StarFox: Adventures28.11.2002, Mathias Oertel
StarFox: Adventures

Im Test:

Wenn man sich die Geschichte von Rareware anschaut, hat man fast alle Spiele beisammen, die auf Nintendo-Konsolen für Furore gesorgt haben. Angefangen bei Donkey Kong Country über Goldeneye bis hin zu Banjo Kazooie folgte ein Hit dem anderen. Mit Starfox Adventures ist nun das erste und nach der Übernahme durch Microsoft auch letzte Spiel der Briten für den GameCube erhältlich. Ob die Abenteuer von Fox McCloud ein würdiges Ende der Nintendo-Ära von Rare darstellen oder doch eher hinter den Erwartungen zurückbleiben, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Es ist was faul im Lylat-System

Fox McCloud und seine Crew langweilen sich seit ihrem letzten Einsatz zu Tode. Doch bevor sich die Mannschaft gegenseitig an den Hals geht, erreicht sie ein Notruf vom Dinosaurier-Planet: Einige Teile des Planeten schweben in der Umlaufbahn. Und da niemand so genau weiß, wie sie dahin gekommen sind, muss Fox sein ganzes Können aufbringen, um den Planeten der Dinosaurier vor dem Untergang zu retten.

Link McCloud

Das epische Unterfangen, den Planeten wieder zusammenzufügen und die Herrschaft eines Tyrannen zu beenden, der alles in seinem unbarmherzigen Griff hält, hätte in einem anderen Grafikstil durchaus als Fortsetzung der Zelda-Serie durchgehen können.

Denn viele Gameplay-Elemente wurden schamlos bei Nintendos Action-Adventure-Vorreiter abgekupfert: Angefangen vom automatischen Springen über die Bildschirmanzeige, die Euch verrät, welche Aktionen gerade durchgeführt werden können bis hin zum ähnlichen Kampfsystem stand Link Pate.

Das muss jedoch im Prinzip nicht schlecht sein, denn wie alle Nintendo-Fans beipflichten werden, gehören die Zelda-Spiele mit zum Besten, was auf dem N64 zu haben ist.

Doch die Abenteuer von Fox McCloud wirken insgesamt zu zusammengestückelt, um wirklich langfristig Spaß machen zu können.

Dabei fängt alles so gut an: Um auf die Planetenoberfläche zu kommen, müsst Ihr in einer typischen Lylat Wars-Sequenz Ringe durchfliegen und gegnerische Schiffe abschießen. Ist zwar im Endeffekt nicht sehr anspruchsvoll, macht aber dank der eingängigen Steuerung trotzdem Spaß - zumindest anfänglich.

Dieses Element wird übrigens bei wichtigen Gebietswechseln, die nicht über Warp-Tore erreicht werden können, immer wieder aus der Schublade geholt und sorgt für spielerische Abwechslung - wird aber auf Dauer äußerst eintönig und stellt spielerisch keine qualitative Änderung zum N64-Lylat Wars dar.

Hier werden Sie geholfen

Auch die ersten Eindrücke auf der Planetenoberfläche, wo Ihr in bester Action-Adventure-Manier unterwegs seid, sind gut. Die Welten, die Ihr durchwandert, sind groß, mit Items voll gestopft und überall warten kleine Geheimnisse und Aufträge auf Euch, die Euch dem Gesamtziel "Rettung des Dinosaur Planet" näher bringen.

Doch schon bald naht Ernüchterung. Denn in Zeiten von solch fulminanten Duos wie Jak&Daxter und Ratchet&Clank dem Spieler eine automatische Sprungsteuerung zuzumuten, ist einfach nicht mehr up-to-date.

Sicher: der Frustfaktor bei schwierigen Sprungpassagen wird auf ein Minimum reduziert, doch in gleichem Maße schwindet die Spannung - man weiß ja, dass man im Normalfall sicher auf die andere Seite gerät.

