Need for Speed: Underground04.12.2003, Mathias Oertel
Need for Speed: Underground

Im Test:

Auf den Konsolen hat sich Need for Speed Underground als einer der besten Rennspieltitel dieses Jahres etablieren können. Mittlerweile ist auch die PC-Version bei uns eingetrudelt und wir haben uns flugs an die Arbeit gemacht, um zu überprüfen, ob der Funke auch auf dem PC zünden und das Spiel die Vormachtstellung von Midnight Club 2 beenden kann – mehr dazu im Test.

The Fast and the Underground

Bei der spielerischen Grundlage hat sich das Entwickler-Team deutlich an Filmen wie The Fast and the Furious orientiert. Mit dem Ergebnis, dass das bekannte Need for Speed-Feeling zwar vorhanden ist, aber durch zahlreiche Goodies, Ergänzungen und Gimmicks zu einem vollkommen neuen und hoch motivierenden Spielgefühl führt.

Mach dir ´nen Namen

Das Hauptaugenmerk wurde auf den Einzelspieler-Modus gelegt, in dem ihr euch zu Beginn erst einmal als würdig erweisen müsst, die insgesamt 111+ Renn-Wettbewerbe in Angriff zu nehmen. Habt ihr das erste Rennen geschafft, was angesichts des gut motorisierten Fahrzeugs kein Problem sein dürfte, geht der Spaß erst los. Dann nämlich geht es darum, sich eines der zur Verfügung stehenden Autos auszuwählen und in den Rennzirkus einzusteigen.

Fast and the Furious lässt grüßen: Zuschauer bei jedem Rennen!

Fehlt nur der Fuchsschwanz

Und das ist erst der Anfang. Denn euer Bolide ist gerade mal mit der Werksausstattung versehen und macht auch optisch nicht gerade viel her. Das wird sich im Laufe des Spieles jedoch massiv ändern. Denn nach und nach habt ihr Zugriff auf ein breit gefächertes Arsenal an Zubehör und Upgrades. Angefangen von neuen Stoßstangen über Spoiler, Leistungsverbesserungen bis hin zu einer riesigen Auswahl an Felgen haben Hobby-Mechaniker mehr als genügend Einzelteile, um sich die Angeber-Karre schlechthin zu basteln.Verschiedene Aufkleber und vier Vinylschichten, die ebenfalls über den Spielverlauf hinweg laufend mit neuem Material ergänzt werden, sorgen für eine entsprechende Optik am Fahrzeug. __NEWCOL__Einzig der in Manta-Zeiten populäre Fuchsschwanz ist nicht dabei. Doch ansonsten könnt ihr euer Auto zu einem Geschoss machen, das man normalerweise auf der Autobahn nur müde belächelt und dessen Fahrer man für vollkommen verrückt erklärt.

Drag-Rennen: eine der zahlreichen Race-Varianten.

Alleine durch die sich immer wieder neu eröffnenden Upgrades und optischen Verschönerungen wird die Motivation stetig nach oben gedrückt. Zumal ihr im Spiel anhand von Magazin-Covern, auf denen ihr im Laufe der Zeit landet, stets die Möglichkeit habt, den visuellen Werdegang eures Autos zu verfolgen. Und bevor man sich versieht, verbringt man (vor allem in der Anfangsphase) mehr Zeit mit der optischen Gestaltung seines Fahrzeuges als mit den eigentlichen Rennen – cool!

Abwechslung ist Trumpf

Anstatt wie bislang verschiedene vollkommen unterschiedliche Streckengebiete zur Verfügung zu stellen, werden alle nächtlichen NfS Underground-Wettbewerbe in einer Stadt durchgeführt.

Und an Variationen mangelt es nicht: Neben Rundkursen gibt es z.B. auch die so genannten Sprint-Rennen, bei denen ihr nur von A nach B rasen müsst. Vollkommen neu und ebenso sorgsam in das Underground-Universum eingepflegt sind die Drag- und die Drift-Wettbewerbe.

Die Dragster-Rennen erfordern auch ein gewisses Timing. Denn während ihr während der normalen Wettbewerbe auch auf Automatikgetriebe zurückgreifen könnt, ist bei den Drags manuelles Schalten angesagt.

