UFC Undisputed 200904.02.2009, Mathias Oertel
UFC Undisputed 2009

Vorschau:

U.F.C.: Drei Buchstaben, deren erklärtes Ziel es ist, dem Kampfsport neue Impulse zu geben - und das nicht nur in der Realität. Denn nachdem die zum Mixed Martial Arts-Zirkus zählende Ultimate Fighting Championship-Organisation international immer erfolgreicher und beliebter wird, soll nun auch ein neuer Prügler in den Kampf mit den Tekkens, Fight Nights und Smackdowns dieser Welt ziehen. Wir konnten vorab in den umzäunten achteckigen Ring steigen...

UFC? MMA? Octagon?

Hierzulande dürfte die UFC den Wenigsten ein Begriff sein - es sei denn, man ist erklärter Kampfsportfan. Diese dürfen diesen Abschnitt auch geflissentlich übergehen und direkt zu den Hands-On-Erfahrungen springen.

In den USA hingegen ist die Ultimate Fighting Championship beliebter als je zuvor, liegt bei Pay-Per-View-Zahlen häufig vor Boxkämpfen und ähnlichen Veranstaltungen und ist auf dem Weg, auch international Anerkennung zu finden.

Video: Der Main-Event aus UFC 94 in seiner virtuellen Version zeigt, was UFC 2009 Undisputed neben seiner visuellen Qualität auf dem Kasten hat!
Ich will an dieser Stelle auch kein ausuferndes Referat über UFC im Speziellen oder MMA (Mixed Martial Arts) im Allgemeinen halten, obwohl es genügend zu erzählen und zu erklären gibt - dafür gibt es spezialisierte Seiten. Vor allem die offizielle Seite der UFC hält zahlreiche Erläuterungen sowie Hilfen parat, die Einsteigern den Weg in die Welt der brachialen Kämpfe erleichtern, neben denen Boxen wie Vorschule und die Showkämpfe des Wrestling (und das sage ich als großer Fan des Sports Entertainment) wie Kindergarten wirken.

Um die Ausgangsposition für das Spielgefühl und die Umsetzung der UFC-Lizenz entsprechend darstellen zu können, muss ich jedoch einige grundlegende Informationen voranschicken: UFC setzt wie alle MMA-Organisationen (auch das japanische K-1 zählt zu dieser Kategorie) auf den Mix verschiedener Kampfsportarten wie Judo, Jiu-Jitsu, Karate, Boxen, Ringen oder auch Kickboxen samt Varianten wie Muay Thai. Dementsprechend spielt der Kampf am Boden samt Aufgabegriffen eine mindestens ebenso große Rolle wie der vertikale Schlagabtausch. Als Ring nutzt die UFC samt ihrer Schwester-Organisation WEC (World Extreme Cagefighting) das so genannte Octagon - einen achteckigen Ring, der von einem gut 1,80 Meter hohen Zaun umgeben ist.

Und auch wenn es anfänglich nicht den Eindruck macht, gibt es einen Haufen Regeln im Kampf zu beachten, die auch einen Ringrichter nötig machen. So sind z.B. Tritte oder Kniestöße gegen den Kopf eines am Boden liegenden Kämpfers ebenso wenig erlaubt wie Schläge gegen den Hals. Für weiter führende Infos etc. möchte ich wiederum auf die offizielle Seite verweisen, die eine deutlich bessere Anlaufstelle darstellt, als ich es je sein könnte...

Kampfansage

Doch wie wird der komplexe Kampfsport-Mix auf die HD-Konsolen gebracht? Nachdem ich im Vorfeld des UFC 93-Live Events in Dublin einige Stunden mit einer frühen Version verbringen durfte, lautet das Ergebnis: Ansprechend!