Besondere Bedeutung kommt dem Stab zu, den Ihr recht früh aufspürt. Zum einen als Nahkampfwaffe geeignet, könnt Ihr dem Stab verschiedene Eigenschaften zuordnen, die alle von magischer Energie zehren. So ist der Stab z.B. als Schusswaffe einsetzbar oder an bestimmten Stellen dazu geeignet, sich mit einem Supersprung nach oben zu katapultieren.

Jedoch sollte man beim Schusswaffeneinsatz eine ruhige rechte Hand haben, da das manuelle Zielen äußerst empfindlich reagiert.

Und wie bei den allgemeinen Sprüngen wird Euch auch bei den Super-Sprüngen die Arbeit abgenommen. Nicht nur, dass Euch ein Symbol anzeigt, wo Ihr den Stab einzusetzen habt, auch die Sprungenergie wird vollkommen selbsttätig festgelegt und bringt Euch sicher nach oben.

Die Hilfestellung hört auch im Nahkampf nicht auf: Habt Ihr den Stab ausgerüstet und befindet Euch in der Nähe eines Gegners, fixiert ihn die Kamera. Nun habt Ihr die Möglichkeit, den Gegner zu umkreisen oder durch einfallsloses Knopfgehämmere eine Kombo zu produzieren, die den Gegner aus den Latschen haut - wenig anspruchsvoll.

Falls Ihr es mit mehreren Gegnern zu tun habt, braucht Ihr ebenfalls keine Angst haben. Denn die Feinde warten freundlich, bis Ihr den ersten Gegner erledigt habt, bevor sie nachrücken - Yippie, ich kippe vor Adrenalin fast aus den Latschen...

Wenigstens die Rätsel, die Euch begegnen, stellen Euch vor gewisse Anforderungen. Zwar werden Euch auch hier durch Bildschirmanzeigen immer wieder Hinweise gegeben, doch letzten Endes kommt es hier wirklich einmal auf Euch an, die teilweise anspruchsvollen Kopfnüsse zu knacken.

Im Zusammenhang mit den Rätseln nimmt Euer Sidekick Tricky eine besondere Bedeutung ein. Denn Tricky kann mit seinem Flammenatem vereiste Zugänge öffnen, verborgene Höhlen aufspüren usw.

Das Problem hierbei ist -Ihr habt es sicherlich schon geahnt-, dass Tricky Euch unmissverständliche Zeichen gibt, wenn irgendetwas in der Nähe ist, das er manipulieren kann. Also wieder nichts mit eigenständigem Handeln

Für welche Zielgruppe?

Dass man den Spieler durch überharte Kämpfe oder zu große Rätselprobleme nicht frustrieren will, ist löblich. Doch ich bin mir sicher, dass man nicht unbedingt eine halbautomatisch funktionierende Welt erschaffen muss, durch die sich der Spieler durchhangelt und an allen Ecken und Enden Hilfestellungen findet.

Für jüngere Spieler ist dies ja nachzuvollziehen, doch um das Spiel für Ältere reizvoll zu machen, hätte man die Option einbauen können, die Hilfen komplett oder teilweise abzuschalten.

Andererseits finden die Jüngeren auf Grund der teils schwer verdaulichen Story, die zudem noch in Englisch mit deutschen Untertiteln erzählt wird, wenig Anhaltspunkte zur Identifikation mit dem Hauptcharakter.

Die Mini-Games wie Schneegleiter-Rennen sind zwar eine willkommene Abwechslung, können aber auf Dauer auch nicht so weit überzeugen und die Gesamtmotivation erhöhen.

Grafisches Feuerwerk

Auch wenn sich spielerisch über Starfox Adventures streiten lässt - grafisch stellt der Rare-Abgesang einen der optisch eindrucksvollsten Titel im noch jungen GameCube-Leben dar.

Die Abschnitte sind abwechslungsreich designt und mit einer rundum gelungenen Texturauswahl versehen, die ein lebendiges Bild der von der Zerstörung bedrohten Welt zeichnet.

Zwar clippt Fox durch viele Pflanzen hindurch, doch die allgemeine Schönheit der Welten kann darüber hinwegtrösten.

