Brettspiel-Test: Blokus (Legetaktik)

von Jörg Luibl



Blokus (Brettspiel) von Winning Moves / Piatnik
Kampf der fließenden Farben
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Spielinfo Bilder  
Die Genialität von Tetris liegt in seiner Einfachheit: Jeder kann Figuren drehen oder puzzeln! Aber der Spaß entsteht erst in dem Moment, wenn das simple Spiel mit der Geometrie auch den Ehrgeiz kitzelt – der Mensch will immer weiter, sucht immer das Bessere oder wenigstens die höhere Punktzahl. Blokus hat auf den ersten Blick viel gemeinsam mit dem Klassiker, aber hier geht es nicht um die perfekte Reihe, sondern um die Eroberung des Raums.

Tetris lässt grüßen

Blokus ist erstmals im Jahr 2000 erschienen, wird aktuell bei Piatnik vertrieben und kostet knapp 30 Euro.
Blokus für zwei bis vier Spieler ist erstmals im Jahr 2000 erschienen, wird aktuell bei Piatnik vertrieben und kostet knapp 30 Euro.
Wenn man die Box öffnet und durch die gelben, roten, grünen und blauen Plastikteile wühlt, hat man zunächst ein Déjà-vu: Da tauchen ja alle sieben Steine auf, die es in Tetris gibt – in exakt derselben Form! Das ist schon frech von Autor Bernard Tavitian. Aber bevor sich Plagiatsgedanken breit machen, entdeckt man auch schon die anderen sechzehn Steintypen. Denn im Gegensatz zu den rein vierteiligen Quadraten des Klassikers gibt es hier auch Einer, Zweier, Dreier und Fünfer.

Und spätestens, wenn man das erste Spiel auf dem viereckigen Brett mit seinen 400 Feldern hinter sich hat, denkt man weniger an die Klötzchenauflösung als an GO. Denn es geht nicht darum, perfekte Reihen zu bilden, sondern ein möglichst großes Gebiet zu erobern. Halt, das stimmt nicht ganz: Ziel ist es, alle 21 Steine seiner Farbe auszulegen. Dabei kann man den Gegner anders als im japanischen Brettspiel nicht schlagen, sondern lediglich blockieren.

Die Dominanz der Farbe

Jeder legt alle seine Steine aus? Was soll denn daran spannend sein? In der ersten Runde noch gar nichts denn da startet jeder der zwei bis maximal vier Spieler in seiner Ecke mit einem Stein. An diesen müssen ganz gemütlich die anderen angelegt werden. Allerdings nicht im Tetris-Stil möglichst deckungsgleich, sondern ausschließlich an den Ecken des vorher platzierten Steins – eine direkter Kontakt der eigenen Farbe ist nicht erlaubt! Und ab diesem Moment wird es interessant, denn das zwingt nicht zur Harmonie der Form, sondern zur Expansion ins Feld.

Was zunächst gemütlich anfängt...
Was zunächst gemütlich anfängt...
Deshalb steigt sehr schnell, vor allem zu viert, die Spannung: Denn wer alle Steine seiner Farbe auslegen will, braucht dafür natürlich Platz und begegnet irgendwann den anderen Farben. Hey, die blockieren ja den Weg! Und genau dann muss man seine Route clever anpassen. Aber in welche Richtung begibt man sich: Lieber zur Seite oder weiter in die goldene Mitte, wo so viel frei ist? Dann gilt es die Lücken zu suchen, die der Gegner vielleicht noch nicht geschlossen hat. Denn eine Nebenwirkung des exlusiven Eckenkontakts besteht darin, dass man so auch in andere Gebiete springen kann!

Wer findet die Lücke?

So fließt die eigene Farbe im Idealfall durch die Verteidigung des anderen Spielers. Im Gegensatz zu GO ist es nicht so einfach, sich ein Gebiet zu sichern, da man keine geschlossenen Ketten bauen kann. Aber genau dieses poröse Element sorgt für einen unheimlich dynamischen Spielverlauf, bei dem sich die Farben zu vermischen scheinen und
...entwickelt sich schnell zu einem Wettlauf um Raum.
...entwickelt sich schnell zu einem spannenden Wettlauf um Raum.
dennoch eigene Kanäle finden. Denn man kann Wege blockieren, Felder einengen oder Lücken ganz einfach als Erster besetzen – gerade zu viert entsteht ein packender Wettlauf.

