Ohnehin ist das Verhalten von Mensch und Fauna nicht immer nachvollziehbar. Manche Wachen gehen seltsame Wege und richtig frustrierend war ein kleiner Einsatz, in dem ich einen Streitwagen, ähnlich wie jene aus
Ben Hur, zerstören musste. Dummerweise fährt ein Gegner ihn, also stelle ich einen großen Heuwagen in dessen immer gleiche Kreisbahn. Was macht die Wache? Sie reagiert als Figur überhaupt nicht auf das Hindernis. Stattdessen dreht sie erst direkt am Hindernis, das lange vorher sichtbar war, abrupt um und rollt ungebremst in die entgegengesetzte Richtung weiter. Schade, dass für alternative Problemlösungen in diesem Spiel wohl kein Platz ist!
Was ein echter Assassine ist...
Apropos Attentäter: Den größten Spaß hatte ich in der Vorschau mit der erwähnten Befreiungstat im Banditenlager sowie beim Beseitigen der Wachen feindlicher Außenposten. Dort bin ich nämlich auf leisen Sohlen zu den Anführern oder Kommandanten geschlichen, um sie hinterrücks zu meucheln, was auch gegen deutlich stärkere Feinde deutlich leichter machbar ist als ein „Hier bin ich!“ mit Schwert in der
Das Schleichen funktioniert am besten. Die Stealth-Action ist nicht großartig, aber besser als man es aus den Vorgängern kennt.
einen und Schild in der anderen Hand.
Dafür versteckt man Bayek in hohem Gras, schaltet Wachen aus sicherer Distanz mit Pfeil und Bogen aus oder zündet die Geschosse vorher an einer Fackel an, um Wachstände aus Holz kurzzeitig in Brand und dort postierte Soldaten in Panik zu versetzen.
Gesehen oder nicht gesehen werden
Das Versteckspiel ist kein besonders hochwertiges: Wird der Eindringling entdeckt, kennt sofort das ganze Lager seine Position und es war zumindest in der Vorschau-Version kaum möglich, seinen Verfolgern wenigstens so weit zu entkommen, dass sie ihn erst wieder suchen mussten – gerne genau dort, wo er sich versteckt, so dass er vielleicht schnell die Position wechseln muss. Vielmehr musste ich stets weit davonlaufen, um quasi die komplette Prozedur zurückzusetzen.
Insgesamt funktioniert die Stealth-Action aber und wirkt runder als in der Vergangenheit. Wachen rufen sogar Verstärkung, wenn sie Bayek sehen, was man mit einem schnellen gut gezielten Pfeil verhindern kann. Ein schönes Detail außerdem: Klaut Bayek vor den Augen Bewaffneter ein Pferd oder ein Kamel, heften die sich sofort an seine Fersen.
Vor allem die Details des alten Ägypten sind eine Augenweide.
Quark mit Adler
Worauf ich in der Vorschau übrigens fast komplett verzichtet habe, ist der Einsatz eines Adlers namens Senu, denn der hätte mich gedanklich aus dem Spiel geworfen. Genau wie in
Far Cry Primal kann man nämlich jederzeit Senu fliegen, um aus der Luft Lager auszukundschaften oder Gefangenenkäfige zu markieren. Glück im Unglück: Man findet diese und andere Zielobjekte auch ohne dessen Hilfe anhand ihrer Beschreibung. Schlechtes Spieldesign ist der in keiner Weise an den historischen Schauplatz passende Gadget-Vogel aber allemal!
Gerade in den detaillierten und idyllischen Umgebungen wirkt er wie ein Fremdkörper – immerhin zeigt Ubisoft von trockener Wüste über saftige Ackerflächen bis hin zu prachtvoll verzierten Bauten ein ebenso verklärtes wie schönes Ägypten. Reitet Bayek lange Strecken sind die Übergänge zwischen unterschiedlichen Gebieten zwar abrupter als etwa im Wilden Westen von
Red Dead Redemption, trotzdem ist auch Ägypten eine sehr faszinierende Kulisse.