Vorschau: Syphon Filter: Logan's Shadow (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Syphon Filter: Logan's Shadow
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
Q3 2010
31.12.2008
Spielinfo Bilder Videos
In Nordamerika ist Logan's Shadow längst erschienen, wurde vereinzelt sogar zum PSP-Spiel des Jahres gekürt. Aber obwohl sich seit geraumer Zeit eine Vorschauversion in unserem Laufwerk dreht, ist eine Veröffentlichung in unseren Breiten nicht abzusehen. Weil es sich aber um eine potentiell großkalibrige Fortsetzung handelt, haben wir einen ausführlicheren Abstecher in die Welt der Spionage und Verschwörungen gewagt. Welche Besonderheiten treten hinter Logans Schatten ans Tageslicht?

Taktischer Fragebogen

Die Begeisterung über eine Fortsetzung des packenden Thrillers überwiegt, keine Frage! Fordernde Taktik-Action an beeindruckenden Schauplätzen, ein Held so hart wie Zahnschmelz, die eingängigste Ego-Shooter-Steuerung auf einem Handheld, umfassende Mehrspieler-Gefechte wie auf großen Konsolen - das sind nur die hervorstechenden Eigenschaften. Und trotzdem muss sich der PSP-Nachfolger auch kritischen Fragen stellen. Die Geschichte des letzten Abenteuers war z.B. spannend, den Figuren fehlte es aber an menschlichen Zügen. Geben ihnen die Autoren diesmal interessante charakterliche Nuancen mit auf den Weg? Bietet Logan's Shadow (LS) eine größere Spielwiese für Mehrspieler-Agenten als die fünf Karten seines Vorgängers?
Viele Worte dürft ihr von ihm nicht erwarten - Logan ist ein Mann der Tat.
Darf Gabe mehr tun, als sich fast schnurgerade durch seinen Missionsschlauch zu kämpfen? Letztlich war ich vor allem gespannt darauf, ob die Entwickler auf den Lorbeeren des Handheld-Erstlings suhlen oder ob die Serie erneut einen Sprung nach vorne macht...

Eines wird schnell klar: Gabe Logan bleibt sich selbst treu. Der für die geheime Regierungstruppe International Presidential Consulting Agency (IPCA) kämpfende Agent reagiert auf Schwierigkeiten noch immer mit einem trockenen "Ich kümmer' mich drum". Tiefschürfende Charakterzeichnungen dürft ihr nicht erwarten - Logan ist ein Mann der Tat. Sprich: Während seine Eloquenz nur auf der Briefwaage ein Gewicht anzeigt, sind seine Fähigkeiten im Einsatz taktische Schwergewichte. Blindes Ballern kennt Logan nur vom Hörensagen; eher geht er umsichtig in Deckung, nutzt Infrarotbrille zum Aufspüren von Gegnern oder Restlichtverstärker für eine klare Sicht, wirft Blend- oder Splittergranaten, schießt entweder blind, zielt grob oder nimmt seine Widersacher über einen Zoom ins Visier, überwindet Abgründe per Seilwinde und schleicht sich an unvorsichtige Gegner heran, um sie als Schutzschild zu missbrauchen oder mit einem brachialen Manöver auszuschalten. Einiges davon hat Gabe erst nach seinem letzten Einsatz gelernt - dazu später mehr.

Weichgezeichneter Spion

Dazugelernt haben auch die Entwickler, und zwar in Sachen Handlung. Schließlich verliert Logans Truppe gleich zu Beginn
Video

Das Making Of zeigt euch die Hintergründe, der Trailer führt euch in die Handlung ein.
einen Mitstreiter: Die seit zehn Jahren mit ihm arbeitende Lian Xing ist ausgebüchst, und so wie es aussieht, ist sie nicht die einzige, die plötzlich inmitten einer weltweiten Verschwörung steckt... Ohne die Ereignisse vorweg zu nehmen: Syphon Filter (SF) legt diesmal einen interessanten Faden aus, der durch mehr als eine weitere Geschichte um Gute-gegen-Terroristen führen soll. Das gelingt in Ansätzen und wird vor allem dort reizvoll, wo das Skript skeptische Töne gegen die einseitige US-amerikanische Antiterror-Politik anschlägt, doch in letzter Konsequenz bleibt auch LS ein einfacher Krimi mit klar verteilten Rollenbildern. Eines muss man dem Spiel dabei zugute halten: Das Ende ist bis auf wenige Sekunden vorher nicht absehbar und trifft den Zuschauer mit voller Wucht - ein hervorragender Abschluss!