Es standen in dieser Version zwar nur drei der fünf Gewichtsklassen zur Verfügung und es gab nur einen sehr kleinen Kreis der insgesamt 80 für die finale Fassung vorgesehenen Kämpfer zu sehen, doch das reichte auf jeden Fall, um einen Eindruck von Steuerung und Kampfablauf zu gewinnen.

Vor allem hinsichtlich der Kontrolle lässt sich absehen, dass UFC 2009 Undisputed nicht unbedingt das Spiel für den "schnellen" Kampf zwischendurch sein wird. Denn um den Anforderungen des MMA gerecht zu werden, in dem eben auch Bodenkampf eine entscheidende Rolle spielen kann, hat sich das Team von Yukes für eine wenig intuitive, aber mit weitreichenden Finessen versehene Steuerung entschieden.

Aber keine Angst: Einsteiger sollen in der endgültigen Version mit Trainings-Sessions und Tutorials die ganzen Facetten der Steuerung erlernen können.

Autsch! Undisputed 2009 sieht nicht nur klasse aus, sondern präsentiert sich in ansprechender Frühform und könnte überraschend in die Auseinandersetzung um das Kampfsport-Spiel des Jahres eingreifen.
Und sie hat einiges zu bieten. Mit den auf den Knöpfen liegenden Schlägen und Tritten sowie Block bzw. Kontern auf den Schultertasten liefert man beinahe traditionelle Kontrollmechanismen im Stile einschlägig bekannter Titel aus dem Hause Namco ab.

Sobald es jedoch in den Clinch und vor allem in den Bodenkampf geht, kommt dem rechten Stick ähnlich wie in Fight Night Round 3 eine besondere Bedeutung zu. Denn hier kann man jetzt über verschiedene Bewegungen versuchen, seine Position zum bzw. auf dem Gegner Stück für Stück zu verbessern, bis man ihn z.B. in einem Aufgabe-Griff hat. Oder aber man versucht, ihn in eine Lage zu bringen, in der man ihn mit Schlägen zudecken kann, die im schlimmsten Fall einen Kampfabbruch durch den Ringrichter und einen Sieg per TKO zur Folge haben.

Im Gegenzug kann der Gegner durch gutes Timing kontern und Gegenangriffe starten, die unversehens dafür sorgen können, dass man als sicher geglaubter Sieger urplötzlich auf der Verliererstraße steht.

Das taktische Geplänkel, das sich sowohl durch den "klassischen" Kick- und Faustkampf als auch durch die Auseinandersetzungen am Boden zieht, ist vielleicht nicht eingängig, aber es macht schon jetzt einen Heidenspaß. Vor allem auch, weil mit zunehmender Erfahrung nicht nur bei mir, sondern auch bei den anwesenden nationalen und internationalen Kollegen zunehmend spannendere und abwechslungsreichere Duelle entstanden.

     

Auf der Höhe der Zeit

Alle inhaltlichen Vorzüge wären jedoch nur halb so viel wert, wenn die Technik nicht ihren Teil zum Erlebnis UFC beitragen würde. Dabei sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, dass Undisputed von Yukes entwickelt wird - der Firma, die Fans von Kampfspielen mit der Smackdown-Serie assoziieren.

Denn zum einen kommen die UFC-Recken aus dem in Osaka ansässigen Ableger von Yukes, während die Show-Wrestler ihren Ursprung in Yokohama haben. Und zum anderen kommt hier eine von Grund auf neu entwickelte Engine zum Einsatz, die bereits überzeugt: Die Figuren bestehen jeweils aus gut 30.000 Polygonen und sind ihren realen Ebenbildern nicht nur bezüglich des Aussehens, sondern auch hinsichtlich bestimmter Bewegungsabläufe verdammt gut nachempfunden.

