Disney Sports Basketball23.07.2003, Jörg Luibl
Disney Sports Basketball

Im Test:

Nach Disney Sports Fußball, das mit mageren 68 Prozent nicht gerade Begeisterung auslösen konnte, wagt sich Konami erneut an die kunterbunte Körperertüchtigung mit Mickey & Co. Diesmal sollen Freunde fetter Dunks und tödlicher Dreier auf ihre Kosten kommen. Arcade-Lust oder Frust - der Test gibt eine deutliche Antwort.

Disney-Court

Nach den ersten Minuten strömt dem Titel bereits aus allen Poren kunterbuntes Disneyflair: Schon das gelungene Intro überzeugt mit schönen Kamerafahrten, Zeitlupendunks und fiesen Tricks, was auf den ersten Blick adrenalinhaltigen Arcade-Spaß verspricht.

Auch die Auswahl der 3-on-3-Teams kann sich sehen lassen: Neben Micky, Minnie, Donald und Daisy führen auch Tick, Goofy, Maxi und Mortimer je zwei Freunde aufs Feld. Alle Teams zeichnen sich durch bestimmte Stärken und Schwächen in sechs Bereichen aus, darunter Zweier, Dreier, Steals und Dunks.

Ohne Fleiß kein Preis

Insgesamt könnt Ihr Euch in vier Spielmodi austoben: Entweder legt Ihr einfach ein schnelles Match hin, spielt eine ganze Saison, einen Cup oder das Training. Letzteres weist Euch in mehreren Stufen in die Steuerung ein und bietet nach dem durchgestylten Einstieg gleich den ersten Dämpfer: Anstatt einfache Übungen anzubieten, die man frei wählen kann, gibt`s ein Pflichtprogramm, das nur bei Erfolg die nächste Stufe freischaltet.

So kann schon beim ersten Wurf-Training Frust aufkommen, denn hier müsst Ihr eine Minute lang den Ball passen, während drei Gegner in Steal-Position lauern. Und das tun sie leider sehr effektiv, was einem vor allem nach 58 Sekunden und Dutzenden erfolgreichen Pässen wütend ins Pad beißen lässt. Hat man diese Tortur hinter sich, warten weitere Aufgaben wie Würfe und Blocks auf ihren geduldigen Meister.

__NEWCOL__Passen und fiebern!

Auch das Pass-System kann nicht überzeugen: Es setzt nicht auf direktes Spiel per Stickdruck, sondern auf Zuspiele, die durch die zwei mitlaufenden Y- und X-Buttons angezeigt werden. Das ist von Beginn an verwirrend. Und auch wenn man sich mit viel Übung daran gewöhnen kann, hätte man sich das Ganze -wie üblich- lieber als zusätzliche Option denn als Standard gewünscht.

Auf die Dauer laufen alle Spiele ohnehin gleich ab: Ohne irgendeine Taktik oder kluges Pass-Spiel rennt man zum Korb und versucht möglichst zu dunken, denn diese Aktionen sind fast immer erfolgreich. Täuschungen oder Fakes sind sowieso nicht möglich, obwohl gerade Arcade-Spiele mit solchen Feinheiten auftrumpfen könnten. Lediglich im Multiplayermodus mit bis zu vier Freunden kann kurzfristig Spaß aufkommen.

Zwar bringt die "Fieber"-Anzeige etwas Abwechslung, denn wenn sie voll ist, lassen sich Spezialdunks aus Donald & Co kitzeln, die noch mehr Punkte einbringen. Aber dieses System krankt daran, dass die Leiste bei jedem Korberfolg wächst und so dem ohnehin Führenden einen weiteren Vorsprung ermöglicht - gutes Balancing sieht anders aus.

Wo ist die Ballphysik?

Die Ballphysik ist ein Graus, denn von unberechenbaren Abprallern, spannenden Ringrollern oder Ähnlichem kann sie nur träumen - entweder man trifft sofort, oder es klatscht einmal auf den Ring oder es geht eben daneben. Dabei geht es manchmal derart unübersichtlich am Korb zu, dass man sich oft fragt, ob der Ball nun drin war oder nicht.

Aber nicht nur bei Würfen läuft es nach diesem wenig befriedigendem Schema: auch die Blocks landen meist auf dieselbe Art und Weise im Seitenaus, begleitet vom monotonen Beifall des Kommentatoren. Und die Würfe an sich dürften Basketballfans wenig verzücken, da alles automatisch abläuft, so dass richtiges Timing, sprich der Knopfdruck am höchsten Punkt, nicht nötig ist - dass Bälle reingehen, bleibt Glückssache.

