Carrier02.11.2001, Jens Bischoff
Carrier

Im Test:

Als Import ist Carrier zwar schon ein alter Hut, aber trotz allgemeiner Software-Flaute auf dem Dreamcast hat THQ Jalecos Survival-Horror-Titel doch noch nach Europa gebracht. Überlebenskünstler und Zombiejäger mit PAL-Lizenz können sich freuen, denn auch wenn Carrier nicht in der selben Liga wie ein Resident Evil - Code: Veronica spielt, sorgt das SciFi-Abenteuer dennoch für gehobene Gruselstimmung und Splatter-Action. Was einen genau an Bord des havarierten Flugzeugträgers Heimdall erwartet, erfahrt Ihr in unserem Test-Einsatz...

Flugzeugträger in Seenot

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Erde in zwei verfeindete Zonen gespalten: Den kapitalistischen Norden und den terroristischen Süden. Kampfeinsätze stehen auf der Tagesordnung. Doch als das Flaggschiff des Nordens, der Flugzeugträger Heimdall, zu einem Einsatz im Südpazifik abkommandiert wird, ist der Feind plötzlich ein ganz anderer.

Nachdem die Heimdall zu einer isolierten Südseeinsel geschickt wurde, auf der man einen uralten Organismus entdeckt hatte, spielten sich nach dessen Bergung an Bord unglaubliche Szenen ab. Einige Crew-Mitglieder bekamen Wahnvorstellungen, wurden gewalttätig und mussten letztendlich sogar erschossen werden. Sofort stellte man den Organismus unter Quarantäne, doch dann gab es eine Explosion an Bord und jeglicher Funkkontakt zur Heimdall brach ab.

Sofort wurde ein Sondereinsatzkommando unter Leitung Colonel Burkes an Bord der Heimdall geschickt, um den Vorfall zu untersuchen und die ballistischen Raketen an Bord sicher zu stellen. Da man vom Colonel und seinem Team nie wieder etwas gehört hat, müsst nun Ihr nach dem rechten schauen. In der Rolle Sergeant Jack Ingles`, dessen Bruder an Bord der Heimdall stationiert war, gehört Ihr zu einer zweiten Sondereinheit, die sich in Richtung des havarierten Flugzeugträgers aufmacht. Doch beim Landeanflug wird Euer Helikopter von der Flugabwehr der Heimdall unsanft vom Himmel geholt und Ihr seid auf Euch alleine gestellt.

Angriffslustige Mutanten

Schon nach wenigen Minuten erkennt Ihr, dass der Schiffscomputer Amok läuft und zahlreiche Besatzungsmitglieder seltsam mutiert und Euch alles andere als freundlich gesonnen sind. Anfangs nur mit einem Elektroschocker und einer Pistole ausgerüstet, versucht Ihr tiefer in das Schiffsinnere vorzudringen, wo Ihr nicht nur auf angriffslustige Gegner, sondern auch auf durchschlagskräftigere Wummen sowie Überlebende und Mitglieder der ersten Sondereinsatztruppe stoßt.

Gewillt den Vorfall aufzuklären und Euren Bruder zu retten, geht es Deck für Deck einer biologischen Katastrophe entgegen. Mutationen und Gegner nehmen zu, Pflanzen und Pilze, die nur mit Sprengsätzen aus dem weg geschafft werden können, wuchern im Inneren des Schiffs und infizierte Crew-Mitglieder lassen sich nur durch eine spezielle Scan-Brille enttarnen.

Gezieltes Vorgehen

Neben dem Entlarven infizierter Personen, dient Euch die mit einer Zoom-Funktion versehene Scan-Brille aber auch zum Aufspüren von Items, zum Durchleuchten von Wänden und als Nachtsichtgerät. Abgesehen von der originellen Scan-Funktion setzt das Gameplay aber auf altbewährte Survival-Horror-Tugenden. Bei gezogener Waffe werden Gegner automatisch anvisiert und auf Knopfdruck mit Blei oder Stromladungen vollgepumpt.

Wer die Zielrichtung manuell nachjustiert, kann das Ableben der Mutanten mit gezielten Kopf- und Torsotreffern aber auch etwas beschleunigen und dabei Munition sparen. Die relativ kurze Reichweite der Ballermänner und die teils trägen Bewegungen sind allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, aber durch die lächerlichen KI-Routinen werdet Ihr mit den meisten Gegner sowieso keine Probleme haben - es sei denn, sie tauchen überraschend oder im Rudel auf.

Natürlich wird bei Carrier nicht nur geballert. Überlebende halten oft hilfreiche Infos und Items für Euch bereit, Apparaturen müssen instand gesetzt, Mechanismen aktiviert und Schlüsselkarten gefunden werden. Eine Automap hält Eure Vorstöße auf den insgesamt sechs Hauptdecks fest und an zahlreichen Speicherterminals kann man beliebig oft seinen Spielstand sichern, während der unveränderbare Schwierigkeitsgrad recht human ist.

Durchwachsene Präsentation

Technisch präsentiert sich Carrier relativ unspektakulär. Monster und Locations wirken meist etwas lieblos und steril. Doch stimmungsvolle Kamerafahrten und -perspektiven hauchen der düsteren Echtzeitkulisse Leben ein. Plötzlich aufkrachende Türen sorgen beim Passieren der zahlreichen Korridore genauso für Adrenalinstöße wie von der Decke herabschnellende Leichenteile oder gesund erscheinende Matrosen, die in letzter Sekunde durch Einsatz der Scan-Brille ihr wahres Ich offenbaren.

Musikalische Beschallung und Sound-FX sind eher unauffällig, fügen sich aber gut in die schaurige Atmosphäre ein. Die stereotypen Dialoge und Zwischensequenzen sind hingegen Geschmackssache. Die dabei erklingende englische Sprachausgabe lässt sich auf Wunsch auch mit deutschen Untertiteln versehen. VGA-Kompatibilität und einen 60Hz-Modus gibt`s obendrein und das VMU-Display bleibt auch nicht völlig ungenutzt.

Pro:

  • 60Hz-Modus
  • innovatives Scan-Feature
  • unkompliziertes Gameplay
  • unterschiedliche Trefferzonen
  • ausgewogener Schwierigkeitsgrad
  • Kontra:

  • schwache Gegner-KI
  • unspektakuläre Optik
  • geringe Waffenreichweite
  • stereotype Story & Dialoge
  • Vergleichbar mit:

    Resident-Evil-Serie, Dino Crisis, Blue Stinger, Evil Dead, Alone in the Dark

    Fazit

    Carrier merkt man sein Alter deutlich an. Unspektakuläre Gegner torkeln mäßig animiert und wenig intelligent durch meist eintönige Echtzeitkulissen, während sich der Spieler über die geringe Reichweite seiner Waffen und die trägen Reaktionen seines Alter Egos ärgert. Dennoch wird man vom unkomplizierten Gameplay, der trashigen Atmosphäre und dem originellen Scan-Feature irgendwie in den Bann gezogen. Der Einsatz selbst wird dank abwechslungsreicher Aufgaben und gelegentlicher Schockmomente so schnell nicht langweilig. Wer über die magere Präsentation hinweg sieht und sich an typischem B-Movie-Flair nicht stört, erlebt mit Carrier einen soliden Survival-Horror-Trip, der dank ausbalanciertem Schwierigkeitsgrad und zahlreicher Speichermöglichkeiten auch ungeübteren Spielern keinen Strich durch die Spielspaßrechnung macht.

    Wertung

    Dreamcast

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    Kommentare

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