Sega Sports Tennis 2K217.12.2001, Jens Bischoff
Sega Sports Tennis 2K2

Im Test:

Tennisfreunde aufgepasst: Mit Virtua Tennis 2 feiert eine der besten digitalen Filzballschlachten nun auch bei uns ihr Comeback. Mit überarbeitetem Gameplay sowie neuen Spielern, Schauplätzen und Herausforderungen will man den genialen Vorgänger sogar noch toppen. Ob das ausreicht, um den Center-Court als Sieger zu verlassen, oder ob man sich die Fortsetzung lieber gespart hätte, klärt unser ausführlicher Test.

Lizenzlos glücklich

Mit der Spielhallenumsetzung von Virtua Tennis landete Sega letztes Jahr einen Volltreffer. Selbst Tennishasser fanden an der unkomplizierten und stilvollen Versoftung Gefallen. Die rasanten Ballwechsel und unkonventionellen Trainingseinheiten vermittelten ein völlig neues Spielgefühl. Der Karrieremodus bot Motivation pur und mit drei weiteren Mitspielern jagte eine Revanche die andere.

Mit Virtua Tennis 2 will Sega nun an diesen Erfolg anknüpfen. Zwar verfügt man auch dieses Mal nicht über eine offizielle ATP-Lizenz, um authentische Turniere und Schauplätze zu bieten, aber am Umfang hat man fleißig gearbeitet. So bietet die Fortsetzung nicht nur gut doppelt so viele Tennisarenen, sondern auch doppelt so viele Profispieler und das sogar erstmals mit weiblicher Beteiligung.

Bei den Herren kennt man Tim Henman, Cedric Pioline, Carlos Moya, Yevgeny Kafelnikov und Tommy Haas zwar schon aus Teil eins, aber mit Patrick Rafter, Magnus Norman und Thomas Enqvist sind auch drei neue Spieler dabei. Ganz neu ist hingegen die achtköpfige Damenriege, die unter anderem mit Venus und Serena Williams, Lindsay Davenport, Mary Pierce, Arantxa Sanchez-Vicario und Monica Seles aufwarten kann - ein durchaus respektables Lineup.

Bewährte Zutaten

Die Auflistung der Spielmodi liest sich mit Turnier, Schaukampf und Welttournee weitaus unspektakulärer, kennt man sämtliche Modi doch schon aus dem Vorgänger. Während man im Turniermodus wie gehabt im Einzel oder Doppel drei bzw. fünf Runden um einen Turniersieg samt Eintragung in die Highscore-Liste spielt und dabei unzählige Continues zur Verfügung hat, wird beim Schaukampf ein individuell erstelltes Match bestritten.

Teilnehmen können jeweils bis zu vier menschliche Spieler - fehlende Posten übernimmt auf Wunsch die CPU, wobei sich deren KI in vier Stufen regulieren lässt. Ansonsten wählt man neben Spielart, Aufstellung und Austragungsort auch die Länge des Satzes - Mehr-Satz-Spiele sind immer noch nicht möglich - sowie die Option auf einen Tie-Break und los geht`s.

Bis auf den Umstand, dass nun auch weibliche Spieler gegeneinander antreten dürfen und gemischte Doppel möglich sind, kennt man das alles aber schon aus dem Vorgänger. Auch taktische Anweisungen wie Netz- oder Grundlinienspiel an die CPU-Partner sind für Virtua-Tennis-Cracks nichts neues. Entscheidet man sich allerdings für eine Welttournee, um den Karrieremodus zu starten, wird man gleich mit mehreren Neuerungen überrascht.

Doppelte Karrierechancen

So muss man sich dieses Mal nicht nur um einen, sondern gleich um zwei angehende Profis kümmern - einen männlichen und einen weiblichen, die man via Spielereditor nach persönlichen Vorlieben kreieren, ausrüsten und bekleiden darf. Anschließend baut man sich noch ein kleines Eigenheim und findet sich auf Platz 300 der Weltrangliste wieder.

Um in dieser Rangliste irgendwann einmal ganz oben zu stehen, müssen natürlich verschiedene Turniere gewonnen werden, die allesamt im mehrjährigen Saisonkalender aufgelistet sind. Für Siege winken Weltranglistenpunkte und Prämien, die wiederum in neue Schläger, Outfits, Courts und Doppelpartner investiert werden können. Auch Erholungspausen sind hin und wieder angesagt, um die Ausdauer der Schützlinge zu schonen.

Zudem gilt es auch wieder zahlreiche unkonventionelle Trainingseinheiten zu absolvieren. Ob Aufschlagtraining auf der Kegelbahn, sportliches Dosenplatttreten oder das zu Schrott schmettern von Ballwurfmaschinen - die Herausforderungen sind genau so exotisch und spaßig wie im Vorgänger. Und auch wenn einige der Übungen vom ersten Teil einfach übernommen wurden, ist der Großteil doch völlig neu. Neu ist auch, dass man beim Training jetzt Erfahrungspunkte sammelt, welche je nach Einheit unterschiedliche Fertigkeiten verbessern - lang anhaltender Spielspaß garantiert.

