Evil Dead: Hail to the King (DC)23.07.2001, Jens Bischoff
Evil Dead: Hail to the King (DC)

Im Test:

Er mäht sich mit seiner Kettensägen-Prothese durch Horden untoter Abstrusitäten und während deformierte Körperteile durch die Lüfte wirbeln, kommt eine spöttische Bemerkung nach der anderen über seine Lippen. Die Rede ist von Ash, dem Titelhelden aus Sam Raimis Evil-Dead-Trilogie - hierzulande als Tanz der Teufel 1 & 2 und Armee der Finsternis bekannt. Ob bei der Versoftung der Kultserie auf Dreamcast ebenfalls die Fetzen fliegen, erfahrt Ihr in unserem Test...

Er mäht sich mit seiner Kettensägen-Prothese durch Horden untoter Abstrusitäten und während deformierte Körperteile durch die Lüfte wirbeln, kommt eine spöttische Bemerkung nach der anderen über seine Lippen. Die Rede ist von Ash, dem Titelhelden aus Sam Raimis Evil-Dead-Trilogie - hierzulande als Tanz der Teufel 1 & 2 und Armee der Finsternis bekannt.

Story

Acht Jahre nach seinem letzten Ausflug ins Reich der Toten plagen Ash immer noch schreckliche Alpträume, die in letzter Zeit sogar noch schlimmer geworden sind. Auf Anraten seiner Freundin Jenny, sich seinen Ängsten zu stellen, fahren die beiden erneut zur einsamen Holzhütte im Wald, wo Ash das erste Mal auf das Buch der Toten, das Necronomicon Ex Mortis, stieß und alles Übel begann.

Dort angekommen entpuppt sich diese Art von Vergangenheitsbewältigung aber als alles andere als eine gute Idee, denn statt seine Ängste in den Griff zu bekommen, gerät Ashs Leben komplett aus den Fugen. Die bösen Mächte des Necronomicons erwachen wieder zu Leben, Jenny wird verschleppt und Ash bleibt nichts anderes übrig als sich wieder seine Kettensäge umzuschnallen, um der untoten Brut auf seine Weise Einhalt zu gebieten.

An dieser Stelle dürft Ihr in Ashs Rolle schlüpfen und zum fröhlichen Metzgern ansetzen. Dass das Blut dabei in Strömen fließt und die Massen an Gegnern Euch kaum eine Verschnaufpause gönnen, müsst Ihr allerdings in Kauf nehmen. Leider ist jedoch das, was für Ash normalerweise reine Routine wäre, für den Spieler ein extrem nerviges Unterfangen.

Gameplay

Während die schwammige und träge Steuerung bereits gleich zu Beginn für Frust sorgt, zehrt der monotone Spielablauf durch die immer wieder auftauchenden Gegnermassen und einen unnötig hohen Schwierigkeitsgrad bald genauso an den blank liegenden Nerven des Spielers. Da eine Wahl des Schwierigkeitsgrades ebenso fehlt wie eine automatische Zielerfassung, verkommt die als Resident-Evil-Clone konzipierte Splatter-Orgie schnell zu einer stupiden und hektischen Farce.

Zudem hat man eigentlich nie das Gefühl, Ash unter Kontrolle zu haben. Die Steuerung ist nicht nur träge, sondern auch viel zu hakelig und indirekt. Hinzu kommt eine alles andere als überzeugende Kollisionsabfrage. Die Spielfigur bleibt an unsichtbaren Barrieren oder einem der zahlreichen Widersacher hängen, schlägt während manchen Animationsphasen der Gegner einfach ins Leere oder verweigert sogar komplett jede Art von Bewegung.

Die Objektsuche gestaltet sich ähnlich lästig, muss man doch jedesmal genau an der richtigen Stelle still stehen, um Schränken, Regalen und anderen Einrichtungsgegenständen dringend benötigte Items zu entlocken. Denn nicht alle Gegenstände geben durch Blinken in bewährter Resident-Evil-Manier ihren Aufenthaltsort preis..