Bunt, aber bockschwer!

So schnell, wie die Gegner freche Steals und tödliche Dreier hinlegen, kann man gar nicht schauen. Das wäre auf dem mittleren oder schweren Schwierigkeitsgrad sogar in Ordnung, aber auf der leichtesten Stufe ist das mehr als frustrierend. Erstens wird die jüngere Zielgruppe hier vergrault und zweitens hat man immer das Gefühl, dass die unbefriedigende Steuerung einen großen Anteil am Erfolg des Gegners hat.

Parade der Comicikonen

Die Disney-Figuren wurden sehr gut eingefangen und zeigen sich allen Fans in ihrer witzigen Comicpracht. Stadien und Texturen fügen sich ebenfalls gut in den kunterbunten Stil von Micky & Co ein, so dass optisch ein sehr harmonisches Gesamtbild entsteht.

__NEWCOL__Aber auch wenn sich die Grafik insgesamt sehen lassen kann und bei 60Hz flüssig läuft, bemerkt man auf den zweiten Blick, dass zu wenig Abwechslung und Feinschliff vor allem dem Animationsbereich schaden. Hier hätte man mit speziellen Dribblings, mehr Bewegungsvariationen und witzigen Gesten viel mehr rausholen können - so hat man sich viel zu schnell sattgesehen.

Wer optisch adrenalinhaltige Dunk-Action mit Donald & Co erwartet, wird schnell enttäuscht: Zwar gibt es einigermaßen gut in Szene gesetzte Monster-Dunks samt Feuerball und Kracherabschluss, aber unter dem Korb geht es eher fade und spielerisch wenig anspruchsvoll zur Sache. Blocks sehen immer gleich aus und vor allem fehlt es an Rebounds und Korbgerangel - beides fällt komplett unter den Tisch. Außerdem fehlen dynamische Kamerafahrten, die auch abseits von Spezialdunks das Korbgeschehen in den Mittelpunkt rücken.

Kommentare zum Abgewöhnen

Die Zuschauerkulisse brodelt irgendwo unauffällig im Hintergrund, dafür zeigen sich am Spielfeldrand immerhin bewegte Teammitglieder, die das Ganze auflockern. Die Kommentare geraten allerdings des Öfteren in eine nervige Endlosschleife ohne Abwechslung und drängen sich insgesamt zu sehr auf.

Und wenn plötzlich aus "einfachen" Würfen "gewaltige" gemacht werden und der Sprecher noch frech bekundet, wie viel Spaß das alles macht, fühlt man sich akustisch schon fast belästigt. Hier schafft auch die Hintergrundmusik keine Abhilfe, die mit ihren monotonen Beats schnell dem Lautstärkeregler zum Opfer fällt.

Fazit


Disney und Fußball war schon nicht berauschend, aber unter dem Korb enttäuscht Konami auf ganzer Linie: Trotz der zugkräftigen Lizenz und des witzigen Potenzials der Disney-Welt krankt der Basketballausflug an dilettantischen Gameplay-Schnitzern, die dem Spielspaß schnell die Grenzen aufzeigen. Man kann zwar schnell und unkompliziert loslegen, aber ebenso schnell nerven Pass- und Wurf-System, Ballphysik und Kommentare. Hinzu kommen wenig spektakuläre Animationen und viele optische Wiederholungen. Und wenn selbst ein Arcade-Aspirant mit Comicfiguren unter dem Korb kein Adrenalin entfachen kann, weil Rebounds und Blocks immer nach Schema F ablaufen, lodert das Basketballfeuer selbst bei eingefleischten Fans auf Sparflamme. Und die jüngere Zielgruppe wird nicht nur mit einem nervigen Pflicht-Tutorial, sondern auch mit einer gnadenlosen KI vergrault, die selbst auf der einfachsten Stufe Profi-Niveau erreicht. Daher kann man auch allen interessierten Kids und ambitionierten Junior-Nowitzkis nur ein Spiel empfehlen: NBA Street Vol.2!

Pro

<li>saubere Grafik</li><li>nette Spezialdunks</li><li>witziges Disney-Flair</li>

Kontra

<li>Zwangstutorial</li><li>blödes Pass-Feature</li><li>nervige Kommentare</li><li>kein Basketballfeeling</li><li>wenig Animationsvielfalt</li><li>viel zu eintöniges Gameplay</li><li>kontraproduktive Fieber-Leiste</li><li>frustrierender Schwierigkeitsgrad</li><li>schon erste Stufe für Kids zu schwer</li>

Wertung

GameCube

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