Test: The Saboteur (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



The Saboteur
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
03.12.2009
03.12.2009
03.12.2009
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ab 8,39€
Spielinfo Bilder Videos
Der Zweite Weltkrieg. Unendliche Weiten. Enge Corsagen. Wir schreiben das Jahr 1940. Jedenfalls ungefähr. Dies sind die Abenteuer des Sean Devlin, der als Mitglied der Résistance in Paris unterwegs ist, um die Stadt von der Wehrmacht zu befreien. Viele Kilometer von seiner Heimat Irland entfernt, dringt er als starker Rebell nicht nur in schwache Kulissen und schlüpfrige Bordelle, sondern auch in idiotische Bereiche vor, die kaum ein Tester zuvor gesehen hat. Pandemic, was ist das für ein Abschiedsmurks?

Der rebellische Ire

Sean blickt auf das düstere Paris: Erst wenn er Stadtviertel befreit, kommt Farbe ins Spiel...
Ich bin Sean, von Beruf eigentlich Rennfahrer, aber mittlerweile Mitglied des französischen Widerstandes. Warum? Rache. Und weil ich als Ire gerne austeile. Zu meiner Ausrüstung zählen u.a. Pistole, Karabiner, Granaten und Dynamit. Leider hat die letzte Detonation eines Flugabwehrturms mal wieder für Aufsehen bei den Deutschen gesorgt - Paris ist zwar besetzt, aber mein Kampf gegen die Besatzer läuft auf Hochtouren. Wenn ich genug Stützpunkte der Wehrmacht in einem Viertel zerstöre, kann ich im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel bringen und Straßen wie die Champs-Élysées erstrahlen wieder in ihrem warmen Glanz. Dann sieht man schöne Limousinen, bunte Nachtclubs und hört ein wenig Jazz oder Chansons. Es gibt Schmuggelware, Strapse und sogar nackte Brüste, wenn man vorher den beiliegenden Code für die "Mitternachtsshow" eingibt (PC-Kämpfer haben gleich alles intus), der auch Lapdance sowie Glücksspiele freischaltet.

Nichts gegen schöne Frauen. Und das Artdesign macht mit diesem farblichen Kontrast zunächst sehr neugierig. Blöd ist nur, dass man bei Licht auch sieht, wie viele Jahre dieses Paris auf dem Buckel hat - es wirkt zwar authentisch, was die vielen Brücken über der Seine, die Sehenswürdigkeiten wie den Eiffel-Turm, Sacré-Coeur oder Notre-Dame angeht, aber hinsichtlich der Details sieht es fast aus wie ein Starttitel für Xbox 360 oder PS3: Schwache Texturen, platte Böden, üble Pop-ups, starkes Tearing selbst in unbelebten Gegenden - alles dabei. Assassin's Creed II  sieht dagegen zwei Welten besser aus und Uncharted 2 strahlt dagegen in einer ganz anderen Galaxie. Hat man zu Beginn angesichts der Oldtimer und historischen Kleidung noch fast ein Gefühl wie in Mafia , zeigen sich später immer mehr hässliche Seiten der Metropole in der Distanz - zumal schon die ersten Videos von Mafia II demonstrieren, wie stimmungsvoll man den Anfang des 20. Jahrhunderts mit moderner Technik inszenieren kann. Falls ihr die Wahl habt, spielt ihr die PC-Version (die Installation scheiterte auf unserem ATI-Rechner, lief auf dem nVidia-PC problemlos), auf Wunsch auch mit Gamepad: Hier wirken nicht nur das Gewebe von Kleidung oder Kopfsteinpflaster körniger bzw. plastischer, es gibt auch kein Tearing sowie eine bessere Weitsicht ohne Pop-ups.

Die Résistance heuert den Iren in einem Nachtclub an.
Es macht aber trotz der spröden Kulisse in den ersten Stunden durchaus Spaß, den schwarzweißen Faschismus mit seinen Blutfahnen über gezielte Sabotagen zu exorzieren - aber nicht, weil die Story oder die Missionen so gut wären, sondern weil man zum ersten Mal in einer offenen Welt innerhalb des Zweiten Weltkriegs unterwegs ist; selbst ein Abstecher nach Saarbrücken ist dabei, wo Lackdominas mit Armbinde gleich im Klonrudel herum stolzieren. Das ist nicht gerade heimatlich realistisch, aber übt durchaus seine Reize aus, selbst wenn diese nur auf handwerklich solidem Niveau befriedigen, was GTA seit Jahren in filmreifer Variante mit doppelt Käse anbietet. Wenn man den erzählerischen Rahmen betrachtet, der hier in Form von Story-Sequenzen aufgebaut wird, dann erkennt man erstmal, wie gut die Jungs von Rockstar sind, wenn es um Dialoge, Charakterisierungen, Witz und Drama geht. Hier gibt es Schmalz, Klischee und Chauvinismus.

