Disney Sports Fußball10.02.2003, Jörg Luibl
Disney Sports Fußball

Im Test:

Ihr habt genug von Ballack, Zidane & Co? Kein Problem, Konami ist auch abseits von Simulationstiefe aktiv: Disney Sports Fußball verspricht Spaß, Magie und witzige Figuren. Ob die Comic-Stars rund um Mickey Maus und Donald Duck ähnlich viel Ballzauber verbreiten wie Genre-König Sega Soccer Slam, erfahrt Ihr im Test!

Start mit Wechselbad

Disney und Konami begeistern gleich beim Einstieg: Eine klasse Kamerafahrt im fernsehreifen CNN-Stil sorgt für Vorfreude, die von durchgestylten Menüs und einem euphorischen deutschen Sprecher noch geschürt wird. Doch schon bei der Spielmodi-Wahl kommt die erste Ernüchterung: Magere drei Varianten stehen zur Auswahl: Freundschaftsspiel, Dream-Pokal und Herausforderung - es gibt kein Training, keine echte Liga, keine Mini-Spiele.

Elf Freunde, aber ein Star!

Vor dem Spiel habt Ihr die Qual der Wahl zwischen acht Disney-Teams, die immer aus elf Kickern bestehen und von einem Star-Kapitän angeführt werden. Mickey führt z.B. das ausgeglichene "Dream Team" der Mäuse an, der Große Böse Wolf die kräftigen "Wolfgangs" - hinzu kommen Minnie, Goofy, Pete, Mortimer, Donald und Daisy.

Jede Mannschaft hat bestimmte Stärken und Schwächen in den Bereichen Power, Geschwindigkeit und Technik. Im weiteren Spielverlauf könnt Ihr sogar die Werte einzelner Spieler weiter ausbauen.

__NEWCOL__Arcade oder Simulation?

Auf den ersten Blick ist Disney Soccer ein putziges Fußballspiel mit einfacher Steuerung. Man freut sich auf Spezialeffekte und spektakuläre Tore. Doch schon nach wenigen Spielminuten wird die Arcade-Freude gedämpft, denn es spielt sich eher wie eine Simulation:

11 gegen 11, diverse Formationen, Radar und konventionelle Taktik. Man hat viel mit Kurzpässen und Flanken zu tun, der Spielaufbau ist trotz Sprint-Funktion eher träge und die pomadigen Drehungen der Akteure spotten der bekannten Arcade-Rasanz.

Von adrenalinhaltigem Fun-Fußball à la Sega Soccer Slam ist hier fast keine Spur. Nur die unrealistisch hohen Ballkurven, Fallrückzieher und die Kondensstreifen bei Schüssen erinnern daran, dass hier eigentlich der Spaß im Vordergrund steht.

Erst wenn man den Helden der Mannschaft mit magischen Fußballschuhen ausstattet, lässt sich wahrer Ballzauber veranstalten - über ein Dutzend Spezialeffekte wie Power-Schuss, Flammen-Schuss, Bumerang oder Schwitz-Trick sorgen dann endlich für Arcade-Feeling.

Steuerung: Lust und Frust

Die Steuerung bietet Turbo, kurze und hohe Pässe, Doppelpässe und Steilpässe. Ihr könnt den Torwart rausholen und in der Verteidigung ein Tackling oder die Grätsche ansetzen. Individuelle Tricks wie Übersteiger, Drehungen oder Ähnliches sucht man jedoch vergebens. Zwar sind die Grundelemente der Steuerung wie Bewegung, Pass und Tackling kinderleicht zu meistern, aber das Schuss-System ist unbefriedigend: Eigentlich kann man immer nur recht flach in Laufrichtung schießen, gut getimte hohe Distanzschüsse arten in Bogenlampen aus.

Das System besteht aus Power- und Höhenregelung: Je länger Ihr die entsprechenden Knöpfe drückt, desto kräftiger bzw. höher fliegt der Ball - wobei gerade die optimale Höhe aufgrund der hypersensiblen R-Taste sehr schwer zu finden ist; meist fliegt das Rund in die Tribüne. Schließlich lässt sich auch noch die Richtung des Schusses vorher per gelbem C-Stick beeinflussen, was viel zu umständlich und wenig effektiv ist. Ein intuitiveres System, das auch einfachere Bananenflanken und Drall ermöglicht hätte, wäre sinnvoller gewesen.

Kein Kinderspiel!

