NHL 2K301.05.2003, Mathias Oertel
NHL 2K3

Im Test:

Der NHL-Einstand von Sega ist gleichzeitig auch ein Abschied. Denn nach NHL 2K3 (ab 9,90€ bei kaufen) wird Sega keine Hockey-Spiele mehr für den GameCube veröffentlichen. Umso wichtiger ist es, dass sich Sega Sports vom GameCube-Eishockey mit Pauken und Trompeten verabschiedet. Doch hat die NHL-Serie von EA wirklich ausgedient und einen würdigen Nachfolger gefunden? Oder wird kein GameCube-User den nicht mehr erscheinenden Fortsetzungen nachweinen? In unserem Test könnt Ihr die Antwort erfahren.

Allein gegen alle

NHL 2K3 muss nicht nur gegen die Konkurrenz aus dem Hause EA kämpfen, sondern auch gegen den Standard, den NBA 2K3 und NFL 2K3 vorgelegt haben. Immerhin konnten sich diese beiden Titel auf allen Systemen als nicht ganz gleichwertige, aber in jedem Fall lohnende Alternativen zur Sportübermacht von Electronic Arts beweisen.

Leider hat Segas Eishockeyausflug dabei mit ein paar Problemen zu kämpfen. Das betrifft nicht einmal die Standardspielmodi, die wir auch in den anderen Spielen der 2K3-Serie gefunden haben. Denn auch, wenn man hier keine Überraschungen findet, geben Modi wie Saison oder Franchise interessierten Einzelspielern genügend Futter für lange Nächte.

Realistische Puckjagd

Auch das Spiel an sich gibt wenig Grund zur Klage. Wie bei allen Sega Sports-Titeln wird das Hauptaugenmerk eher auf Simulation denn auf Arcade gelegt. Dementsprechend realistisch gestaltet sich auch das Spiel. Dabei gehen aber glücklicherweise weder Übersicht noch Spielwitz verloren, was zum einen an den zahlreichen Optionen liegt, die Euch ermöglichen, das Spiel ganz nach Euren Wünschen zu konfigurieren.

Auch die KI verhält sich größtenteils recht gut und reagiert auf Eure Taktikvorgaben mit entsprechender Präzision. Doch hier taucht schon der erste Fehler auf, der locker hätte vermieden werden können. Denn als Standardeinstellung für die Taktiken ist eine manuelle Auswahl vorgesehen.Was für menschliche Spieler sicherlich sinnvoll ist, doch wieso der CPU-Gegner auch diese Auswahl vorgesetzt bekommt und sich dementsprechend nicht einmal ansatzweise eine Taktik aussucht, bleibt ein Rätsel. Also wieder zurück, sich durch die Menüs wühlen und neu eingestellt wieder aufs Feld.

Und siehe da: der CPU-Gegner wird zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten - zumindest weitestgehend. Denn meist lässt sich die Abwehr mit einem gewagten Sololauf und einem darauf folgenden Pass mit One-Timer-Schlagschuss aushebeln und zu einem Torerfolg überreden.

In Sachen Abwehrarbeit ist die KI auch nicht ganz so ausgereift. Vor allem im Verhalten Mann-gegen-Mann lassen es Eure Jungs an Aggressivität fehlen, so dass Ihr immer wieder gezwungen seid, selber einzugreifen.

Das wiederum wird durch die guten Torwart-Aktionen wieder ausgeglichen. Es sei denn, Ihr werdet mit dem oben angesprochenen "One-Timer" überlistet.

Unter dem Strich spielt sich NHL 2K3 eine Spur realistischer als das Pendant aus dem Hause EA, was echte Eishockey-Freaks sicherlich freudig vernehmen.

Doch leider macht die Standard-Pad-Belegung, die weit weg von dem ist, was man als intuitiv bezeichnen würde, in der Anfangszeit immer wieder einen Strich durch die Spielspaßrechnung.

Hat man sich allerdings daran gewöhnt, entwickelt NHL 2K3 seinen Reiz und lockt mit dem Franchisemodus zum Spielen einer Saison nach der anderen.

In der Franchise hat man zwar nicht ganz die ausgefeilten Möglichkeiten, wie sie beispielsweise NFL 2K3 bietet, doch für Spieler, die sich an die Steuerung und die KI-Abwehr gewöhnt haben, dürfte der Aufbau einer Eishockey-Dynastie sicherlich motivierend sein.

Für ein kurzes Spielchen zwischendurch ist NHL 2K3 zwar geeignet, muss sich aber dem leichteren Einstieg der NHL-Spiele geschlagen geben. Zudem ist keine Option für ein Online-Spiel wie auf der Xbox vorgesehen.

