Phantasy Star Online25.01.2001,
Phantasy Star Online

Im Test:

Phantasy Star Online (PSO) schreibt schon jetzt Konsolengeschichte: Es ist das erste Multiplayer-Online-Rollenspiel für Dreamcast und Konsolen überhaupt. Sega will mit PSO einen würdigen Nachfolger der Phantasy Star-Reihe präsentieren, obwohl die Messlatte nach den Dreamcast-Perlen des letzten Jahres (Shenmue, Grandia II, Skies of Arcadia) ziemlich hoch liegt. Wie sehr uns das Anime-Feeling von PSO auch online gepackt hat, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Test!

Phantasy Star Online (PSO) schreibt schon jetzt Konsolengeschichte: Es ist das erste Multiplayer-Online-Rollenspiel für Dreamcast und Konsolen überhaupt. Sega will mit PSO einen würdigen Nachfolger der Phantasy Star-Reihe präsentieren, obwohl die Messlatte nach den Dreamcast-Perlen des letzten Jahres (Shenmue, Grandia II, Skies of Arcadia) ziemlich hoch liegt. Wie sehr uns das Anime-Feeling von PSO auch online gepackt hat, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Test!

Story

Alles beginnt mit einer Explosion. Das Raumschiff Pioneer-2 befindet sich auf dem Anflug zum Planeten Ragol, der einzigen Hoffnung für die restlichen Überlebenden einer planetaren Katastrophe. Vorboote und Schwesterschiff, Pioneer-1, hat schon eine große Zentral-Kuppel gebaut und enthusiastische Berichte zur Pioneer-2 geschickt. Jetzt, nach dem Untergang der alten Heimat, ist die Pioneer-2 im Orbit um Ragol und sendet einen Funkspruch los. Plötzlich gibt es auf Ragol eine gewaltige Explosion und der Kontakt mit der Crew der Pioneer 1 bricht vollständig ab. Was ist passiert?

Ab hier kommt Ihr als Spieler zum Zug. Eure erste Aufgabe ist es, herauszufinden was mit der Zentral-Kuppel auf Ragol passiert ist: Aber bitte diskret! Pioneer-2 will schließlich keine Panik unter den restlichen Überlebenden. Ach ja, und vielleicht könnt Ihr auch nebenbei herausfinden, was aus der Tochter des Vorsitzenden von Pioneer-2 geworden ist? Sie war nämlich eine bekannte Forscherin der Pioneer -1 Crew. Warum man gerade Euch bittet? Schließlich seid Ihr ein Mitglied der Gilde der Jäger (Hunters Guild), die solche Aufträge kompetent -und vor allem lebend- zu Ende bringt.

Gameplay

Wirklich wichtig in einem Online-Spiel mit grafisch repräsentierten Charakteren ist immer die Einzigartigkeit der eigenen Spiel-Figur. Das ist ein Prinzip, das Sega mit PSO bisher zu noch nicht da gewesener Vollkommenheit bringt.

Charakter-Wahl

Es beginnt natürlich bei den gut erklärten Charakter-Klassen. Es gibt drei Grundtypen (magisch begabt, maschinell, menschlich-kämpferisch) bzw. Rassen auf der Pioneer-2, die sich in drei unterschiedlichen Job-Klassen weiterbilden können. Aus diesen neun Möglichkeiten (die auch gleichzeitig die späteren Fähigkeiten und Stats festlegen) muss der Spieler sich am Anfang für eine ihm genehme Kombination entscheiden. Die Skala reicht von Magiern (Force- Benutzern), die aber kaum im Nahkampf überleben können bis hin zu Waffen-Cyborgs, die keine Force zur Verfügung haben. Meine Wahl fiel auf eine forcebegabte Nahkämpferin (HUnewearl).

Ist hier erst mal die Wahl getroffen, geht die Maßschneiderei erst richtig los. Es stehen diesem Grundgerüst (HUnewearl, weiblich) - von dem es logischerweise 18 andere gibt - jetzt acht verschiedene Gesichter zur Verfügung, zwölf verschiedene Frisuren (die dann stufenlos eingefärbt und dabei noch in der Intensität der Farbe geändert werden können), acht verschiedene Hautfarben und zwölf verschiedene Kostüme, die in fünf verschiedenen Schattierungen zu bekommen sind. Das ist Euch zu viel Auswahl? Kein Problem: Es gibt auch ca. 25 vorgefertigte Hunter-Girls dieser Variante, direkt zum Übernehmen.