Höhere Ansprüche

Für Motivation sorgt auch das realistischere Gameplay, das trotz der simplen Zwei-Tasten-Steuerung gewisse Ansprüche an den Spieler stellt. So kommt es nun nicht mehr nur darauf an, den Ball rechtzeitig zu treffen, sondern auch aus welcher Position man auf das gelbe Filz eindrischt. Je höher man den Ball trifft und je schneller man Position bezogen hat, desto härter fällt der Return aus, wobei die Ballphysik erneut eine exzellente Figur macht.

Unkontrollierte Schläge bremsen aber nicht nur das Tempo, sondern führen auch schnell zu unerreichbaren Schmetterbällen des Gegners. Ansonsten führt man mit der A-Taste einen Topspin, mit der B-Taste einen Slice und mit beiden Tasten gleichzeitig einen Lob aus, während man die Schlagrichtung wahlweise mit dem Analogstick oder dem Digikreuz bestimmt. So werden selbst Schmetter- und Stoppbälle trotz erhöhtem Schwierigkeitsgrad zum Kinderspiel.

Ob der Ball mit Vor- oder Rückhand angenommen wird oder eine Hechtrolle zum Erreichen nötig ist, braucht den Spieler nicht weiter zu kümmern, denn die Art der Annahme wird je nach Position automatisch ausgeführt, wodurch man sich völlig auf das Stellungsspiel konzentrieren kann. Zudem sollte man die Schwachstellen seiner Gegner kennen und die Besonderheiten der verschiedenen Bodenbeläge wie Sand, Rasen, Kunstrasen und Hartplatz beachten.

Detailverliebte Aufmachung

Bei der Präsentation von Virtua Tennis 2 schöpft Sega abermals aus den Vollen. Die Spieler sehen ihren realen Vorbildern täuschend ähnlich und die Motion-Capturing-Animationen sind geschmeidiger und realistischer denn je. Neben den ebenfalls überzeugenden Center-Courts wissen aber auch viele Kleinigkeiten, wie Bällen ausweichende Linienrichter, vorüberziehende Wolken, realistische Schattenwürfe, zum Ball gerichtete Blicke und bleibende Rutsch- und Aufprallspuren auf dem Spielfeld zu gefallen. VGA-Kompatibilität und 60Hz-Modus sind da natürlich Ehrensache.

Aber auch die Soundkulisse kann überzeugen: Schiedsrichterkommentare, Publikumsreaktionen und Soundeffekte sind passend und authentisch. Selbst winzige Details wie das typische Stöhnen von Monica Seles haben die Entwickler berücksichtigt, auch wenn die Spieler und Spielerinnen sonst keinerlei Äußerungen von sich geben und der Soundtrack eher dürftig ist. Dafür sind die Ladezeiten angenehm kurz und die Matchs auch wieder via VMU-Bildschirm spielbar, was zwar ganz witzig, aber nicht gerade übersichtlich und leider auch nicht zum Aufleveln für unterwegs gedacht ist.

Pro:

  • zahlreiche Stadien
  • intuitives Gameplay
  • gelungene Ballphysik
  • geschmeidige Animationen
  • reale Spieler & Spielerinnen
  • originelle Trainingsspielchen
  • motivierender Karrieremodus
  • Kontra:

  • wenig Neuerungen
  • nur drei Spielmodi
  • keine offiziellen Turniere
  • erhöhter Schwierigkeitsgrad
  • nur Ein-Satz-Matchs möglich
  • Vergleichbar mit:

    Virtua Tennis

    Fazit

    Keine Frage: Mit Virtua Tennis 2 beschert uns Sega erneut ein exzellentes Konsolen-Tennis. Das intuitive Gameplay des Vorgängers hat man zwar nur geringfügig verändert, aber dennoch müssen Virtua-Tennis-Fans beim zweiten Teil etwas umdenken. So kommt es nun nicht nur auf schnelle Reaktionen, sondern auch auf überlegtes Stellungsspiel an, wenn man einen sauberen Schlag anbringen will. Dadurch werden die Partien deutlich anspruchsvoller und verlieren anfangs etwas an Rasanz, was reine Arcade-Fans vielleicht abschrecken könnte. Hat man sich daran gewöhnt, freut man sich hingegen über diese Veränderung, denn dadurch gewinnt der Titel deutlich an Spieltiefe und Langzeitmotivation. Zudem dürfen endlich auch weibliche Profis über die zahlreichen Center-Courts gescheucht werden und das in erneut erstklassiger Präsentation. Bei den Spielmodi bekommt man zwar vorwiegend Altbekanntes serviert, der Karrieremodus ist nun aber noch fordernder und in geselliger Runde will man das virtuelle Racket gar nicht mehr aus der Hand legen. So kommen Tennis-Freaks auch am zweiten Teil nicht vorbei - Gelegenheitsspieler sind mit dem immer noch erstklassigen Vorgänger hingegen besser beraten.

    Wertung

    Dreamcast

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