Donald Duck Phantomias15.12.2002, Jörg Luibl
Donald Duck Phantomias

Im Test:

Anfang Oktober konnte sich Super-Donald Phantomias auf der PS2 gegen die fiesen Evronianer behaupten und eine Wertung von 80% einheimsen. Jetzt ist das durchgestylte Cel Shading-Abenteuer rund um Disneys Enterich auch für den GameCube zu haben.

Enten-Batman greift an

Auch in Disneys bunten Comic-Welten sind Superhelden unterwegs: Das maskierte Alter Ego des Donald Duck heißt Phantomias. 1969 erfanden die beiden Italiener Martina und Carpi das strahlende Pendant zum beliebten, aber chronisch tölpelhaften Enterich.

Mit Mantel und Superkräften ausgestattet sollte Donald endlich auf die Siegerstraße und den Fieslingen Entenhausens den Kampf ansagen. Im Spiel geht es jedoch auf Alienjagd ins Weltall, denn dort planen die bösen Evronianer die Versklavung der Erde. Nur Phantomias kann sie stoppen und entert furchtlos das Kampfschiff…

Geiseln befreien

Das wesentliche Spielziel ist es, entführte Wissenschaftler zu befreien, von denen in den 13 Levels immer etwa sechs versteckt sind. Aufgrund der streng linearen Struktur der Spielabschnitte muss man allerdings nicht allzu lange suchen.

Sobald Ihr in die Nähe der Geiseln kommt, hört Ihr die Hilfeschreie und müsst innerhalb einer bestimmten Zeit zu ihnen gelangen, sonst sterben sie - gerade in späteren Abschnitten ist dieser Zeitdruck sehr fordernd. Erst wenn Ihr am Ende insgesamt 40 aus den Klauen der Aliens befreien konntet, wird der finale Showdown freigeschaltet.

__NEWCOL__Jump`n Shoot`n Run

Ähnlich wie in Ratchet&Clank geht es in Phantomias nicht nur hüpfend, springend und schwebend, sondern auch explosiv zur Sache: Der Entereich muss sich anfangs noch verhalten, aber dann immer öfter und hitziger mit seinem X-Transformer den Weg freischießen. Diese Laserwaffe aus Düsentrieb-Produktion kann im weiteren Spielverlauf mit besserer Munition oder neuer Technik aufgewertet werden, so dass mächtige Photonen-Strahlen selbst Schutzschilde zerstören. Sind die Aliens zu Beginn noch Kanonenfutter, steigern die Außerirdischen ihre Feuer- und Abwehrkraft mit der Zeit. Trotzdem wäre insgesamt mehr Gegner-Vielfalt wünschenswert gewesen.

Präzise Steuerung

Phantomias steuert sich in Schulterperspektive äußerst präzise und schnörkellos, so dass schnell Spielfluss aufkommt. Nur die festen Kameraperspektiven sorgen ab und an für Orientierungsfrust. Per Druck auf die Schultertaste kann man die Sicht jedoch schnell wieder hinter Donald fixieren. In Sachen Bewegungsrepertoire wirkt der Enterich im Vergleich zu Akrobaten wie Super Mario allerdings wie ein Amateur-Turner: Kein Doppelsprung, keine Salti, keine Extravaganzen. Neben seinem Sprung steht im lediglich das Gleiten zur Verfügung, um Abgründe zu überbrücken. Dafür zeigt Donald im Action-Bereich viel Bedienungs-Komfort: Im Kampf sorgt die automatische Zielerfassung per Schultertaste für Übersicht und selbst Strafen ist dabei kein Problem, so dass man einen Gegner immer gut im Visier hat.

Ein Kinderspiel?

Hat man während der ersten Stunde noch das Gefühl, dass Disney hier ein einfaches, kindgerechtes Hüpfspielchen entwickelt hat, wird man spätestens nach drei Abschnitten eines Besseren belehrt: Selbst eingefleischte Jump`n Run-Experten werden hier aufgrund der fordernden Kämpfe und des Zeitdrucks auf ihre Kosten kommen. Ausgelassene Erkundungstouren à la Mario Sunshine sind hier allerdings Fehlanzeige: der Enterich steht ständig unter Strom.

Wenn man während schwieriger Plattform-Sprünge noch ausweichen und schießen muss, oder erst ein Schutzschild bei ständigem Ausweichen und Springen mit zwei, drei Spezialattacken durchbrochen werden muss, sprengt Phantomias die Kategorie Kinderspiel - zur Freude der Großen und zum Unmut der Kleinen, die unter zehn Jahren überfordert sein dürften.

Tolle Cel Shading-Welt

Vier abwechslungsreiche Welten warten auf Euch, die sich in durchgestylter Cel Shading-Optik mal im reinen SciFi-, Winter- oder Wüsten-Look präsentieren. Vor allem die Unterwasserwelt ist eine kleine Augenweide. __NEWCOL__Dabei hat Disney den eigenen Comic-Charme bewahrt und harmonisch in den modernen Grafikstil eingebunden. Zwar ist die Umgebung nicht allzu detailverliebt, aber dafür sehr ansehnlich und mit schönen Licht- und Nebeleffekten versehen.

Die Explosionen sehen vielleicht etwas knalliger aus als auf der PS2, aber dafür ist die GameCube-Umsetzung tatsächlich technisch unterlegen: Gab es auf Sonys Konsole nur bei hohem Gegneraufkommen leichte Ruckler, tauchen selbige hier schon in den ersten Levels auf und stören den Spielfluss. Und warum ist der GameCube-Titel bitte 30 Euro teurer? Er kommt tatsächlich für 59,90 Euro in den Handel, obwohl die PS2-Version schon für 29.90 Euro zu haben ist. Und das ohne neue Levels, Figuren oder sonstige Zugaben.

Ein dickes Lob verdient Disney mal wieder für die Akustik: Die Hintergrundmusik wechselt mit jedem Abschnitt, die Soundeffekte sind knackig und vor allem wurde das Spiel komplett lokalisiert. Die deutschen Sprecher überzeugen auf ganzer Linie und versprühen von Beginn an die leicht ironische und unbeschwert-humoristische Stimmung der Comicvorlage - gute Arbeit!

Fazit


Phantomias ist zwar ein grundsolides, abwechslungsreiches und ansehnliches Jump&Run, aber störende Ruckler und der hohe Preis lassen nicht die Begeisterung aufkommen, die noch die halb so teure und technisch bessere PS2-Version hinterließ - daher ziehen wir 10% von der Gesamtwertung ab. Für das Geld bieten Mario, Crash & Co einfach wesentlich mehr. Trotzdem sorgen die durchgestylten Cel Shading-Abschnitte und die fordernden Schuss-Wechsel für Spielspaß. Nur kleine Kameraprobleme und die etwas magere Ausbeute an Gegnertypen sind spielerisch zu bemängeln. Und Eltern aufgepasst: Kindgerecht sind nur die ersten Abschnitte, danach sind Profis gefordert.

Pro

<li>präzise Steuerung</li><li>gute Soundeffekte</li><li>vorbildliche Lokalisierung</li><li>abwechslungsreiche Levels</li><li>spannende Schuss-Wechsel</li><li>grundsolider Jump&Run-Spaß</li><li>durchgestylte Cel Shading-Grafik</li>

Kontra

<li>nervige Ruckler</li><li>zu wenig Gegnertypen</li><li>leichte Kameraprobleme</li><li>streng lineares Leveldesign</li><li>kleines Bewegungs-Repertoire</li><li>doppelt (!) so teuer wie die PS2-Version</li><li>plötzlich ansteigender Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

GameCube

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