Big Air Freestyle19.11.2002, Mathias Oertel
Big Air Freestyle

Im Test:

Was Motocross-Spiele auf dem GameCube betrifft, hält FreekStyle einsam und unangefochten die Spitze. Zeit also, einen neuen Herausforderer zu präsentieren. Der kommt aus dem Hause Paradigm (MX Rider, PS2) und nennt sich Big Air Freestyle (ab 37,00€ bei kaufen). In unserem Test könnt Ihr erfahren, ob sich das Spiel für die nach aufspritzendem Dreck dürstende Fan-Gemeinde lohnt und ob das exzellente Excitebike auf dem N64 endlich einen würdigen Nachfolger gefunden hat.

Wie auf der PS2

Motocross-Fans, die hin und wieder über den System-Tellerrand schauen, wird Big Air Freestyle ziemlich bekannt vorkommen, wurde es dort in leicht veränderter Form Anfang des Jahres unter dem Titel MX Rider veröffentlicht.

Die größte Änderung findet sich dabei in der Präsentation. Denn Big Air muss im Gegensatz zu MX Rider ohne offizielle Lizenz auskommen, was dem Spiel jedoch nur unwesentlich schadet.

Denn spielerisch ist weitestgehend alles beim Alten geblieben. Auf Einzelspieler warten drei Spielmodi, von denen die Einzelrennen zwar dank Meisterschaft zwar amüsant, aber dennoch recht unspektakulär sind und auch nichts Neues bieten.

Der Wettkampf gestaltet sich da als wesentlich interessanter, denn hier müsst Ihr verschiedene Aufgaben erfüllen, um weiter zu kommen. Das kann z.B. eine bestimmte Platzierung sein, das Gewinnen des "Hole Shots" (nach dem Start als Erster über eine bestimmte Markierung fahren) oder ein bestimmter Stunt .

Im Freestyle-Modus schließlich gilt es, in total abgefahrenen Arenen mit Tricks so viele Punkte wie möglich zu machen und die vorhandenen Hoch- und Weitsprungrekorde zu brechen.

Inhaltloses Allerlei

In allen Modi gibt es zwar zahlreiche Goodies wie Fahrer, Strecken und neue Stunts freizuspielen, doch trotz allem mag der Spielspaßfunke nicht überspringen.

Vor allem fortgeschrittenere Spieler wird es stören, dass das Fahrverhalten der Maschinen sich viel zu deutlich Richtung Arcade entwickelt. Und selbst Anfänger, die sich über die leichte Kontrolle der Maschine und die leicht zu erlernenden und spielend einfach abzuspulenden Tricks freuen, werden sich aber auch irgendwann an der Fahrphysik reiben.

Nicht nur, dass die Maschinen federleicht abheben und geradezu ewig in der Luft hängen - auch die Tatsache, dass man nie das Gefühl los wird, man aktiviere die Stunts nur, anstatt sie aktiv durchzuführen, sorgt dafür, dass der Spielspaß schnell abebbt.

Die KI sorgt ebenfalls für Kopfschütteln. Meistens pur auf Aggressionskurs mit Euch, schrecken die Fahrer nicht davor zurück, Euch aus dem Sattel zu schießen. Das wird zwar dadurch wettgemacht, dass die Fahrer auch Fehler machen, kann aber nicht mehr viel retten.

Auch der Zwei-Spieler-Modus rettet da nicht mehr viel. Grundsätzlich zwar dank des einfachen Einstiegs immer für ein kleines Spielchen gut, werden die Mehrspielerduelle auf lange Sicht von den gleichen Mankos geplagt wie die Einzelspieler-Modi.

Geglückt hingegen ist das wenige Grundeinstellungen ausgestattete Bike-Tuning. Hier hat man die Möglichkeit, mit wenigen Handgriffen, seine Maschine auf den Untergrund einzustellen. Und hier hat man auch das erste Mal das Gefühl, das dem Spiel ein Fahrphysikmodell zu Grunde liegt, da die Auswirkungen deutlich spürbar sind.

Allerdings fragt man sich beim Spielen immer wieder, wohin die Fahrphysik sich bei den Sprüngen und Stunts verabschiedet.__NEWCOL__Schmutz und Ruckeln

Während die Grafik im Allgemeinen gar nicht mal so schlecht ist und mit passabel animierten und texturierten Fahrern auf sich aufmerksam machen möchte, und auch die Spielgeschwindigkeit ganz passabel ist, hat die Engine doch große Probleme.

Weniger auf den Geraden, denn hier hat man dank der relativ tief positionierten Kamera das Gefühl, direkt auf der Strecke zu sein, während einem Dreck und Wasser entgegenspritzt.

In den Kurven jedoch bricht die Grafik vollkommen unverständlich ein und wird zu einer augenfreundlichen Ruckel-Angelegenheit.

Sobald man näher an die Banden heranfährt, merkt man auch mehr als deutlich, dass die Bitmap-Zuschauer sich weit unter dem Standard befinden, den man aus vergleichbaren Spielen auf anderen Systemen kennt.

Und wieso zur Hölle wirft mein Fahrer einen gut aussehenden Schatten, während die anderen Fahrer ohne auskommen müssen?

Netter Soundtrack

Das Highlight der akustischen Untermalung ist definitiv der Rock-Soundtrack, der unter anderem von 311 und Sugarcult stammt. Die üblichen Soundeffekte sind insgesamt zwar stimmig, doch egal ob man sich auf die Motoren, Kollisionen oder durchdrehenden Reifen konzentriert: alles wird zu einem Soundbrei vermischt, der sich nicht wirklich in den Gehörgängen festsetzen kann.

Fazit

Im Prinzip hätte Big Air Freestyle die gleichen Chancen gehabt, sich neben der Konkurrenz zu etablieren wie der PS2-Cousin MX Rider. Doch die schwache Grafik sorgt neben der weitestgehend nicht vorhandenen Fahrphysik und der mageren KI dafür, dass nur Anfänger ihren Spaß haben. Die erleben auch dank der intuitiven Steuerung sehr schnelle Erfolgserlebnisse, werden aber nach kurzer Zeit genau so wenig gefordert wie fortgeschrittene Spieler. Zugegeben: Neben Freekstyle sehen viele Arcade-Motocross-Spiele mager aus, doch auch spielerisch kommt Big Air nicht mal ansatzweise an EAs Dreckspritzer heran. Momentan zwar die Nummer Zwei wird die sicherlich kommende Konkurrenz das Spiel in der Rangliste weiter nach unten durchreichen. Und Nintendo-Fans warten immer noch auf ein Äquivalent zu Excitebike...

Pro

<li>zahlreiche Goodies zum Freispielen</li><li>ultraeingängige Steuerung</li> <li>spürbares Tuning</li><li>unkomplizierter Arcade-Fun</li><li>abgefahrene Freestyle-Strecken</li>

Kontra

<li>grafisch nicht auf der Höhe der Zeit</li><li>auf Dauer spielerisch eintönig</li><li>Fahryphysik ist nicht ernst zu nehmen</li><li>keine Lizenz</li>

Wertung

GameCube

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.