Schwache Story und Charaktere

Dabei trifft man auf hitzige Rebellen, gierige Schmuggler, intelligente Matronen des Widerstandes, enttäuschte Priester, von der Gestapo verstümmelte Kämpfer, deutsche Juden und britische Agenten - und in der deutschen Version werden alle sehr gut gesprochen, teilweise mit Akzent (eine originale englische Tonspur haben wir weder auf PC, 360 noch PS3 gefunden). Das hört sich nach bunter Vielfalt und interessanten Hintergründen an, zumal der Ire auf einer historischen Persönlichkeit beruht, die tatsächlich im Widerstand aktiv war, aber all diese Figuren sind nicht mehr als Marionetten für die nächste Mission. Es gibt aber nicht viele Charaktere, die über eine Statistenrolle hinaus kommen, obwohl die Story ab und zu auf die Tränen-, Erotik- und immer wieder auf die Rachedrüse drückt. Das liegt auch daran, dass die Fronten zwischen Gut und Böse so klar gezogen werden - auf deutscher Seite trifft man eigentlich nur auf plumpe Comicgestalten, die auch in Doom auftreten könnten. Der blonde Antagonist, der Sean im ersten Rennen düpiert, wird als Konkurrent so lächerlich inszeniert, er könnte auch Adolf
Aber was durchaus hübsch anzusehen ist, ist alles andere als interaktiv - keine Gespräche, kein Gefummel, alles nur Staffage.
Schumacher heißen - hier ist es Kurt Dierker. Und natürlich ist die Lady, die den deutschen General Eckhardt beschützt, eine sadistische Dummheit von Frau. Als man in Saarbrücken umher spaziert, tragen gefühlte zwanzig weibliche Nazi-Klone glänzend schwarzen Lack, reizende Strümpfe und natürlich eine pralle Theke vor sich her.

Pandemic hätte hier so viel aus dem Thema herausholen können, aber lässt mich einen Prügelaffen mit Sprengstoff-Fetisch in einer Strapswelt spielen. Das Abgrasen auf einer riesigen Karte übt hier eine ganz unpatriotische, fast schon stupide, aber dennoch schwelende Sammelfaszination aus: Schließlich gilt es in drei Zonen von Paris sowie Landstrichen von der Normandie bis zur Bourgogne dutzende Wachtürme, Radarantennen, Lautsprecher, Tankstationen, Suchscheinwerfer oder FLAK auszuschalten. Immer wieder macht es dabei ganz laut Krabumm und in der Statistik steht dann 13/45 Tankstationen oder 22/50 Benzinlagern. Und was man alles kaputt machen kann...                                
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Kommentare

hydro skunk 420 schrieb am
Du alter Leichengräber.^^
Trotzdem hast du recht. Das Spiel ist klasse.
Sabrehawk schrieb am
Sorry Jörg, bei dem Review saß dir der Furz quer...oder die notwendigen Patches noch nicht drin....
Das Spiel ist einfach geil lange nicht mehr so ausgiebig unterhalten worden die Kampagne hat massiven umfang, die offene welt ist ziemlich genial....die Gebäude auf die man überall drauf kann brauchen sich vor einem Assassins Creed II (das von mechaniken im gameplay weitaus WENIGER zu bieten hat) ) nicht verstecken. Es ist vielleicht technisch nicht ganz so imposant aber dafür umso mehr an Inhalt vorhanden. Und ich persönlich habe gegen LEder, STrapse und dicke Hupen NIX einzuwenden...gott sei dank ist mir das ganze feminazi SJW gesabbel am Arsch vorbei.
crewmate schrieb am
Wie interaktiv ist Paris abgesehen vom sabotieren?
Ich habe was von Glücksspiel, Straßenrennen und Lapdance gelesen.
Was gibt es sonst noch nebenbei zu tun?
schrieb am