Bionic Commando14.07.2008, Paul Kautz
Bionic Commando

Vorschau:

Wenn etwas ein Erfolg ist, wird es fortgesetzt. Das ist eine eherne Regel; eine, die in jedem Bereich des Lebens Gültigkeit hat - bei Autos, bei Filmen, bei Brötchen, bei Musik, bei Gulaschrezepten und auch bei Spielen. Meistens jedenfalls. Bionic Commando (ab 3,10€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) scheint die große Ausnahme zu sein: 1987 erschien es in der Spielhalle und auf den Heimcomputern dieser Welt, ein Jahr später erlangte die rundum verbesserte NES-Version Weltruhm. Und danach?

Ein Mann und sein Greifhaken

Halo 3 war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, aber der für mich eindrucksvollste Punkt lag im Hauptmenü: Was habe ich diese herrlich ruhige, 

Kämpfen mit Kabel: So sieht die schwungvolle Action live aus.wundervoll entspannte und doch so vertraute Musik geliebt - allein für diesen Song hat iTunes mein Geld verdient. Ähnliches wird auch GRIN passieren, denn der schwedische Entwickler verfolgt in seinem Hauptmenü ein vergleichbares Konzept: Das Bild ist schlicht und weiß, zwei Menüpunkte können von einem Wuslon Zini-ähnlichen Cursor angewählt werden - und dabei wird das bekannte Bionic Commando-Thema betörend schön auf dem Klavier vorgetragen. Ich sitze da also mit dem Gamepad in der Hand, bereit, mich durch Horden von Gegnern, zerstörte Städte und wild wuchernde Dschungel zu schwingen, und lausche erstmal minutenlang diesen zauberhaften Klaviertönen. Hach. Soundtrack - ich komme!

Aber bis zur Veröffentlichung desselben dauert es noch ein Weilchen: Mit etwas Glück kommt Bionic Commando noch Ende dieses Jahres auf 360, PS3 und PC raus, wahrscheinlicher ist aber ein Release Anfang 2009. Die grundsätzliche Spielmechanik steht aber, deswegen schwingen wir uns mal in die Action: Ihr schlüpft unter die Dreadlocks von Nathan »R.A.D.« Spencer, der übrigens von Ex-Faith No More-Sänger Mike Patton vertont wird - ja, genau, der Mike Patton, der schon The Darkness seine herrlich fiese Stimme geliehen hat. Spencer ist ein tragischer Held: Nachdem er im Original die Feindeshorden niedergemäht hat, wurde ihm von seiner eigenen Regierung Verrat vorgeworfen, er wurde zum Tode verurteilt und ins Gefängnis geworfen. Am Tage seiner geplanten Hinrichtung zünden Terroristen eine gigantische Waffe im Herzen von Ascension City, welche die Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelt und seine Bevölkerung auslöscht. Bevor das mit der ganzen Welt passiert, muss die Exekution warten - Spencer hat Wichtigeres zu tun!

Besser Arm dran als...

Ähnlich wie Spider-Man hangelt sich Nathan durch Häuserschluchten, während er nach allen Seiten austeilt. (360)
Bionic Commando war gleichermaßen berühmt wie berüchtigt: Berühmt für seine Ideen und seinen Anspruch, berüchtigt für den Schwierigkeitsgrad und dafür, so ziemlich das einzige Jump-n-Run ohne Jump zu sein. Springen konnte Spencer, oder »Super Joe«, wie er damals noch hieß, nämlich nicht, alle Plattformen mussten durch Greifhaken-Schwing-Action erklommen werden. Dieses Problem gibt's nicht mehr, Spencer kann hüpfen wie eine junge Gazelle. Und natürlich nach wie vor Schwingen wie Tarzan: Der Greifhaken an seinem bionischen Arm kann an einem Großteil der Umgebung befestigt werden, woraufhin die Physikengine ihren Zauber wirkt: Wie ein Pendel baumelt Spencer an dem Seil, wird das Schwungmoment richtig genutzt, kann er sich wie ein Orang-Utan von Objekt zu Objekt hangeln - sehr cool!           