Dabei spielt auch die Auswahl des nächsten Steines eine taktische Rolle: Zum einen kann man mit dem Legen der großen Fünfer schnell im Feld voran kommen und zügig die Mitte erreichen. Außerdem ist es ja wichtig, alle Steine zu platzieren, so dass man frühzeitig diese Brocken loswerden sollte, denn jedes ihrer nicht gelegten Quadrate zählt später einen Minuspunkt. Aber auch die mittleren und kleinen können das Zünglein an der Waage sein – zumal der flexible Einer, der theoretisch überall reinpasst  und Brücken schlagen kann, erst als letzter Stein nochmal 20 Bonuspunkte bringt. Und je nachdem welche Farbengeometrie auf dem Feld entsteht, kann es auch sehr nützlich sein, den Zweier oder einen der Dreier übrig zu haben, um genau anzulegen. Hier schließt sich letztlich doch wieder der Kreis zur Puzzle-Faszination eines Tetris.

Ausblick

Ein Hauch Tetris, ein wenig GO und vor allem dieser fließende Wettkampf um Raum - Blokus ist schon jetzt ein Klassiker, der bei uns seit Jahren immer wieder auf den Tisch kommt! Gerade zu viert macht dieses kompetitive Farbenspiel einen Heidenspaß, denn die Spannung steigt schon nach wenigen Runden: Wer kann seine Steine am effizientesten einsetzen? Wer reagiert und blockiert am cleversten? Wer stößt frühzeitig in Lücken vor und sichert sich Gebiete? Die Regeln sind einfach, das Material ist solide und das Spiel ist zeitlos motivierend. Mittlerweile gibt es auch Varianten für zwei Spieler, eine 3D-Version sowie Umsetzungen für iPhone und iPad.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

way2slow schrieb am
4P|T@xtchef hat geschrieben:@Steineprobleme: Ja, die Verarbeitung ist nicht "edel". Aber das braucht dieses Spiel auch nicht. Zumal wir bisher nie Probleme hatten, die Steine zu platzieren - bisher passen sie alle dahin, wo sie hingehören.
Ich konnte es kaum glauben und habe noch mal nachgesehen. Ich muss mich für meinen Beitrag entschuldigen! Das Spiel, was ich besitze, ist nicht Blokus sondern Nexos! Das Spielprinzip ist das selbe, aber ganz andere Firma, und kost auch nur 15.- statt 30,-
Also bitte meinen Kommentar bezüglich der Materialqualität von Blokus einfach ignorieren. Und Sorry!
Jörg Luibl schrieb am
@Steineprobleme: Ja, die Verarbeitung ist nicht "edel". Aber das braucht dieses Spiel auch nicht. Zumal wir bisher nie Probleme hatten, die Steine zu platzieren - bisher passen sie alle dahin, wo sie hingehören.
@Aufdentischgekommeninflation: Wenn man alle zwei Wochen die Brettspiele empfiehlt, die man immer wieder zockt, liegt die Formulierung schrecklich nah. Aber ich reiß mich zusammen und werde sie vorerst verbannen!
bwort_baggins schrieb am
hm...ganz ehrlich, mit so einem Spiel kann ich nix anfangen. Wenn ich ein Brettspiel spiele, dann finden wir es toll wenn man etwas schönes vor sich aufgebaut hat. Das hier sieht so steril aus, dass man es in einem OP spielen könnte.
Eine kleine Anmerkung zum Test: Ich finde die Brettspielecke hier super, aber muss in jedem Test die Floskel : "Das Spiel kommt bei uns immer wieder auf den Tisch" fallen? ;)
way2slow schrieb am
Das Spiel-Prinzip ist gut, aber die Verarbeitung ist so mies, dass sich die Steine oft nicht richtig in das Spielfeld drücken lassen. Wenn man dazu berücksichtigt, dass das Spiel ja nur aus etwas Plastik besteht und die Herstellungskosten im 1-3 Euro-Bereich liegen, dann fragt man sich doch, wieso bei einem solchen Preis dann nicht wenigstens etwas besseres Material geboten wird.
Edit: Inzwischen hat es sich als Verwechselung herausgestellt. Siehe mein nächster Beitrag.
schrieb am