Record of Lodoss War13.12.2000,
Record of Lodoss War

Im Test:

Dunkle Wolken über der Insel Marmo: Die graue Hexe Karla und Wagnard, der ehemalige Kanzler des Königs Farn (und Priester der Todesgöttin Kardis), sprechen in einer Eisgrotte eine Beschwörung, um die Göttin wieder zu beleben: Die Wolken spalten sich, es zucken Blitze und ein riesiges Etwas, eingeschlossen in einem Stück Eis, fällt in Slow-Motion zu Boden. Es ist vollbracht!

Story

Dunkle Wolken über der Insel Marmo: Die graue Hexe Karla und Wagnard, der ehemalige Kanzler des Königs Farn (und Priester der Todesgöttin Kardis), sprechen in einer Eisgrotte eine Beschwörung, um die Göttin wieder zu beleben: Die Wolken spalten sich, es zucken Blitze und ein riesiges Etwas, eingeschlossen in einem Stück Eis, fällt in Slow-Motion zu Boden. Es ist vollbracht!

Aber es gab einen Beobachter: Wart, der Wächter des öden Landes. Nur einer kann nach seiner Einschätzung Lodoss noch vor dem Verderben retten: der "stärkste Mann der Welt". Aber um diesen Mann zu erschaffen, benötigt Wart einen Gefallen von Karla, der Hexe. Diese besitzt einen Schatz, mit dessen Hilfe Wart es tatsächlich gelingt, seinen Helden sozusagen zu klonen. Der rothaarige Held hat keine Erinnerungen mehr, aber in einem früheren Leben war er Beld, der Herrscher von Marmo, gefallen im Zweikampf mit König Farn von Falis. Er war gefürchtet bei seinen Feinden, aber geliebt von Allen, die in Frieden leben wollten.

.. ähm, HALT! Wie war das noch gleich? Versierte Kenner der japanischen Anime-Zeichentrickserie "Record of Lodoss War" werden jetzt verdutzt die Stirne runzeln. Karla hilft Wart? Wart mischt sich in das Geschehen auf Lodoss ein? Wagnard war Kanzler bei Farn? Beld, ein Freund des Friedens? Nun ja, Lodoss (Record of Lodoss War) - Die Ankunft von Kardis nimmt es mit dem tatsächlichen Verlauf der Chroniken vielleicht nicht so genau, aber dafür sehen immerhin alle 3D-Charaktere in den ausgesprochen aufwendigen Intro-Sequenzen tatsächlich genau so aus wie die Anime-Vorlagen.

Gameplay

Nach dieser langen Intro-Sequenz hat der Held die Gelegenheit, ein wenig über die Welt bzw. das Gameplay und die Steuerung zu erfahren, und sich mit ein paar Kleidern und Waffen zu versorgen - er wurde zwar als erwachsener Mann wiedergeboren, aber an Kleider hat Wart wohl nicht gedacht.

Von Charakter-Generierung und Gewichtung kann keine Rede sein: der Held verteilt die erhaltenen Erfahrungspunkte automatisch, seine Wahlmöglichkeiten beschränken sich auf Rüstung und Waffe, die unterschiedlichen Statistiken haben und mit Hilfe von Runenkombinationen ausgebaut werden können. Persönlich bin ich mit jeder Menge Heiltränken, häufigen Teleports nach Hause und einem Bidenhänder sehr gut gefahren.

In einer ersten kleinen Dungeon-Sequenz, einer Art Tutorial, lernt der Held also wie er mit Waffen umgeht, Türen und Schatztruhen öffnet, die Ausrüstung anlegt und Heiltränke anwendet. Aus der Gruft heraus, die passend in einen Friedhof mündet, lautet der erst Auftrag ein kleines Gnomen-Fort einzunehmen, um es als eigenen Stützpunkt zu sichern.

Außer der kleinen Auto-Map gibt es auch eine größere, auf der die Übergänge zu anderen Bereichen eingezeichnet sind (nervig sind die Ladezeiten derselben vor allem dann, wenn man zwischen kleinen Bonus-Ruinen und generellem Dungeon hin- und herpendeln muss). Leider sind die Wege auch dort nicht sehr deutlich zu erkennen, es heißt also: Trial-and-Error. Auch sind nirgendwo Schätze, Feinde, Hauptausgang oder Ähnliches eingezeichnet. Und wenn man erst mal eine halbe Stunde damit verbracht hat, dass man im Labyrinth des Dunklen Canyons (erstes Drittel des Spiels) den Ausgang sucht, nachdem man die gesamte Karte aufgedeckt hat, wird einem der Sinn und Zweck dieser Karten doch nicht mehr so schlüssig.

An bestimmten Orten gibt es permanente Portale zum eigenen Stützpunkt, die man aktivieren muss und an welchen Heilquellen und Speicherkristall aufgestellt sind. Aber ansonsten muss man erst mal einen der Dungeons überwunden haben, um in der Geschichte weiter fortschreiten zu können.

