Largo Winch - Empire under Threat11.10.2002, Mathias Oertel
Largo Winch - Empire under Threat

Im Test:

Nachdem der Milliardär Largo Winch mit seinem Versuch, das momentan noch dahinsiechende Adventure-Genre wieder zu beleben, bereits auf Xbox und PS2 Einzug gehalten hat, dürfen nun auch GameCube-Spieler zu den Pads greifen und ihre kleinen grauen Zellen anstrengen. In unserem Test überprüfen wir, ob die Umsetzung gelungen ist und mit welchen Einschränkungen die Cube-User zu rechnen haben.

Milliardärs-Agent

Bei einer Wohltätigkeitsgala wird Largo Winch, Vorsitzender und Eigentümer der W-Gruppe -einer Milliarden schweren Firma- durch eine Bombendrohung aus dem Alltag gerissen. Doch das ist nicht alles, was dem Magnaten zu schaffen macht. In einem Labor in Mexico werden zwei tote Wachmänner aufgefunden, wichtige Dokumente verschwinden, die W-Gruppe wird von allen Seiten attackiert und steht kurz vor dem Ruin.

Und obwohl Largo über einen ausgedehnten Stamm an Mitarbeitern verfügt, macht er sich selber auf die Suche nach den Schuldigen. Eine Reise, die ihn quer über den Globus hetzt und immer wieder in Lebensgefahr bringt...

Klassisch

Um Licht in die düsteren Angelegenheiten zu bringen, muss sich Largo Winch in bester Adventure-Manier durch zahlreiche Locations schlagen.

Wie es sich für das Genre ziemt, gehören dabei Untersuchungen der Orte, Auffinden von Gegenständen und Unterhaltungen mit Zeugen und Verdächtigen zum guten Ton.

Um bei den zahlreichen, teilweise recht langen Gesprächen nicht den Überblick zu verlieren, kann Largo seinen PDA als digitalen Notizblock missbrauchen, in dem ihr alle nötigen Informationen abrufen könnt, falls Euch irgendetwas entgangen sein sollte.

Doch im Prinzip könnte man auch auf den PDA als Hinweis-Geber verzichten.

Denn die zahlreichen Rätsel, denen Ihr im Lauf der spannend erzählten Geschichte begegnet, sind durchweg logisch und bis auf wenige Ausnahmen fast schon zu einfach.

So werden vermutlich nur Genre-Neulinge auf ihre Kosten kommen, da jeder, der schon einmal ein Adventure der Monkey Island-Serie oder Ähnliches gespielt hat, die Puzzles verschwenderisch leicht lösen kann.

Zumal alle Gegenstände, die untersucht oder verwendet werden können, markiert sind.

Nicht klassisch

Aufgelockert wird das an sich staubtrockene Adventure durch gelegentliche Mini-Spielchen und Kampfsequenzen.

So müsst Ihr zum Beispiel hin und wieder als Hacker in fremde Computersysteme eindringen, Verschiebepuzzle lösen oder einen Gesprächspartner durch eine Partie Poker zur Preisgabe von Informationen zu bewegen.

Bei den Kampfsequenzen stehen Euch abhängig von der Figur (gelegentlich seid Ihr auch mit Partnern unterwegs) verschiedenen Möglichkeiten des Angriffs zur Verfügung, während die Verteidigung automatisch erfolgt.

Doch so nett diese kleinen Einlagen auch sind, viele Möglichkeiten werden verschenkt. So hätten mehr Möglichkeiten bei den taktischen Kämpfen nicht geschadet. Auch zahlreiche Aktionen Eurer Freunde und Kollegen schreien geradezu nach einem Mini-Spiel. So muss Simon zum Beispiel Schlösser knacken und Bomben entschärfen, was sich auch ideal als Geschicklichkeitsübung für den Spieler eignen würde.

Probleme

Neben verschenkten Ideen und zu leichten Rätseln krankt Largo Winch vor allem an zwei Kleinigkeiten: Zum einen gibt es massive unlogische Punkte innerhalb der Gespräche. So finden sich hier und da mehrere Antwortmöglichkeiten, von denen manche ein Ende des Gespräches bedeuten. Das macht jedoch nichts, denn Ihr könnt das Gespräch noch einmal beginnen und einen anderen Weg wählen - und das alles, während Euer Gegenüber in der Zwischenzeit vermutlich einen Amnesieanfall hatte, denn dass er (oder sie) sich nicht an das vorhergehende Gespräch erinnern kann, ist äußerst befremdlich.

Doch letzten Endes wiegt dies nicht so schwer, da einem dadurch das Weiterkommen erleichtert wird und Frust-Momente eigentlich gar nicht auftauchen.

