Brütal Legend04.05.2009, Michael Krosta
Brütal Legend

Vorschau:

Im Rahmen von EAs EU Showcase-Event in London hatten wir die Gelegenheit, uns eine aktuelle Version von Brütal Legend (ab 7,96€ bei kaufen) anzusehen. Zwar durften wir nicht selbst Hand anlegen, aber Tim Schafer hat live vorgespielt und sich mit Jack Black bzw. Eddie Riggs durch die Horden durchgeknallter Metal-Monstrositäten gemetzelt. Schon am Vorabend wurde in einer geselligen Runden mit dem einen oder anderen Bierchen klar, woher der kultige Designer von Klassikern wie Day of the Tentacle und zuletzt Psychonauts seine abgedrehten Ideen bekommt: Er ist selbst total durchgeknallt - auf eine unheimlich sympathische Art!

Ein Traum wird wahr

Mit Brütal Legend erfüllt sich Schafer nach eigenen Angaben einen Traum, der sich bereits seit über zwanzig Jahren in seinem Kopf befindet. Schon damals hatte er sich beim Betrachten der Platten-Cover diverser Metal-Künstler vorgestellt, diese in Form einer eigenen Welt zum Leben zu erwecken - und genau das war der Grundstein für Brütal Legend, das Activision-Blizzard

Video: Eine bessere Besetzung als Jack Black hätte man für Eddie Riggs kaum finden können.nach der Fusion aufgegeben hatte und mittlerweile bei Electronic Arts gelandet ist. Angesichts der letzten Präsentation absolut unverständlich, denn von den gezeigten Titeln zählt Brütal Legends für mich zu einem der Highlights im EA-Portfolio.

Coole Sprüche

Vor allem der herrlich trockene und oft auch zynisch böse Humor ist eine Klasse für sich, die man in vielen anderen aktuellen Spielen vermisst. Wenn man als Alter Ego von Jack Black zunächst eine ganze Horde an vermummten Metal-Kreaturen ordentlich mit Gitarre und Axt vermöbelt, dann der Oberboss erscheint und Riggs verlegen meint "Sorry, kanntest du diese Kerle?", kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das passiert auch beim ersten Auftreten der Headbanger, die man rekrutieren und mit einem rudimentären Befehlssystem auf seine Gegner hetzen kann. Die Kerle sehen einfach urkomisch aus, wenn sie synchron ihre langen Haare durch die Lüfte wedeln und Fieslinge mit beherztem Headbanging attackieren. Allerdings könnten die Helfer etwas abwechslungsreicher sein: Neben den "guten" Headbangern bekamen wir lediglich die tuffigen Gegenstücke im rosafarbenen Outfit zu sehen, die sich alle nicht sonderlich voneinander unterschieden.

Neben der Axt ist vor allem die Gitarre die erste Wahl, wenn die Metal-Monster im Rudel auf einen zustürmen. Mit der richtigen Kombo verpasst man den Widersachern u.a. heftige Elektro-Schocks, die sie zerbrutzeln lassen. Daneben

Zu Beginn ist der Widerstand gegen die düsteren Metal-Herrscher sehr übersichtlich: Doch um das Quartett schart sich schon bald eine Headbanger-Armee.
erfüllt das Instrument eine ähnliche Funktion wie die Okarina in Legend of Zelda: Kennt man die richtigen Tasten- bzw. Notenfolgen, kommt eine Art Spell-System zum Einsatz, mit dessen Hilfe man an bestimmten Stellen z.B. Teile zum Bau eine Hot Rods herbeizaubern oder Portale öffnen kann.

Waffen auf Rädern

Überhaupt spielen Fahrzeuge eine große Rolle: Vehikel wie der Hot Rod, ein Chopper oder Tourbus lassen sich nicht nur mit Waffen wie der Gatling Gun aufrüsten, sondern dienen auch dazu, die etwa 64 Quadratkilometer große Welt zu erforschen, die sich einem nach dem Tutorial öffnet und momentan noch unter einigen Pop-Ups leidet. Es wird spannend sein zu sehen, ob das Konzept aufgeht oder man doch besser beim räumlich begrenzten Design der Einführung hätte bleiben sollen. Neben der Kampagne will man auch einen Mehrspieler-Modus anbieten, zu dem Schafer allerdings noch nicht viel sagen wollte. Dabei soll das Battle of the Bands-Prinzip aufgegriffen werden, mit dem man sich auch im Verlauf des Action-Adventures den einen oder anderen Schlagabtausch mit anderen Musikern liefert.

