Mario Party 612.04.2005, Jörg Luibl
Mario Party 6

Im Test:

Donkey Kong hat bereits mit den Bongos begeistert, jetzt will der Klempner mit dem Mikro nachlegen: In Mario Party 6 (ab 110,86€ bei kaufen) kommt zum ersten Mal eine Spracherkennung zum Einsatz, die dem in die Jahre gekommenen Minispiel-Abenteuer frischen Schwung bringen soll. Kann die neue Hardware tatsächlich neuen Spielspaß entfachen?

Schlechter Funk

Peach. Was? P e a c h. Wie bitte? PEACH! Bitte wiederhole. Verdammt noch mal: PEACH! PEACH PEEEEACH! Meinst du vielleicht Luigi? Arrrrgh!

Nein, das ist kein Live-Mitschnitt einer Schreitherapie gegen chronische Pfirsich-Phobie, sondern ein ganz normales akustisches Frusterlebnis in Mario Party 6. Die Spracherkennung des beiliegenden Mikrofons funktioniert leider nicht einwandfrei, so dass man immer wieder Antworten oder Anweisungen wiederholen muss. Auch die lobenswerte Lautstärken-Sensibilisierung in den Optionen hilft nicht viel. Es kann zwar auch reibungslose Passagen geben, aber Aussetzer strapazieren zwischendurch immer wieder den Geduldsfaden.

Einer gibt Angriffsbefehle per Mikro, die anderen versuchen auszuweichen...ein böser Spaß!
Stressiges Familienspiel

Das ist auch deshalb eine Motivationsbremse, weil sich das kunterbunte Spiel mit all seinen Nintendo-Helden vor allem an Familien und Kinder richtet. Und gerade Letztere dürfen sich bei der Aussprache von Kommandos oder Antworten kaum tonale Abweichungen erlauben. Die ersten Versprecher bzw. nicht erkannten Lösungen mögen noch erheitern, aber wenn man drei mal laut und deutlich "Peach" sagt, sollte man keine Fehlermeldung bekommen bzw. gefragt werden, ob man eigentlich "Luigi" meinte. 

Zwar kann man Mario Party 6 zur Not auch komplett mit Controller spielen, aber dann ähnelt es dem Vorgänger wiederum wie ein Zwilling - und der ist mindestens genau so unterhaltsam und schon für unter 30 Euro zu haben. Dabei ist die Mikro-Idee gar nicht schlecht, denn das alte Brettspielgerüst litt an Alterskrankheit. Seit dem GameCube-Debüt von Mario Party 4 im Jahr 2002 hat sich quasi nicht viel getan. Bis zu vier Spieler kämpfen jährlich auf großen virtuellen Karten rundenbasiert um Gold, Power-Ups und Sterne: Mal einer gegen drei, mal alle gegen alle, mal zwei Teams gegeneinander.

Frische Sprechluft

Diesmal gibt es dank Akustikunterstützung nicht nur Pad-Geratter, sondern auch durchaus witziges Mikro-Gestotter: Immerhin lassen sich per Sprachbefehl z.B. die Waffen eines Mechs abfeuern, darunter Raketen, Laser, Bomben oder Flammen - allerdings nur, wenn das entsprechende Kommando rechtzeitig ins Mikro gesprochen wird. Es wird auch in einem Bingo-Quiz eingesetzt, das fundiertes Nintendo-Wissen abfragt bzw. zur stückweisen Heldenerkennung ruft. Ein Showmaster rechnet die Punkte nach jeder Frage zusammen, so dass ein wenig Jeopardy-Feeling aufkommt. Aber der Funke der Begeisterung will nicht so recht überspringen, denn bis auf ein, zwei Ausnahmen erinnert alles zu sehr an frühere Fassungen.

Es wird natürlich immer noch kräftig gewürfelt, gesammelt und gezockt: Im Mittelpunkt stehen Dutzende Minispiele, die mal Geschick und Übersicht, mal Schnelligkeit oder auch Köpfchen verlangen. Einsteiger und Kinder können zudem jedes Spiel vorher in Ruhe üben; die Hilfestellungen und Texte sind vorbildlich. Egal ob es im Splitscreen gegen die Zeit durch Stromfallengänge geht, im Marble-Madness-Stil durch Labyrinthe oder auf einem Floß mit Schmackes flussabwärts: auch Mario Party 6 bietet viel kurzweiligen Spaß für zwischendurch. Vor allem die Tag- und Nachtwechsel sowie die Kapseln sorgen für Abwechslung: Erstere ermöglichen z.B. alle drei Runden neue Wege, so dass man im Dunkeln vielleicht schneller zum nächsten Stern kommt als bei Tageslicht. Letztere bieten die altbekannten Überraschungen, wie z.B. mehrmaliges Würfeln, den Platztausch mit einem Spieler, direkte Sternenfeldlandung, gezielt Fallen stellen oder frech Münzen rauben.

Bonbonfarben, Pastelltöne - fehlen nur noch die optischen Leckerbissen.

Kunterbunte Kulisse

Leider bleibt auch der sechste Teil akustisch und grafisch weit unter dem, was der GameCube bieten könnte: alles ist kunterbunt, putzig gezeichnet, aber wenig berauschend. Die Kulisse steht zwar im Zeichen von Sonne und Mond, lockt mit luftigen oder winterlichen Schauplätzen, die alle drei Runden sogar einen Tag- und Nachtwechsel bieten, aber selbst an diesem dynamischen Motiv hat man sich schnell satt gesehen. Die Unterschiede zu Mario Party 5 sind minimal.

Wer sich nach einer hektischen Party mit Freunden nach Ruhe sehnt, kann auch den reinen Mikro- bzw. Minispiel-Modus starten, um kräftig zu üben. Daneben gibt es noch den Solo-Modus, in dem man alleine gegen Bowsers Schergen antritt; hier besteht der reiz allerdings alleine darin, dass man auf neuen Spielbrettern loslegen darf, die eine Wüste, eine Astro-Allee und einen vulkanischen Turm zeigen.

      

Fazit

Hoffentlich war das kein Vorgeschmack auf die japanische Revolution. Obwohl ich ein Freund innovativer Eingabegeräte bin und mit den Affen-Bongos jede Menge Spaß hatte, hat mir das Mikrofon den letzten Nerv geraubt: die Spracherkennung ist einfach nicht gut genug! Viel zu oft muss man Befehle oder Antworten wiederholen - das nervt. Vor allem, wenn man im Kreis der Familie mit Kindern loslegen will. Abseits der neuen akustischen Hardware findet man zudem sehr viel Altbekanntes, wenig berauschend Neues: Minispiele bis zum Abwinken, Musik für Fahrstuhlrocker sowie eine kunterbunte Kulisse ohne Highlights. Wer den Vorgänger besitzt, braucht diesen Teil nicht. Lediglich Party-Einsteiger ohne Kenntnis der Vorgänger könnten auf ihre kurzweiligen Kosten kommen. Schön ist, dass man das Spiel auch komplett mit Controller steuern kann - das Mikrofon ist nicht Pflicht.

Pro

gute Tutorials
75 neue Minispiele
neuer Mikrofoeinsatz
neuer Tag-& Nachtwechsel
bis zu vier Spieler gleichzeitig
witzige Familienunterhaltung

Kontra

altbekanntes Prinzip
üble Fahrstuhlmusik
viele bekannte Charaktere
grafisch nur Durchschnitt
nicht besser als Mario Party 5
Spracherkennung oft fehlerhaft

Wertung

GameCube

Witzig, unterhaltsam, aber nicht viel Neues. Und leider funktioniert die Spracherkennung nicht perfekt...

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