Ein anderer Punkt bezieht sich auf die grundlegend gute und spannende Atmosphäre. Denn so gut die Geschichte auch erzählt wird: Der Hauptdarsteller bleibt erstaunlich blass. Man erfährt zwar immer wieder Versatzstücke aus seiner Vergangenheit, doch im Endeffekt hat man wenig Ansatzpunkte zur Identifikation mit dem Hauptdarsteller, der als Agent im Millardärspelz in manchen Punkten sogar James Bond blass aussehen lässt.

Keine Probleme

Obwohl Largo Winch seine Anleihen deutlich aus den klassischen 2D-Point&Klick-Adventures zieht, ist die Steuerung in der dritten Dimension vollkommen unroblematisch.

Um die Hauptfigur zu steuern habt Ihr wahlweise die Möglichkeit, ihn direkt per Stick zu bewegen oder im Stil der Resident Evil-Spiele Largo in der so genannten "absoluten" Methode zu steuern. Soll heißen, dass Largo sich bei einer Links-Bewegung des Sticks nach links dreht anstatt in die linke Richtung zu laufen.

Auch bei der Knopfbelegung gibt es keine Klagen. Zum einen recht intuitiv belegt, habt Ihr auf dem Bildschirm ständig eine Anzeige, die Euch angibt, wenn irgendetwas mit den Knöpfen zu bewerkstelligen ist.

Zudem könnt Ihr -für Konsolen recht unüblich- jederzeit speichern, so dass auch hier der Frust auf ein Minimum reduziert wird.

Ruckeln und andere Unarten

Man sollte es kaum glauben, aber die GameCube-Fassung von Largo Winch ist grafisch sogar noch schlechter als der PS2-Bruder. Während Animationen und Gestaltung der Hintergründe sich auf einem weitestgehend identischen und damit durchschnittlichen Niveau befinden, sorgen kleine technische Ungereimtheiten für Falten und graue Haare.

So ist das Scrolling überaus unsauber und auf Dauer äußerst augenfeindlich. Während man dieses Manko im Spiel selber murrend in Kauf nimmt, fragt man sich bei den Rendersequenzen jedoch, wieso es die Entwickler nicht geschafft haben, den Videostream ohne Unterbrechungen von der Disc auf den Bildschirm zu transportieren.

Hier hätte man vom GameCube wenigstens das gleiche Niveau erwarten können wie bei den anderen Konsolen.

Und dass die Gesichter sich noch weiter bewegen, selbst wenn die Sprachausgabe längst beendet ist, bleibt ein befremdliches Phänomen, das voll ins Bild passt.

Original mit Untertiteln

Dass bei einem Spiel, das mit zahlreichen Dialogen glänzt, die englische Sprachausgabe beibehalten wurde, wird für viele Spieler ein wenig abstoßend wirken. Doch dem muss entgegen gehalten werden, dass die Texte ausnahmslos gelungen sind und die Sprecher sich redliche Mühe geben, Stimmung zu schaffen.

Und für alle, die des Englischen nicht so mächtig sind, gibt es als Ausgleich Untertitel, die mit sehr wenigen Ausnahmen eine gute Übersetzung des gesprochenen Textes darstellen.

Die Musik, die dezent im Hintergrund spielt, passt ebenfalls gut zum Spiel und untermalt die Geschehnisse unauffällig, aber äußerst effektiv.

Fazit


Auch auf dem GameCube bleibt Largo Winch nicht mehr als ein gut gemeinter Versuch, das Genre einem neuen Publikum schmackhaft zu machen. Von der Atmosphäre her zwar stimmig, bleiben viele Ideen ungenutzt und sorgen so für ein eher maues Spielerlebnis. Wer noch nie mit einem Adventure Bekanntschaft schließen konnte, sollte sich auf Grund leichter Rätsel und schöner Story die Anschaffung überlegen. Wer allerdings eine PS2 (besser noch: Xbox) zu Hause hat, sollte sich tunlichst die entsprechende Fassung besorgen, denn grafisch ist der GameCube mit Largo Winch massiv unterfordert und die definitiv schwächste Version.

Pro

<li>ansprechender Versuch, ein tot geglaubtes Genre wieder zu beleben</li><li>einfache Steuerung</li><li>hervorragend für Anfänger geeignet</li><li>Mini-Spiele</li><li>Speichern jederzeit möglich</li><li>logische Rätsel</li><li>sauber übersetzte Untertitel</li><li>spannende Story</li>

Kontra

<li>zu kurz</li><li>die meisten Rätsel viel zu leicht</li><li>Sprachausgabe nur englisch</li><li>viele verschenkte Ideen</li><li>grafisch unterdurchschnittlich</li>

Wertung

GameCube

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