Grandia 204.03.2001, Marc
Grandia 2

Im Test:

Nachdem die Fangemeinde von Nippon-Rollenspielen vor etwas mehr als einem Jahr mit der PlayStation-Fassung von Grandia beglückt wurde, kommt nun der zweite Teil in prachtvoller Grafik und einer komplett neuen Story auf Segas Dreamcast nach Deutschland. Ob Grandia II aber den sehr hohen Erwartungen gerecht werden kann, erfahrt Ihr in unserem ausführlichem Test...

Nachdem die Fangemeinde von Nippon-Rollenspielen vor etwas mehr als einem Jahr mit der PlayStation-Fassung von Grandia beglückt wurde, kommt nun der zweite Teil in prachtvoller Grafik und einer komplett neuen Story auf Segas Dreamcast nach Deutschland. Ob Grandia II aber den sehr hohen Erwartungen gerecht werden kann, erfahrt Ihr in unserem ausführlichem Test...

Gameplay/Story

Grandia II beginnt mit einem farbenfrohen und recht unterhaltsamen Intro, in dem wir gleich die ersten unser Hauptcharaktere kennen lernen.

Da wären zum einen der aufmüpfige und anfangs noch recht egozentrische Ryudo, der seinen Lebensunterhalt mit einem Söldnerdasein bestreitet. Der so genannte "Geohound" stolpert von einem Auftrag in den nächsten und ist Dank seines ständigen Begleiters, dem Falken Skye, bisher immer mit dem Leben davon gekommen.

Gerade als er den letzten Auftrag erfolgreich hinter sich gebracht hat, winken auch schon die nächsten Goldstücke, wenn er die überaus religiöse und recht naive "Songtress" Elena sicher zum Gramia-Tempel geleitet.

Was auf den ersten Blick nach leicht verdientem Geld aussieht, stellt sich schon nach kurzer Zeit als Aufgabe in der Größenklasse "Rette die Welt" heraus.

Das Ritual, an dem Elena teilnehmen sollte, geht gehörig schief, und Ryudo kann die liebliche Gestalt gerade noch aus den Klauen des Bösen entreißen, bevor diese komplett von ihr Besitz ergreifen kann.

Eigentlich diente dieses Ritual der Vernichtung des bösen Gottes Valmar, der sich mit immer größer werdender Macht über das Land ausbreitet und langsam aber sicher zu einer ernst zu nehmenden Gefahr wird.

Ryudo und Elena kehren ins Dorf zurück, in dem die Geschichte ihren Lauf nimmt...

Alle Personen, denen der Spieler im Laufe der etwa 40 Stunden Spielspaß begegnet, haben eine einzigartige Persönlichkeiten, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen, und dem Spiel diese erstklassige Atmosphäre verleihen.

Der zweite Punkt, der Grandia II zu einem Rollenspiel der Extraklasse macht, ist das innovative Kampfsystem. Kein vergleichbares Spiel kann hierdurch einen so taktischen Tiefgang erlangen wie Grandia.

Wer bereits den ersten Teil gespielt hat, der wird sich sofort zurecht finden, jeder andere wird nach einer kurzen Eingewöhnung aber ebenfalls die Vorzüge zu schätzen wissen.

Gehen wir also ein wenig tiefer in dieses perfekt ausgeklügelte Kampfsystem...

Nachdem wir einen der unterschiedlichen Gegner vor uns erblickt haben, sollten wir versuchen, uns rücklings an ihn heranzuschleichen. So haben wir nämlich das Überraschungsmoment auf unser Seite und können den ersten Schlag ausführen. Gleiches gilt natürlich, wenn der Gegner uns überrascht hat.

Wie aus anderen Spielen, wie z.B. der Final Fantasy-Reihe, Skies of Arcadia oder bereits im ersten Grandia, wird nach einem Feindkontakt in eine neue Ansicht umgeschaltet. In einer der Umgebung angepassten "Kulisse" stehen sich nun die Kontrahenten gegenüber. Die Aufstellung variiert hierbei je nach erlangtem Vorteil.

Gehen wir einmal von einer Situation aus, in der keine der beiden Seiten einen Überraschungsangriff verwirklich konnte - beide Reihen der Kämpfer stehen sich Auge in Auge gegenüber:

In der unteren rechten Bildschirmecke befindet sich nun die genialste Lösung seit der Erfindung rundenbasierter Kämpfe.

Auf einer Leiste, die in insgesamt in drei Bereiche unterteilt ist, laufen für jeden am Kampf beteiligten Charakter ein kleines Icon je nach Fähigkeiten schneller oder langsamer von links nach rechts.

