Mario Golf: Toadstool Tour10.07.2004, Mathias Oertel
Mario Golf: Toadstool Tour

Im Test:

Nintendo hält weiter daran fest, vom N64 bekannte Franchises für den GameCube zu beleben. Doch wenn man bedenkt, dass Mario Golf 64 ein Vorzeigespiel war, könnte der Würfel-Nachfolger Mario Golf: Toadstool Tour (ab 149,00€ bei kaufen) richtig gute Spielspaßkarten haben. Kann der Schläger schwingende Klempner vielleicht sogar EAs Tiger zähmen, der das Genre in eisenharter Hand hält? Im Test gibt es die Antwort.

Nichts Neues im Pilzkönigreich

Lust auf eine Partie Golf? Aber keine Lust auf simulationslastiges Gameplay? Mit diesem Arcade-Ansatz hat das Entwicklerteam von Camelot bereits auf PSone (Hot Shots Golf) und dem N64 mit dem Toadstool Tour-Vorgänger für gute Unterhaltung sorgt.

Jede der Figuren hat ihre spezifischen Animationen und Effekte.
Und frei nach dem Motto "Never change a winning team" hat Nintendo Camelot auch mit der Arbeit am Würfelgolf beauftragt. Allerdings scheint man ihnen, ähnlich wie dem Mario Kart DD-Team, den Ratschlag gegeben zu haben, in weitestgehend allen Belangen auf Altbewährtes zu setzen.

Aber selbst, wenn man großartige Neuerungen im vergeblich sucht, hat sich dieser Tipp ausgezahlt: Dafür sorgen die eingängige Spielmechanik und das Dutzend altbekannter und lieb gewonnener Figuren.

Mario auf Birdie-Jagd

Neben Kultklempner Mario und seinem Antagonisten Bowser stehen euch z.B. auch Diddy Kong samt Papa, Prinzessin Peach und der Anti-Mario Wario zur Verfügung, die nicht nur alle über verschiedene Schlagtechniken, sondern auch über unterschiedliche Werte verfügen.

In einem der zahlreichen Modi und Mini-Spiele könnt ihr zusätzlich noch verbesserte Varianten der Golfer freischalten.

Allerdings halten sich die Goodies und Gimmicks stark in Grenzen. Nicht einmal eine Hand voll zusätzlicher Golfer und insgesamt sechs Kurse, die zum normalen Spiel einladen, könnt ihr entdecken und auf die Speicherkarte bannen.

Luigi auf dem Weg zum Sieg? Nach kurzer Eingewöhnungszeit ist das Putten kein Problem mehr.
Da zudem die ersten vier Kurse recht einfach zu bewältigen sind, werden Einzelspieler auf Dauer kaum gefordert.

Doch wie so häufig bei Sportspielen keimt der Spaß erst mit mehreren Golfern auf. Ihr habt nur Zeit für ein kurzes Match? Dann könnt ihr euch mit einem der Mini-Games vergnügen oder spielt nur eine kurze Neuner-Runde auf einem der Kurse.

Wer entsprechend viel Zeit im Gepäck hat, kann sich durch die ganzen Kurse wühlen und kleine Meisterschaften veranstalten.

Zwei-Klick oder Drei-Klick?

Und damit auch Spieler unterschiedlicher Fähigkeitsstufen einen Vergleich wagen können, ohne all zu großem Frust ausgesetzt zu sein, könnt ihr den Profis noch ein Handicap verpassen – gutes Balancing ist also garantiert.

Dass sich die Toadstool Tour auch an ein jüngeres Publikum richtet, spürt man auch an der Schlagsteuerung: Wer das mit kleinen Händen evtl. das Pad noch nicht beherrscht, kann nach der einfachen Auswahl von Schläger, Richtung und ggf. Effet mit einer simplen Zwei-Klick-Steuerung ausholen und durchziehen: Einmal A drücken und die Kraftanzeige füllt sich. Ist die gewünschte Schlagkraft erreicht, einfach nochmals A drücken und der Ball jagt Richtung Loch.

Wer es etwas komplexer mag, kann nach der Krafteinstellung auch B drücken und hat dann den genauen zeitlichen Abschlagpunkt selber in der Hand. Der Vorteil liegt hier jedoch nicht nur in einer größeren Kontrolle: Denn nur mit der Drei-Klick-Technik könnt ihr dem Schlag noch zusätzlichen Spin verpassen, der durch einen schnellen Kombo-Druck der A- und B-Tasten in jeweils zwei Stufen nach vorne bzw. hinten eingestellt wirkt.

 

Physikalisch korrekt?

