Vorschau: Anthem (Shooter)

von Michael Krosta



Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
22.02.2019
22.02.2019
22.02.2019
22.02.2019
22.02.2019
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
Entscheidungen ohne Konsequenzen

Auf Anthem liegen aber auch aufgrund der Rollenspiel-Expertise große Hoffnungen: Kann BioWare bei der Story dort auftrumpfen, wo Destiny so massiv enttäuscht hat? Nach unseren Eindrücken aus dem Einstieg und Endgame sieht es leider nicht danach aus. Die Gespräche mit den Bewohnern von Fort Tarsis sind bisher vor allem durch belangloses Blabla geprägt, in denen die mageren Dialogoptionen fast schon überflüssig wirken, weil sie für die Handlung ohnehin nicht relevant erscheinen. Weist man das Angebot eines Shop-Besitzers z.B. unfreundlich ab, wird man kurze Zeit später wieder mit offenen Armen empfangen und bekommt lediglich ein „Ich hab doch gesagt, dass du zurückkommen wirst“ zu hören. Wer hofft, dass bei Anthem die Rollenspiel-DNA von BioWare aufblitzt, kann nur enttäuscht werden! War man beim Einstieg von Mass Effekt noch fasziniert von dem Universum, den Schauplätzen, Charakteren und ihren Beziehungen zueinander, schafft es Anthem bisher nicht, eine Neugier für die Handlung zu wecken, die hier eher den Eindruck eines aufgesetzten Beiwerks anstatt die Lust auf eine epische Geschichte vermittelt.

Im Gegensatz zu Destiny handelt es sich bei Fort Tarsis nicht um einen Social Hub. Man kann also lediglich mit NPCs, nicht aber anderen Spielern interagieren. Mittlerweile will BioWare aber dem Wunsch vieler Spieler nachkommen und auch in Anthem einen vergleichbaren Ort anbieten, an dem sich Spieler zusammenfinden können. Bisher kann man aber ausschließlich gemeinsam im Koop-Modus losziehen – Versus-Gefechte im Stil von Destinys Schmelztiegel (Crucible) gibt es hier (noch) nicht.

Lieber gemeinsam als alleine

„Alleine stark, zusammen stärker“ - getreu dem ausgegebenen Motto während der Entwickler-Präsentation ist es tatsächlich eine gute Idee, sich zusammen mit Freunden oder anderen Spielern den Herausforderungen zu stellen. Zwar lassen sich die meisten Missionen auch im Alleingang bestreiten, doch lässt sich bereits absehen, dass Anthem hier ähnlich schnell die Luft ausgehen dürfte wie Destiny. Daher sind nicht nur die beinharten Strongholds als Gegenstück zu Strikes und Raids voll auf

Auch im Nahkampf sind die Javelins schlagfertig.
Auch im Nahkampf sind die Javelins schlagfertig.
Koop-Action für bis zu vier Spieler ausgelegt, sondern auch die normalen Aufträge profitieren spürbar vom gemeinsamen Vorgehen als Verbund.

Denn erst im Team kommen die unterschiedlichen Eigenschaften der vier Javelins und das strategische Zusammenspiel voll zur Geltung. So ist das Ranger-Modell z.B. der Allrounder, der mit einem regenerativen Schutzschild sowie mittelstarker Bewaffnung einem guten Kompromiss aus Offensive und Defensive darstellt. Der Colossus fungiert mit seiner mächtigen Hülle und durchschlagenden Wummen als Tank, doch mangelt es dem Schwergewicht an der famosen Agilität, die den nur leicht gepanzerten und auf Nahkampf spezialisierten Interceptor auszeichnet. Schön zu sehen, wie unterschiedlich sich die Javelin-Typen anfühlen.

Auf der Suche nach Echos und Abwechslung

Neben der Action, die mitunter auch konkrete Mini-Aufträge wie die Zerstörung von Geschützstellungen beinhaltet, will BioWare den Spielverlauf mit kleinen Such-Einlagen aufpeppen. Die so genannten Echoes spürt man mit einem System auf, das Spielern von Dragon Age: Inquisition bekannt sein dürfte: Genau wie dort folgt man auch hier einem kleinen Richtungs-

Die Jetpack passen perfekt zu den vertikal ausgerichteten Schauplätzen.
Die Jetpack passen perfekt zu den vertikal ausgerichteten Schauplätzen.
Icon, das stärker ausschlägt, sobald man sich den Echos nähert, die meist zum Öffnen von Toren gebraucht werden.