So kocht der Spielspaß trotz Rätseleinlagen und gelungener Evil-Dead-Atmosphäre von Anfang an nur auf Sparflamme. Wer sich abreagieren will, greift dennoch zu Kettensäge, Axt, Pistole, Schrotflinte oder Jagdgewehr und verhöhnt per Knopfdruck seine Opfer. Ist ein Gegner erst einmal kampfunfähig, gibt man ihm mit einem besonders blutigen Finishing Move und dem passenden Spruch den Rest. Leider ist die Munition der Schusswaffen und der Spritvorrat der Kettensäge begrenzt, so dass Flucht oftmals die bessere Konfliktlösung ist - aber selbst dann hat man mit der missratenen Steuerung zu kämpfen.

Wenigstens hinterlassen getötete Monster ab und zu brauchbare Gegenstände, wie Erste-Hilfe-Kästen, Munition oder mixbare Pilze. Zum Horten kommt man allerdings kaum, denn meist braucht man im Kampf mehr Lebensenergie oder Munition, wie man anschließend findet - und oftmals hinterlassen die zähen Viecher nichts als warme Luft. Gut dass man im Spielverlauf jede Waffe einmal upgraden kann. Ist das Inventar dann doch einmal voll, kann man in magischen Truhen à la Resident Evil unnötigen Ballast verstauen. Hier wird auch gespeichert, allerdings nur auf Kosten einer Speicher-Kassette und die findet man relativ selten...

Grafik/Sound

Auch grafisch setzt Evil Dead auf bewährte Resident-Evil-Zutaten: Vorgerenderte Kulissen, die bildweise umgeblendet werden, und Polygonfiguren, die unabhängig von der Perspektive stets aus ihrer Sicht gesteuert werden. Die authentisch nachgeahmten Schauplätze der Filmvorlagen reichen dabei von der verlassenen Waldhütte bis hin zum antiken Damaskus. Doch trotz hoher Auflösung wirken die meisten Locations irgendwie verwaschen, die Gegner sehen auch nicht gerade furchteinflößend aus und die Animationen sind ebenfalls wenig berauschend.

Weiß der musikalische Auftakt von Evil Dead noch zu gefallen, bekommt man im Spielverlauf diesbezüglich nicht besonders viel geboten. Die Sound- und Umgebungs-FX sind hingegen ganz passabel und die von Ash-Darsteller Bruce Campell persönlich eingespielten Sprach-Samples für Fans eine gelungene Dreingabe - gut, dass man sich hier eine Lokalisierung gespart hat. Aber dass weder Textpassagen eingedeutscht wurden, noch deutsche Untertitel für die Zwischensequenzen verfügbar sind, ist trotz bestehender Indizierungsgefahr schon sehr nachlässig.

Pro

  • gelungenes Evil-Dead-Flair
  • authentische Schauplätze
  • Bruce Campell als Sprecher
  • Kontra

  • miserable Steuerung
  • ungenaue Kollisionsabfrage
  • stupides Gameplay
  • überzogener Schwierigkeitsgrad
  • verwaschene Render-Optik
  • komplett englisch
  • Vergleichbar mit:

    Nightmare Creatures 2, Alone In The Dark : The New Nightmare, Resident-Evil-Serie, Zombie Revenge, Blue Stinger, Sword of the Berserk : Gut`s Rage

    Fazit

    Eigentlich hätte sich die Evil-Dead-Thematik hervorragend als Grundlage für einen Survival-Horror-Trip geeignet. Die spielerische Orientierung an Resident Evil wäre ebenfalls nicht die schlechteste Wahl gewesen, auch wenn Hail To The King über einen Clone-Status kaum hinaus kommt. Aber das grottenschlechte Gameplay und die ständig wiederkehrenden Monstermassen kombiniert mit einem völlig überzogenen Schwierigkeitsgrad versetzen dem Spielspaß schon früh den Todesstoß. So haben selbst eingefleischte Ash-Fans trotz gelungener Atmosphäre und Sprachausgabe von Bruce Campell keine Freude an dieser trashigen Versoftung.

    Wertung

    Dreamcast

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    Kommentare

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