Splinter Cell: Pandora Tomorrow10.08.2004, Mathias Oertel
Splinter Cell: Pandora Tomorrow

Im Test:

Auf Xbox, PC und PS2 ist Sam Fisher bereits in sein zweites Splinter Cell-Abenteuer Pandora Tomorrow gezogen. Und mit einiger Verspätung sind nun auch die GameCube-User an der Reihe, sich durch den Schatten zu schleichen. Ist die Konvertierung geglückt? Mit welchen Zugeständnissen müssen die Würfel-Besitzer leben? Die Antworten findet ihr im Test.

Packend, aber plakativ

Dass bei einem Abenteuer im Clancy-Universum die Story eine große Rolle spielt, ist zwangsläufig. Vorangetrieben von guten CG-Videos und Cut-Scenes in Spielgrafik bekommt ihr eine spannende Geschichte mit zahlreichen Überraschungen präsentiert. Um allerdings die Vielschichtigkeit eines MGS2 oder gar dessen cineastische Wirkung zu erreichen, fehlt Pandora Tomorrow doch einiges. Filmreif? Zweifellos. Doch das "Gut-Böse-Schema" ist in Hollywood genau so facettenreich und abgegrast wie in der Softwarewelt.

Die Effekte sind nicht so schön wie auf der Xbox, wurden aber gut an den GameCube angepasst.
Und wen hat die Geschichte in "Die Stunde der Patrioten" wirklich vom Hocker gerissen? Eben! Spaß gemacht hat der Film trotzdem! Und genau in diese Kerbe schlägt auch Pandora Tomorrow: Plakativ, aber gut in Szene gesetzt!

Saubere Umsetzung

Pandora Tomorrow unterscheidet sich im spielerischen Kern nur unwesentlich vom ersten Sam Fisher-Abenteuer – das wird aber die wenigsten überraschen. Immer noch seid ihr damit beschäftigt, als Einzelkämpfer der NSA (National Security Agency) in Krisengebieten auf der ganzen Welt nur mit der Dunkelheit als Freund terroristische Aktivitäten einzudämmen und dabei so unauffällig wie möglich zu bleiben.

Und vom ersten Einsatz in Osttimor an kommt umgehend wieder das bekannte Gefühl nervenaufreibender Spannung auf, das man schon aus dem Vorgänger kennt. Doch alle Intensität kann nicht verschleiern, dass Sam Fisher für Einzelspieler nur wenig mehr als ein Update bietet: nach acht Missionen ist der Spaß leider vorbei. Das ist deutlich weniger als bei Sams Einsatz vor gut eineinhalb Jahren – zumal das Tutorial in die erste Mission integriert wurde.

Doch genau wie bei Xbox, PC und PS2 sorgen die spielerischen Detailverbesserungen dafür, dass Pandora Tomorrow auch auf dem GameCube dem "Update-Gespenst" weitestgehend entgehen kann.

Solo werden Stealth-Fans gut unterhalten - Fans von Multiplayer-Duellen müssen umsatteln, da das Feature nicht auf dem Würfel integriert wurde.
Neue Bewegungen, deren Einsatz auf das gut gelungene Leveldesign abgestimmt wurde, sorgen nicht nur bei Splinter Cell-Veteranen für Freude. Zusätzlich gibt es noch eine clever agierende KI, ein sauberes und intuitives Steuerungsschema sowie in vielen Punkten ein Abwenden der typischen Trial-and-Error-Mentalität, die Teil 1 von Anfang bis Ende gekennzeichnet. Vor allem in der Anfangsphase gibt es zahlreiche Situationen, in denen nicht nur ein einziger Weg zum Erfolg führt.

Leider wird dieses Vorhaben nicht konsequent durchgehalten, so dass in späteren Abschnitten wieder das altbekannte "So-und-nicht-anders" auf euch wartet.

Ein spielerischer Unterschied ist ein etwas gemäßigter Schwierigkeitsgrad. Das hängt jedoch weniger mit einem veränderten Game-Balancing zusammen, sondern beruht auf dem häufigeren Nachladen in den Abschnitten, das eine gestiegene Anzahl an Speicherpunkten zur Folge hat.

Nur solo, aber dafür GBA-kompatibel

Im Vergleich zu den bislang erschienenen Versionen gibt es für GameCube-User keine Möglichkeit, sich mit mehreren Spielern einem Räuber-und-Gendarm-Spielchen hinzugeben. Dafür allerdings wurde wie beim Vorgänger die von Nintendo viel beschworene GBA-Konnektivität eingebaut: Wer Lust hat, kann seinen GBA anschließen und damit auf eine erweiterte Opsat-Ansicht und erweiterte Kontrollmöglichkeiten zurückgreifen. So könnt ihr z.B. über den GBA Geschütztürme steuern und Wandminen deaktivieren.  

Weiterhin gibt es die Option, Interaktionen über das Handheld durchzuführen. Der Vorteil hierbei ist, dass ihr sowohl geduckt als auch mit Waffe in der Hand z.B. Computer bedienen könnt.

