WWE WrestleMania X829.10.2002, Mathias Oertel
WWE WrestleMania X8

Im Test:

Fans von Wrestling-Spielen denken mit Freude an die Games auf dem N64 zurück, die zwar grafisch nicht ganz das Gelbe vom Ei waren, jedoch mit einem durchdachten Kontrollschema und spannenden Spielmodi aufwarten konnten. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen beim GameCube-Einstand der erfolgreichen Wrestling-Spiele rund um die WWE. In unserem Test verraten wir Euch, ob Wrestlemania X8 an grandiose Nintendo-Wrestling-Zeiten anknüpfen kann und ob die Ringkämpfe mit den Kollegen auf den anderen Systemen mithalten können.

nWo ist dabei

Auch wenn die Fernsehsituation der WWE-Programme in Deutschland momentan auf Eis liegt, werden sich Fans sicherlich über die Geschehnisse, sowie die entlassenen und neu verpflichteten Wrestler auf dem Laufenden halten.

Und die wird es sicherlich auch freuen, dass der Roster von Wrestlemania X8 weitestgehend auf dem neuesten Stand ist.

Zwar ist Stone Cold Steve Austin entgegen früheren Ankündigungen immer noch vertreten und auch Scott Hall aus der nWo ist immer noch dabei, doch dafür stehen zum Beispiel mit Hurricane Helms, Kevin Nash, Hollywood Hulk Hogan und Rob Van Dam topaktuelle Athleten zur Auswahl. Über 30 der bekanntesten WWE-Superstars sind anfänglich wählbar und können durch freispielbare Ringer auf über 40 erweitert werden.

Keine Story, aber Titel-Kämpfe ohne Ende

Vermutlich um sich von der Smackdown!-Serie abzugrenzen, gibt es bei Wrestlemania X8 keinen Story-Modus, der marginal auch noch in der N64-Version von No Mercy vorhanden war.

Doch um dies auszugleichen, hat man neben den regulären Kämpfen um die zahlreichen Titel der WWE, die man unter dem Modus "Path of the Champion" findet, noch über 50 weitere imaginäre Titelgürtel integriert, die man sich erkämpfen kann.

Für jeden der Titel sucht Ihr Euch einen der Wrestler aus und müsst Euch den Aufgaben (sprich: Matchtypen) stellen, die auf Euch zukommen. Dabei wird per Zufall das ganze Spektrum abgegriffen, das Euch auch in den Einzelkämpfen zur Verfügung steht: Neben normalen 1-gegen-1-Kämpfen, Handicap-Matches usw. stehen auch zahlreiche der so genannten Gimmick-Matches auf dem Programm, so zum Beispiel, TLC (Tables, Ladders and Chairs), Käfigmatches oder das sagenumwobene "Hell in a Cell", bei dem der Ring von einem Drahtmaschenkäfig umgeben ist und die einzige Siegchance darin besteht, den Gegner vom Dach des Käfigs in den Ring zu werfen um ihn dort zu pinnen.

Doch so schön und abwechslungsreich sich die meisten dieser Match-Varianten auch spielen, die meisten sind mit kleinen Schönheitsfehlern versehen, die den letzten Schuss WWE-Realismus vermissen lassen.

So ist es zum Beispiel nicht möglich, einen Gegner vom Hell in a Cell-Käfig auf einen Moderatoren-Tisch zu werfen. Auch das Positionieren eines Gegners zum Gewinn eines Table-Matches ist unnötig umständlich ausgefallen und dürfte anfänglich für zahlreiche Frustmomente sorgen.

Zudem wird bei den Titelkämpfen die wahllose Aneinanderreihung der einzelnen Matches auf Dauer ziemlich eintönig und langfristig nur echte Hardcore-Fans zufrieden stellen, da es sonst keine Abwechslung in irgendeiner Form gibt.

Unter Umständen müsst Ihr mehr als 15 bis 20 Kämpfe bestreiten, bis Ihr den jeweiligen Titel einheimsen könnt, wodurch sich die Titeljagd nur eingeschränkt für ein Spielchen zwischendurch eignet. Allerdings hat man die Möglichkeit, seinen Titelanlauf abzuspeichern und später fortzusetzen.

Aber insgesamt kommt mit den Match-Varianten wesentlich mehr Stimmung als beim Xbox-Pendant Raw auf.

Smackdown statt No Mercy

Wer bei der Steuerung auf ein ähnliches Erfolgserlebnis wie bei den N64-Fassungen von Wrestlemania 2000 und No Mercy hofft, wird leicht enttäuscht sein. Denn auf den ersten Blick scheinen die Entwickler die eingängige Steuerung der Smackdown!-Spiele übernommen zu haben.

Was allerdings bedeutet, dass alle zur Verfügung stehenden Moves sehr leicht zu erreichen sind. Und nach einiger Zeit lernt man auch die Finessen des Blockens und Parierens kennen und schätzen, die über das hinausgehen, was man bisher von den Smackdowns gewohnt war.

Allerdings ist man noch sehr weit davon entfernt, das unvergleichliche Spielgefühl der N64-Klassiker zu replizieren, das selbst in der Xbox-Fassung deutlicher zu spüren war als hier.