Flieg, Nathan, flieg: Ähnlich wie Altair stürzt sich der Abenteurer in die Tiefe, um dann irgendwo seinen Greifhaken fest zu machen. (360)
Allerdings ist es zum gegenwärtigen Entwicklungszeitpunkt nicht immer zuverlässig abzuschätzen, woran man sich festhalten kann: Zwar zeigt ein blau aufleuchtendes Icon potenzielle Klammerziele an, aber momentan funktioniert das Greifen noch nicht hundertprozentig. Das sollte es aber spätestens, wenn ihr mit Spencer in einen Fluss oder See platscht - schwimmen kann Schwinglocke nämlich nicht. Bevor ihm also die Luft ausgeht, solltet ihr euch schnell über anwesende Berge oder Bäume in Richtung Frischluft ziehen.

Der Greifarm ist allerdings noch zu mehr zu gebrauchen: Steht ihr z.B. vor einem herrenlosen Auto oder einem mittelgroßen Felsbrocken, könnt ihr beides einfach in die Luft schlagen. Dann schnell hinterher gesprungen, einen weiteren Schlag ausgeführt - und schon segelt das solide Werk unaufhaltsam z.B. in einer Gruppe ahnungsloser Gegner hinein. Oder ihr zieht euch selbst in Richtung Feind; mit den Füßen voran sorgt der Aufprall für einen bedauernswert kreischenden und weit von dannen schwirrenden Widersacher. Dieses Feature wird selbstredend auch bei den immer wieder auftauchenden Bossgegnern genutzt: Ein dicker Roboter ließ sich nur von hinten erledigen. Also musste ich warten, bis er an mir vorbeistürmt, mich schnell umdrehen, ihm den Greifarm ins Kreuz zwacken und ihm mit Schmackes ein paar Mal meine Stahlsohlen vorstellen. Sehr cool!

Und was mache ich mit der anderen Hand?

Auch im Dschungel seid ihr unterwegs - hier ein idyllischer Ausblick auf einen Wasserfall.
Während ihr euch durch die Ruinen von Ascension City oder durch einen dicht bewaldeten Dschungel schwingt, seid ihr nicht nur auf indirekte Kampftechniken angewiesen. In der freien Hand trägt Nathan eine durchschlagskräftige Pistole, neue Waffen und Munition fallen in so genannten »Ammu Pods« regelmäßig vom Himmel. Damit könnt ihr frei herumballern oder per Klick auf den rechten Stick auch präzise zielen. In diesen Momenten zieht die Musik ordentlich an Tempo und Beats an, die sonst dem Vorbild des Hauptmenüs folgt, und von Streichern dominierte ruhige Töne von sich gibt.

Bionic Commando soll einen vollwertigen Mehrspielermodus bieten, den wir aber nicht anspielen konnten. Also liefern wir euch nur die Fakten: Entwickler GRIN verspricht, alle Greifhaken-Techniken (Schwingen, Gegenstände durch die Gegend schmeißen oder zum Gegner heranziehen) auch  in der Multiplayer-Variante zu nutzen, die noch mehr als die Solo-Kampagne auf Plattform-Action setzen soll - also dem Original näher kommt.      

Ausblick

Capcom hätte mich zum Probespiel auch eine halbe Stunde mit dem Hauptmenü allein lassen können, und mein Grinsen wäre auf jeden Fall breit gewesen - allein die Menümusik macht Bionic Commando zum Gewinner! Aber auch davon abgesehen verspricht das Werk der Schweden viel Freude für Actionfans: Wunderbar schräges Leveldesign, coole Nutzung des Greifhakens, viel Bummbumm, schweißtreibende Bossfights - sehr gut! Allerdings bin ich mit der Pendel-Physik noch nicht glücklich, gerade in den Ruinen von Ascension City fühlte sich das Schwingen noch nicht intuitiv genug an - da besteht noch Feinschliff-Bedarf.

Ersteindruck: gut

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