Der erste Abschnitt ist die "Wait"- oder "Stand by"-Phase, in der kein Einfluss auf den jeweiligen Protagonisten genommen werden kann. Die zweite und wichtigste Phase ist die "Com"-Phase. Sobald diese von einem unser Charaktere erreicht wurde, wird das Spiel automatisch pausiert und die Aktion kann gewählt werden. Zur Auswahl stehen folgende Dinge: normaler Angriff, Konter-Move, Special-Move, Zauber, Verteidigung oder Benutzen eines Items.

Nach der Auswahl geht das Spiel weiter, und sobald das Icon an der "Ausführen"-Marke angekommen ist, werden die gewählten Züge in die Tat umgesetzt.

Was sich vielleicht ein wenig verwirrend anhört, ist eigentlich genauso simpel wie genial. Hat der Gegner z.B. einen Zauber gewählt, so kann dieser durch einen Special-Move oder einen Konter unterbrochen werden und unsere Helden entgehen fürs Erste einer schmerzhaften Begegnung mit den Feinden.

Nach erfolgreich bestrittenem Kampf findet man an strategisch wichtigen Punkten sowie in jedem Gasthaus einer Stadt einen Speicherpunkt.

An ihnen können auch sämtliche Hit-, Mana- und Special-Punkte der maximal vierköpfigen Truppe wieder voll aufgeladen werden.

Grafik/Sound

Grandia II nutzt die Möglichkeiten der Dreamcast erstklassig und bietet dem Spieler einen 3D-Grafikzauber nach dem anderen.

Sowohl die Charaktere als auch sämtliche Gegner sind sehr detailliert gestaltet. Die Landschaften reichen von einer schneebedeckten Bergwelt über einen grünen und fast schon lebendig wirkenden Wald bis hin zu den abgefahrensten Schauplätzen, die man sich vorstellen kann (keine genaueren Erklärungen, denn ich will doch nicht die Spannung nehmen ;)).

Leider werden keine dynamischen Schatten berechnet, so dass alle aus einem dunklen, runden Fleck unter den jeweiligen Objekten bestehen. Dies fällt allerdings nur anfangs ein wenig störend ins Auge. Im späteren Spielverlauf achtet man eher auf die Umgebung bzw. seine Truppe, damit man nicht blindlings in den nächsten Kampf stolpert.

Einen weiterer Minuspunkt halst sich Grandia II durch die üblichen PAL-Balken ein, die die Ansicht unnötig verkleinern. Wohl dem, der diese Balken an seinem Fernseher per Zoomfunktion "ausblenden" kann.

Damit die nötige Übersicht aber trotzdem jederzeit gegeben ist, auch dann, wenn unsere Truppe um eine scharfe Biegung im Höhlengang oder hinter einem Baum steht, kann per L- und R-Trigger die Kamera gedreht werden. Wer dies beachtet, sollte eigentlich nie die Orientierung und den Weg zu den gut versteckten Kisten mit nützlichen Dingen verlieren.

Das wirkliche grafische Highlight bieten aber die einzelnen Zaubersprüche und Special-Moves. Erst wer seinen ersten "Dragon Zap" oder "Ba-Boom" auf den Gegner losgelassen hat, wird sagen: WOW, was für eine Grafik!

Der Sound plätschert eigentlich stets im Hintergrund und wirkt zu keinem Zeitpunkt nervig. In besonderen Situationen wird durch ihn die Stimmung sogar noch ein wenig gesteigert.

Fazit

Grandia II gehört definitiv zu den Highlights der Dreamcast-Spiele. Sogar in die Riege der besten Konsolen-RPGs hat es dieses Spiel unserer Meinung nach geschafft! Grund hierfür sind neben der wunderschönen Grafik vor allem das geniale Kampfsystem sowie die Charaktere, die hervorragend in die Story verstrickt werden. Alles, was dem Spiel eine noch höhere Wertung verwehrt, sind die fehlende Übersetzung und die leider viel zu kurze Spieldauer von etwa 40 Stunden. Da die Kämpfe auch für Einsteiger sehr gut zu meistern sind, werden sich Profis gelegentlich ein wenig unterfordert fühlen - was allerdings keine Einbußen im Spielspaß macht, denn wer sieht seine Helden schon gerne sterben? Kurz gesagt: Grandia II ist jedem zu empfehlen, der auch nur die geringste Lust an einem Rollenspiel auf der Dreamcast hat.

Wertung

Dreamcast

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