Nicht nur in diesem Moment spielen die Filmszenen wieder in der Oberliga der vorberechneten CGI-Schnipsel. Nach jeder abgeschlossenen Mission seht ihr Einspielungen, in denen Gabes Gesichtszüge zwar für einen Spitzel seines Kalibers zu weich wirken, die sonst aber auf beinahe kinoreifem Niveau unterhalten. Schade nur, dass die Sequenzen ohne die geschickt eingefädelten Rückblenden ihrer Vorgänger auskommen. Dafür unterhalten sich sämtliche Akteure in der Landessprache ihrer Charaktere, was sie auch im eigentlichen Spiel tun. Seht ihr mit der Spielgrafik erstellte Filme, bewegen sich die Figuren zwar längst nicht so geschmeidig wie viele ihrer PSP-Konkurrenten (ein Überbleibsel aus Dark Mirror), trotzdem sind auch hier sämtliche Szenen spannend und sehenswert.
Immer noch der alte: Selbst vom Seil aus kann Gabe noch schießen.
Aber letztendlich will Sony nicht Einspielungen oder Vorberechnetes in den Fokus rücken; was zählt ist die Dynamik im Einsatz.

Blind - aber nicht wehrlos

Und dort habe ich mich sofort pudelwohl gefühlt. Nicht nur, dass ich die immer noch erstaunlich umfangreichen Möglichkeiten des schleichenden, taktierenden und schießenden Agenten völlig mühelos über die vergleichsweise wenigen Tasten der PSP abrufen kann - sein Handlungsspielraum wurde sogar erweitert: Denn er kann jetzt seine Gegner greifen und so lange als Deckung nutzen, bis sie sich losreißen oder ihnen aus dem Würgegriff heraus den Rest geben. Ausgesprochen cool ist seine neue Fähigkeit, blind aus einer Deckung heraus zu schießen. Der Vorteil: Er bleibt so im sicheren Versteck. Nachteil: Seine Treffsicherheit lässt zu wünschen übrig. Wer stets nur über die Schulter feuert, hat schneller keine Munition mehr als er "Letztes Magazin!" rufen kann. Dafür hält man sich die Feinde auf diese Art so lange vom Hals, bis man einen frischen Clip einschieben kann.

Nicht zuletzt kommen moderne Agenten nicht um jene Reaktionsspiele herum, denen God of War zu hohem Ruhm verholfen hat. Einige der Türen öffnen sich z.B. nur nach erfolgreichem Dauerhämmern auf die angezeigte Taste, in anderen Situationen muss Logan schnell die richtigen, zufällig eingeblendeten Tasten drücken - u.a. um den erwähnten neuen Nahkampf zu bestehen. Ich empfinde dieses Element in einem Ego-Shooter (spielerisch ist SF trotz Blick über die Schulter genau das) zwar als ungewöhnlich, doch es passt sich nahtlos in den Ablauf ein und sorgt für Abwechslung. Allerdings hätte man dieses Element ausbauen müssen, denn die bislang erlebten Reaktionstests werden nie knifflig genug, um ihr Dasein als zusätzliche Herausforderung zu rechtfertigen.

        

Kommentare

Gam3r_11 schrieb am
Hoffentlich ist das nicht ab 18 :Kratz:
varg vikernes schrieb am
ist das den genau so brutal wie die vorgänger?
monotony schrieb am
ich habe schon die US-version angespielt und muss sagen, dass das spiel wirklich super ist und im vergleich zum vorgänger wirklich gute verbesserungen mit sich bringt. das wasser sieht toll aus und die steuerung geht wie gewohnt sehr gut von der hand ohne zu überladen zu wirken.
was mir in der ersten episode aufgefallen ist, ist die tolle musikalische untermalung, die besonders mit kopfhörern wirklich sehr atmosphärisch wirkt.
schrieb am