Der Pate11.08.2005, Jens Bischoff
Der Pate

Vorschau:

GTA-Klone gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer. Da muss ein Titel schon etwas Besonderes bieten, um das Großstadtgangster-Dasein trotzdem noch schmackhaft zu machen. Der Pate könnte dazu durchaus das Zeug haben. Allein schon die hochkarätige Lizenz mit ihren unverkennbaren Charakteren, Schauplätzen und Dialogen dürfte virtuelle Hobby-Mafiosi aufhorchen lassen. Wir haben unsere Nadelstreifen-Anzüge aufgebügelt, die Thommy-Gun aus dem Schrank geholt und sind vorab schon mal in die Dienste von Don Corleone getreten.

Willkommen in der Familie

Am Anfang des Spiels seid ihr noch ein kleiner Gangster, der sich durch verhältnismäßig harmlose Auftragsarbeiten seine ersten Sporen in der berühmten Corleone-Familie verdienen muss: Ihr treibt Schutzgelder ein, klemmt euch hinters Steuer eines Fluchtwagens, schüchtert aufmüpfige Geschäftsleute ein, verpasst Verrätern einen Denkzettel und vertreibt unliebsame Konkurrenten aus dem Viertel.

Ermessenssache: Ihr entscheidet, wann ihr eure Ziele mit Gewalt oder Diplomatie durchsetzen wollt.
Später nehmt ihr dann auch an blutigen Familienfehden teil, raubt Banken aus, eignet euch neue Stadtgebiete an und könnt sogar zum Don aufsteigen. Im Gegensatz zu GTA und Co. Seid ihr jedoch die meiste Zeit zu Fuß unterwegs und bestreitet nur zirka ein Fünftel des Spiels in diversen Fahrzeugen.

Wählt euer Ziel

Der Spielverlauf ist relativ offen und es bleibt euch überlassen, ob ihr während eurer zehnjährigen Schaffensperiode Vito Corleones Nachfolger, sein Gegenspieler oder gar eine Art Super-Don werdet, der die gesamte New Yorker Unterwelt regiert. Mit der Zeit verändert sich auch euer Aussehen, denn schließlich kleidet sich ein Mafiaboss anders als seine Handlanger. Auch die Art und Weise, wie ihr eure Aufträge erledigt, bleibt euch größtenteils freigestellt: So könnt ihr zahlungsunwilligen Schuldnern entweder verbal drohen, sie mit einer Tracht Prügel einschüchtern, ihnen mit der Verwüstung ihres Geschäfts einen Denkzettel verpassen oder sie eiskalt abservieren - was aber in der Regel die schlechteste aller Lösungen darstellt.

Verschafft euch Respekt

Doch egal was ihr tut, die Betroffenen werden sich an eure Taten erinnern und beim nächsten Aufeinandertreffen entsprechend reagieren. Mit einer gekonnten Mischung aus Diplomatie und Gewalt verdient ihr euch jedenfalls den meisten Respekt - und den werdet ihr auch brauchen, um in den Straßen New Yorks Gangsterkarriere zu machen.

Feuer frei: Mit der Tommy-Gun im Anschlag heizt ihr euren Widersachern ordentlich ein.
 Die Steuerung des frei erschaffbaren Protagonisten könnte zwar noch etwas intuitiver ausfallen, bietet aber dafür gerade bei Nahkämpfen und Verhören sehr viele Feinheiten. Deutlich verbessert werden muss aber auf jeden Fall noch die Kameraführung, die vor allem in geschlossen Räumen noch extrem zickt und ständig nachjustiert werden muss.

Authentisches Umfeld

Dafür konnten die detaillierten Charaktere und Locations bereits mehr als überzeugen, wobei neben vielen Originalfiguren, -Schauplätzen und -Handlungen der Roman- und Filmvorlage auch die Originalstimmen einiger Akteure wie James Caan (Sonny Corleone), Robert Duvall (Anwalt Tom Hagen) oder Marlon Brando (Vito Corleone) für hohe Authentizität sorgen. Zwar mussten durch den Tod Brandos einige Passagen von einem Stimmdouble eingespielt werden, aber in den meisten Dialogen wird der Meister selbst zu hören sein. Bezüglich der deutschen Synchro können wir zwar leider noch keine Angaben machen, aber wir gehen davon aus, dass EA bei einem solch namhaften Titel auch hierzulande versuchen wird, die Originalsynchronsprecher des Coppola-Streifens zu verpflichten. Für den Soundtrack zeichnet Oscar-Preisträger Bill Conti und für das Drehbuch The Godfather Returns-Autor Mark Winegardner verantwortlich.    

Ausblick

Auch wenn die Versoftung von Der Pate erst kürzlich auf Anfang nächsten Jahres verschoben und zuvor von Originalregisseur Francis Ford Coppola heftig kritisiert wurde, besticht der Titel bereits mit einer klasse Präsentation und interessanten Gameplay-Elementen. Der nicht-lineare Spielverlauf, die charismatischen Charaktere und die gebotene Handlungsfreiheit mit all ihren Konsequenzen machen bereits Lust aufs finale Spiel. Bleibt nur zu hoffen, dass die Entwickler die Steuerung noch etwas zugänglicher gestalten und die Kameraführung besser in den Griff bekommen. Denn dann könnte Der Pate allen Unkenrufen zum Trotz das ersehnte Gangster-Highlight werden.

Ersteindruck: gut

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