FreekStyle30.09.2002, Mathias Oertel
FreekStyle

Im Test:

Trotz starker Konkurrenz hat sich Freekstyle (ab 15,12€ bei kaufen) auf der PS2 dank ansprechender Grafik und überschaubarem Gameplay einen Stammplatz im Bereich der Motocross-Spiele sichern können. Auf dem GameCube fehlt derzeit noch ein Vergleichswert. Daher waren wir gespannt, ob Freekstyle die GameCube-Motocross-Ära mit einem Paukenschlag einleiten und grafisch der PS2-Fassung die Zähne zeigen kann. Das Ergebnis könnt Ihr in unserem Test nachlesen.

Big Air - Big Tricks - SSX Tricky im Schlamm?

Obwohl Freekstyle auch einen Multiplayer-Modus besitzt -auf den wir später noch eingehen werden- steht die Einzelspieler-Erfahrung klar im Mittelpunkt. Doch wer glaubt, dass er sich im Circuit-Modus einfach aufs Bike setzen und einen Sieg nach dem anderen einfahren kann, muss umdenken.

Denn ohne Strecken-Kenntnis und Übung mit der Trick-Mechanik seid Ihr den aggressiv agierenden Computer-Fahrern hoffnungslos unterlegen.

Um Euch vorzubereiten, könnt Ihr in den Einzelrennen, wo Ihr solo auf dem Kurs unterwegs seid oder den Rennen gegen Konkurrenz -jedoch ohne Circuit-Stress-, die Strecken verinnerlichen.

Wie man es von EA Big-Spielen gewöhnt ist, bieten die ausufernd großen Strecken zahlreiche Abkürzungen und Möglichkeiten zu gigantischen Sprüngen, die Ihr möglichst mit einem Trick -oder noch besser: einer Kombo- versüßen solltet.

Denn nur bei erfolgreich gelandeten Tricks füllt sich Eure Turbo-Anzeige, die wiederum notwendig ist, um die für Kombos erforderliche "Big Air" zu erreichen.

Tricks ohne Ende

Dabei gestaltet sich die Steuerung als kleiner Wermutstropfen: Bedingt durch das Pad-Layout liegen die Trick-Knöpfe nicht immer optimal. Vor allem der Freakout, bei dem alle vier Trick-Buttons (X, Y, L, R) gedrückt werden müssen, ist in der Hektik des Spieles nicht einfach zu erreichen und sorgt für Frust. Auch der Turbo auf der Z-Taste, die auch gleichzeitig als Trick-Tweak benutzt wird, ist nicht optimal. Hier liegt die PS2 mit ihren vier Schulterknöpfen klar vorne. Doch nach einiger Zeit hat man sich weitestgehend daran gewöhnt, wird aber nie das Gefühl los, dass man niemals die volle Kontrolle über die Tricks hat.

Dafür ist die Kontrolle über das Motorrad hervorragend gelungen und lässt keine Wünsche offen: Die Maschine reagiert punktgenau auf die Eingaben und liegt gut auf der Strecke.

Damit Ihr nicht dauernd den gleichen Trick herunternudelt, gibt es bei zu häufigen Wiederholungen massive Punkteinbußen. Doch es lohnt sich noch aus einem anderen Grund, möglichst variantenreich über die Kurse zu tricksen: Denn wenn Ihr Euer Trickbuch füllt, werden neue Features freigeschaltet. Neue, stärkere Maschinen gibt es, wenn Ihr beim letzten Rennen einer Serie auf Platz 1 landet.

Doch gerade das gestaltet sich als schwieriges Unterfangen, da die gegnerischen Fahrer alles geben, um Euch nicht auf dem Podest zu sehen.

Teilweise geben sie sogar zu viel, so dass man sich meistens nicht einmal eine Spur von fehlerhaftem Fahren leisten kann, ohne von den Gegnern überholt zu werden.

Das KI-Problem wurde bei SSX Tricky deutlich besser gelöst und sorgt bei Freekstyle für unnötige Frustmomente, da Euch die Fahrer mit ihrer exorbitanten Streckenkenntnis und ihren vergleichsweise gigantischen Punktzahlen über die Maße fordern. Die hauptsächlichen Unterschiede zwischen Tricky und Freekstyle bestehen nur aus den jeweiligen Strecken und Gefährten. Da es auf dem GameCube in Sachen Motocross bisher jedoch keine Konkurrenz gibt, dürften Fans zahlreiche Stunden mit Freekstyle verbringen und sich auch nicht von den Steuerungsproblemen ihren Spaß rauben lassen.