Normalerweise würde man erwarten, dass jetzt der Name gewählt wird und es endlich los geht. Aber wem die gewählte Gestalt des Charakters jetzt etwas zu klein, zu dünn, zu dick oder zu groß erscheint, der kann sie mit Hilfe von zwei beweglichen vertikalen und horizontalen Balken z.B. mit dem Schulterkreuz eines Bodybuilders ausstatten - oder sie schmächtig wie ein Schulkind aussehen lassen. Man sollte sich die Details des Körperbaus aber gut überlegen, denn man muss den Charakter später in vielen Situationen aus allen Blickwinkeln ansehen =).

Natürlich bleibt grundlegend eine japanische Anime-Optik von Science Fiction erhalten: Fans von Serien wie Macross, Captain Future, Saber Riders oder Cowboy Bebop können sich einige ihrer Idole aber fast nachbauen. Es ist für Online-Rollenspiele definitiv eine erfrischende und ausgesprochen gelungene Abwechslung.

Kampf

Nach der Annahme der ersten Mission kommt Ihr auf das Stadt-Deck der Pioneer 2. Hier findet der beginnende Jäger alles, was sein Herz begehrt: Vom Hospital zum Transporter nach Ragol, der Hunter Guild (bei der Ihr Euch durch übernommene Aufgaben etwas Geld, ein paar Erfahrungspunkte und eine tolle Einführung in die Welt von Ragol verschaffen könnt - eine klasse Lösung für ein In-Game-Tutorial) über die Bank bis hin zu den Geschäften, die Euch Waffen, Rüstung, Hilfsmittel verkaufen und unbekannte Sachen identifizieren.

Viele Bewohner hat dieses Deck allerdings nicht: Die Geschichte von Phantasy Star Online entfaltet sich, wenn man es offline spielt, nur während der Missionen nach Ragol. Und es ist sehr angeraten, eine gute Anzahl an Missionen offline zu erledigen. Die Minen in der Online-Version sind zum Beispiel für einen Nahkämpfer des 8. Levels kaum lebend zu überstehen (außer man hat sehr starke Team-Mitglieder: Danke, Kazu aus Tokyo =).

Auf Ragol haben die Entwickler den Teleporter dankenswerterweise erst einmal in einer ruhigen Zone aufgestellt: So kann man sich erst einmal der unglaublichen Grafik widmen und sich mit dem Handling der Figur vertraut machen. Es gibt überall Schalter und Kisten zu entdecken, aber Gott sei Dank hat Red Ring Ricco, die gesuchte Tochter des Vorsitzenden von Pioneer-2, überall Sprach-Hologramme versteckt. Sie verteilen jede Menge sinnvoller Tipps und Hinweise zur Story. Hört Euch die Tipps rechtzeitig offline an, denn wenn Ihr im Team durch die Landschaft jagt, bleibt dafür meist keine Zeit mehr.

Mit Hilfe des Analog-Sticks lenkt man den Charakter sanft durch die Umgebung und trifft auch hinter der nächsten Tür sofort auf die ersten Gegner. Kann man diese als Scharfschütze noch mit dem Auto-Visier-Modus erfassen, sollte ein Nahkämpfer sich immer eine Taktik aus Angriff und Rückzug überlegen, oder - so er forcebegabt ist - die Magie effizient einsetzen. Denn seid Ihr erst einmal umzingelt, folgen die Schläge oft so schnell, dass der eigene Schlag oder Zauber nicht mehr ausgeführt werden kann. Wenn man offline die letzten Hitpoints verliert, erwacht man ohne sein Geld und seine Waffe im Hospital auf Pioneer-2. Jetzt dürft Ihr Euch erst einmal wieder dorthin zurück teleportieren und suchen, wo jetzt die Waffen und das Geld herumliegen. Hoffentlich sind die Feinde dort nicht übermächtig oder sehr schell J. Ein Feind-Radar und eine Auto-Map rechts oben helfen aber immer, Feinde und geöffnete Türen im Auge zu behalten. Sehr hilfreich ist hier auch, dass die Feinde einem nie aus dem Raum, in dem sie auftreten, folgen. Dafür brechen sie aber oft unverhofft aus der Erde, dem Gebüsch, oder - bei einer sehr interessanten Insekten-Pflanze - schweben wie ein Helikopter zu Boden.