Leider nutzt sich das Spielelement auf Dauer ähnlich ab wie die überschaubare Anzahl an Gegnertypen. Auf den ersten Blick ist die Mischung aus insektoiden Feinden wie XL-Skorpionen oder den allgegenwärtigen Scars vom Kanonenfutter bis zum gut gepanzerten Enforcer durchaus gelungen, zumal sich auch mächtige Maschinen oder Alien-Kreaturen als Hindernisse dazu gesellen. Beim Hineinschnuppern in die Endgame-Inhalte mussten wir allerdings ernüchtert feststellen, dass man überwiegend nur mit Massen an stärkeren Elite-Varianten von Gegnern konfrontiert wird, denen man bereits in den ersten Missionen begegnet ist. Hoffentlich hat das fertige Spiel diesbezüglich mehr zu bieten oder wird im Rahmen der Games-as-a-Service-Pläne noch entsprechend ausgebaut.
 

AUSBLICK



Eines weiß ich jetzt schon: Genau wie bei Destiny werde ich auch bei Anthem schnell die Lust daran verlieren, mich alleine mit Jetpack und Waffen durch die abwechslungsreichen, aber leider etwas generischen Gebiete zu schlagen. Zusammen mit Mitspielern sieht die Sache anders aus: Wenn man sich gemeinsam den etwas unterbelichteten, aber durchaus bedrohlichen Feinden stellt, dabei die Vorteile der Javelin-Modelle kombiniert und auf Beutejagd geht, rücken das repetitive Gegnerdesign oder die Wiederholungen der Echo-Suchaufgaben in den Hintergrund und der Spaßfaktor steigt. Vor allem die Strongholds versprechen packende Koop-Herausforderungen, die es stellenweise bereits auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad in sich haben. Positiv überrascht hat mich, wie gut und unterschiedlich sich die Javelins anfühlen, wobei auch die Mischung aus Luft- und Bodenkampf dank der intuitiven Steuerung klasse funktioniert. Deutlich mehr habe ich mir dagegen von der Story-Komponente erhofft: Bisher lassen mich die Figuren genauso kalt wie die Rahmenhandlung und die langweiligen Gespräche mit ihren lächerlichen Dialogoptionen, die offenbar eh keine Auswirkung haben. Gerade von BioWare hätte ich mehr erwartet. Immerhin dürften Beutejäger auf ihre Kosten kommen: Gefühlt wird man hier ähnlich mit Loot und Ressourcen erschlagen wie bei Destiny & Co. Darüber hinaus kann man viel Zeit, Energie und (Echt-)Geld in die Gestaltung sowie Ausrüstung seiner Javelin-Anzüge investieren. Wer nach einer Alternative zu Destiny sucht und die Ego-Action gegen Schultersicht samt Jetpack eintauschen möchte, könnte mit Anthem glücklich werden, sofern man sich auf Koop-Einsätze konzentriert und auf kompetitive Duelle verzichten kann. Die Verbindungsprobleme, die neben der Beta auch beim Anspiel-Event auftraten, sollte man bis zum Release aber noch dringend in den Griff bekommen.     

