Yoshi's Universal Gravitation10.05.2005, Paul Kautz
Yoshi's Universal Gravitation

Im Test:

Yoshi, der knuddelige Reitsaurier von Vorzeigeklempner Mario, war schon oft Held eigener Spiele, aber noch nie hatte er die Macht über die Schwerkraft! Sir Isaac Newton trifft grünen Knuddeldino – kann das gut gehen? Wir haben das Knobel-Abenteuer mit dem Extraschwung Anziehungskraft einem ausführlichen Test unterzogen.

Verrückte Welt

Nintendo-Fans sind Überraschungen gewöhnt: Kaum ein anderes Unternehmen versorgt seine Spieler mit immer verrückteren Spielideen, kaum ein Unternehmen wagt öfter den Blick über den Tellerrand alteingesessener Designs – das war früher schon so (Stichwort: Legend of Zelda), das ist heute noch so. Dieselbe Firma, die euch das Spielen mit der Sonne ermöglicht (Boktai) oder euch in der verrückten Schwingerei Donkey Kong – King of Swing zum Affen gemacht hat, bringt jetzt mit Yoshi’s Universal Gravitation ein in mehrerer Hinsicht sehr anziehendes Spiel auf den Markt. Das Ungewöhnliche geht schon beim Auspacken los: S

Kippt ihr den GBA, kippt der Bildschirm mit - so könnt ihr z.B. die Lage der Kanonen beeinflussen.
tatt eines normalen GBA-Moduls schiebt ihr ein voluminöses grünes Kästchen in euren Handheld, welches den so genannten »Tilt-Sensor« enthält und aufgrund seiner Größe etwas aus dem GBA herausragt. Diese erfasst Kippbewegungen eures GBAs und überträgt sie virtuell – was schlussendlich für eines der ungewöhnlichsten Spielerlebnisse der Neuzeit sorgt.

Zur Story: Das Dinosaurierleben auf »Yoshi’s Island« ist gar nicht so übel: Man lümmelt in der Sonne herum, frisst hier und da einen Apfel oder zwei und lässt es sich im Großen und Ganzen gut gehen. Aber natürlich gibt es keine Ruhe, solange Marios Erzfeind Bowser ungehindert seinen Welteroberungsplänen nachgehen kann. Doch während der Wüterich auf Yoshis Insel herumtobt, gebietet ihm ein unerwarteter Gegner Einhalt: Statt des rot gewandeten Klempners hat der Büchergott Bowsers Faxen dicke, und verbannt ihn in einen gigantischen Wälzer – komplett mit der Insel, auf der er sich befindet. Natürlich ist das doof für Yoshi und seine mampfenden Kumpels, weswegen er sich aufmacht, um bei der Gottheit persönlich für eine Entbücherung zu plädieren. Doch mit einem Schnipp ist es nicht getan, Yoshi muss für die Freiheit seiner Sippe mit Bowser fertig werden. Dafür bekommt er die Fähigkeit die Schwerkraft zu beeinflussen…

Um die Ecke denken

In speziellen Geschicklichkeitseinlagen müsst ihr Yoshi an Hindernissen vorbeilenken.
Der Tilt-Sensor ist das innovativste Feature des Spiels:  Dreht ihr den GBA nach rechts, dreht sich Yoshis Welt nach rechts, dreht ihr ihn nach links, kippt das Spielgebiet hinterher. Mit dieser Neigung lässt sich alles Mögliche anstellen; ihr könnt gerollte Brücken ein- und ausfahren, Kanonen in verschiedene Richtungen lenken, vormals senkrechte Wände hinauflaufen, in einer Halfpipe Schwung holen uvm. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und das allein macht einen Riesenteil der Spielfaszination aus: Das Herumexperimentieren mit der Umgebung, das Ausprobieren, wie man den Level am Besten schafft. Natürlich hätte sich Entwickler Artoon den Sensor sparen können und einfach z.B. die Schultertasten mit der Drehung der Welt belegen können – aber das hätte vermutlich nur halb soviel Spaß gemacht wie das Verrenken und Drehen des Handhelds. Das erfordert natürlich etwas Einarbeitung, aber dafür ist ja das praktische Tutorial da. Nichtsdestotrotz werdet ihr hier konzentrierter spielen müssen als bei anderen Games, da der Tilt-Sensor auch auf leichte Neig-Bewegungen reagiert.