Der Kampf kann auch am Boden fortgeführt werden - und vor allem hier bietet die komplexe Steuerung enorme Möglichkeiten.
Überhaupt sind die Animationen schon jetzt größtenteils gelungen. Bei dem einen oder anderen Übergang lassen sich zwar deutliche Brüche feststellen, doch bis zum voraussichtlichen Release im Juni sollte noch genügend Zeit für Feinschliff und Optimierungen sein. Das ist auch noch bei der Darstellung von Blut und Schweiß nötig. Während die an den Körpern herunter laufenden Schweißbäche bereits mit Referenzen wie Fight Night oder den NBA-Spielen mithalten können, sind die Tropfen, die bei Schlagkontakt durch die Gegend fliegen, noch etwas grob und verbesserungswürdig. Ganz besonders gilt dies jedoch für das Blut, das sich auf der Matte sammelt und derzeit mit seiner Blockbildung noch sehr tetrisisch wirkt.

Doch auch dies ist den Entwicklern bewusst und mit dem Verweis, dass man sich bislang hauptsächlich um die Bildrate (alles läuft superflüssig bei 60 Bildern pro Sekunde) und vor allem um die Präsentation gekümmert hat, wird man sich des Problems noch annehmen. Ebenso der derzeit noch zu stark aus einheitlichen Klonen bestehenden Zuschauerkulisse, die allerdings ohnehin nur selten ins Blickfeld gerät.

Und wenn man diese kleinen Details so überzeugend und bravourös löst wie die Kameraperspektiven, Wiederholungen der spektakulärsten Szenen, die Vorstellung der Kämpfer sowie die durchgestylte Darstellung im Allgemeinen, die den echten UFC-TV-Übertragungen samt überzeugender Vorstellungen der Akteure in ihren jeweiligen Ecken in Nichts nachsteht, sollte es in der finalen Version keine Schwierigkeiten mehr geben. Und wer weiß? Vielleicht baut Yukes ja auch noch die stimmungsvollen Einmärsche ein, um das UFC-Erlebnis perfekt zu machen?

Und wo wir gerade beim Einbauen sind: Dass der Cutman, der sich in den Kampfpausen um eventuelle Verletzungen und Wunden kümmert, nicht wie beim Kollegen Fight Night interaktiv ist, sondern stur seinen Dienst verrichtet, ist evtl. auch etwas, dass Yukes auf die ToDo-Liste setzen sollte.

Wo es schon jetzt kaum Nachbesserungen bedarf, ist die Akustik: Mit insgesamt 36 Stunden gesprochener Analysen und Kommentare der Original-UFC-Ringsprecher sowie einer kraftvoll mit dem Geschehen mitgehenden Zuschauermenge ist der Grundstein für eine adäquate und punktgenaue Soundkulisse gelegt.

Physikbasierte Trefferzonen

Wesentlich interessanter als die pure Darstellung der Kämpfe ist allerdings die Art und Weise, wie Treffer gewertet, gezählt und abgespult werden. Hier gibt es weder ein Schere-Stein-Papier-Prinzip noch vorberechnete Treffer à la Tekken & Konsorten, bei denen z.B. ein ungeblockter Schlag oder Tritt an den Kopf immer die gleiche Animation und das gleiche Ergebnis zur Folge hat.

Wer in dieser Position zu viele Schläge kassiert, muss aufpassen, dass der Ringrichter den Kampf nicht abbricht...
Bei UFC 2009 Undisputed ist alles etwas komplizierter, orientiert man sich doch eher an Fight Night und drückt den Prügler beinahe komplett in die Simulationsecke. Denn hier beruht das System aus Ursache und Wirkung auf mehreren Faktoren und entledigt sich sämtlicher vorberechneter Standard-Animationen. Dazu gehören z.B. die Position der jeweiligen Kämpfer, die Art und das Timing des Angriffs, ggf. der Konter, die Verteidigung und die Bewegung des Gegners. Doch bei all den Berechnungen, die im Hintergrund ablaufen, ist eigentlich nur Eines wichtig: Das Ergebnis. Und das kann sich sehen lassen, ist überzeugend und macht die Kämpfe enorm taktisch.