Die lineare Story, in der NPCs nur im Rahmen eines Auftrags anzusprechen sind (alles andere kann man ruhig als Monster werten) verschenkt leider das Potenzial, das gerade Lodoss War als eine sehr epische -und so vielleicht dem europäischen Geschmack geneigte Fantasy-Saga- mitbringt. Aufgrund der Anime-Vorlage hätte Lodoss War zu einem inhaltlich ähnlich ansprechenden Titel wie Final Fantasy kommen können. Der ehemals tragische, wiedergeborene Held ist ebenso vorhanden, wie eine Bedrohung durch die ultimative Göttin des Bösen.

Kampfsystem

Jetzt kommt das Hack&Slay-Kampfsystem zum Zuge, das Euch keine größeren Probleme bereiten sollte -außer Ihr hängt an einer der 3D-Szenenbegrenzungen fest (meist an der kleinen, durchsichtigen Auto-Map in der linken, unteren Ecke abzulesen), was häufiger vorkommt: Nicht - wie bei vielen Ego-Shootern - auf Grund von Grafik-Fehlern in der Engine, sondern weil auf einem kleinen Bildschirm der doch recht gleichfarbig gehaltene Untergrund selten deutlich zeigt, ob man jetzt an einem begehbaren oder nicht begehbaren Hügel angekommen ist. Erfreulicherweise hilft die Analogsteuerung mit ihrer Schrittgeschwindigkeit je nach Neigungswinkel sehr vielen Geschossen auszuweichen und von hinten auf die größeren, sehr lebhaft animierten Monster einzuhämmern.

Distanzwaffen gibt es für den Helden übrigens nicht; erst im weiteren Verlauf des Spiels erhält er die Möglichkeit, sein Schwert mit Zaubergeschossen aufzuladen bzw. richtungsgelenkte Zaubersprüche einzusetzen. Bei gleichzeitig gehaltener B- und R-Taste ist der Charakter im Autokampf-Modus und nietet alles in seiner näheren Umgebung um. Dies ist bei solchen Monstermassen, die auch schon mal die Bildschirmdarstellung verlangsamen, auch durchaus nötig.

Taktischer Kampf ist in diesem Spiel nicht möglich, besonders wenn man bedenkt, dass grundsätzlich auch immer nur ein Zauberspruch zur Verfügung steht, egal wie viele der Held schon gelernt hat. Eigentlich ist eine Taktik auch nicht notwendig, denn mit genügend per Y-Taste getrunkenen Heiltränken (an Quellen wieder auffüllbar - Marmo steht auf Recycling =) und dem ersten Zauberspruch, den man lernt (Rückkehr zum Fort), kann man eigentlich bis auf Bosskämpfe alles locker auf sich zukommen lassen. Abgesehen davon zieht der Retter von Marmo auch meistens alleine durch die stimmungsvoll gerenderte Polygon-Grafik. Manchmal trifft man auch alte Bekannte, die teilweise eine Zeitlang die Heldengruppe verstärken und eigenständig mitkämpfen: z.B. Pirotess, Parn und Deedlit.

Sound/Grafik

Die Ansicht ist isometrisch und frei drehbar, alles ist aus 3D-Polygonen aufgebaut. Die wunderschönen Grafikdetails vom einzelnen Regentropfen und Dunstschimmer, bis hin zu den animierten Lebewesen können die kulissenartige Wirkung der Szenerie in den Außenbereichen allerdings nicht ganz verbergen. Und wenn die frei drehbare Kamera im Kampfgetümmel inmitten eines engen Ganges mal wieder die Wand statt den Held zeigt, ist der Spieler leicht genervt. Dafür kann man Helm und Schild aber in jeder Farbe bekommen, die man haben möchte - die Veränderungen des Spieler-Charakters werden sofort dargestellt.

Auch wenn die Stimmen immer gut passen, geben die NPCs doch nur Satzfetzen von sich und begnügen sich ansonsten mit ausgesprochen spärlichen Dialogblasen. Dafür ist die Musik immer angenehm stimmungsvoll und unaufdringlich; die Soundeffekte präzise und logisch eingesetzt (der Unterschied zwischen metallbeschlagenen Stiefeln und Lederstiefeln ist nicht nur zu hören, die Monster reagieren auch entsprechend darauf).

Fazit

Lodoss War wird auf Grund der Grafik und der Hintergrund-Story sicher seine Liebhaber finden - gerade bei Action-RPG Einsteigern - da es wirklich recht schwer ist, einen fatalen Fehler zu begehen; aber mit der geringen Entwicklungsmöglichkeit des Player-Charakters, den fehlenden Orientierungshilfen auf den Auto-Maps und der von NPCs fast unbevölkerten Spielwelt ist der Frustfaktor während des Spiels recht hoch (und da die Dungeons nicht zufällig generiert werden und es auch keine Multiplayer-Funktion gibt, ist auch keine Langzeit-Motivation geboten).

Wertung

Dreamcast

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