Obwohl Mario Golf seine Arcade-Ansätze mit den eingeschränkten Spin-Möglichkeiten und der vereinfachten Schlagsteuerung nicht verheimlichen kann, gibt es auch ein Physiksystem. Dies ist zwar im Detail nicht ganz so ausgefeilt wie bei Kollege Tiger Woods, macht die Unterschiede der Untergründe im Sprung- und Auslaufverhalten des Balles sowie die Windeinwirkung dennoch deutlich.

Das Figuendesign ist gut, die Jubel-Animationen bieten aber sehr wenig Abwechslung.
Natürlich finden sich vor allem auf späteren Kursen genügend Hindernisse wie riesige Felsmassive, gewaltige Sandwüsten und Lavaseen, in denen ihr bei Fehlschlägen die Physik auf Korrektheit überprüfen könnt.

Und da wir uns in einem Mario-Spiel befinden, gibt es z.B. in Peach´s Anwesen auch die berühmt-berüchtigten Warpröhren, die Weg zum Sieg stark vereinfachen können.

Sauberer Comic-Look

Von der grafischen Seite her liefert Camelot saubere Arbeit ab, ohne den GameCube zu überanstrengen. Herzstück sind natürlich die liebevoll gestalteten Figuren, die jeder Nintendo-Fan kennt. Egal, ob man sich jetzt Mario anschaut, Donkey Kong oder Bowser: Das Charakterdesign und die Animationen sind gut. Allerdings gibt es innerhalb der Schlagbewegungen, der Feierlichkeiten nach einem gewonnenen Turnier und der Emotionen nach einem gut oder schlecht bewältigten Loch nicht viel Variation. Vor allem beim Jubel oder dem Darstellen der Enttäuschung hätte man ruhig mehr Abwechslung einbauen können, da man sich daran meist schnell satt gesehen hat.

Die Kurse an sich wurden ebenfalls sehr ansehnlich gestaltet und mit schönen Texturtapeten versehen, denen man nur vorhalten kann, nicht all zu detailliert zu sein. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Untergründen werden beim Flug über den Parcours optisch gut vermittelt.

Das Kursdesign ist gut und gegen Ende richtig fordernd. Im Detail lassen die Texturen trotzdem zu wünschen übrig.
Bei den obligatorischen Nahaufnahmen der Umgebung bleibt die Qualität dem angenehm hohen Standard treu, schafft es aber bei den Fairways mit seinen sich ständig wiederholenden Texturmustern nicht, wirklich plastisch zu wirken.

Angereichert wird die Optik noch durch zahlreiche Spezialeffekte wie z.B. Regen auf manchen Kursen und den Power-Schlag-Effekten.

Sparsam

So überzeugend wie die Grafik präsentiert sich die Akustik leider nicht: Die musikalische Untermalung wurde zwar thematisch an die verschiedenen Kurse angepasst und bietet auch hin und wieder bekannte Versatzstücke, doch allen Melodien ist gemeinsam, dass sie bereits nach kurzer Zeit an der nervlichen Belastungsgrenze entlang schrammen.

Schaltet man die Musik aus, hat man zwar Ruhe, realisiert aber auch, dass die Soundeffekte nicht mehr als Durchschnittsware darstellen – ebenso wie die englische Sprachausgabe, deren Samples sich genau so schnell wiederholen wie die immer gleichen Jubel-Animationen der Figuren. 

Fazit

Ähnlich wie beim Kollegen Mario Kart setzt man bei der Mario Golf: Toadstoal Tour eher auf Evolution denn auf Revolution. Doch genau wie bei dem Funracer muss das ja nichts Schlechtes sein: Die Steuerung ist dem Arcade-Spiel angemessen einfach, die Kurse zum Ende hin richtig fordernd und die Mini-Games haben zusätzlichen Anteil daran, die Spieldauer zu verlängern. Trotzdem werden Spieler, die hauptsächlich solo auf den Kursen unterwegs sind, nur relativ kurz mit der Jagd nach Birdies und Eagles beschäftigt sein, da es im Vergleich zur Smash Bros.-Reinkarnation sehr wenig freizuspielen gibt. Für Gamer, die häufig Freunde zu Besuch haben, bietet der golfende Klempner hingegen eine unkomplizierte Arcade-Alternative zu EAs Tiger Woods-Spielen!

Pro

einfache Steuerung
liebenswerte Charaktere
diverse Mini-Games
saubere Grafik
feiner Multiplayer-Spaß
gelungenes Arcade-Golf

Kontra

wenige Kurse
für Einzelspieler auf Dauer mau
recht wenig freizuspielen
auf Dauer nervige Musik
sich schnell wiederholende Zwischenanimationen

Wertung

GameCube

Die kunterbunte Alternative für alle, die genug von Tiger Woods haben!

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