Yoshis Abenteuer ist in sechs thematisch unterschiedliche Welten unterteilt, in denen ihr je zwölf bis 32 Levels lang verschiedene Aufgaben habt: Mal müsst ihr eine bestimmte Menge Münzen sammeln, mal innerhalb eines Zeitlimits durchrasen oder euch so viele Eierlinge wie möglich schnappen. Die Eierlinge sind in Früchten versteckt, die Yoshi dank seiner langen Zungen schnappen und verdauen kann – raus kommt ein Ei, welches sich mit einem putzig geschnarrten »Thank You!« verabschiedet, und es sich fortan in eurer Eierlinge-Kollektion gemütlich macht, welche u.a. für das Freispielen eines Sondermodus’ zuständig ist. Obgleich das Spiel im Grunde ein sehr einfach gestricktes Jump-n-Run ist, dürft ihr euch durch den Tilt-Sensor vom Gedanken

Aber Spiel ist optisch sehr schlicht, aber dennoch liebevoll präsentiert.
eines statischen Levels verabschieden und müsst immer wieder um die Ecke denken – was hier durchaus wörtlich zu nehmen ist, wodurch die Rätsel eine ganz neue Dimension gewinnen. Nichtsdestotrotz ist Yoshi’s Universal Gravitation sehr kurz, an einem Wochenende dürftet ihr Bowser losgeworden sein. Jedoch lädt es aufgrund der vielen teilweise sehr knifflig zu erreichenden Boni zum Immer-wieder-Spielen ein.

Optisch folgt das Game den Fußstapfen von Donkey Kong: King of Swing : Putzige Figuren, fade Restgrafik. Zwar sind die Hintergründe sehr bunt und teilweise auch mit künstlerisch wirkenden Pinselstrichen verschönert, bieten aber nichts Spektakuläres oder Atemberaubendes. Ganz anders dagegen die Charaktere, allen voran natürlich Yoshi: Die grüne Stupsnase ist zuckersüß animiert, knuffig designt, sieht einfach zum Liebhaben aus – und klingt auch so. Yoshis Soundsamples scheinen sich seit N64-Tagen nicht verändert zu haben, noch immer japst und quiekt der Mini-Saurier Herz erweichend niedlich. Dazu gibt es altbekannte Soundeffekte sowie sehr unauffällige Musik.      

Fazit

Man muss Nintendos Mut zur Innovation bewundern: Der Tilt-Sensor ist eine coole Sache, die wir auch in Zukunft hoffentlich öfter in Aktion sehen werden (die nächsten Spiele mit dieser Technologie sind ja bereits in Arbeit). Nach etwas Übung dreht und wendet man die Welt nach Belieben, die Gewöhnung fällt hier leichter als beim ähnlich anspruchsvollen King of Swing. Der Sensor wird sehr intelligent genutzt; während die ersten Levels noch sehr einfach gehalten sind, wird es schon ab der zweiten Welt kompliziert – man muss timinggenau kippen, damit Yoshi an die richtigen Stellen katapultiert wird, teilweise ist auch das Zeitlimit haarscharf. Nichtsdestotrotz ist das Vergnügen ein kurzes, denn die Levels sind trotz aller Vertracktheit sehr einfach aufgebaut, das Spiel in seinem Innersten ein Jump-n-Run sehr simpler Bauart. Jeder Level besteht nur aus wenigen Bildschirmen, in denen die Kunst weniger darin besteht durchzukommen (was sehr schnell geht), sondern alle Bonusgegenstände zu erwischen – das hält dann auch die Dauermotivation eine Weile am Leben. Außerdem ist das Game schon aufgrund des liebevollen Designs nicht nur für jüngere Yoshi-Fans sehr anziehend!

Pro

innovatives Spielprinzip
cooler Tilt-Sensor
knuddelige Grafik
putzige Sounduntermalung
einfache Bedienung
herausfordernde Rätsel
guter Wiederspielwert

Kontra

verlangt konzentrierte GBA-Haltung
sehr kurz
Verknoten des GBAs sieht reichlich albern aus
kein Mehrspielermodus

Wertung

GBA

Witziges Knobelspiel mit innovativer Technik.

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