Denn durch dieses auf Physik und Position fokussierte System kann es auch One-Punch-K.Os geben, wenn man einmal unvorsichtig vorstürmt und der Gegner einen gut getimten Schlag oder Tritt vom Stapel lässt.

Bei einem Kampf ließ sich sogar beobachten, wie ein Fighter, der auf einen Gegner zulief, um ihn zu Boden zu reißen, mit dem Kopf an das Knie des Kontrahenten rasselte, der gerade einen Tritt ansetzen wollte - mit dem Ergebnis, dass der vermeintlich überlegene Angreifer ins Reich der Träume geschickt wurde. Klasse!

Dementsprechend wird es natürlich auch die Möglichkeit geben, den Gegner gezielt zu schwächen. Häufige Tritte gegen bestimmte Körperpartien sollen zu einer eingeschränkten Bewegungs-Möglichkeit und -Effektivität führen. Und wer z.B. häufig Tritte im Rippenbereich abkriegt, braucht sich nicht wundern, wenn die Körperseite irgendwann aussieht wie ein gut abgehangenes Steak.

Zur Hochform schließlich läuft die Physik auf, wenn es um Treffer im Gesichtsbereich geht. Bei den eindrucksvoll schmerzhaften Wiederholungen verziehen sich die Züge, dass einem Angst und Bange um den Gesundheitszustand der virtuellen Kämpfer werden kann. Dabei lässt sich schon jetzt positiv feststellen, dass im Vergleich zu Fight Night Round 3, das ein ähnliches System verwendet, die Verzerrungen etc. mit weitaus weniger "Wellenbildung" dargestellt werden und so einen realistischeren Eindruck hinterlassen.   

Ausblick

Hoppla! Bislang hätte ich für dieses Jahr die Prognose gegeben, dass Tekken 6, Fight Night Round 4 und vielleicht noch WWE Smackdown vs. Raw 2010 als Außenseiter den Titel des Kampfsportspiels des Jahres untereinander ausmachen würden. Doch nach dem ersten längeren Anspielen dürfte UFC 2009 Undisputed ein gewaltiges Wörtchen mitzureden haben. Es bleiben zwar noch offene Fragen hinsichtlich des Balancing der insgesamt 80 vorgesehenen Kämpfer sowie zum Umfang (Was bietet die Karriere? Wie einsteigerfreundlich gestalten sich Training und Tutorial? Wird der Cutman interaktiv?), doch das Grundgerüst weiß zu überzeugen und macht Lust auf mehr. Die gewöhnungsbedürftige, aber umfangreiche Steuerung bietet zahlreiche Finessen, die Auseindersetzungen im Octagon sind angenehm taktisch geprägt und visuell sowie akustisch dürften die ultimativen Kämpfer nicht nur dank der enorm dicht am echten Produkt liegenden TV-Präsentation zur Speerspitze des virtuellen Prügelns gehören. Zur Beseitigung der kleinen technischen Ungereimtheiten wie dem unschönen Tetris-Blockpixel-Blut auf der Matte sowie dem einen oder anderen unsauberen Bewegungs-Übergang bleibt noch genug Zeit. Das Team von Yukes Osaka scheint hier das Kunststück vollbringen zu können, sowohl der Lizenz mehr als gerecht zu werden, als auch einen anspruchsvollen Brawler zu produzieren, der ohne die UFC im Rücken bestehen und seine Nische und damit auch seine Fans finden kann. Ich bin sehr gespannt, ob das Team weiter so konsequent auf einem guten Weg bleibt, denn dann könnte Undisputed analog zur echten UFC eine ernst zu nehmende Alternative zu den bekannten Strukturen und Spieltypen werden. In jedem Fall findet sich die virtuelle Version der Auseinandersetzungen im Octagon schon jetzt auf meiner Most Wanted-Liste für dieses Jahr!

Ersteindruck: Sehr gut!

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