Grafik mit Oohs und Auas!

Befindet man sich auf dem Eis, bekommt man feine Animationen und detailliert gestaltete Hockey-Recken zu Gesicht, die jederzeit einen realistischen Eindruck und bei genauem Hinsehen sogar Spuren auf dem Eis hinterlassen. Auch die einstellbare Spielgeschwindigkeit und das damit verbundene Scrolling lassen zumeist keine Wünsche offen.

Doch sobald das Spiel in einer Matchpause eine Wiederholung einspielt oder das Mannschaftsverhalten zeigt, geht das Dilemma los: Abhängig von der Kameraperspektive offenbart sich eine mal mehr, mal weniger und mal unerträglich ruckelnde Stotterorgie, die Grafik-Freaks das Wasser in die Augen treiben dürfte.

__NEWCOL__Zudem pixeln die Zuschauer bei Nahaufnahmen dermaßen grob auf, dass man nicht einmal mehr erkennen kann, ob man hier einen Menschen oder ein misslungenes Kunstwerk vor sich hat. Das hat der GameCube wahrlich nicht verdient.

Auch die allgemeine Präsentation ist nicht das Gelbe vom Ei. Abgesehen davon, dass sie staubtrocken und wenig reizvoll zum Spielen anregen will, bleibt sie selbst hinter den anderen Spielen der 2K3-Serie zurück. Denn wo beispielsweise bei NBA und NFL schon während des Ladens eine kleine Einstimmung auf das Match stattfindet, gibt es hier ein maues "Loading"-Zeichen, das im Vergleich zu den Basketball- und Football-Kollegen eher zum Abschalten animiert.

Dank der guten und vielseitigen Animationen aber alles in allem trotzdem eine gelungene grafische Umsetzung des Eishockey-Sports, die allerdings das System in keiner Form an ihre Grenzen führt.

ESPN-Gedudel

Was NHL 2K3 in Sachen optischen Glanzlichtern fehlt, kann der Sound recht gut auffangen. Okay: die Dudelmusik, die man von fast allen amerikanischen Sportsendern kennt, ist nicht jedermanns Geschmack und liegt bei einigen vielleicht sogar hart an der Schmerzgrenze.

Doch die meist passenden Kommentare, die Euch in Englisch aus den Lautsprechern entgegen schallen, sind sehr professionell aufgenommen und sorgen während des Schlagabtauschs auf dem Eis für eine fachkundige Untermalung.

Der Rest der Soundkulisse bleibt jedoch erstaunlich dünn. Die Bodychecks klingen bei weitem nicht so brachial wie bei der Konkurrenz und auch das Publikum rührt sich selten und besteht meistens nur aus dem allseits üblichen Rauschen.

Fazit


Segas Eishockey-Einstand auf dem GameCube, der gleichzeitig auch ein Abschied ist, entpuppt sich als schwer zu schluckende Pille. Spielerisch befindet sich die Mischung aus Arcade und Simulation zwar annähernd auf einer Stufe mit der alten und neuen Referenz, doch was Spielmodi und vor allem Präsentation betrifft, bringt man den Hockey-König nicht einmal ansatzweise ins Wanken. Insofern wird mit den umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten grandios Pulver verschossen, das man lieber hätte verwenden sollen, um NHL 2K3 in punkto Präsentation wenigstens auf ein Niveau mit den anderen 2K3-Titeln zu heben. Was übrig bleibt ist eine passable Eishockeysimulation mit vergleichsweise schwacher Grafik. Ob das aber ausreicht, um eingefleischte Eishockey-Fans davon abzuhalten, sich wieder mit EAs Vorzeigeprodukt zu beschäftigen, wage ich zu bezweifeln. Und da sich Sega entschlossen hat, den GameCube nicht einmal mit einem Nachfolger zu versorgen, besteht auch kaum Hoffnung, dass auf dem Würfel irgendein Spiel die Referenzen stürzen kann.

Pro

<li>schöne Animationen</li><li>umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten</li><li>gelungener Simulations-/Arcade-Mix</li><li>gute Physik</li><li>meist passender Kommentar</li><li>passable KI</li><li>netter Franchise-Modus</li><li>umfangreiche Statistiken</li>

Kontra

<li>Pad nicht intuitiv belegt</li><li>Zuschauerpixelbrei </li><li>böse Ruckler in den Wiederholungen</li> <li>kein Online-Modus</li><li>nur Standard-Spielmodi</li><li>trockene Präsentation</li><li>unglückliche Standard-Einstellungen</li>

Wertung

GameCube

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