ECW Anarchy Rulz19.02.2001, Mathias Oertel
ECW Anarchy Rulz

Im Test:

Nach dem Wegfall der WWF-Lizenz wendete sich Acclaim der Hardcore-Wrestling-Liga ECW (Extreme Championship Wrestling) zu und produzierte fortan Spiele um die amerikanischen Extrem-Wrestler. Nur leider vergaß man, die Spiel-Engine weiterzuentwickeln. Ob der Sprung jetzt gelungen ist und ECW Anarchy Rulz endlich eine andere Optik und Spiel-Engine spendiert bekam, erfahrt Ihr in unserem Test.

Nach dem Wegfall der WWF-Lizenz wendete sich Acclaim der Hardcore-Wrestling-Liga ECW (Extreme Championship Wrestling) zu und produzierte fortan Spiele um die amerikanischen Extrem-Wrestler. Nur leider vergaß man, die Spiel-Engine weiterzuentwickeln. Ob der Sprung jetzt gelungen ist und ECW Anarchy Rulz endlich eine andere Optik und Spiel-Engine spendiert bekam, erfahrt Ihr in unserem Test.

Gameplay

Wrestling mag man oder man mag es nicht. Zugegeben, es ist in Deutschland fast schon peinlich, sich als Fan der amerikanischen Sport-Soap-Operas zu outen. Doch in Amerika ist der Sport beliebt wie nie zuvor. Und Acclaim brachte mit WWF Raw und WWF Attitude seinerzeit richtige Klassiker auf den Markt. Doch dann ging die Lizenz zur WWF an THQ, die mit Smackdown 1 und 2 auf der PSOne und Wrestlemania 2000 und No Mercy auf N64 die bisher besten Konsolen-Wrestling-Spiele schufen.

Acclaim blieb, nachdem Electronic Arts die Rechte für die WCW einkaufte, nur noch die ECW, die aber selbst in den USA nur eine untergeordnete Rolle spielt, aber dafür mit ihrem namensgebenden Extrem-Wrestling für neue Impulse im Wrestling sorgt.

Doch anstatt eine neue Engine zu entwickeln, verließ man sich auf das altgewohnte und strickte in ECW Hardcore Revolution nur neue Texturen in die alte Engine, die schon für Attitude ihre Pflicht erfüllte.

Das hat sich auch in Anarchy Rulz nicht geändert, was wiederum bedeutet, dass die Engine prinzipiell schon einige Jahre auf dem Buckel hat.

Was Spielmodi und Wrestleranzahl betrifft, ist Anarchy Rulz kaum zu schlagen. Mehr als 60 der Hardcore-Kämpfer warten darauf, durch die zahlreichen Kampfarten geführt zu werden.

Und da wir hier bei der ECW sind, gibt es nicht nur die Standard 1-gegen-1-Kämpfe in einem normalen Ring, sondern unter anderem auch die Stacheldraht-Matches, in denen die Ringseile gegen die namensgebenden Draht-Umzäunungen ausgetauscht werden.

Auch an sonstigen Match-Modifikationen steht Anarchy Rulz mit Smackdown 2 und No Mercy ganz vorne. Tag-Team Matches, diverse Handicap-Einstellungen, First Blood (der erste Kämpfer mit offener Wunde verliert), Tischmatches oder die Battle Royal bilden nur die Spitze des Eisberges.

Selbstverständlich gibt es auch einen Karriere-Mode, in dem Ihr sogar versuchen könnt, einen ganzen Wrestler-Stall an die Spitze zur ECW zur führen. Falls Ihr Euch mit keinem der angebotenen Haudegen identifizieren könnt oder wollt, könnt Ihr im recht komfortablen Editor, der allerdings nicht ganz an die Gegenstücke der schon angesprochenen Referenzen

heranreicht, einen oder mehrere Wrestler erstellen und ihn in den Kampf um den Champion-Titel schicken.

Wäre ja alles wunderbar, nur die Verwendung der doch schon in die Jahre gekommen Attitude-Engine macht aus den guten Ansätzen sehr schnell Dosenfutter. Denn die Steuerung ist dermaßen ungenau und kompliziert, dass selbst hartgesottene Wrestling-Fans eher früher als später die Flinte, sprich das Pad ins Korn werfen werden.

Lobenswerterweise kann man zwar jederzeit im Pause-Menü die, jeweils von der Situation abhängigen, verfügbaren Moves abrufen. Doch die Umsetzung eben dieser Moves gelinget nicht ganz so einfach, da, wenn man etwas anderes als Schläge anbringen will, meist eine Tastenkombination auf dem Richtungspad, gefolgt von einem Button, eingehackt werden muss.

So führt man nicht nur einen Kampf gegen den Gegner, dessen Schwierigkeitsgrad selbst auf "leicht" schon fordert, sondern vor allem gegen die Spielmechanik.

Schade, denn dadurch werden Anarchy Rulz sämtliche Chancen genommen, am bisherigen Dreamcast-Wrestling-Primus WWF Royal Rumble, der ja nun weiß Gott auch nicht das Gelbe vom Ei ist, vorbeizuziehen.

Grafik

Grafisch macht Anarchy Rulz überhaupt keine gute Figur. Die Wrestler sind zwar groß, bewegen sich aber hölzern und bieten nur lieblose Texturen, was sich vor allem in den Gesichtern bemerkbar macht. Die Kampfarenen sind alle merkwürdig unbelebt, die paar Zuschauer, die da sind, wirken auch eher abschreckend. Hier zollen die Entwickler wohl eher unbeabsichtigt den schwindenden Zuschauerzahlen der ECW in den USA Tribut.

Bei all der Detailarmut sollte man aber wenigstens eine gewisse Spielgeschwindigkeit erwarten können. Doch auch hier: Fehlanzeige. Der behäbige Ablauf spiegelt in keiner Form auch nur ansatzweise die Dynamik wider, die das Wrestling normalerweise bietet.

Sound

Auch hier zeigt Anarchy Rulz kaum Möglichkeiten, Punkte zu sammeln. Zwar gibt es im Vergleich zur Konkurrenz einen Kommentar während der Kämpfe, doch der entwickelt sich genauso monoton wie die Kämpfe selber. Auch die Original-Einmarsch-Musiken und gelegentliche Textfetzen der Wrestler retten da nicht mehr viel. Selbst das Publikum verhält sich immer erstaunlich ruhig. Ist wohl auch kein Wunder, denn grafisch sind die Hallen ja auch nicht gerade üppig gefüllt.

Fazit

ECW Anarchy Rulz bietet Fans Optionen und Wrestler fast ohne Ende. Und damit steht es auf einer Stufe mit Smackdown 2 und No Mercy. Durch mangelnde Konkurrenz auf Dreamcast hätte das Spiel leicht auf die vorderen Plätze rutschen können und hätte sogar Chancen gehabt, am Thron von Ultimate Fighting Championship zu rütteln. Doch laue Grafik und Sound sowie eine noch lauere Spielmechanik machen das Spiel fast schon zu einem Real-Life-Ableger der ECW in Amerika: Viel Potenzial, aber letzten Endes aufgrund mangelhafter Ausführung zum Scheitern verurteilt.

Wertung

Dreamcast

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