Tony Hawk's American SK8land08.12.2005, Paul Kautz
Tony Hawk's American SK8land

Im Test:

Den »echten« Tony Hawk gab’s bislang nur auf Konsolen und PC, die GBA-Versionen waren zwar größtenteils qualitativ hochwertig, aber nichtsdestotrotz immer abgespeckte Iso-Abenteuer. American Sk8land geht zumindest auf dem Nintendo DS brandneue Handheld-Wege, während die GBA-Variante der Tradition treu bleibt.

Zwei Systeme, zwei Welten

Wie macht man einem potenziellen Käufer den Griff zur Spieleschachtel madig? Mann muss nur einen Zombie-Tony Hawk aufs Cover packen, dessen eingesunkener Blick weniger »Kauf mich!« als vielmehr »Hassu ma nen 

Optisch kommt die DS-Version erstaunlich nahe an die Konsolenvorbilder ran, inkl. Comic-Verschönerungen.
Euroo?« zu sagen scheint. Sei’s drum, wenn das Modul erstmal im DS bzw. dem GBA steckt, wird der Anblick gleich besser. Speziell die erste Version vermag grafisch zu entzücken: Die gesamte Umgebung und alle Figuren sind per Cel-Shading comicartig gezeichnet und toll animiert. Durch den verwendeten Grafikstil mit klaren Farben und dicken Konturen wirken auch die Levelbauten nicht so grob wie sie eigentlich sind; auch das fehlende bilineare Filtering wird kaum vermisst. Perspektivisch folgt das Spiel den großen Vorbildern, d.h. ihr seht eure Figur stets von hinten, die Grafik ist komplett 3D.

Ganz anders dagegen die GBA-Variante, die optisch den sechs Vorgängern folgt, also Iso-3D-Parks bietet. Das hat gleich zwei Nachteile: Erstens sind die Areale größer als gehabt, so dass ihr teilweise länger mit dem Suchen einer Mission als mit dem Ausführen derselben beschäftigt seid. Zum anderen haben die Entwickler auch hier versucht, den Cel-Shading-Stil auf die Figuren zu übertragen - das Resultat ist eine Mischung aus krümelig und bunt. Dass die Charaktere darüber hinaus eine schwarze Linie als Umrandung haben ist bestenfalls gewöhnungsbedürftig – immerhin sind auch die GBA-Skater hervorragend animiert. In beiden Varianten dürft ihr euren Skater aus vielen verschiedenen Vorlagen (Gesichter, Hemden, Hosen) wie Anziehpuppen zusammenbasteln. Auf dem DS locken noch weitere Möglichkeiten: So könnt ihr mit dem Stylus eigene Logos oder Graffitis malen und über das Mikro auch eigene Sounds aufnehmen und die bestimmten Ereignissen zuweisen - wer also mit einem selbst gebrüllten "Wääääääääähscheiße!" einen Sturz kommentieren will, kann das machen.

Willkommen in Los Angeles

Der Story-Modus orientiert sich grob an Tony Hawk's American Wasteland (AW): Ihr skatet durch L.A., trefft auf Mindy und lokale Besonderheiten wie den überdimensionierten Dinosaurierkopf. Allerdings startet ihr nicht als davon laufender Rookie, sondern werdet ob eurer Skate-Skills von Tony Hawk persönlich eingeladen, um noch besser zu werden. Anfangs scheucht euch noch Mindy durch die 3D-Szenarien, später quatscht ihr herumstehende Passanten für neue Missionen an. Insgesamt erwarten euch sieben

Die GBA-Version ist optisch sehr bieder, der neue Comic-Look kommt kaum rüber.
Levels, die meisten davon aus AW plus zusätzliche wie Alcatraz. Entwickler Vicarious Visions hat sich dankbarerweise aufs Skaten konzentriert, so dass euch das lästige Vom-Board-Steigen erspart bleibt – im Gegensatz zur GBA-Version.