Zum Glück gibt es eine Anzeige, die euch den perfekten Schaltpunkt vorgibt. Denn wenn ihr zu häufig zu früh schaltet oder gar zu spät oder überhaupt nicht, habt ihr kaum eine Chance, die Anforderungen zu erfüllen und könnt im schlimmsten Fall sogar den Motor hochjagen.

Dass in späteren Rennen auch noch Verkehr auf den Strecken sein Unwesen treibt, erleichtert die Aufgabe nicht gerade, sorgt aber immer wieder für Spannung und schweißnasse Hände.

Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten!

Bei den Drift-Wettbewerben ist der Name Programm: Ihr müsst mir eurem PS-Protz versuchen, so schnell und elegant wie möglich durch die Kurven zu driften und so die Höchstpunktzahl erzielen.

Um das Fahrprogramm abzurunden, gibt es auch noch Turniere zu allen Wettbewerben, in denen ihr konstant gute Leistungen abliefern müsst, um am Ende ganz oben zu stehen.

Volle Kontrolle

Steuerung und Fahrverhalten sind voll auf Arcade-Spielspaß optimiert und dementsprechend genau, lassen aber genügend Spielraum, dass man die Unterschiede der insgesamt 20 lizenzierten Fahrzeuge genauso spürt wie die Auswirkungen der Leistungsupgrades.

Obwohl die Steuerung mit Tastatur gut zu bewerkstelligen ist, sollte man aber dennoch dem Vorbild der Konsolen folgen und versuchen, die PS-Protze mit Pad auf der Straße zu halten.

Natürlich ist auch ein Lenkrad einsetzbar, doch außer bei den Drag-Rennen, in denen es auf gleichmäßiges Fahren ankommt, ist das Lenkrad (samt analogem Gas und Bremse) nur als zweite Wahl anzuraten.__NEWCOL__Was den Schwierigkeitsgrad betrifft, kann man sich vor jedem Wettbewerb aus drei Stufen auswählen, so dass der Frustfaktor weitestgehend gering gehalten wird. Trotzdem gibt es hin und wieder ein paar Rennen, die einen selbst auf "Leicht" an den Rand der Verzweiflung bringen. Aber man kommt nicht umhin, das Pad wieder aufzunehmen und den x-ten Versuch zu starten – wieder ein Zeichen für die enorme Motivation, die von NfS Underground ausgeht.

Die KI fordert euch stets, ist aber auch nicht vor Fehlern gefeit. Und es gibt nichts Befriedigenderes als zu sehen, wie der führende CPU-Fahrer unversehens mit einem entgegen kommenden Fahrzeug kollidiert und man selbst gerade noch so vorbei kommt. Die Freude ist natürlich umso größer, wenn dies in der letzten Kurve passiert...

Kleine Schönheitsfehler

Auch wenn sich NfS Underground zweifellos und vollkommen zu Recht als eines DER Rennspiele dieses Jahres etablieren wird, ist es nicht perfekt.

Spannung vor dem Start.

So ist z.B. das ursprünglich vorgesehene Schadensmodell der Schere zum Opfer gefallen. In den Drag-Rennen kann man zwar mit einem Total- bzw. Motorschaden ausscheiden, doch auf den Strecken passiert außer gesprungenen Scheiben rein gar nichts.

Hier war das NfS Hot Pursuit 2-Prinzip deutlich eindrucksvoller. Zwar hatten auch bei der letztjährigen Verfolgungsjagd die Schäden keine bis nur geringe Auswirkung, doch das vollkommene Fehlen sorgt für einen leichten Stimmungsbruch.

Fährt man in der Stoßstangen-Kamera, kann man sich mit dem Rückspiegel auf die nahende Konkurrenz vorbereiten – leider ist dies in den Standardperspektiven nicht der Fall. Hier hilft nur ein gutes Gehör, um einen der gegnerischen Fahrer rechtzeitig zu erkennen und ggf. abzublocken.

Schöne Spiegelungen auf dem Asphalt sorgen für Stimmung - allerdings nur mit High End-Karte.

