch? Sie hat andere Pläne: Kaum hat der Rebellen-Abschaum ihre Zelle verlassen, aktiviert Iden ihren treuen Begleiter, den taktischen Androiden VZ 626, der auf das Schiff geschmuggelt wurde und den Auftrag erhält, sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

Wird Iden Versio ihre uneingeschränkte Loyalität zum Imperium überdenken?
Der Einstieg in die Kampagne ist gleich in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich: Zum einen ertönt nicht die gewohnte Fanfare mitsamt des typischen Lauftextes. Zum anderen steuert man zu Beginn nicht die imperiale Protagonistin, sondern besagten Droiden, mit dem man sich zunächst unauffällig, später aber auch mit dem Einsatz von Stromschlägen durch die Korridore und Lüftungsschächte des Schiffs seinen Weg zur Zelle bahnt. Dabei lernt man bald auch eine weitere Fähigkeit des Blechkameraden zu schätzen: Auf Knopfdruck kann man einen Impuls aussenden, der für kurze Zeit die Position von Gegnern verrät. Ein Cooldown sorgt gleichzeitig dafür, dass man nicht zu übermächtig wird.

Ego- oder Schulteransicht?

Übernimmt man dann die Kontrolle über Iden Versio, muss man auf den kleinen Helfer nicht verzichten: Er wird einfach wie ein Rucksack am Rücken platziert und kommt weiter zum Einsatz, um etwa elektronische Türschlösser zu öffnen, Computer zu hacken oder weiterhin die Gegner per Impuls zu markieren bzw. zu schocken. Für Letzteres muss man allerdings zunächst durch Kopfschüsse oder Stealth-Kills eine Energieleiste füllen.

Waffengewalt oder Schleichen? Häufig hat man in den Shooter-Abschnitten die Wahl.
Selbst wenn man endlich den ersten Blaster in den Händen hält, hat man neben Ego- oder Schulteransicht oft die Wahl, ob man lieber weiter den unauffälligen Weg wählt oder sich mit Waffengewalt durchballert. Allerdings sorgt in manchen Situationen ein Skript dafür, dass ein Feuergefecht unausweichlich erscheint. Dank der präzisen Steuerung hat man die Rebellen aber ganz gut im Griff und kann sich bei zu vielen eingesteckten Treffern zur Not zurückziehen, um die Lebensenergie zu regenerieren. Schön auch, dass man sich Verfolger durch das Zerstören von Türschlössern vom Leib halten kann. Beim Schleichen wird dagegen schnell deutlich, dass hier nur eine Light-Variante der Mechanik geboten wird: Zwar bekommt man den Aufmerksamkeitsgrad wie bei Hitman, Metal Gear Solid 5 & Co über den Gegnern angezeigt, kann aber ihre Körper nach dem tödlichen Stealth-Angriff nicht verstecken.

Die Schlacht um Endor

Sind die geheimen Pläne aus dem Computer des Rebellenschiffs gestohlen und die Flucht geglückt, geht die Action auf dem Waldmond Endor weiter. Doch schon kurz nach der Ankunft folgt der Schock: Iden Versio und ihre beiden Mitstreiter vom Inferno Squad müssen mitansehen, wie der zweite Todesstern am Himmel explodiert – der Plan, die Rebellion endgültig zu vernichten, ist gescheitert. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, marschiert die Truppe weiter und bahnt sich ihren Weg durch brennende Wracks von Tie Fightern und X-Wings, räuchert Stellungen der Rebellen aus und muss sich sogar gegen einen gekaperten AT-ST zur Wehr setzen. Das sieht dank der Power der Frostbite-Engine nicht nur über weite Strecken fantastisch aus, sondern es sorgt zusammen mit dem dynamischen Orchester-Soundtrack für eine großartige Star-Wars-Atmosphäre. Was aber auffällt: Die Rebellen scheinen aufgrund der eingeschränkten Variationen bei den Figurenmodellen zum einen aus einer Klon-Fabrik entlaufen zu sein. Zum anderen verhalten sie sich auch nicht sonderlich clever. Selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade und ohne die optionale Zielhilfe ist es hier oft viel zu einfach, die Moorhuhn-

Was hat es mit der Operation Cinder auf sich?
Gegner auszuschalten und sogar Kopftreffer zu laden – selbst die wichtigen Offiziere, die Geschütze aufstellen können, sind meist ein leichtes Ziel. Zudem wirkt ihr Verhalten vor allem in der Rückwärtsbewegung sehr unnatürlich und man bekommt zunehmend das Gefühl, lediglich in einer Mehrspieler-Schlacht gegen minder bemittelte Bots gelandet zu sein.