Auch die zahlreichen Figuren, denen unser Held begegnet, sind mit viel Fantasie und Liebe zum Detail gestaltet und bewegen sich durchweg geschmeidig.

Doch das verblasst geradezu neben der Hauptfigur: Nicht nur, dass die zahlreichen Bewegungen unseres Superfuchses hervorragend aussehen - vor allem die plastische Gestaltung des Felles sorgt für optischen Glanz. Eine derartige Liebe zum haarigen Detail gab es so bisher noch nicht zu sehen!

Auch die übrigen Spezialeffekte wie Explosionen und vor allem das Wasser, das man gar nicht mehr verlassen möchte, sind immer wieder einen Hingucker wert.

Die Weltraumsequenzen können zwar nicht ganz mit dieser Pracht mithalten, bieten aber Explosionen und Asteroidenfelder, die denen aus Rogue Leader in nichts nachstehen.

Probleme gibt es jedoch mit der Kameraführung. Dass die Kameraposition in manchen Fällen äußerst unglücklich ist, hätte man eigentlich verschmerzen können - wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die Kamera manuell auszurichten.

Stattdessen kann man die Kamera per Knopfdruck hinter Fox positionieren. Was im Zweifelsfall eine noch schlechtere Übersicht als vorher garantiert...

Doch unter dem Strich bekommt man ein fantastisches Grafik-Festival geboten, das auch durch kleine Ungereimtheiten wie in Höhlen rieselnder Schnee nicht an Faszination verliert.

Klasse Sprachausgabe - aber Englisch

Die reichhaltige Sprachausgabe, die auf der kleinen GameCube-Disc Platz gefunden hat, ist durchweg beeindruckend, hat aber einen Nachteil: sie ist in Englisch. Zwar finden sich am unteren Bildschirmrand die entsprechenden und gut gelungenen Übersetzungen, doch für viele jüngere Spieler dürfte die englische Sprache eher abschreckend wirken.

Die Musiken, die Euch permanent aus den Lautsprechen entgegen schallen, sind zwar abwechslungsreich komponiert und passen auch meist zur gegenwärtigen Spielsituation, doch trotz Dolby Pro Logic 2 Unterstützung bleiben die Melodien erstaunlich fade und klingen häufig nach durchschnittlichen Midi-Files.

Fazit


Mit Starfox Adventures hinterlässt Rare ein wenig denkwürdiges Nintendo-Vermächtnis. Während die Grafik in den meisten Fällen über jeden Zweifel erhaben ist und immer wieder zum Hinschauen reizt, bleibt das Gameplay für ein Rare-Spiel erstaunlich blass. Die Anlehnung an die aus Zelda bekannte Steuerung ist zwar angenehm, überlässt dem Spieler aber wenig Freiraum - fast alle wichtigen Spielelemente werden einem abgenommen. Zwar kommt dadurch kaum Frust auf, doch letzten Endes richtet sich das Spiel damit wohl hauptsächlich an jüngere Zocker. Die wiederum werden mit der zwar guten, aber teils sehr weitreichenden Story um Habgier, Rache und Ehre wenig anzufangen wissen. Ein nettes Spielchen, um die Grafikfähigkeiten des GameCube zu präsentieren - doch viel mehr steckt nicht dahinter.

Pro

<li>klasse Grafik</li><li>eingängige Steuerung</li><li>durchweg fair</li><li>nette Rätsel</li><li>witziger Sidekick</li><li>sehr gute Sprachausgabe</li><li>nette Mini-Spielchen</li><li>zahlreiche Geheimnisse</li><li>gutes Inventarsystem</li>

Kontra

<li>wenig Handlungsfreiheit</li><li>öde Weltraumsequenzen</li><li>nur englische Sprachausgabe</li><li>magere Musik</li><li>langweilige Kämpfe</li><li>Kamera kann nicht frei ausgerichtet werden</li><li>kein Mittendrin-Gefühl</li>

Wertung

GameCube

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