Im Endeffekt hilft es auch nicht mehr, dass die freizuspielenden Kurse, Features usw. für sich betrachtet durchaus interessant sind - seit SSX Tricky hat sich spielerisch nicht viel getan.

Auch die Multiplayer-Modi können den Spielspaß nicht wesentlich aufpeppen. Da der Frustfaktor der Gegner wegfällt, holt man das Spiel für ein kleines Duell zwar immer wieder gerne aus dem Schrank, doch auch die prinzipiell interessanten Mehrspieler-Aufgaben können eine mittlere Halbwertszeit nicht verschleiern.

Schnell - höllisch schnell

Eines muss man Freekstyle lassen: es ist wahnwitzig schnell. Und dank des cleveren und abwechslungsreichen Leveldesigns gibt es weder Pop Up- noch Slowdown-Probleme.

Zudem sind die Strecken noch gewaltig groß. Doch bei der Größe ist es nicht verwunderlich, dass sich Texturen häufig wiederholen und insgesamt nur eher durchschnittlich präsentiert werden.__NEWCOL__Durchweg gelungen sind die Animationen der Fahrer und der Maschinen. Die Tricks und Kombos gehen nahtlos ineinander über und sind immer wieder sehenswert. Einzig die spektakulären und zwangsläufigen Stürze können nicht mithalten und bieten vergleichsweise wenig Bewegungsphasen.

Optisch ansprechend, wenn auch nicht gerade absolut beeindruckend, sind auch die zahlreichen eingestreuten Spezialeffekte wie Flammen, aufspritzender Schlamm usw.

Und obwohl Freekstyle nur eine simple Portierung ohne exklusive Levels usw. ist, ist die Umsetzung auf den Cube hervorragend gelungen. Im Vergleich zur PS2 wirkt die Grafik weniger verpixelt, klarer und einfach schöner.

EA-typisch lässt sich an der Präsentation wenig aussetzen. Leicht zu navigierende und stylische Menüs bereiten auf das solide, wenngleich nicht vollends zufrieden stellende Spielerlebnis vor.

Brachialer Sound

Wie man es von Spielen der Big-Serie kennt, gibt man sich im Bereich Akustik keine Blöße. Die Sprachausgabe ist sauber, wiederholt sich auf der Rennstrecke aber zu häufig und musikalisch gibt es groovige Rhythmen, die das Spiel unauffällig und unglaublich effektiv untermalen.

Bleiben noch die Motorensounds, die zwar kernig aus den Lautsprechern schallen, auf Dauer aber wünschen lassen, dass der Klang sich weniger an hochtourigen Rasenmähermotoren orientieren würde.

Fazit

Wer SSX Tricky gespielt hat, weiß, was mit dem neuesten Pferd im EA Big-Stall auf ihn zukommt: Unkomplizierte Renn-Action mit Wahnsinns-Stunts, die eigentlich genügend Potenzial für einen sicheren Hit mitbringt. Doch vor allem die Steuerung mit ihrer äußerst ungeschickten Trick-Belegung dürfte vielen ein Dorn im Auge sein und für starke Frust-Momente sorgen. Auch die auf Dauer wenig abwechslungsreichen Spielelemente könnten bei manchen ein Gefühl der Langeweile auslösen. Trotzdem: Dank mangelnder Konkurrenz übernimmt Freekstyle auf dem GameCube unangefochten die Spitze der Motocross-Racer. Mal sehen, wie lange es sich halten kann.

Pro

<li>gigantisch große Strecken</li><li>umfangreiches Trick-Repertoire</li><li>passable Multiplayer-Modi</li><li>rasend schnell</li><li>gute Biker-Animationen</li><li>adäquate Soundkulisse</li>

Kontra

<li>im Vergleich zu SSX Tricky wenig spielerische Abweichungen</li><li>schwer</li><li>auf Dauer monoton</li><li>Knopf-Belegung nicht optimal</li>

Wertung

GameCube

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