Wer ein paar Freunde zu Besuch hat, die das Interesse am Wrestling teilen, kann mit bis zu vier Spielern in den Ring steigen und sich heiße Gefechte liefern, wobei dank der Matchtypen wie Fatal Four (jeder gegen jeden) und Tag-Matches genügend Variationen vorhanden sind.

Catcher im Eigenbau

Seit Jahren bei Wrestling-Spielen ein Muss, darf natürlich auch bei Wrestlemania X8 der Editor nicht fehlen. Der bietet einem zahlreiche Einstellmöglichkeiten, seinen (Alb-)Traum-Wrestler zu erstellen und gibt einem sogar die Option, eine Musik zu wählen, die nicht dem Einmarsch eines bekannten Superstars entspricht.

Während es bei den auszuwählenden Bewegungsmöglichkeiten kaum Anlass zur Klage gibt, lassen die optischen Gestaltungsmöglichkeiten der Wrestler Marke Eigenbau doch zu wünschen übrig und sind bei Raw und Smackdown detaillierter.

Fast wie im Fernsehen

Von der Präsentation gibt sich Wrestlemania X8 im Vergleich zu Smackdown und Raw erstaunlich spröde. Doch die staubtrockene Menüdarstellung vergisst man schnell, sobald man die Athleten einmarschieren sieht. Insgesamt zwar steriler und mit weniger Spezialeffekten gesegnet als bei Raw kommt fast Fernsehstimmung auf, zumal die Bewegungsabläufe deutlich natürlicher wirken als beim Xbox-Bruder.

Die Wrestler an sich sind gut gelungen und sehen ihren realen Ebenbildern teils täuschend ähnlich. Auch die Animationen können größtenteils überzeugen und geben sich nur selten die Blöße ruckhaft in die nächste Position überzugehen.

Trotz guter Gesichtsanimationen kann der GameCube der Xbox die Wrestling-Grafikkrone zwar nicht entreißen, sieht aber deutlich besser aus, als das mittlerweile in die Jahre gekommene Smackdown! 3.

Sehr gut gelungen sind die zahlreichen Arenen, von denen die aktuelle Smackdown-Variante sicherlich mit am imposantesten ist. Dass die Zuschauer wie immer aus Papp-Figuren bestehen, nimmt man da schon gleichmütig zur Kenntnis - manche Sachen werden sich vermutlich nie ändern.__NEWCOL__Kein Kommentar und falsche Musik

So unpassend der Kommentar im dritten Teil der Smackdown!-Serie teilweise auch war - für Stimmung konnte er trotzdem sorgen. Insofern ist es bedauerlich, dass man bei Wrestlemania X8 keine Kommentare zu hören bekommt. Viel schwerer wiegt es da fast schon, dass nicht einmal bei den Einmärschen Sprachausgabe in Form von Ankündigungen zu hören ist.

Zudem hat man es versäumt, bei einigen Wrestlern die Original-Musiken einzubauen, was angesichts der offiziellen WWE-Lizenz nebst Unterstützung der Company äußerst merkwürdig anmutet.

Beim Kampfgeschehen selber hagelt es die Standard-Aufprallgeräusche, die zwar technisch sauber sind, aber insgesamt nicht wirklich überzeugen können.

Viel schlimmer jedoch ist die Hintergrundmusik, die Euch vollkommen unpassend und uninspiriert während der Kämpfe zududelt.

Doch der nächste Schock folgt, wenn man sich entschlossen hat, die Lautstärke der Musik auf Null zu schrauben: Dann nämlich fällt auf, wie wenig das Publikum mit den Kämpfen mitgeht und sich nur sporadisch mal in die Soundkulisse einschaltet. Hier hat man deutlich an der Atmosphäreschraube nach unten gedreht.

Fazit


Obwohl man sich bei der Steuerung von den bewährten und bejubelten N64-Kontrollen abgewandt und sich mehr Richtung Smackdown! orientiert hat, wird der GameCube-Einstand der WWE die Fans nicht enttäuschen. Der Roster ist auf einem passablen Stand und Matchtypen und Arenen sind genügend vorhanden, um die Spieler am Pad zu halten. Die Grafik stimmt ebenfalls, auch wenn vor allem bei den Einmärschen die Xbox eindeutig die Nase vorn hat. Dass man nicht bei allen Wrestlern die Original-Einmarschmusik zu hören bekommt, sorgt jedoch für Missmut. Doch unter dem Strich ist Wrestlemania X8 ein Prügler, der durchaus fesseln kann und die Fans begeistern wird. Vor allem wird hier im Vergleich zu Raw auf der Xbox deutlich, wie viel Unterschied zusätzliche Matchtypen machen können. Doch trotz allem drängt sich das Gefühl auf, dass THQ die Wrestling-Krone den PS2-Spielern und der Smackdown!-Serie vorbehalten hat.

Pro

<li>große Auswahl an Matches und Arenen</li><li>mehr als 40 teilweise aktuelle Wrestler</li><li>passabler Editor</li><li>gute Grafik</li><li>einfache Steuerung</li>

Kontra

<li>teils ohne Original-Musiken</li><li>keine Sprachausgabe</li><li>Titeljagden auf Dauer eintönig</li><li>Gimmick-Matches mit Schönheitsfehlern</li><li>allgemein schwache Soundkulisse</li>

Wertung

GameCube

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