Hinter vermeintlich kindgerechter Präsentation und witzigen Figuren verbirgt sich ein anspruchsvolles Spiel. Konami hat zwar drei Schwierigkeitsgrade eingebaut, aber schon die erste Stufe ist eine große Herausforderung für Anfänger. Insbesondere, wenn man nicht alle Steuerungsfinessen beherrscht und den Spielaufbau nicht strategisch plant, wird man das Nachsehen haben. Und die Torhüter lassen nur selten einfache Schüsse durch. Daher sind Kinder mit Disney Soccer deutlich überfordert; ab elf, zwölf Jahren dürfte das schon anders aussehen.

__NEWCOL__Disney-Zauber

Stadien, Figurendesign und Animationen hinterlassen einen rundum gelungenen Eindruck. Das Spiel läuft flüssig in kunterbunter Umgebung, ohne mit Texturen und Details zu protzen, aber dafür hochpoliert und kristallklar. Das Publikum ist zwar nicht mehr als ein bunter Brei aus Blitzgewitter, aber auf dem Platz gibt`s feine Animationen, die von der ersten Sekunde an Disney-Charme versprühen: Wenn Donald geduckt und mit wildem Blick über den Platz jagt, kommt einfach Freude auf.

Auch die anderen Charaktere wurden in Sachen Größe und Motorik sehr gut eingefangen, was vor allem bei den witzigen Jubelszenen deutlich wird. Ein optischer Wermutstropfen bleiben die No-Name-Kollegen der Superstars, die alle zehn gleich aussehen - schade, schade. Wie viel mehr Disney-Flair hätte man z.B. mit kleineren, aber dafür gemischten Teams beschwören können? Last but not least laden neben den schönen, aber wenig abwechslungsreichen Torkel-, Grätsch- und Kofballbewegungen vor allem die Magie-Einsätze zum Hinkucken ein: wenn Schüsse Feuer fangen und Blitze über den Platz jagen kommt Stimmung auf.

Musik, Kommentare, Sounds

Trotz lobenswerter kompletter Lokalisierung ist selbige nicht Disney-reif: Zwar versucht der deutsche Sprecher die Comic-Atmosphäre mit witzigen Einschüben und euphorischem Torjubel einzufangen, aber schon nach einem Spiel nerven die Kommentare gewaltig. Erstens wiederholen sie sich zu oft, zweitens passen sie des Öfteren nicht zur Situation und drittens werden die Mannschaftsnamen derart penetrant betont, dass man bald sein eigenes Team verflucht. Auch die Zuschauerkulisse und die bösen Flüche auf dem Platz hinterlassen keinen spektakulären Eindruck - alles schön anzuhören, aber schnell wiederholt und wenig beeindruckend.

Fazit


Disney Sports Soccer schwankt zwischen Arcade und Simulation, zwischen kinderleicht und umständlich, zwischen witzig und langweilig - und genau deshalb versinkt es in der Mittelmäßigkeit. Hinter der putzigen Kulisse und der klasse Disney-Präsentation verbirgt sich nicht der pure Arcade-Spaß, den man erwartet hätte, sondern ein recht anspruchsvolles Fußballspiel, eine Art Comic-ISS mit Magie-Einlagen. Das macht auch kurze Zeit Spaß - vor allem gegen Freunde. Aber trotz witziger Aktionen, Feuerball und Fallrückzieher steht konventioneller Spielaufbau im Vordergrund. Man vermisst an allen Ecken und Enden Rasanz und Adrenalin à la <4PCODE cmd=DGFLink;name=Sega Soccer Slam;id=2310>. Und der Realismus-Fan wird sich am unbefriedigenden Schuss-System die Zähne ausbeißen und sich über pomadige Bewegungen sowie magere drei Spielmodi ärgern - dann greift er zu <4PCODE cmd=DGFLink;name=FIFA 2003;id=3187>. Eigentlich kann man Konamis Titel nur eingefleischten Disney-Fans empfehlen, die ab und zu kicken wollen. Für Kinder unter zehn Jahren ist es zu schwer, für Erwachsene auf Dauer unbefriedigend.

Pro

<li>schneller Einstieg</li><li>gute Lokalisierung</li><li>klasse Figurendesign</li><li>witzige Animationen</li><li>ansehnliche Magie-Effekte</li><li>GBA-kompatibel</li><li>Spieler-Editor</li>

Kontra

<li>kein Tutorial</li><li>nur drei Spielmodi</li><li>lahmer Spielaufbau</li><li>blödes Schuss-System</li><li>pomadige Drehungen</li><li>eintönige Kommentare</li><li>zu wenig Arcade-Feeling</li><li>zu wenig Mannschaften</li><li>zu anspruchsvoll für Kids</li>

Wertung

GameCube

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