Rockiges Comic-Gemetzel

Leider können wir bisher noch nicht einschätzen, wie sich Brütal Legend spielt. Aber sollte es sich nur halbwegs so gut anfühlen, wie es aussieht, gehört dieses rockige Metzel-Spektakel auf die ganz große Bühne. Der comicartige Grafikstil

Bei diesem heißen Flitzer werden nicht nur die Mädels schwach...
mit seinen wunderbar modellierten Figuren und der bewusst überzeichneten Gewaltdarstellung ist eine wahre Augenweide. Vor allem die Gesichtszüge der Akteure sehen hervorragend aus und dürften zusammen mit den lässigen Sprüchen für so manche Lacher sorgen. Und auch das Thema Gewalt geht der Designer humorvoll an: So verriet uns Tim Schafer, dass der Spieler mitten in einer Metzelszene die Auswahl haben wird, ob er die unzensierte oder die "familienfreundliche" Version sehen will, wobei bei ersterer Variante auch schon mal Köpfe rollen. Über den Soundtrack gibt es eh nichts zu meckern, sofern man auf gitarrenlastige Klänge der etwas härteren Gangart steht. Leider befindet man sich derzeit noch in Verhandlungen über die endgültige Trackliste, weshalb wir an dieser Stelle noch keine konkreten Namen nennen dürfen. Aber man kann sich bereits jetzt auf eine gelungene Metal-Mischung aus verschiedenen Jahrzehnten freuen, bei der auch bekannte Gruppen zum Soundtrack beitragen werden.

       

Ausblick

Ich gebe zu: Ich hatte Brütal Legend bisher noch nicht wirklich auf dem Radar. Doch seit der Präsentation in London bin ich richtig heiß drauf und kann es kaum noch erwarten, das Schafersche Metal-Epos mit Jack Black endlich selbst spielen und den abgedrehten Gegner mit Gitarre und Axt ordentlich einheizen zu können. Vor allem der trockene Humor hat es mir angetan, der mich nicht nur an LucasArts zu seinen besten Zeiten erinnert, sondern einfach genial rüberkommt, wenn man sich gerade wieder mit den fiesen Metal-Kreaturen prügelt. Zusammen mit der wunderschönen Comic-Grafik, dem zerstörerischen Vehikel-Einsatz und den herrlich verrückten Ideen könnte Brütal Legend eines der ganz großen Spiele des Jahres 2009 werden. Etwas skeptisch bin ich lediglich noch, ob die Mischung aus Action-Gemetzel, Fahrsequenzen und Erkundung auch in einer offenen Spielwelt funktioniert. Außerdem hoffe ich, dass dem durchgeknallten Designer nicht doch noch auf halber Strecke die kreative Puste ausgeht. Aber nachdem ich die Ehre hatte, den Psychonauts-Meister persönlich kennenzulernen, halte ich Letzteres für unwahrscheinlich... Brütal Legend wird sicher besser als so manches Metal-Konzert!

Ersteindruck: sehr gut

*Update*

E3-Fazit: Brütal Legend zählt für mich zu den Höhepunkten dieser E3! Tim Schafers Ausflug in die Metal-Welt strotzt nur so voller Charme, Humor sowie abgedrehten Ideen - und spielt sich dabei auch noch fantastisch! Einzig bei den Fahrsequenzen muss Double Fine noch nachbessern, denn neben den Kameraproblemen habe ich den Hot Rod auch nicht selten unfreiwillig "geparkt" und hing plötzlich senkrecht an einem Felsen fest. Auch die kleinen technischen Probleme in der offenen Welt sind mit Pop-Ups und leichten Ruckeleinlagen nach wie vor vorhanden. Davon abgesehen bringt der Titel aber alles mit, was einen potenziellen Hit ausmacht und sorgt beim Zocken nach all den bierernsten Shootern oder gruseligen Survival Horror-Abstechern endlich mal wieder für ein breites Grinsen im Gesicht. Ganz klar: Brütal Legend wird rocken! Mehr zum Spielgefühl gibt es in unserem ausführlicheren E3-Eindruck.

E3-Eindruck: sehr gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.