Wer angesichts der spektakulären Rennen auf eine Wiederholung hofft oder zumindest ein Highlight-Reel erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Nach dem Rennen gibt es eine Platzierung der Teilnehmer und das war´s. Sehr bedauerlich, denn wie bei kaum einem anderen Rennspiel fordert Underground dieses Feature, das eigentlich in jedem anderen Genre-Vertreter vorhanden ist.

Und wieso EA die je nach Schwierigkeitsgrad variierenden Preisgelder eingebaut hat, lässt sich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen.

Denn selbst, wenn man irgendwann im Spiel den Wagen wechselt, kommt man niemals in Geldnöte. Hier hätte sich die Möglichkeit angeboten, bei der Bestückung der Upgrades taktische Überlegungen anstellen zu müssen. Kauf ich mir jetzt das Nitro oder die neuen Reifen? Stattdessen schmeißt man das Geld mit vollen Händen zum Fenster raus. Man hat es ja...

Doch auch wenn diesen Punkten ein ganzes Kapitel gewidmet wurde – im Endeffekt sind dies nur Tropfen auf dem heißen Award-Stein, den Need for Speed Underground auch auf dem PC einheimsen kann – wenn auch nicht ganz so überzeugend wie auf den Konsolen.__NEWCOL__Online? LAN? Hallo?

Rennspiele drängen sich geradezu auf, mit Freunden um die Wette Gas zu geben. Doch in der PC-Version ist dies noch nicht so einfach zu bewerkstelligen. Zwar heißt es, dass man mit vier Spielern, zu denen auch PS2-Fahrer gehören können, Rennen und Wettbewerbe ohne Gegenverkehr bestreiten kann. Doch bei Auswahl des Online-Modus fordert uns das Spiel auf, einen Patch zu laden, den es noch nicht gibt!

Doch das größte Problem ist die fehlende LAN-Unterstützung! Richtig gelesen: Die Zeiten, in denen mit Freunden im Netzwerk wie seinerzeit bei NfS Porsche ein Rennen das andere jagt, scheinen der Vergangenheit anzugehören.

Hiermit wurde eine gigantische Spielspaßmöglichkeit verschenkt, die hoffentlich per Patch nachgeliefert wird, aber in der derzeitigen Verfassung an der Gesamtwertung nagt.

Kein Rennspiel ohne Unfälle - bei NfSU leider ohne Schadensmodell.

Fein und höllisch schnell

Nach den grafischen Wunderwerken (mit kleiner Einschränkung auf der Xbox), die uns auf den Konsolen begegnet sind, ist die Erwartungshaltung an die PC-Version entsprechend groß.

Abgesehen davon, dass man die PC-Fassung offensichtlich als weiterentwickelte Xbox-Variante betrachten muss (auffällige Ruckler an den immer gleichen Stellen), bietet sich ein schönes Bild.

Die überraschend große Stadt mit ihren regennassen Straßen überrascht immer mit neuen Abschnitten wie Chinatown, einem Industrieviertel usw. und sieht ebenfalls durchweg gut aus.

Kleine, aber feine Spezialeffekte wie flirrende Lichter, aufspritzendes Wasser und vor allem die Wackelkamera bei den Drag-Races und das Verziehen des Bildschirms bei Nitro-Einsatz sorgen für eine optimale Atmosphäre und würden auch entsprechenden Hollywood-Produktionen gut zu Gesicht stehen.

Auch die sporadisch eingestreuten Kamerawechsel, die etwa einen Unfall oder einen Sprung in vollem Glanz zeigen, wirken sich unheimlich gut auf die Stimmung aus.

Rasant geschnittene und aufwändig produzierte Renderfilme bringen die rudimentäre Geschichte vorwärts und passen sich ebenfalls nahtlos in die Atmosphäre ein.

Gummi auf dem Asphalt: Da freut sich der Reifenhändler.

Kommen wir zu den Hauptdarstellern: den PS-Protzen. Die sehen ebenfall durch die Bank gut aus, drehen mit glänzendem Lack ihre Runden und auch die Einbindung der nahezu unendlichen Möglichkeiten der optischen Verschönerung wird ansprechend auf den Bildschirm gebracht.