Einschätzung: befriedigend

Kommentare

DEMDEM schrieb am
Ich habe mir bisher durch EA Access auch einen etwas größeren Einblick in das Spiel gegönnt, habe bisher sensationelle (!!!) 4 Stunden auf'm Tacho, bzw. noch 6h übrig zu spielen. Und ich bin echt zwiegespalten.
Jedes Mal, wenn ich von einer Mission zurück nach Fort Tarsis komme und dort mit ein paar NPCs quatschen musste, überwältigt mich jedes Mal der Zwang das Spiel zu beenden. Weshalb ich bisher in 4 Tage 4 Stunden geschafft habe. Mache ich aber mal eine Mission von der Tafel beim Alten im unteren Geschoss, und dann direkt wieder, so bin ich im Gameplay-Loop und echt gefesselt vom Spiel. Kann ich aber keine neuen Missionen an der Tafel annehmen, sondern muss mir wieder Dialoge von irgendwelchen NPCs zwecks Story anhören, muss ich erstmal wieder eine Pause vom Spiel machen.
Ich komme zum Schluss: Gameplay macht schon laune, wenn man sich denn darauf auch einlassen will, aber das ganze Fort Tarsis, die ganzen Dialoge, die NPCs, meine Güte hat Bioware sensationell in den Sand gesetzt. Ich werde wohl die letzten 6 Stunden noch in Anspruch nehmen und dann mal gucken, wie der Content-Plan für die Zukunft aussieht und danach entscheiden, ob ich dem Spiel nochmal ne Chance gebe.
MaxDetroit schrieb am
Na ja, ich hatte es ja vorbestellt weil ich vor ein paar Wochen an einem Wochenede nix zu zocken hatte und die VIP Demo ausprobieren wollte. Hab gestern nochmal gecheckt, weil ich mir den Client schon runtergeladen habe kann ich die Vorbestellung auch nicht mehr abbrechen, ist aber auch okay so (Und um das Geld ist es mir auch nicht wichtig). Nun kann ich dieses Wochenende selber ausprobieren und mir meine eigene Meinung bilden. ich freu mich immer noch drauf, habe meine Erwartungshaltung angepasst, ich denke nicht ads der Day One Patch alle Probleme fixen wird. Ich freue mich immer noch auf die Story-Campaign, auch wenn viele sagen das sie nicht das altbekannte Bioware Niveau erreichen kann und etwas zu kurz geraten ist, aber vielleicht gibt es immer noch ein paar intressante Momente zu erleben. Mal sehen.
Stalkingwolf schrieb am
Miieep hat geschrieben: ?20.02.2019 09:01
Danilot hat geschrieben: ?19.02.2019 21:20
Miieep hat geschrieben: ?19.02.2019 08:36
DAS ist etwas was micht schon in den Demos extrem gestört hat! Leute, die afk rumstehen, werden nicht gekickt. Man hat nicht mal die Möglichkeit ein Gruppenmitglied zu voten oder einen Teamleader, der kicken kann.
Ich hoffe sehr, dass Bioware das ändert.
Das System ist sogar so toll, dass, wenn im deinem Team 3 Leute down gehen und der 4. afk ist, dann gar nichts mehr passiert, weil die anderen 3 nicht mal einfach aus der Mission gehen können.
Jup... ist mir bei der Demo passiert. Richtiger Mist. Zum Glück behält man jetzt die gesammelten Erfahrungspunkte, Münzen und Gegenstände, auch wenn man ne Mission abbricht.
Das ist das was ich oben meinte. Aber immerhin verliert man wohl seinen Progress nicht mehr.
Dennoch ist das System etwas merkwürdig. Entweder man kann auf das wiederbeleben warten oder man wählt einen Checkpoint aus.
Aber das man gar nichts mehr machen kann ist schlechtes Gamedesign.
Miep_Miep schrieb am
Danilot hat geschrieben: ?19.02.2019 21:20
Miieep hat geschrieben: ?19.02.2019 08:36
Stalkingwolf hat geschrieben: ?19.02.2019 08:32 Es kommen nun haufenweise "First Impressions" Videos auf YT raus.
Fazit : Medicore
Nichts was einen aus den Socken haut. Mit teilweise desaströsen Designentscheidungen.
Am besten ist das mit dem Downstate in einer Gruppe. Wenn der andere keinen Bock hat oder AFK ist, dann kann man nichts dagegen tun. Man kann nicht mal in die Lobby wechseln, sondern es geht nur über ALT+F4 mit de Gefahr Loot und EXP zu verlieren :lol:
DAS ist etwas was micht schon in den Demos extrem gestört hat! Leute, die afk rumstehen, werden nicht gekickt. Man hat nicht mal die Möglichkeit ein Gruppenmitglied zu voten oder einen Teamleader, der kicken kann.
Ich hoffe sehr, dass Bioware das ändert.
Das System ist sogar so toll, dass, wenn im deinem Team 3 Leute down gehen und der 4. afk ist, dann gar nichts mehr passiert, weil die anderen 3 nicht mal einfach aus der Mission gehen können.
Jup... ist mir bei der Demo passiert. Richtiger Mist. Zum Glück behält man jetzt die gesammelten Erfahrungspunkte, Münzen und Gegenstände, auch wenn man ne Mission abbricht.
schrieb am