Im Online-Modus sollte sich der Vierer-Trupp also wenn möglich in den Kampftaktiken ergänzen, und der einzelne Spieler sollte möglichst viel über seine eigene Kampftaktik wissen, um effizient die gegen die Scharen unterschiedlichster Monster vorzugehen. Bestimmte Wege bekommt man auch nur zu viert im Online-Modus zu sehen, aber die Boss-Gegner der Dungeons sind in beiden Versionen die gleichen.

Die Aktions-Tasten sind mit Hilfe der Schulter-Buttons zweifach belegt, wobei man die Belegung im Options-Menü (durch die Start-Taste zu erreichen) auch komplett frei einstellen kann. Bestimmte Button-Kombinationen erzeugen verschiedene Special-Moves, Ihr müsst aber experimentieren. Sehr hilfreich ist die Farbänderung in der Zielfindung, die einem forcebegabten Charakter einen Tipp gibt, welche Art von Magie für das Monster genau richtig wäre. Um nicht komplett die Übersicht in einer heißen Kampfphase zu verlieren, bewirkt ein Druck auf einen der Schulterbuttons, dass die Kamera, schräg über die Schulter des Charakters schauend (Tomb-Raider-Perspektive), Position bezieht. Man muss sich allerdings keine Sorgen um das Leben der Mitspieler machen, wenn man einmal daneben zielt: Eigene Attacken können kein Mitglied der Gruppe verletzen.

Kommunikation

Über das Optionsmenü, das sich über den Bildschirm stülpt während die Aktion in Echtzeit weitergeht (also gut überlegen, wann man dort herumhantiert!), kommt man auch zu den ureigensten Features von PSO.

Natürlich kann man dort Ausrüstung an- und ablegen, oder den eigenen Hausgeist/Totem Tier (MAG genannt) füttern: Das bringt bessere Stats und bei entsprechender Fütterung einige wunderschöne Beschwörungs-Zaubersprüche, die sich nicht hinter der Final-Fantasy-Serie verstecken müssen.

Aber vor allem liegt dort die Kommunikations-Zentrale des Online-Modus, für die sich Sega einige Schmankerl hat einfallen lassen. Als grundsätzlicher Tipp gleich vorweg: Um ein Keyboard werdet Ihr, wenn Ihr das Spiel lange spielt, nicht herumkommen. Es gibt zwar eine Bildschirmtastatur, aber diese ist einfach zu langsam in der Verwendung. Sie erlaubt aber trotzdem, den eigenen Bekannten eine kurze E-Mail zu schicken. Nun sieht man im Online-Modus außerhalb der Lobby, in welcher Teams gebildet werden, immer nur sein eigenes 4-Spieler-Team: Sowohl auf Ragol als auch auf der Online-Replik des Stadt-Decks. Wie soll man also Kontakt mit anderen, ausländischen Spielern halten? Durch den Austausch von Guild Cards, von denen jeder Spieler eine eigene gestaltet, und mit deren Hilfe man feststellen kann, ob ein Spieler online ist oder nicht. Und mit Hilfe der Möglichkeiten, die der Symbol-Chat und der Word-Selector bieten.

Im Symbol-Chat kann man neben acht vorgefertigten Emoticons noch 16 eigene Gemütsausdrücke kreieren und - je nach Gemütslage - bei den Gruppen-Mitgliedern anbringen =). Aber wirklich nützlich ist der Word-Selector: Er bietet die Möglichkeit, aus vorgegebenen Satzfetzen der eigenen Sprache, eigene Sätze zu bauen und an die Gruppe zu senden. Da ja auch die japanische Version Unterstützung für fünf Sprachen hatte, kann jeder Spieler diese Sätze in seiner eigenen Sprache lesen. Für persönlichere Gespräche kommt man, wie gesagt, um Englisch und ein Keyboard nicht herum.

Grafik/ Sound

Grafisch sind die 3D-Polygone vom Feinsten. Die Bewegungen der Figuren und der Monster sind dem jeweiligen Charakter angepasst und ausgesprochen geschmeidig. Die vier Dungeons haben eine komplett unterschiedliche Atmosphäre und strotzen nur so vor Details: Z.B. die Lens-Flare Effekte, wenn man auf der Oberfläche von Ragol ins Sonnenlicht schaut, oder die Wasserspritzer, wenn man durch Grotten oder Bäche läuft. Die Texturen sind sehr stimmungsvoll auf ihre Umgebung abgestimmt und schwanken von enorm detailliert (bei den Charakteren) bis hin zu relativ simpel (bei manchen Monster-Gegnern). Leider gibt es auf den Gesichtern der Charaktere keine unterschiedlichen Emotionen zu sehen.

