MX vs. ATV: Untamed12.11.2007, Michael Krosta
MX vs. ATV: Untamed

Vorschau:

Lust auf eine Schlammpackung? Dazu vielleicht noch eine ordentliche Portion Staub ins Gesicht? Das lässt sich einrichten! THQ bittet die wendigen MX-Bikes und flotten ATVs zum ersten Mal auf PS3 und Xbox 360 zum Offroad-Duell. Doch auch auf der PS2, Nintendos Wii und den Handhelds fällt Anfang nächsten Jahres der Startschuss für Untamed, den neuesten Ableger der MX vs. ATV-Serie. Wir sind schon mal Probe gefahren…

In der Wüste Nevadas

"Jetzt weiß ich auch, warum die Spiele so teuer sind!" Das waren die Worte meiner Schwester, als ich ihr von meinem jüngsten Presse-Event berichtet habe. Immerhin hatte Publisher THQ die internationale Fachpresse zum ersten Anspielen von MX vs. ATV: Untamed (ab 14,06€ bei kaufen) in die dekadente Zockermetropole schlechthin eingeladen: Las Vegas! Doch bevor wir uns abends in einer chilligen Lounge des Mandalay Bay selbst einen Eindruck der acht Event-Serien des Spiels machen konnten, stand zunächst eine abenteuerliche Recherche auf dem Programm. Gerade bei Rennspielen mit Simulationscharakter ist es für Tester immer schwierig, Vergleiche zur Realität zu ziehen. Ich hatte z.B. leider noch nicht das Vergnügen, persönlich in einem DTM-Flitzer oder Formel 1-Wagen über den Nürburgring zu preschen. Schade. Bei Quads und Wüstenbuggys sieht die Sache mittlerweile anders aus, denn im Rahmen des Events wurden wir von THQ in die Wüste Nevadas verschleppt, um genau mit diesen Gefährten unter professioneller Anleitung selbst durch den feinen Sand und über unebene Schotterpisten zu

So sieht harte Recherche aus: Auf ATVs ging es durch die staubige Wüste Nevadas.
düsen. Was für ein Spaß! Zwar kommt man unter der Rennmontur bei der brennenden Sonne ganz schön ins Schwitzen und unsere Endgeschwindigkeit hielt sich in Grenzen, aber durch die lässigen Drifts mit den Buggys sowie dem Meistern felsiger Abschnitte mit Quads bekam ich eine Vorstellung davon, was Offroad wirklich bedeutet.

Alles nur Show?

Auch wenn dieses Highlight nicht mehr zu überbieten war, ging es am Abend in der MGM Arena weiter, die hierzulande hauptsächlich durch diverse Boxkämpfe bekannt sein dürfte. In unserem Fall wurde die Halle allerdings für die US Open zur sandigen, hügeligen Rennpiste umfunktioniert, auf der sich die Fahrer mit ihren MX-Motorrädern heiße Duelle und spektakuläre Sprungeinlagen geliefert haben. Ich kannte diese Serie bisher nur aus den Spielen. Deshalb war ich über den großen Showanteil der Veranstaltung äußerst erstaunt: Eine stylische Laserlight- und Pyrotechnik-Vorstellung; laute Musik; Fahrer, die wie Wrestlingstars vorgestellt und gefeiert werden; ein Live-Kommentator, der bei den Rennen mitfiebert. Und im Spiel? Da hüpft vor dem Start lediglich ein Polygon-Blondchen mit einem Schild rum und begibt sich anschließend an den Streckenrand.

Nach hohen Absprüngen könnt ihr coole Tricks vom Stapel lassen.
Es ist schade, dass die Entwickler die Atmosphäre des Live-Events nicht auch in den Spielen einfangen.

Harte Positionskämpfe

Dafür konzentrieren sich die Rainbow Studios mehr auf die eigentliche Rennaction: Wie wir jetzt mit eigenen Augen gesehen haben, geht es bei den Duellen meist ziemlich ruppig zur Sache und Stürze sind keine Seltenheit. Auch im Spiel müsst ihr euch mit harten Bandagen nach vorne kämpfen und ein dickes Fell haben, wenn ihr selbst von der KI abgeschossen werdet. Genau wie bei den Vorgängern scheint das Fahrerfeld auch hier durch einen Gummibandeffekt nah beisammen gehalten zu werden, so dass ihr euch oft in harten Positionskämpfen befindet. Legt ihr auf den hügeligen Pisten gute Absprünge hin, bleibt auch Zeit, das Tricksystem unter die Lupe zu nehmen, das euch viele verrückte Aktionen und Kombos erlaubt. Besonders in der Wii-Version macht es Spaß, mit den Controllern herumzufuchteln - auch wenn hier der Fokus im Gegensatz zum Fahrverhalten mehr auf Arcade liegt. Das ist wohl auch der Grund, weshalb THQ der Nintendo-Konsole einen exklusiven Modus spendiert, bei dem ihr zunächst wie bei Ski-Weitsprung eine Rampe hinunter rast, um nach dem Absprung ein wahres Trickfeuerwerk zu abzufackeln. Doch auch der Freestyle-Modus der anderen Versionen bietet genug Möglichkeiten, sich mit tollen Flugmanövern in die Herzen des Publikums zu tricksen. Überhaupt ist es lobenswert, dass die Entwickler die einzelnen Plattformen mit eigenen Inhalten ausstatten, anstatt nur alles zu konvertieren. So bietet die PS2-Umsetzung z.B. vollkommen andere Strecken als das PS3-Pendant und auch die beiden Handheld-Fassungen warten mit exklusiven Spielmodi auf. 

