Special:
Wuchtbrumme in der Tasche
Ein Handy wie jedes andere? Nicht ganz - denn das Xperia Play versteckt unter seiner Schiebehülle eine für Spieler durchaus angenehme Überraschung. |
Unter der dezent nach billigem Kunststoff aussehenden Haube versteckt sich solide, aber nicht gerade beeindruckende Technik: Betrieben wird das Xperia Play von einem mit 1 GHz befeuerten Snapdragon-Prozessor von Qualcomm, der unter anderen auch in Googles Nexus One werkelt. 512 MB RAM dienen als interner Speicher, Anwendungen und Spiele finden dagegen auf einer microSD-Karte Platz - eine mit acht GB liegt der Packung bei, bis zu 32 GB werden unterstützt. Zwei Kameras sind eingebaut, eine vorne, eine hinten - Videotelefonie ist also möglich. Die hintere hat fünf Megapixel (Maximal-Auflösung: 2592x1944 Pixel), und macht bei ordentlicher Beleuchtung ansehnliche Fotos - ab Dämmerlicht ist sie aber kaum noch zu gebrauchen. Videos darf man damit auch drehen, allerdings maximal in 800x480 bei 30 fps.
Digitales Leckerbrot
Da liegen sie friedvoll nebeneinander, Xperia Play und iPhone 4. Natürlich kann SonyEricssons Smartphone auch Musik und Videos wiedergeben, wobei es in der Wahl der Codecs etwas großzügiger ist als der Apple-Bruder. |
Das Xperia Play basiert auf dem auch als »Gingerbread« bekannten Android 2.3.2., umfasst also alle bekannten Vor- und Nachteile des Google-Betriebssystems. Der größte Vorteil dürfte wohl die fast grenzenlose Personalisierungsmöglichkeit sein, dank der man sein Telefon völlig seinem eigenen Geschmack anpassen kann. Der bekannte Nachteil ist, und in der Hinsicht sind sich Google und Apple ganz ähnlich, dass nichts ohne einen Google-Account geht - Mail oder Store-Zugriff verlangen eine entsprechende Anmeldung. Apropos: Neben WLAN und UMTS wird auch Bluetooth unterstützt, außerdem enthält das Gerät einen Annäherungssensor (um das Display auszuschalten, wenn man es sich zum Telefonieren an die Backe hält), einen Lichtsensor sowie einen digitalen Kompass. Hinzu kommt ein Beschleunigungsmesser, der u.a. dafür sorgt, dass man das XP hoch und quer halten kann - in letzterer Variante tippt es sich weitaus angenehmer. Auffällig ist allerdings, dass die Bedienung des Dashboards spürbar träger ist als beim iPhone, das Ausführen von Apps erfolgt immer mit ganz kurzer Verzögerung.
Packt das Gamepad aus!
Das ausgefahrene Smartphone erlaubt eine sehr gute Bedienung und die PSone-Kompatibilität ist auf dem Papier eine prima Sache - das Angebot des Marktplatzes ist allerdings eine Katastrophe. |
Ach ja, die PlayStation-Kompatibilität - das wichtigste Feature des XP, jedenfalls für den alten Spielehasen. Denn zwar kann die PSP das schon lange, aber wie cool ist es, zwischen zwei Telefonaten einfach mal eine Runde Tekken 3 zu zocken, dann einen kurzen Abstecher nach Facebook, gefolgt von durchkämpften Stunden in Final Fantasy 7? Wissen wir nicht, denn der »PlayStation pocket«-Markt ist derzeit noch eine bedauernswert leere Wüste. Neben »Crash Bandicoot«, das standardmäßig auf dem XP vorinstalliert ist, stehen gerade mal fünf PSone-Spiele zur Wahl: Cool Boarders 2, Destruction Derby, Jumping Flash, MediEvil und Syphon Filter - nicht gerade ein Killer-Angebot. Klar, das wird im Laufe der nächsten Wochen und Monate noch erweitert, aber die Krone des enttäuschendsten Start-Lineups der letzten Jahre darf der 3DS jetzt locker an das Xperia Play abgeben. Vor allem, wenn man bedenkt, wie reich an brillanten Spielen die PlayStation-Geschichte ist.
Luft nach oben
Ein dickes Ding: Im Vergleich zur immer flacher werdenden Konkurrenz ist das Xperia Play gerade durch das Schiebeteil ein wuchtiger Brocken. |
Von Crash Bandicoot abgesehen sind auf den Xperia Play serienmäßig fünf weitere Spiele installiert: Bruce Lee: Dragon Warrior, FIFA 10, Star Battalion, Die Sims 3 und Tetris. Zum Teil nutzen sie die Gamepad-Kontrolle (und spielen sich gerade im Falle von Bruce Lee damit deutlich besser als auf dem iPhone), teilweise die gewohnte Touchscreen-Eingabe. So oder so ist dieser Teil des Angebots nur die Spitze des Eisbergs: Zwar ist der Android-Marktplatz noch lange nicht so umfangreich wie die AppStore-Konkurrenz, bietet aber dennoch mehr als genug Auswahl für verwöhnte und simpel gestrickte Spieler.
Fazit:
Jeder verbindet mit der PlayStation unterschiedliche »OMG beste Konsole EVAH!«-Erlebnisse: Michael hüpft beim Stichwort »Metal Gear Solid« aus der Hose, Ben könnten nicht mal 100 Pferde von WipEout 2097 trennen - und ich wäre aus allen Wolken gefallen, wenn Tekken 3 zum Xperia Play-Startaufgebot gehört hätte. Aber nö, da sind Kracher wie Cool Boarders 2 oder Jumping Flash. Hm. Unter diesem Gesichtspunkt hat Sony Ericsson also gehörig ins Klo gegriffen, denn wenn man ein neues Handy zu einem gesalzenen Preis auf den Markt bringt, das sich mit »PlayStation-zertifiziert« schmückt, dann kann man durchaus erwarten, wenigstens ein paar Highlights aufs Handy zu bekommen. Immerhin demonstriert Crash Bandicoot, wie deutlich sich die Eingabequalität eines Digipads von virtuellen Sticks abhebt: Die Kontrolle ist zumindest damit punktgenau - die Touch-Scheibchen hingegen unterscheiden sich haptisch kaum von ihren virtuellen Kumpanen. Lässt man die PlayStation-Geschichte außer Acht, bleibt ein solides, zusammengeklappt ziemlich wuchtiges Android-Handy, das sich technisch nicht in jeder Hinsicht mit OS-Kollegen messen kann, aber dem iPhone 4 zumindest ein bisschen auf den Pelz rückt. Würde ich das dafür zur Seite legen? Nein, würde ich nicht: Allein das Display des Apple-Fons ist dem Xperia Play in jeder Hinsicht doppelt und dreifach überlegen, außerdem ist die Verarbeitung einfach hochwertiger - für das XP spricht dagegen das ordentliche Digipad sowie die Trennung von Bildschirm und Eingabe, die sich bei dafür optimierten Spielen auszahlt. Als Smartphone ist es in Ordnung, als Android-Plattform solide - nur für das PlayStation-Feature allein würde ich es mir nicht kaufen. Noch nicht. Mal sehen, wann Tekken 3 kommt.
Paul Kautz
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.