Die Geräuschkulisse ist ähnlich detailverliebt wie die Grafik, was Ihr gut merkt, wenn Ihr durch Wasser oder Büsche oder einen flachen Sumpftümpel joggt. Die Musik ist nie aufdringlich und auch auf Dauer angenehm im Hintergrund - es ist allerdings auch kein besonderer Ohrwurm dabei.

Online: Zugang und Kosten

Der Zugang zu PSO erfolgt bei Sega prinzipiell nur über das eigene Internet-Netzwerk, welches in Deutschland von Viag Interkom gestellt wird. Man sollte sich schon vor dem Spiel einen Zugang zur Dreamarena eingerichtet haben: Diese Software liegt allen Dreamcast bei. Das integrierte 33,6 -Modem wählt sich dann automatisch ein und fragt nach der Zugangsnummer und dem Passwort, welche jeder PSO-Packung beiliegen (schlechte Zeiten für Raubkopierer). Erst dann wird man mit dem Netz verbunden und Ihr könnt Euch eine der Server-Lobbys aussuchen, in denen man auf Spieler aus aller Welt trifft.

Der Zugang zu Viag Interkom wird über die Telefon-Rechnung abgerechnet. Leider muss man anmerken, dass die Gebühren des Dreamarena-Zugangs im Moment etwas höher liegen, als im deutschen Durchschnitt: Von Montags bis Freitags zahlt der Spieler tagsüber von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends 6 Pfennig pro Minute, während der übrigen Zeit und an allen anderen Tagen kommt man auf 3 Pfennig pro Minute. Sparsame Gamer sollten sich Ihre Zeitplanung also gut überlegen, denn der Suchtfaktor von "nur noch einen Auftrag oder noch einen Dungeon" mit Euren Kumpeln stellt sich sehr schnell ein.

Änderungen in der PAL-Version

Viel ändert sich nicht in der deutschen Version von PSO: In Japan gibt es neue Missionen in der Hunters Guild und einen neuen Dungeon für den Online-Modus, die man sich herunterladen kann. Diese Missionen werden auch für die deutsche Version angeboten werden und müssen bis zum Start von PSO hierzulande auf PAL portiert werden. Wer jetzt versucht, sie mit einer deutschen Version herunterzuladen, hat Pech gehabt. Ansonsten wird es einfach nur billiger für den Gamer, die deutsche Version zu kaufen anstatt eine japanische Ausgabe, wo Ihr zusätzlich die Boot-Disk erwerben müsst.

Als weitere Entscheidunshilfe bieten wir Euch hier ein 2-minütiges Video (9,5 MB) aus reinen Gameplay-Ausschnitten, und die aussagekräftigen Screenshots und Wallpaper (courtesy of Sega und Core Magazine ).

Fazit

Phantasy Star Online ist kein Massively-Multiplayer-Online-Rollenspiel mit einer permanenten Welt: Es ist eher Segas Antwort auf Diablo Online. Aber diese Antwort ist schlagkräftig und lässt ein völlig erfrischendes Anime-Gefühl durch die weltweite Community der Gamer wehen. Ohne die Online-Funktion werden allerdings die Aufgaben mit der Zeit langweilig, da die Story und die NPCs nicht tief genug ausgearbeitet sind.

Der Spaßfaktor liegt eindeutig im Online-Game: Unbeschwertes Quatschen, Abenteuer erleben, Teamplay, sich an frühere Abenteuer erinnern und die Geschichte von Ragol immer weiter erforschen. Gerade weil keine Monate für den Aufbau der eigenen Figur nötig sind, wird PSO bei Einsteigern und Powerhuntern für den gleichen Spaß-Effekt sorgen. Sie werden sich einfach nur in unterschiedlichen Gruppen zusammenfinden. Phantasy Star Online ist als Multi-Player Online-Rollenspiel ein Novum in der Konsolen-Geschichte und definitiv ein Meilenstein für Sega und Dreamcast. Es hat sich seinen Multiplayer-Award bei 4Players redlich verdient.

Wertung

Dreamcast

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