James Bond 007: Agent im Kreuzfeuer26.06.2002, Mathias Oertel
James Bond 007: Agent im Kreuzfeuer

Im Test:

Seit Goldeneye sind bei Nintendo-Fans große Ego-Shooter-Erwartungen mit dem Namen James Bond verknüpft. Insofern ein schwere Aufgabe, die auf das neueste Abenteuer des populären Geheimagenten in seinem GameCube-Debüt zukommt. Wir überprüfen in unserem Test, ob der Agent im Kreuzfeuer den in ihn gesetzten Hoffnungen gerecht werden kann.

Seit Goldeneye sind bei Nintendo-Fans große Ego-Shooter-Erwartungen mit dem Namen James Bond verknüpft. Insofern ein schwere Aufgabe, die auf das neueste Abenteuer des populären Geheimagenten in seinem GameCube-Debüt zukommt. Wir überprüfen in unserem Test, ob der Agent im Kreuzfeuer den in ihn gesetzten Hoffnungen gerecht werden kann.

Mein Name ist Bond. James Bond.

Der immerjunge Superagent James Bond begeistert seit den 60er Jahren weltweit die Kinogänger. Und in den letzten Jahren haben auch die entsprechenden Versoftungen, allen voran die Ego-Shooter Goldeneye (indiziert) und The World Is Not Enough, viele Fans auf ihre Seite ziehen können.

Doch was macht man mit einer Bond-Lizenz, wenn der Release des neuen, zwanzigsten Bond-Films erst am fernen Horizont zu erhaschen ist?

Electronic Arts hat nicht lange gezögert und eine frische Story aus dem Hut gezaubert. Und die ist nicht mal schlecht und könnte durchaus als Arbeitsgrundlage für einen weiteren Bond-Film dienen. Auch wenn -wie eigentlich in den Filmen auch- sämtliche Klischees abgegriffen werden: Verrat, Liebe, Rache und mittendrin der charmante Lady-Killer James Bond.

Die Story wird vor jedem der zwölf Abschnitte, die Euch um die ganze Welt führen, durch Ansagen von M weitergeführt. Leider verblasst die Geschichte dadurch und wird so zu einem Lückenfüller degradiert. Ein Manko, das ein paar interessante Cut-Scenes oder Render-Filmchen sicherlich wett gemacht hätten und das definitiv Atmosphärepunkte kostet.

Goldeneye lässt grüßen

In bester Ego-Shooter-Art kämpft man sich nun durch die Level, setzt die zahlreichen Gimmicks ein, die Q zur Verfügung gestellt hat -unter anderem einen Laser, einen Dekodierer usw.- und versucht, in einem Level so viele Punkte wie möglich zu machen, um neue Features freizuschalten.

Die Punkte werden nach einem bestimmten Schlüssel ausgerechnet, in den z.B. Trefferquote, Zeit und die so genannten Bond-Moves einfließen.

Die Bond-Moves sind spezielle, versteckte Möglichkeiten, die Gegner auszuschalten oder ihnen aus dem Weg zu gehen. So ist es beispielsweise möglich, die Gegner durch heißen Dampf unschädlich zu machen, insofern man die richtige Stelle am Rohr trifft. Oder man lässt das Benzinfass auf dem Gabelstapler explodieren, wodurch wiederum auch die Gegner in der näheren Umgebung in Mitleidenschaft gezogen werden - eigentlich eine nette Idee.

Doch bei aller Liebe zu solchen Feinheiten ist das Level-Design zu durchsichtig und streng linear. Geheimnisse gibt es wirklich nicht viel zu entdecken - zumal man auf die meisten mit einem Kameraschwenk aufmerksam gemacht wird.

Während Ego-Shooter-Anfänger sicherlich über diese Hilfestellungen dankbar sind, wünschen sich erfahrenere Spieler etwas mehr Eigenständigkeit und damit auch mehr Motivation, die teilweise sehr großen Abschnitte zu durchsuchen.

Ihr seid nicht allein

Natürlich warten weltweit zahlreiche Gegner auf Euch, um dafür zu sorgen, dass 007 endlich ausgedient hat. Die meisten dieser Gegner verhalten sich jedoch äußerst plump und gehen beim ersten Anzeichen von Gefahr meist direkt in die Offensive. Wodurch sie natürlich schnell zu Kanonenfutter werden.

Hier und da findet auch so was wie Gruppenverhalten statt und die Wachen arbeiten zusammen, um Euch das Lebenslicht auszublasen. Und gelegentlich suchen die Gegner sogar mal die schützende Deckung auf.

Doch unter dem Strich ist die KI eher enttäuschend. Der Schwierigkeitsgrad wird demnach nicht von intelligentem Verhalten, sondern von Gegnermassen an eventuell schwer zugänglichen Orten bestimmt - schade, denn hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen, was postwendend auch zu einem höheren Spannungsgrad geführt hätte.

Die Steuerung -oft ein genereller Kritikpunkt bei Konsolen-Shootern- lässt keine Wünsche offen und wurde sehr gut aufs GameCube-Pad gelegt. Dabei wurde erfreulicherweise -und für Nintendo-Besitzer ungewohnt- der zweite Analog-Stick optimal eingesetzt, wie es bei anderen Systemen schon gang und gäbe ist.

Natürlich dürfen bei einem Ego-Shooter auch Multiplayer-Gefechte nicht fehlen. Je nach gewähltem Modus können bis zu vier Kontrahenten in den Ring steigen. Abgesehen vom Anti-Terroristen-Training, in dem Ihr Bomben entschärfen müsst, gibt es jedoch hinsichtlich der Spielmodi wenig Überraschungen - die Vielfalt, die man aus den Rare-Shootern für das N64 gewohnt ist, vermisst man schmerzlich.