Und wie schon auf der Xbox spiegelt sich die Umgebung mit echtem Environment Mapping in den Boliden und sieht richtig fein aus.

Dabei gibt sich NfS Underground nicht einmal so hardwarehungrig. Ein nach derzeitigem Stand durchschnittliches System ermöglicht euch ein weitestgehend gutes Geschwindigkeitsgefühl (die störenden Ruckler einmal ausgenommen) in einer ansprechenden Auflösung.__NEWCOL__ Allerdings ist zumindest eine Highend-Grafikkarte nötig, um die Reflektionen auf dem Asphalt, die Lichtflirr-Spielchen und die Bewegungseffekte beim Nitro-Einsatz genießen zu können: Während eine höherklassige GeForce 4 TI alles mitmacht, hat die GeForce 3 auf einem anderen Testrechner in dieser Beziehung den Dienst verweigert.

Und wer sich von den Spiegeleffekten auf dem Asphalt irritiert fühlt, kann diese auch abschalten. Allerdings fallen einem dann doch die kleineren Grafikmankos auf, die erst durch zusätzliche Spielereien an der Grafikkarte wieder behoben werden können, so z.B. durch Hinzuschalten des anisotropen Filters.

Geschwindigkeit pur - allerdings nur mit entsprechender Hardware.

Rundes Akustikpaket

Zwar hat man sich an dem Soundtrack (u.a. von Rob Zombie und Rancid) nach einigen Hundert gefahrenen Kilometern satt gehört, was vor allem auf die recht eingeschränkte Musikauswahl zurückzuführen ist, doch passend sind die treibenden Beats allemal.

Die deutsche Sprachausgabe ist gut gelungen und sorgt immer wieder für Stimmung – insofern man die Zwischensequenzen und Kampfansagen der Konkurrenz nicht wegdrückt.

Bleiben noch die Soundeffekte. Die sind von gewohnt hoher EA-Qualität und sorgen während der Rennen für eine adäquate Untermalung der fahrerischen Aktionen. Die Unterschiede der einzelnen Fahrzeuge sind genauso gut zu hören wie die Veränderungen nach einem Motor-Upgrade.

Fazit

Auch auf dem PC ist NfS Underground schlicht und ergreifend ein klasse Arcade-Racer: Die verschiedenen Wettbewerbe (auch wenn das Stilpunkt-System den Kudos aus PGR ähnelt) sind motivierend, die Gegner-KI ist hart, aber fair und mit Fahrfehlern behaftet. Grafisch ist die nächtliche Raserei mit einigen Ruckel-Ausnahmen ebenfalls ein Sahnestückchen – eine entsprechend leistungsfähige Karte vorausgesetzt. Allerdings hat das Team leider vergessen, PC-taugliche Mehrspielerfähigkeit einzubauen. Dass der Online-Modus per Patch nachgereicht werden soll, ist ja schon übel genug Doch wieso gibt es keinen LAN-Modus? Der hätte Spielspaß in ungeahnte Höhen katapultiert. So bleibt vorerst nur der Einzelspielermodus im Gedächtnis haften. Und der kann sich –genau wie die Konsolenkollegen- den Award sichern – allerdings deutlich knapper. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass Multiplayer-Duelle schnellstmöglich nachgereicht werden. Denn was ist ein Rennspiel ohne vergleichende Rasereien gegen andere menschliche Fahrer?

Pro

höllische Geschwindigkeit
klasse Grafik
enorme Upgrade-Möglichkeiten
cooler Soundtrack
angenehmer und variabler Schwierigkeitsgrad
gut reagierende Steuerung
Stilpunkte schalten optischen Schnickschnack frei
Umfangreiche Auswahl lizenzierter Fahrzeuge
111
Aufgaben
Drag-Rennen
Drift-Wettbewerbe
20 lizenzierte Autos

Kontra

Ruckler
kein Schadensmodell
keine Wiederholungen
Strecken wiederholen sich auf Dauer
verdientes Geld prinzipiell wertlos
kein LAN-Modus
ohne entsprechende Hardware nicht alle Effekte
Online-Modus nur mit bislang noch nicht veröffentlichtem Patch

Wertung

PC

Bunt, spaßig und extrem rasant.

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