Die Steuerung präsentiert sich auf dem DS als einfach und intuitiv, im Prinzip ist sie direkt von der Xbox übernommen: Ihr könnt springen, Grab-, Flip-, Lip- und Spezialtricks machen sowie Manuals und Reverts fahren. Außerdem warten noch Spine Transfers, Flatland-Tricks, Acid Drops sowie die in AW neu eingeführten Bert Slides und der Natas Spin auf euch – also alles, was das Skate-Herz begehrt. Einige spezielle Funktionen wie der Fokus (eine kurze Zeitlupe) liegen ärgerlicherweise auf dem Touchpad und lassen sich in der Hitze des Skatens de facto kaum ausführen. Ansonsten zeigt der zweite Screen eine Umgebungskarte, auf der auch Personen und Missionsziele eingezeichnet sind. Die GBA-Version bietet die seit Jahren unverändert bewährte Steuerung, die aber im Vergleich zur DS-Variante sehr viel mehr Gewöhnung benötigt.

Akustischer Kahlschlag?

Das Leveldesign orientiert sich grob an American Wasteland.
Neben der Story wartet auf beiden Plattformen noch der bekannte Klassik-Modus: Hier habt ihr wie in früheren Teilen der Serie in jedem Level zwei Minuten Zeit, die zehn Missionsziele wie das Sammeln von SKATE oder COMBO, das Erreichen von mehreren Scores oder das Finden des geheimen Tapes zu erledigen – sehr unterhaltsam und vor allem in späteren Levels wesentlich herausfordernder als die Story-Aufgaben. Noch mehr geht die Post im Mehrspielermodus ab: Zwar sind auf DS und GBA nur zwei Spieler erlaubt, auch braucht jeder sein eigenes Modul, dafür gibt es abwechslungsreiche Spielmodi wie ein Trick-Turnier, »Der Preis stimmt nicht« (wo der Score innerhalb eines bestimmten Bereichs gehalten werden muss) oder das gute alte LOSER. Auf dem DS gewinnt vor allem das Internet-Spiel via WiFi an Bedeutung, das herrlich unproblematisch funktioniert: Entweder macht man ein schnelles Spiel gegen einen Unbekannten oder man tauscht Freundescodes aus, wenn man seine Gegenspieler kennt.

Akustisch gewinnt schon wieder der DS: Hier warten 13 digitalisierte Songs aus American Wasteland von den Dead Kennedys über Green Day bis zu Frank Black. Die Tracks gehen flüssig ineinander über, haben bemerkenswerte Qualität und untermalen das Geschehen sehr passend. Dazu gibt es in den Zwischensequenzen etwas Sprachausgabe sowie die bekannten, sehr guten Soundeffekte. Die sind auch das akustische Highlight auf dem GBA, die krächzende Musik kann man getrost vergessen.   

Fazit

DS hui, GBA pfui – das ist American Ska8land. Auf dem Doppelscreener herrscht Skatefreude pur, die Version ist innovativ, sieht toll aus, bietet erstaunlich viele Features der großen Tony Hawks, massig Personalisierungs-Möglichkeiten und spielt sich super. Die großartige 3D-Comic-Grafik ist stilsicher eingesetzt, fetzige und unkomplizierte Online-Action das Tüpfelchen auf dem Skate-I. Die GBA-Variante stinkt dagegen erheblich ab: Optisch tut sich da seit Jahren nichts, der Cel-Shading-»Fortschritt« ist purer Selbstzweck und verbessert die Grafik kein Stück. Unübersichtliche Levels, mäßige Präsentation, gewöhnungsbedürftige Steuerung – die Version ist nur was für beinharte Sammler.

Pro

problemloses WiFi-Spiel (DS)
großartige 3D-Grafik (DS)
flüssige Animationen
einfache Steuerung (DS)
große Spielewelt
Online-Statistiken (DS)
viele Personalisierungsmöglichkeiten (DS)
eigene Sounds aufnehmbar (DS)
zwei Schwierigkeitsgrade (DS)

Kontra

krümelige Grafik (GBA)
unübersichtliches Leveldesign (GBA)
öde Story (GBA)
krächzende Musik (GBA)
teilweise unnütze Touchscreen-Nutzung (DS)
verhältnismäßig leicht (DS)
ziemlich kurz
nur zwei Spieler online (DS)
bemerkenswert hässliches Box-Cover

Wertung

NDS

GBA

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