Dafür kann die GameCube-Fassung jedoch im Gegensatz zur PS2-Version mit Bots glänzen, welche die noch fehlenden Plätze auffüllen können, sollten einmal die Mitspieler fehlen.

Ab hinters Lenkrad

Agent im Kreuzfeuer bietet jedoch noch mehr als lineare Schießereien. Von dem ursprünglich als Solo-Spiel für die PSone geplanten James Bond Racer wurden Anleihen genommen und Abschnitte eingebaut, in denen man in bester Spy Hunter-Manier mit hochmotorisierten und bis unter die Haube bewaffneten Fahrzeugen unterwegs ist.

Dabei gibt es wieder verschiedene Bond-Moves zu entdecken, wobei "entdecken" dieses Mal wirklich zutrifft.

Auch die Steuerung und der Levelaufbau der leider viel zu wenigen Fahr-Abschnitte sind optimal und lassen den Wunsch nach mehr dieser abwechslungsreichen Levels zurück.

Filmreif ?

Auch wenn es spielerisch hier und da hakt - grafisch hinterlässt das neueste Bond-Abenteuer einen guten Eindruck: Die Levels im Shooter-Teil sind grafisch abwechslungsreich und bis auf wenige Ausnahmen angenehm texturiert. Gleiches gilt für die Gegner, die gut animiert darauf warten, von James Bond ausgeschaltet zu werden.

Besonderes Augenmerk verdienen die Gesichtstexturen und -Animationen, die für einen Großteil der unter dem Strich guten Atmosphäre verantwortlich sind.

007 selber ist vom Aussehen irgendwo als Mischung zwischen Timothy Dalton und Pierce Brosnan anzusiedeln und kann dem Vergleich mit den großen Filmvorbildern durchaus standhalten.

Die Darstellung der Waffen usw. ist weitestgehend gelungen - jedoch stört es doch etwas, dass so ziemlich jede Waffe Leuchtspurgeschosse abfeuert. Anfängern erleichtert das sicherlich ein wenig die geheime Arbeit und es sieht auch recht nett aus, doch auf Dauer geht diesem Effekt die Luft aus.

Spieler- und vor allem Augen-freundlich ist die konstante Bildwiederholrate, die im Vergleich zur PS2-Version nicht mal ansatzweise ins Stottern kommt und die auch feinste Pad-Bewegungen -sehr wichtig für das Scharfschützengewehr- möglich macht.

Wie auch beim Gameplay können sich die Fahrzeug-Levels grafisch sogar noch einen Tick besser präsentieren und bieten neben auf Hochglanz polierten Fahrzeugen eine recht detaillierte Umgebung.

Monty Norman rult

Wer bitte ist Monty Norman? Nun, besagter Zeitgenosse ist der Komponist des allseits bekannten James Bond-Themas, das einem natürlich auch hier in zahlreichen Variationen aus den Lautsprechern schallt - leider mit zunehmender Dauerberieselung ein wenig enervierend, so sehr man Bond und die dazugehörige Musik auch mag.

Erschwerend kommt hinzu, dass die übrige Musik bei weitem nicht an das klassische Thema heranreicht - vielleicht auch darauf beruhend, dass einem das Thema permanent vorgedudelt wird.

Da hilft es auch nicht, dass sich die Musik dynamisch dem Spielgeschehen anpasst und sich auf einem hohen Niveau bewegt.

Sprachausgabe gibt es natürlich auch - gute noch dazu. Die Sprecher geben sich redlich Mühe, das Flair einzufangen, das James Bond umgibt.

Die restlichen Effekte sind ebenfalls stimmig, sauber programmiert und geben der durchweg guten Soundkulisse den letzten Schliff.

Pro

  • Mischung aus Ego-Shooter und Action-Rennspiel
  • zwölf Levels
  • gute Story
  • saubere Grafik
  • Gimmicks aus dem Hause "Q"
  • mehr als ein Dutzend Waffen (teilweise mit Sekundärfunktion)
  • stimmige Soundkulisse
  • Bots im Multiplayer-Modus
  • gelungene Steuerung
  • Kontra

  • zu linear
  • berechenbare KI
  • zu wenig Fahrzeug-Abschnitte
  • Musik auf Dauer nervig
  • nur Standard-Multiplayer-Modi
  • Vergleichbar mit: Goldeneye (N64)

    Fazit

    Im Wesentlichen gibt es nur zwei Unterscheidungspunkte zur PS2-Version: die absolut stabil laufende Grafik, die aber trotz allem nicht alles aus dem GameCube herausholt und die Option, Bots in Multiplayer-Gefechten einzusetzen. Ansonsten hat man die Stärken der PS2-Version sehr gut auf den GameCube portiert - vor allem die sporadisch eingestreuten Fahrabschnitte machen einen Riesenspaß. Leider hat man auch die Schwächen mit übernommen, von denen vor allem die Hilfestellungen in den sowieso schon linearen Levels sicherlich das größte Manko darstellen, andererseits jedoch Shooter-Neulingen sicherlich gelegen kommen. Auch wenn das neueste Bond-Abenteuer kein adäquater Ersatz für den Klassiker Goldeneye ist, bleibt der erste Ego-Shooter für den GameCube jedoch dank der sehr gut transportierten Bond-Atmosphäre auf jeden Fall ein Garant für gute Unterhaltung.

    Wertung

    GameCube

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