 

       

Die beiden Führenden

Den meisten Offroad-Spaß wird man jedoch mit der Xbox 360- und PS3-Fassung haben, die sich beide schon allein grafisch von den anderen Versionen abheben, aber auch jeweils zwei Fahrzeug- und Rennserien mehr bieten. Neu ist der Open Cross Modus, bei dem sämtliche Klassen vom Bike über die Quads bis hin zu Buggys und sogar Golf Karts gegeneinander antreten. Ebenfalls frisch dabei sind die Minimoto-Events, bei denen ihr mit Pocket Bikes & Co an den Start geht. Ansonsten erwarten euch

Der neue X-Cross-Karrieremodus soll spannender und motivierender ausfallen als bei den Vorgängern.
mit Nationals, SuperCross, Freestyle, Supermoto und Waypoint alte Bekannte. Wer Karriere machen will, begibt sich in den neuen X-Cross-Modus, der für mehr Abwechslung sorgen soll als die eher zähen Meisterschaften der Vorgänger. Dabei dürft ihr auch wieder an der Optik eures Gefährts sowie dem Fahrer-Outfit mit verschiedenen Stickern und Farbkombinationen experimentieren. Über mangelnden Umfang dürfte sich hier niemand beklagen! Auch auf technischer Seite sieht es nicht schlecht aus: Vor allem in den weitläufigen Außenarealen, die ihr z.B. in Wegpunkt-Rennen frei erkunden könnt, macht das neue MX Vs. ATV mit seiner guten Weitsicht und flüssigen Darstellung einen starken Eindruck, auch wenn man bei Größen wie Motorstorm nicht mithalten kann. Schade ist zudem, dass die matschigen Pisten nicht wie bei Sega Rally in Echtzeit verformt werden. Gerade das Live-Event in der MGM Arena hat gezeigt, wie stark sich die Veränderung der Strecke auf den Grip auswirken kann und Sega hat bewiesen, dass man auch in der Lage ist, es technisch umzusetzen. Das ist ein Feature, das meiner Meinung nach in jedes zukünftige Offroad-Spiel gehört! Die Fahrphysik geht allerdings schon jetzt in Ordnung, obwohl die Steuerung bis zum Release noch an Präzision zulegen sollte. Ein cooles Feature ist die neue Helmkamera, die für ein sehr intensives Rennerlebnis sorgt. Nur bei Tricks erweist sich diese Ansicht eher als hinderlich, da ihr vor allem bei Überschlägen schlecht timen könnt, wann ihr am besten wieder zur Landung ansetzt. Ein Kritikpunkt der letzten Jahre waren immer die immens
Bei Wegpunktrennen heizt ihr vollkommen frei durch die matschigen Kulissen.
langen Ladezeiten. Das bleibt wohl auch beim neuesten Teil so, doch könnt ihr hier wenigstens schon nach kurzer Zeit durch eine "Ladehalle" brettern und so die Warterei überbrücken.

Und wer fährt hinterher?

Die Wii-Version schlägt sich selbst auf HD-Displays überraschend gut und punktet vor allem bei den Tricks durch den Steuerungsbonus. Auf der PS2 findet ihr dagegen mehr Matsch als auch lieb ist: Nein, ich meine keine tollen Partikeleffekte, sondern die extrem matschigen Texturen, die man sich nicht lange ansehen möchte. Auf der PSP wirkt die Grafik nicht ganz so altbacken, doch die DS-Umsetzung ist in jeder Hinsicht furchtbar. Es ist nicht nur die pixelige 3D-Engine, die euch ein "Pfui" auf die Lippen zaubert, sondern auch die sehr schwammige Steuerung, bei der der Spielspaß schnell im Matsch stecken bleibt. Okay, einen Pluspunkt gibt's: Die Grafik ist schnell, aber das wars dann auch schon. Manchmal ist es vielleicht besser, eine Serie nicht auf Teufel komm raus auf jeder Plattform zu veröffentlichen. Nach dem ersten Ausflug in den verpixelten DS-Matsch bin ich jedenfalls der Meinung, dass diese Umsetzung kein Mensch braucht.    

Ausblick

Mensch, was waren das für ein paar erlebnisreiche Tage in Sin City! Glücklicherweise sorgte nicht nur das Rahmenprogramm mit ATV-Fahrten durch die Wüste und das US Open-Event für gute Laune, sondern auch das Spiel, für das wir in erster Linie den langen Flug auf uns genommen haben. MX Vs. ATV: Untamed mag zwar nicht in der gleichen Grafikliga wie ein Motorstorm fahren und auch keine Oberflächenverformung im Stil von Sega Rally bieten, doch Fahrgefühl und Umfang hinterließen beim ersten Anspielen schon einen positiven Eindruck, auch wenn die Steuerung noch etwas Feintuning vertragen kann. Auf der Wii-Konsole sorgen vor allem die Tricks via Bewegungssensoren für Spaß auf den Bikes & Quads. Auch optisch schlägt sich die Wii-Version überraschend gut, während die Fahrten durch Matsch und Staub auf der PS2 mit ihren verwaschenen Texturen sehr altbacken wirken. Doch zumindest spielerisch bekommt ihr auf der betagten Konsole und auch der PSP solide Rennkost geboten. Die DS-Fassung wirkte dagegen einfach nur abstoßend und hässlich. Doch nicht nur die Technik sorgt dafür, dass sich kein Spielspaß einstellen will: Vor allem die schwammige Steuerung trägt dazu bei, dass kein Fahrgefühl zustande kommt. Hier hilft nur noch ein Wunder, wenn aus der DS-Fassung noch was werden soll. Dreckige Ausflüge in den 360- und PS3-Matsch solltet ihr euch als Offroad-Fans dagegen für das nächste Jahr vormerken...

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