Die Versorgungskisten, an denen man nicht nur seine Bewaffnung, sondern auch die freischaltbaren Sternenkarten für Spezialfähigkeiten wechseln darf, tragen ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Zwar ergeben sich durch den Wechsel taktische Optionen, mit denen man z.B. die Waffen der Feinde überhitzen oder sich kurzzeitig mit einem Schutzschild ausstatten darf. Doch die Art, wie das alles eingebunden ist, wirkt zu plump, denn das Hantieren mit den Sternenkarten verleiht dem Spielverlauf einen gewissen Arcade- und MP-Touch, den man in dieser Form nicht unbedingt in einer storybasierten Kampagne bräuchte.

Ab in den Weltraum

In der Kampagne warten ähnlich intensive Weltraum-Schlachten wie im Mehrspieler-Modus.
Ist die Landeplattform auf dem Waldmond endlich gesichert, darf man mit einem Tie-Fighter abheben und bekommt bei einem ersten Flug durch die Trümmer des Todessterns einen ersten Vorgeschmack auf die brachial inszenierten Weltraum-Schlachten, die mit gewaltigen Explosionen, riesigen Corvetten sowie intensiven Dogfights gegen wendige Jäger und Bomber begeistern. Dabei wird man allerdings schnell feststellen, dass nicht unbedingt die Auseinandersetzungen mit Rebellen-Piloten, sondern Berührungen mit Trümmerteilen und Schiffen das Sterberisiko massiv erhöhen. In einer späteren Mission muss man sogar einen festgesetzten Sternenzerstörer aus den Händen der Rebellion befreien und erlebt dabei auch einen gelungenen Übergang vom Weltraum in den Hangar eines der feindlichen Schiffe, wo es anschließend wieder zu Fuß weitergeht. Abseits der Wechsel zwischen Dogfights, Stealth und Shooter wird der Spielverlauf zudem durch weitere Variationen aufgelockert, bei denen man z.B. einen Droiden während eines Hacker-Angriffs vor den heranrückenden Truppen oder auch mal seinen Flügelmann beschützen muss.

Zur Story kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel sagen: Nach dem Tod des Imperators bekommen Versio und ihr Inferno Squad den Auftrag, mit der Operation Cinder dessen letzten Befehl auszuführen. Was genau hinter dem Plan steckt? Man weiß es noch nicht. In einem Video, das EA nach dem Anspielen zeigte, deuten sich allerdings schon erste Gewissensbisse bei der Protagonistin an, deren Glaube an die Ziele des Imperiums offenbar stark erschüttert werden und sie in einen Gewissenskonflikt stürzen.

Ausblick

Man merkt der Kampagne von Star Wars Battlefront 2 oft leider etwas zu deutlich an, dass die Motive Studios über weite Strecken lediglich eine Zweitverwertung von Materialien und Mechaniken aus dem Mehrspielermodus betreiben. Trotzdem freue ich mich auf den Einsatz mit Iden Versio und ihrem Inferno Squad, weil die Geschichte nach den Ereignissen aus Episode 6 einen interessanten Einblick in das erschütterte Imperium erlaubt und man alles versucht, um die Shooter-Action mit Schleicheinlagen, wechselnden Fähigkeiten, Dogfights im Weltraum und weiteren Variationen so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Zudem überzeugen die Zwischensequenzen mit einer gelungenen Inszenierung und detaillierten Figuren, die von einer glaubwürdigen Darbietung samt professioneller Lokalisierung getragen werden. Allerdings sollte man den Schwierigkeitsgrad noch etwas nach oben schrauben, für mehr Abwechslung bei den Gegner-Modellen sorgen und ihnen vielleicht noch ein paar natürlichere Animationen spendieren. Nach den aktuellen Eindrücken wird die Kampagne vermutlich nicht die Qualität, Tiefe und Intensität erreichen, durch die sich Star-Wars-Shooter wie Dark Forces oder Jedi Knight damals ausgezeichnet haben. Durch den interessanten Story-Aspekt und die abwechslungsreiche sowie audiovisuell beeindruckende Action empfinde ich sie dennoch als willkommene Bereicherung zu den Schlachten in den Mehrspieler-Modi.

Einschätzung: gut

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