Doch so nett die GBA-Anbindung auch ist, bleibt sie nur ein schwacher Ersatz für den fehlenden Multiplayer-Modus.

Spannende Einsätze (mit einem exklusiven Abschnitt) und  eine ansprechende KI machen Pandora Tomorrow auch auf dem Cube spielenswert - wenn man die anderen Versionen nicht kennt.
Auch die Steuerung gestaltet sich nicht immer als geglückt. Zwar reagiert Sam prompt auf eure Pad-Eingaben, doch die Knöpfe sind teilweise unglücklich und unintuitiv belegt, so dass man in der Anfangsphase durchaus genau das Gegenteil von dem macht, was man eigentlich vorhatte.

Grafisch up-to-date?

Ein Blick zurück: beim Vorgänger waren die grafischen Unterschiede zwischen Xbox und GameCube teilweise dramatisch. Farbgebung, Texturen, Atmosphäre: alles wirkte beim ersten Splinter Cell auf dem Würfel etwas ärmlicher als auf der Xbox.

Davon ist bei Pandora Tomorrow kaum noch etwas zu spüren. Zwar finden Argusaugen immer noch im Detail kleinere Unterschiede wie z.B. nicht ganz so imposante Lichteffekte, doch wer nur flüchtig auf den Bildschirm schaut, könnte die Cube-Version ebenso wie den PS2-Bruder durchaus auch für die Xbox-Variante halten.

Doch selbst wenn Animationen und Spezialeffekte fast gleichauf mit der Microsoft-Konsole liegen, gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die Bildwiederholrate fällt zwar nie unter ein akzeptables Niveau, ist aber deutlich unsanfter als auf der Xbox.

Es gibt verringerte Lichteffekte, leichtes Tearing und kleinere Ruckler. Und trotzdem sieht die GameCube-Fassung klasse aus.
Auch das Tearing, das sich ab und an zeigt, ist nicht schön anzuschauen und drückt etwas die Atmosphäre. Dass die Texturen insgesamt zwar hochwertig sind, aber auch allesamt einen weichgezeichneten Look zeigen, gehört mittlerweile zum guten Ton auf dem Würfel und schadet dem Gesamteindruck nur wenig. Denn insgesamt hat die Grafikabteilung ganze Arbeit geleistet und das Spiel nahezu beispielhaft für die Nintendo-Konsole aufbereitet.

Gewohnt gute Lokalisierung

Angesichts der wahlweise auch englischen Sprachausgabe fällt auf, dass die deutsche Fassung fast schon erschreckend gewohnt gut ist. Die bekannten Sprecher wurden wieder engagiert und hauchen den Figuren wie schon im Vorgänger erstklassiges Leben ein – allen voran Martin Kessler (Synchronstimme von Nicolas Cage) als Sam Fisher.

Die sparsame Musikuntermalung sorgt immer wieder für den spannenden Kontrapunkt zur tödlichen Stille, die nur von Gesprächen und sauberen Soundeffekten unterbrochen wird. 

Fazit

Im Vergleich zu den anderen Fassungen zwar leicht verspätet, kann sich Sam Fisher auch auf dem GameCube sehen lassen und dürfte allen Fans von Stealth-Action gewaltige Freude bereiten - vorausgesetzt, man hat mit Sam noch nicht auf einem anderen System Bekanntschaft geschlossen. Spielerisch im Vergleich zu Xbox, PC und PS2 nahezu unverändert –wenn auch mit dem nützlichen GBA-Feature ergänzt- und damit nach drei Versionen auf anderen Systemen mittlerweile leicht angegraut, dürfte die Würfel-Besitzer in erster Linie interessieren, wie der Cube grafisch abschneidet. Hier können wir Entwarnung geben: die Unterschiede zwischen Xbox und GameCube sind natürlich genauso sichtbar wie zwischen PS2 und Xbox, doch die Grafikabteilung holt einiges aus dem Würfel raus, so dass abgesehen von leichtem Tearing hier und da und verringerten Lichteffekten kein Grund zur Klage besteht. Eine Kaufempfehlung können wir aber trotzdem nur allen Spielern aussprechen, die einzig und allein den GameCube zu Hause stehen haben. Denn GBA-Anbindung hin oder her – das Multiplayer-Erlebnis, das es auf allen anderen Plattformen gibt, kann dadurch nicht ersetzt werden.

Pro

gute Konvertierung
gute KI
schönes Leveldesign
gute Steuerung
GBA-Anbindung möglich
abwechslungsreiche Missionen
moderater Schwierigkeitsgrad
exklusive Dschungel-Mission

Kontra

keine Item-Aufnahme von Gegnern
recht kurze Spielzeit
kein Multiplayer-Modus
unglückliche Pad-Belegung

Wertung

GameCube

Sam is back! Und spricht vor allem die Mehrspieler-Fraktion an!

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